Winter adé – Ornithologischer Winterabschlussbericht 2006/07

Die sich fortsetzende milde Witterung im Winter 2006/2007 – von einigen wenigen Frosttagen einmal abgesehen – ließ die Überwinterungen der im letzten Bericht bereits genannten Langstreckenzieher erfolgreich verlaufen.

Die beiden Weißstörche und der Flussuferläufer konnten durchgehend bis Ende März an der Geschiebesperre Hollenstedt und im Leinepolder Salzderhelden beobachtet werden. Einer der Weißstörche entstammte allerdings dem Schweizer Wiederansiedlungsprojekt mit Vögeln, denen der Zugtrieb systematisch abgewöhnt wurde. Er hatte 2006 im nahegelegenen Gronau/Leine einen Brutversuch unternommen.

Von der Mönchsgrasmücke liegen weitere drei und von der Singdrossel eine weitere Winterbeobachtung vor. Sommergoldhähnchen scheinen in bisher nie beobachteter Zahl ausgeharrt zu haben, denn bereits am 22. Februar sangen allein entlang der Hesse-Straße im Reinhäuser Wald fünf Männchen. Ansonsten wurden frühe Erstbeobachtungen anderer Teil- und Mittelstreckenzieher (z.B. Bachstelze, Hausrotschwanz, Zilpzalp, Heckenbraunelle und Girlitz) über das aus den Vorjahren bekannte Maß hinaus nicht registriert.

Aus dem langjährigen Rahmen fielen ca. 150 Rotdrosseln, die im Göttinger Stadtgebiet den Winter verbrachten.

An echten Highlights mangelt es bislang noch. Abgesehen von dem vorjährigen Seeadler im Seeanger sind noch ein männliches Schwarzkehlchen an einem Blühstreifen unweit der Kiesgrube Reinshof am 7.3. und ein weibliches an derselben Stelle zwei Tage später erwähnenswert.

Eine Zwergschnepfe am 6.3. im Flüthegraben nahe dem Göttinger Kiessee stellte einen lokalen Erstnachweis dar.

An der Langen Bahn im Bramwald balzt seit Mitte März ein Sperlingskauz. Dort besteht aktuell auch die Möglichkeit, balzende Waldschnepfen zu sehen, die sich über den vom Orkan „Kyrill“ geworfenen Schneisen sichtlich wohlfühlen.

Seidenschwänze waren mit einzelnen Trupps von bis zu 80 Vögeln im Stadtgebiet unterwegs und traten ab der letzten Märzdekade noch einmal verstärkt auf. Am Stadtwall beim Cheltenham-Park wurden am 22.3. maximal 210 Mistelfresser wahrgenommen.

Wenigstens etwas winterliches Weiß brachten neben den bis zu 80 eifrig kotenden Kormoranen am Göttinger Kiessee bis zu 54 Silberreiher im Leinepolder Salzderhelden in die Region, die ab Anfang März für die letztere Art einen neuen regionalen Rast-Höchstbestand anzeigten.

Der Vogelfrühling gestaltet sich aktuell nicht gerade berauschend. Die Entenzahlen sind, bis auf Krickente, immer noch recht gering, Mönchsgrasmücke und Zilpzalp trudeln eher gemächlich ein und vom Fitis liegt bis dato noch kein Nachweis vor.

Immerhin kam Ende März etwas Bewegung in die Vogelwelt: Zwei Stelzenläufer im Seeanger (zweiter Nachweis für die Region) und 29 rastende Schwarzhalstaucher auf dem Seeburger See (neue Höchstsumme für die Art) ließen den Monat ausklingen und machen Hoffnung auf einen ereignisreichen April.

C. Grüneberg