Leinepolder Salzderhelden, Geschiebesperre Hollenstedt und Northeimer Kiesteiche

Zwischen Einbeck und Northeim entlang der Leine reihen sich drei Beobachtungsgebiete aneinander, die ihre günstigen Habitatstrukturen mehr oder minder heftiger menschlicher Einwirkung und Betreuung verdanken. Überregional bekannt sind sie nicht nur wegen ihrer artenreichen Brutvogelwelt, sondern auch, weil immer wieder Seltenheiten beobachtet wurden, die Vogelbeobachter aus ganz Norddeutschland ins südliche Niedersachsen lockten. Alle drei hier besprochenen Gebiete sind zu allen Jahreszeiten interessant.

Leinepolder
Abb. 1: Den großen Beobachtungsdistanzen und der unwirtlichen Nachbarschaft von Bundesstraße, Autobahn und Bahntrassen zum Trotz: Die Leineniederung nördlich von Northeim gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Beobachtungsgebieten der Region. Im Leinepolder beobachtet man am besten vom Deich – und hat ein Spektiv dabei. Foto: Silvio Paul

Leinepolder Salzderhelden

Als Teil der Hochwasserschutzmaßnahmen nach den verheerenden Hochwassern der Leine bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts erfolgte ab dem Jahr 1972 die großflächige Eindeichung von insgesamt fünf Poldern zwischen Einbeck und Northeim, von denen vor allem die beiden nördlichsten (Polder I und II) vogelkundlich interessant sind.
Der Polder I grenzt dabei südlich an den Einbecker Ortsteil Salzderhelden und genießt als Wasservogelreservat, EU-Vogelschutz- und Naturschutzgebiet einen besonders hohen Schutzstatus. Zu den Schutzmaßnahmen zählt neben extensiver Grünlandnutzung auch ein Betretungsverbot für den gesamten Polder – das Beobachten ist nur von der Verdeichung erlaubt. Trotz allem gibt der Hochwasserschutz den Ton an, wenn es um Einstaumaßnahmen geht – oftmals mit Totalausfällen für bodenbrütende Vögel.
Im Leinepolder treffen mosaikartig verschiedene Lebensräume aufeinander, und genau das macht wohl den ornithologischen Reiz des Gebietes aus: Großseggenriede und größere Schilfflächen grenzen an extensiv bewirtschaftetes Feuchtgrünland, Hecken und Gräben lockern das Landschaftsbild zusätzlich auf. Das Gebiet wird zerschnitten von der Leine, die hier – einzigartig in der Region – in ihrem natürlichen Bett fließt und von natürlicher Ufervegetation begrenzt wird. Eine ehemalige Kiesgrube im Zentrum sowie ein kleiner Tümpel auf der Westseite des Polder I sind die einzigen permanenten Stillgewässer.
Brutvögel: Entsprechend abwechslungs- und artenreich gestaltet sich die Brutvogelwelt: Gebirgsstelzen besiedeln das Leinewehr in Salzderhelden, am Norddeich unmittelbar am Ortsrand brüten seit einigen Jahren Weißstörche und lassen sich bestens bei der Brut und Jungenaufzucht beobachten. Wachtel und Rebhuhn sind Brutvögel im Polder und den angrenzenden Gebieten. Die Grünlandparzellen beherbergen die vermutlich größte niedersächsische Population des Wachtelkönigs – die charakteristischen Rufe der Männchen können ab Mitte Mai am besten vom Norddeich verhört werden. Auch andere Rallen fühlen sich im Polder zu Hause, Bläss-, Teichhuhn und Wasserralle sind regelmäßige Brutvögel, auch das Tüpfelsumpfhuhn tritt als regelmäßiger Revierbesetzer in Erscheinung. Im Jahr 1995 gelang durch Fang der seltene Nachweis eines weiblichen Zwergsumpfhuhns. Aus den Jahren davor und danach lagen auch akustische Wahrnehmungen rufender Männchen dieser in Deutschland nur ausnahmsweise brütenden Rallenart vor. Kraniche werden mittlerweile alljährlich zur Brutzeit festgestellt, ein Brutnachweis steht jedoch noch aus. Auf den Feuchtgrünländern balzen auch Kiebitz und Bekassine, ihre Bestände folgen allerdings dem mitteleuropäischen Abwärtstrend. Neben den häufigeren Entenarten brüten im Polder Schnatter-, Krick, Knäk- und Löffelente. Für das Braunkehlchen stellt das Gebiet den einzigen regelmäßig besetzten regionalen Brutplatz dar. Steinschmätzer brüteten bisweilen entlang der Verwallung, nach der Entfernung der großen Steine auf dem Deich zugunsten eines monotonen Rasens ist dieses Vorkommen nun aber endgültig erloschen, und Steinschmätzer tauchen nur noch zur Zugzeit auf. Schafstelze, Neuntöter, Wiesenpieper, Schilf-, Teich- und Sumpfrohrsänger sowie Blaukehlchen und Feldschwirl hingegen sind regelmäßige Brutvögel und lassen sich – wie alle anderen Kleinvögel auch – am besten vom Norddeich vernehmen und manchmal auch beobachten. In den letzten Jahren konnten während der Brutzeit vermehrt singende Rohrschwirle vernommen werden, und auch für den Schlagschwirl existieren Nachweise. Die Nachtigall besetzt alljährlich mehrere Reviere am Bahnhof Salzderhelden, sie kann aber auch in anderen Gehölzen entlang des Deiches angetroffen werden.

