Der Waldlaubsänger – ein Vogel schwirrt (ab)

Abb. 1: Waldlaubsänger. Foto: M. Siebner

Waldvögel werden in der regionalen Avifaunistik eher stiefmütterlich behandelt. Dies betrifft auch den Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix, Abk. WLS), der ein Vogel des Waldesinneren ist und am besten durch seinen schwirrenden Gesang, der an eine fallende Münze erinnert, entdeckt werden kann. Über Verbreitung, Häufigkeit und Lebensraumansprüche ist immer noch wenig bekannt. Da traf es sich gut, dass schweizer Ornithologen diesem Vogel ihre Aufmerksamkeit gewidmet haben und interessante Ergebnisse erarbeiten konnten. Dies wiederum nahmen Vogelkundler des Arbeitskreises Göttinger Ornithologen (AGO) zum Anlass, ähnlichen Fragestellungen nachzugehen.
Wenn die Waldlaubsänger aus ihren Überwinterungsgebieten im äquatorialen Regenwaldgürtel und den anschließenden Feuchtsavannen im April bis Mai bei uns eintreffen, kann man den Gesang nicht nur in den Brutgebieten vernehmen. Singende Männchen sind dann z.B. am Göttinger Kiessee oder ausnahmsweise sogar aus dem Schilf im Polder Salzderhelden (2005) zu hören. Aber auch in den Wäldern werden Gesangsreviere häufig nur für kurze Zeit bezogen.

Der überregionale Bestandstrend der Art ist seit Jahren negativ. Für Niedersachsen wurde für die Jahre 1989 bis 2010 eine jährliche prozentuale Abnahme von 3,7% ermittelt (Krüger et al., 2014). 2017 hat sich der Bestand auf niedrigem Niveau nur stabilisiert und das trotz einer Zunahme anderer im östlichen bzw. tropischen Afrika überwinternder Langstreckenzieher wie Klappergrasmücke, Gartengrasmücke und Mehlschwalbe im Vergleich zum Vorjahr (Mitschke, 2019).

Methode

Die Erfassung dieser Vogelart erfolgte relativ spät, um heim- und weiterziehende Vögel nicht mit zu erfassen, mindestens bei zwei Begehungen, Mitte Mai und Anfang Juni, im Abstand von mindestens sieben Tagen. Kartiert wurden singende Männchen, daneben mit klagenden Flötentönen warnende sowie Nistmaterial und Futter tragende Altvögel.

Abb. 2: Übersicht über die Kartierstrecken rund um Göttingen. Quelle: Google maps

Von entscheidender Bedeutung bei den Begehungen war die Erhebung von Habitatparametern in besetzten Revieren wie die Zusammensetzung der Baumarten, das Alter der Bäume, Anteil an Jungwuchs sowie der mittlere Abstand der Bäume. Weiterhin sollten der Kronenschluss sowie die Bodenbedeckung in den Revieren und auch den Nicht-Revieren notiert werden, ebenso wie das Auftreten von Mäusen und anderen Prädatoren.