Rotmilan
Abb. 2: Greifvögel lassen sich besonders im Polder II des Rückhaltebeckens beobachten. Die Rastzahlen von Rotmilan (siehe Foto), Mäusebussard, Turmfalke und Co. sind dabei abhängig vom Angebot an Kleinnagern. Nach Einstaumaßnahmen verschwinden deshalb auch häufig die gefiederten Prädatoren. Foto: Christoph Grüneberg

Zugzeit: Die Rastbestände durchziehender Vögel sind in hohem Maße abhängig von Einstaumaßnahmen während der Leinehochwasser im zeitigen Frühjahr (März): Steigt der Wasserstand, ergeben sich vor allem für Wasservögel interessante Rasthabitate. Enten, Gänse und Limikolen lassen sich dann auch in größeren Zahlen beobachten. Nach späten Einstaumaßnahmen zur Heimzugzeit (Mitte / Ende Mai) gelangen auch immer wieder seltenere Durchzügler wie Pfuhlschnepfe, Zwergstrandläufer, Kiebitzregenpfeifer, und Sanderling zur Beobachtung – aus solchen meist recht kurzen Perioden stammen auch Nachweise von Raritäten wie Sumpfläufer, Odinshühnchen, Teichwasserläufer, Doppelschnepfe, Steppenkiebitz und Stelzenläufer. Auch Trauer-, Weißbart- und Weißflügel-Seeschwalben sowie der Schwarzhalstaucher können sich einfinden. Kiebitze benötigen zur Rast hingegen nicht unbedingt überstautes Grünland, sie nutzen auch trockenere Flächen. Der Leinepolder stellt für sie den bedeutendsten regionalen Rastplatz dar, alljährlich werden auf dem Weg- (Oktober, November) und vor allem auf dem Heimzug (Februar, März) Trupps mit 1000 und mehr Vögeln beobachtet. Sie sollten genauer nach Goldregenpfeifern durchgemustert werden, die auf dem Zug gerne mit Kiebitzen vergesellschaftet sind. In zeitlicher Nähe zu den Kiebitzen ziehen auch Kraniche durch und nutzen das Gebiet regelmäßig mit kopfstarken Trupps zur Rast. Silberreiher sind mittlerweile in unserer wie auch in anderen Regionen keine Seltenheit mehr und werden nahezu ganzjährig beobachtet. Im Leinepolder wurden aber auch schon Seiden- und Purpurreiher gesehen. Besonders in guten Mäusejahren und wenn Kleinvögel in größeren Zahlen durchziehen, ist der Polder für Greifvögel interessant: Neben den gängigen heimischen Greifen wird er dann auch von selteneren Gästen aufgesucht. Merlin und Wiesenweihe können auftauchen, für die letztgenannte Art existiert auch ein Brutnachweis aus diesem oder einem angrenzenden Gebiet (1991). Zahlreiche Beobachter aus der ganzen Republik bestaunten im Jahr 2001 einen Schelladler – der erste und bisher einzige für die Region Südniedersachsen.
Winter: Auch im Winter ist der Leinepolder einen Ausflug wert: Er wird dann (genau wie die anderen hier noch besprochenen Gebiete der Leineaue) von zahlreichen Gänsen besucht: Zu den zahlenmäßig dominierenden Graugänsen gesellen sich dann regelmäßig Saat- und Blässgänse, seltener auch Weißwangen- und Kanada- sowie in den letzten Jahren auch Kurzschnabelgänse. Singschwäne gehören zu den regelmäßigen Überwinterern, wohingegen die Aufenthalte ihres kleineren Verwandten deutlich seltener und meist von kurzer Dauer sind. Raufußbussarde überwintern gelegentlich, aber – anders als in anderen Regionen – bei weitem nicht alljährlich. Fast alle Beobachtungen stammen aus der Leineniederung. Ein regelmäßiger Wintergast über den Grünlandflächen ist dagegen die Kornweihe. Überwinternde und rastende Greifvögel halten sich auch gerne auf den intensiver bewirtschafteten Grünlandparzellen des Polder II auf. Für den Raubwürger ist der Polder I ein regelmäßiger Überwinterungsplatz, er wurde dort mehrfach bei der Jagd auf überwinternde Bergpieper beobachtet. Im Spätherbst und Winter wurden auch Sumpfohreulen gesehen. Winterbeobachtungen des Silberreihers haben in den letzten Jahren spektakulär zugenommen – über 20 Individuen wurden in der Leineaue festgestellt.
Beobachtungstips: Wie bereits erwähnt gilt für den Polder I ein Betretungsverbot, und zwar nicht nur für uneinsichtige Hundebesitzer, sondern auch für interessierte Naturbeobachter. Das Beobachten wird dadurch – gelinde gesagt – nicht gerade erleichtert. Das Gebiet kann ausschließlich vom umschließenden Deich aus eingesehen werden, der Einsatz von Fernglas und vor allem Spektiv ist hier also unbedingte Voraussetzung. Bewährt haben sich hierbei der nördliche sowie der westliche Deich. Zwischen Immensen und Sülbeck wurde ein Beobachtungsturm errichtet, der allerdings nur Einblick in einen kleinen Teil des Gebietes gewährt, in dem sich zudem auch nicht unbedingt die interessantesten Flächen befinden. Wer mit dem Auto anreist, hat mehrere Parkmöglichkeiten – etwa am Bahnhof Salzderhelden, an der Parkbucht am nordwestlichen Ende des Deichs an der L 572 oder in Sülbeck. Der Leinepolder ist auch via Bahn vom Bahnhof Salzderhelden aus erreichbar. Wer sein Fahrrad mit der Bahn mitnimmt, kann den westlichen Deich bequem abradeln und dabei Beobachtungsstopps einlegen. Es besteht dann auch die Möglichkeit, die Geschiebesperre Hollenstedt und die Northeimer Kiesteiche anzufahren und in Northeim wieder in die Bahn zu steigen.