Ergebnisse

In der Lieth bei Lenglern konnte in diesem Jahr kein Revier ausgemacht werden. In diesem nur ca. 200 m über dem Meeresspiegel gelegenen Waldstück war der Waldlaubsänger in früheren Jahren regelmäßiger Brutvogel. Viele Waldgebiete der Region sind höher gelegen. Zudem scheint sich in der Lieth die allgemeine Euthrophierung in Gestalt der Verdichtung der bodennahen Vegetation besonders bemerkbar zu machen. Auch die schweizer Ergebnisse konnten eine vergleichsweise niedrigere Besiedelung in tiefergelegenen Gebieten dokumentieren.
Mit Abstand die meisten Waldlaubsänger, nämlich 13 Vögel, konnten im Friedwald und im Wald südlich der Plesse-Burg bei Bovenden angetroffen werden. Von dort liegt auch ein Nestfund mit Jungvögeln vor. An der langgezogenen und mit bis zu 400 m ü. NN ähnlich hoch gelegenen Strecke entlang der Billinghäuser Schlucht und Plessestraße im Plessforst fanden sich immerhin vier und im stadtnahen Untersuchungsgebiet Plessforst West drei revieranzeigende Vögel.
Am Hainberg nahe Herberhausen machten vier Männchen zur Brutzeit auf sich aufmerksam. Rund um das Kerstlingeröder Feld konnten sechs Waldlaubsängerreviere ausgemacht werden, wobei eines im Untersuchungsgebiet an der ehemaligen Panzerstraße gelegen war. In den Jahren seit 2000 konnten an dem ehemaligen Truppenübungsplatz jeweils nur einzelne Vögel nachgewiesen werden. Auf der Strecke Panzerstraße-Hainholzhof-Schillerwiesen gab es bis auf das oben erwähnte Männchen keinen Nachweis. Aus diesem Bereich liegen aus der Vergangenheit viele dokumentierte Revierbesetzungen vor, darunter maximal 12 singende Männchen allein zwischen Hainholzhof und Schillerwiese am 25.5.1997. In anderen Jahren ließen sich nur 4-5 Vögel verhören, was auf die typischen Bestandsschwankungen zurückgeführt werden kann. Das weiträumige Fehlen kann hier nicht nur mit Euthrophierungsprozessen sondern auch mit dem naturnahen Waldbau erklärt werden, der zu starkem Jungwuchs und einer allgemeinen Verdichtung der Vegetation führt.
Im Wald um Bettenrode kam es in diesem Jahr zu keinem Nachweis. Ebenso still war es auf der Hesse-Straße im Reinhäuser Wald. Von diesem Gebiet sind in der Vergangenheit alljährliche Revierbesetzungen gemeldet worden, bis zu 16 Ende Mai 1998. Im Jahr 2007 wurden dort noch immerhin bis zu sechs Reviere kartiert. Bei einer geplanten Wiederauflage der Kartierung sollte deshalb dieses Gebiet auch auf evt. Veränderungen hin angeschaut werden.
Am Käseberg-Brackenberg zwischen Meensen und Wiershausen sowie in der Lieth bei Meensen schließlich waren immerhin acht Waldlaubsänger aktiv.

Waldlaubsänger - MSiebner
Abb. 3: Singendes Waldlaubsänger-Männchen. Foto: M. Siebner

Geeignete Habitatstrukturen

Die meisten Waldlaubsänger konnten, wie gesagt, südlich der Plesse und im sogenannten Friedwald gefunden werden: Dieses Gebiet ist charakterisiert als ein Wald mit unterschiedlich alten Baumbeständen (entstanden offensichtlich durch Femelschlag). Durch diese Wirtschaftsweise ist der Kronenschluss praktisch in allen Revieren mit über 70% dicht, was den Habitatansprüchen dieser Dunkelwaldart entgegenkommt.

Abb. 4: Kronenschluss im Göttinger Stadtwald. Foto: J. Kirchner

Das Alter der Bäume schien keine maßgebliche Rolle zu spielen. Auf der Strecke im Plessforst gibt es keine ausgeprägten Altbuchenbestände mit mehr als 100-jährigen Bäumen. In den Bereichen, wo Eiben gehegt werden, wurden keine singenden Waldlaubsänger festgestellt. Die Reviere verteilten sich wie auch bei den anderen Kartierstrecken auf Plateau- und Hanglagen, wobei Hanglagen (acht Reviere von insgesamt dreizehn) bevorzugt wurden. In Hanglagen spielt wahrscheinlich auch die Euthrophierung eine geringere Rolle, weil düngende Niederschläge schneller ablaufen können als anderswo. Das Areal um den Friedwald wird nicht forstwirtschaftlich genutzt. Der Kronenschluss war hier fast vollständig.

Abb. 5: Friedwald mit der höchsten Waldlaubsängerdichte. Foto: M. Siebner

Der Plessforst weiter südlich ist ebenfalls charakterisiert durch kalkigen Boden mit Hängen und Höhenlagen bis zu 400 m über dem Meeresspiegel. Der Baumbestand ist von Rotbuchen dominiert und bildet ein Mosaik aus verschiedenen Altersklassen und Beschattungsgraden. Die Bodenvegetation in den eher beschatteten Bereichen war unter anderem durch Bärlauch, Waldmeister und Waldgerste bestimmt. In anderen Revieren fand sich auch Efeu als Bodenbewuchs. Die Bodenbedeckung war in den meisten Fällen 20-40%, konnte aber bis auf ca. 70% hochgehen.

Abb. 6: Bodenbedeckung unter einer Singwarte. Foto: S. Paul

Akzeptiert werden auch Bereiche mit wenig Totholz aber ohne weitere Vegetation. Im Bereich von Totholz und Efeu als Bodenbedeckung konnte an der Plesse ein Bodennest gefunden werden.