Geschiebesperre Hollenstedt

Ebenfalls als Hochwasserschutzmaßnahme wurde im Leinelauf bei Hollenstedt eine Geschiebesperre ausgebaggert. Das Flussbett wurde hier gezielt verbreitert, um durch die so verminderte Fließgeschwindigkeit dafür zu sorgen, dass sich Geröll und Sedimente („Geschiebe“) ablagern. Die entstandenen Flachwasserhabitate wirkten auf Wasservögel wie ein Magnet. Gleichzeitig entstand am Leineufer ein Auwald, der das Artenspektrum mehr und mehr verändert.
Brutvögel: Zu den Brutvögeln an der Geschiebesperre gehören heute Schnatterente, Zwergtaucher, Flussregenpfeifer, Eisvogel und Beutelmeise. Für den Waldwasserläufer liegen auch Brutzeitbeobachtungen vor. Die Nilgans reproduziert sich seit einigen Jahren erfolgreich an der Geschiebesperre und den angrenzenden Kiesteichen. Den namensgebenden Fluss haben „unsere“ Nilgänse aber mit Sicherheit nie zu Gesicht bekommen, sie stammen aus westeuropäischen Freilandpopulationen ursprünglicher Gefangenschaftsflüchtlinge und wanderten über die Niederlande nach Deutschland ein.
Zugzeit: Die Geschiebesperre galt noch vor wenigen Jahren als absoluter Hot Spot für durchziehende Limikolen. Hier gelangen unter anderem Beobachtungen von Doppelschnepfe, Grasläufer, Sumpfläufer und Odinshühnchen. Für Watvögel (und damit auch für ihre menschlichen Anhänger) hat das Gebiet allerdings erheblich an Attraktivität verloren, und zwar vor allem wegen der aufkommenden Gehölze an den Leineufern, die Prädatoren wie Habicht und Sperber als deckungsreiche Ansitzwarten für erfolgreiche Jagdflüge dienen. Vor allem bei niedrigen Wasserständen und freiliegenden Schlammbänken lassen sich aber trotzdem regelmäßig Strand- und Wasserläufer, Schnepfen, Regenpfeifer und Brachvögel zur Rast und Nahrungssuche nieder. Zwergmöwen, aber auch andere (Groß-)Möwenarten nutzen die Geschiebesperre gerne zur Rast. Von der Raubseeschwalbe existieren mehrere Nachweise, ebenso von Weißbart- und Weißflügel-Seeschwalbe. 155 an der Geschiebesperre im Einflugjahr 1997 beobachtete Individuen der letztgenannten Art werden wohl eine seltene Ausnahme bleiben. Auch für Reiher und Enten bieten sich zur Zugzeit geeignete Habitate. Schwarzstörche nutzen die Flachwasserbereiche im Sommer zur Nahrungssuche. Relativ regelmäßig werden Fischadler beobachtet. Weil die Leine offenbar als Leitlinie für durchziehende Vögel dient, lässt sich an der Geschiebesperre das Zuggeschehen an manchen Tagen hervorragend verfolgen.
Winter: Als Fließgewässer friert die Leine auch in kalten Wintern praktisch nie zu. Deshalb kommt es an der Geschiebesperre regelmäßig zu Konzentrationen von Wasservögeln: Dann tummeln sich hier überwinternde Gänse und Schwäne. Tauch- und vor allem Gründelenten (Pfeif-, Krick- und Stockente) und Blässhühner lassen sich auch in größeren Zahlen beobachten. Zwerg- und Gänsesäger ertauchen sich ebenso Nahrung wie Zwergtaucher. Waldwasserläufer haben in den vergangenen Jahren überwintert. Sie teilen sich dann ihren Lebensraum mit den viel unauffälligeren Bergpiepern, die häufig erst durch ihre Rufe auf sich aufmerksam machen. Auch Rohrdommeln haben hier mit wechselndem Erfolg versucht, die harte Jahreszeit zu überdauern. Zur winterlichen Folklore gehört mittlerweile auch hier der Silberreiher.