Abb. 7: Totholz im Waldlaubsängerrevier (Lieth bei Meensen). Foto: J. Weiss
Abb. 8: Verstecktes Bodennest. Foto: M. Georg

Alter und Abstand der Bäume, in unserer Region meistens Rotbuchen, variierten sehr stark. Waldlaubsänger waren in Bereichen mit Stangenholz bis zu ca. 100 Jahren alten Bäumen zu finden. All dies deutet, in Übereinstimmung mit den schweizer Ergebnissen darauf hin, dass dem Ausmaß der Bodenbedeckung eine entscheidende Rolle bei der Habitatwahl zukommt.

Abb. 9: WLS-Revier südlich der Plesse-Burg. Foto: M. Siebner
Abb. 10: Revier am Göttinger Hainberg. Foto: S. Paul
Abb. 11: Revier in der Billingshäuser Schlucht. Foto: M. Georg
Abb. 12: Revier in der Nähe der Plesse. Foto: M. Siebner

Nicht geeignete Habitatstrukturen

Um die Habitatansprüche der Art zu verstehen, wurden auch die Gebiete ohne Waldlaubsänger unter die Lupe genommen. Als nicht geeignet erwiesen sich Habitate mit starker Naturverjüngung. Diese entstehen u.a. bei einer Waldbewirtschaftung nach der Schirmschlag-Methode. Durch gleichmäßige Auflichtung kommt es zu einer großflächigen Verjüngung des Waldes. Waldlaubsänger meiden offensichtlich solche Flächen (siehe hierzu auch unter Waldlaubsänger). Die folgenden Fotos von nicht geeigneten Habitaten zeigen insgesamt sehr viel grün:

Abb. 13: Naturverjüngung südlich der Plesse. Foto: M. Siebner
Abb. 14: Kein Waldlaubsänger in der Lieth bei Lenglern. Foto: K. Stey
Abb. 15: Und auch kein Waldlaubsänger. Foto: K. Stey
Abb. 16: Ungeeignetes Habitat an der Billingshäuser Schlucht. Foto: M. Georg

Andere Faktoren für Revierbesetzungen

Nicht auf allen Zählstrecken konnten Waldlaubsänger nachgewiesen werden und das obwohl augenscheinlich geeignete Habitate dabei waren mit nur leichter Bodenbedeckung und fast vollständigem Kronenschluss. Hier könnten andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, darunter das Fehlen geeigneter Singwarten in Gestalt waagerecht verlaufender Äste, die ein obligatorisches Habitatrequisit darstellen.

Singwarte - MSiebenr
Abb. 17: Buchenast als Singwarte. Foto: M. Siebner

Darüber hinaus kann man sich fragen wie groß der Einfluss durch menschliche Störungen ist: Immerhin war der Friedwald im Plessforst das Gebiet mit den höchsten Dichten, obwohl man davon ausgehen kann, dass das Gebiet wesentlich häufiger frequentiert wird als ein Wirtschaftswald. Hier sind häufiger Besucher und manchmal auch ganze Beisetzungsgesellschaften anzutreffen, ein großer Parkplatz liegt direkt in der Nähe. Eine der Singwarten lag unmittelbar über einem Weg. Der singende Vogel ließ sich aber überhaupt nicht von unter ihm durchgehenden Passanten stören. Andererseits konnten rund um Bettenrode keine WLS nachgewiesen werden. Dieses einsame Waldstück zeigt an vielen Stellen ungeeignete Habitate mit extrem dichter Buchenverjüngung oder düsterem Fichtenforst. Allerdings sehen die Waldflächen, insbesondere am Großen Knüll und im Bereich der Gleichen, durchaus vielversprechend aus. Vielleicht wurden diese 2019 jedoch nicht besetzt, weil überall viel Holz eingeschlagen wurde und das teilweise bis in den April hinein.