Geschiebesperre Hollenstedt
Abb. 3: Beobachten bequem möglich: Blick von der Beobachtungsplattform bei Hollenstedt. Foto: Nikola Vagt

Beobachtungstipps: Die Geschiebesperre Hollenstedt lässt sich komfortabel mit Fernglas und Spektiv von einer Beobachtungsplattform an der L572 einsehen. Für das Gebiet selbst gilt ein striktes Betretungsverbot. Wer mit dem Auto anreist, parkt entweder in Hollenstedt oder an der Haltebucht am Deich nördlich des Ortes – die Beobachtungsplattform ist dann mit einem kurzen Fußmarsch zu erreichen.

Kiesteiche Northeim

Bestehend aus insgesamt mehr als zehn Teichen schließen sich südöstlich an die Geschiebesperre die Northeimer Kiesteiche an. Alle Gewässer entstanden durch Kiesgewinnung, die aber an den meisten Teichen schon lange abgeschlossen ist. Eingerahmt und zerschnitten von gleich zwei heftig frequentierten Bahnlinien, einer Autobahn und einer Bundesstraße ist es fast schon ein Wunder, woher die Northeimer Kiesteiche ihre Attraktivität für Vögel beziehen – hier findet man vieles, aber sicherlich keine unberührte Natur oder himmlische Stille und Abgeschiedenheit! Während der nordwestlich der Autobahn gelegene Teil als Wasservogelreservat unter Naturschutz steht, wird südöstlich der Autobahn – vor allem am Großen Freizeitsee – noch gebaggert. Ornithologisch interessant sind beide Teilgebiete.
Brutvögel: An den Northeimer Kiesteichen brüten regelmäßig Haubentaucher, Grau- und Nilgans – zudem existiert hier eine kleinere Kolonie des Kormorans. Flussregenpfeifer nutzen kiesreiche Offenflächen als Brutplatz, während Uferschwalben seit einigen Jahren eine Brutkolonie an den Abbruchkanten des Großen Sees beziehen. Für die Beutelmeise stellt das Gebiet den regionalen Verbreitungsschwerpunkt dar: Sie brütet hier mit mehr als zehn Paaren. Auch mehrere Paare des Eisvogels schreiten jährlich zur Reproduktion.
Zugzeit: Zur Zugzeit lassen sich auf und über den Wasserflächen ab und an Zwergmöwen, Fluss-, Küsten-, Trauer- und seltener Zwergseeschwalben, aber auch Schwarzhals-, Rothals- und Zwergtaucher beobachten. Auch für die beiden selteneren Sumpfseeschwalben liegen Nachweise vor. Durchziehende Kleinvögel nutzen die umliegenden Ruderalflächen und Gehölze zur Rast und zur Nahrungssuche. Es lohnt sich, hier genauer hinzuschauen: In der Vergangenheit gelangen Beobachtungen von Seltenheiten wie Goldhähnchen- (2000) und Gelbbrauen-Laubsänger (2005).
Die interessanteste Zeit an den Northeimer Kiesteichen bricht an, wenn der Segler- und Badeverkehr am Großen Freizeitsee abebbt. Im Spätherbst und Frühwinter entwickelt er sich zum wichtigsten Anziehungspunkt des Gebiets. So hat man im November und Dezember die für unsere Region besten Möglichkeiten, Pracht-, Stern-, und Ohrentaucher sowie Berg-, Trauer-, Eider- und Samtenten zu Gesicht zu bekommen. Aus diesem Zeitraum liegen auch vereinzelte Nachweise der Schneeammer vor.

Kurzschnabelgänse
Abb. 4: Genaueres Hinsehen lohnt sich: In größeren Trupps rastender Gänse lassen sich ab und an auch seltenere Arten finden. Das Bild zeigt zwei Kurzschnabelgänse, die im Winter 2005/06 in der Umgebung der Geschiebesperre über mehrere Wochen gemeinsam mit Grau- und Saatgänsen beobachtet werden konnten. Foto: Christoph Grüneberg

Winter: Seetaucher und Meeresenten verlassen das Gebiet zumeist nach einigen Tagen wieder, für viele andere Arten bleibt es aber den ganzen Winter über attraktiv. Vor allem Tauchenten (Tafel-, Reiher- und Schellenten) sind hier in höheren Zahlen anzutreffen, auch Gänse-, Zwerg- (regelmäßig) und Mittelsäger (selten) bevölkern dann die Wasserflächen gemeinsam mit Blässhühnern und Haubentauchern. In den vergangenen Jahren unternahmen auch Rothalstaucher Überwinterungsversuche. Bergpieper lassen sich den ganzen Winter über beobachten. Rohrdommeln überwinterten an den Teichen des NSG nördlich der Autobahn.
Beobachtungstipps: Wer an den Northeimer Kiesteichen beobachtet, sollte entweder mit dem Fahrrad oder dem PKW unterwegs sein, da zwischen den einzelnen Teichen teilweise erhebliche Distanzen liegen. Die interessantesten Teiche lassen sich dann direkt anfahren. Der fischereiwirtschaftlich genutzte Teich nördlich des Weißen Budenwegs direkt an der B3 lässt sich bequem von der Straße einsehen. Fährt man den Weißen Budenweg in Richtung Westen, erblickt man rechterhand eine kleine Parkbucht. Dort befindet sich eine Beobachtungsplattform, die Einblick auf den nördlich gelegenen Teich gewährt. Auf der Verbindungsstraße von Hollenstedt nach Northeim wurde linkerhand eine Beobachtungswand errichtet, die von den Konstrukteuren vermutlich niemals auf ihre Praxistauglichkeit getestet wurde. Einen Blick auf den angrenzenden Teich erlaubt sie mehr schlecht als recht. Man sollte hier auf jeden Fall die Grünländer und Äcker auf der anderen Straßenseite im Auge behalten – vor allem nach Hochwässern bieten sich dort interessante Habitate für Watvögel, Enten, Gänse, Schwäne und Reiher. Kurz vor der Autobahn kann man auf dem kleinen LKW-Parkplatz rechts der Straße halten, um einen weiteren, unmittelbar angrenzenden kleineren Teich einzusehen. Der Große Freizeitsee ist frei zugänglich, das Beobachten somit problemlos möglich. Geparkt werden kann hier am öffentlichen Parkplatz auf der Nordseite oder an der Versorgungsstraße westlich des Sees. Neben dem Fernglas sollte man hier auch ein Spektiv zum Einsatz bringen, damit der junge Seetaucher am anderen Ufer nicht unbestimmt bleiben muss. Zur Vermeidung peinlicher Missverständnissen ist hier während der Sommermonate auf den sensiblen Umgang mit Fernglas und -rohr zu achten; der Einsatz von moderner, stark vergrößernder und hochauflösender Fernoptik kann sonst von leicht- oder unbekleideten Badegästen schnell fehlinterpretiert werden. sp

Übersichtskarte Northeim
Abb. 5: Übersichtskarte über die Leineniederung nördlich vom Northeim. 1 = Polder I des Hochwasserrückhaltebeckens; 2 = Polder II ; 3 = Geschiebesperre Hollenstedt; 4 = Northeimer Kiesteiche. P = Parkgelegenheiten; Rote Dreiecke kennzeichnen gute Beobachtungsmöglichkeiten und Beobachtungsplattformen. Die dick gestrichelte Linie markiert den Schutzdeich des Polders I – innerhalb des Deiches gilt ein Betretungsverbot! Der Bahnhof Salzderhelden befindet sich an der Parkplatzmarkierung in Salzderhelden

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