Abb. 18: Abholzungen bei Bettenrode. Foto: S. Racky

Weiterhin ist bekannt, dass Prädation eine große Rolle bei der Habitatwahl der Vögel spielt. Deshalb kommt es über die Jahre mit schwankender Prädationsdichte und einer sehr geringen Standortstreue zu starken Schwankungen in der Brutpopulation. Dabei spielt das Vorkommen von Mäusen für diesen bodenbrütenden Singvogel eine wichtige Rolle. Versuche wiederum in der Schweiz, bei denen Waldlaubsängern die Lautäußerungen von Mäusen mit Hilfe einer Klangattrappe vorgespielt wurden, führten zu fluchtartigem Verhalten der Vögel. Das heißt, dass sie in Jahren mit hoher Mäusedichte garnicht erst zur Brut schreiten. Mäuse treten nur ausnahmsweise als Nestplünderer auf, ziehen aber andere Beutegreifer an, die auch Gelege und Jungvögel besonders von Bodenbrütern nicht verschmähen. 2019 war wohl kein ausgesprochenes Gradationsjahr für Waldmäuse. Offenlandmäuse gab es aber recht häufig, was sich auch am guten Bruterfolg von Turmfalk, Waldkauz und Waldohreule in der Region ablesen lässt. Bei vielen Begehungen wurden Mäuse angetroffen, jedoch weniger in den Höhenlagen auf 400 m ü NN. Ob ein Zusammenhang zwischen der niedrigen Lage von nur rund 200 m über dem Meeresspiegel und der Abwesenheit von WLS in der Lieth bei Lenglern besteht, bleibt immerhin eine mögliche Erklärung. Im Plessforst wurde außerdem beobachtet, dass mit fortschreitender Jahreszeit die Anzahl der Mäuse zunahm, deren Verbreitung aber dennoch nicht flächendeckend war.

Abb. 19: Rötelmaus. Foto: S. Paul

Neben den kleinen Nagern zeigte sich in der Lieth bei Lenglern ein Rotfuchs. Dort sind Wildschweine besonders häufig, deren negativer Einfluss auf den Bruterfolg von Bodenbrütern nicht gering sein dürfte. Eichelhäher, ebenfalls Nesträuber, waren insgesamt weit verbreitet. Andere Prädatoren wie Marder, Dachs oder Waldkauz sind bei Begehungen am Tage praktisch nicht zu erfassen.

Zusammenfassung

Fast vollständiger Kronenschluss und eine lückige oder spärliche Bodenbedeckung sind Voraussetzungen für eine Revierbesetzung von Waldlaubsängern. Hier spielt die Waldwirtschaftsmethode eine wichtige Rolle. Wenn die Vögel im Frühjahr von ihrer weiten Reise in unsere Gefilde zurückkehren, ein unbesetztes Revier suchen und anfangen zu singen, müssen sie innerhalb kurzer Zeit herausfinden, ob das Revier für eine Brut geeignet ist. Kommt es in dieser Zeit zu Störungen z.B. durch Waldarbeiten oder scheint die Eignung des Brutplatzes aufgrund von Prädation nicht gegeben, zeigen Waldlaubsänger eine sehr geringe Brutplatztreue und schwirren einfach wieder ab. Sie suchen dann woanders ihr Glück.
Um jährliche Schwankungen zu berücksichtigen, sollte die Untersuchung für mindestens zwei Jahre weitergeführt werden. Dann könnten z.B. auch Fragestellungen bezüglich der Fragmentierung oder Veränderung der Flächen angeschaut werden.

Fortsetzung folgt – hoffentlich!

Mathias Siebner

Dank geht an folgende Kartierer Béla Bartsch, Hans Heinrich Dörrie, Malte Georg, Ole Henning, Jan Kirchner, Silvio Paul, Severin Racky, Mareike Schneider, Mathias Siebner, Kim Stey und Jo Weiss und besonderer Dank nochmal an Béla Bartsch für die Eingabe der Daten ins GIS (Geographic Information System).

Literatur

Bauer, H.-G., Bezzel, E. & W. Fiedler (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeres – Sperlingsvögel. Aula-Verlag, Wiebelsheim

Dörrie, H. (2009): Göttingens gefiederte Mitbürger. Streifzüge durch die Vogelwelt einer kleinen Großstadt. Göttinger Tageblatt Buchverlag. Göttingen

Dörrie, H. (2010): Anmerkungen zur Vogelwelt des Leinetals in Süd-Niedersachsen und einiger angrenzender Gebiete 1980-1998. Kommentierte Artenliste. 3., korrigierte Fassung im pdf-Format.

Gedeon, K. et al. (2014): Atlas Deutscher Brutvogelarten. Stiftung Vogelmonitoring und Dachverband Deutscher Avifaunisten. Hohenstein-Ernstthal und Münster

Glutz von Blotzheim, U.N. & K.M. Bauer (1991): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 12/II. Aula-Verlag. Wiesbaden

Grendelmeier, A. (2011): The enigmatic decline of the Wood Warbler Phylloscopus sibilatrix: nest predation and habitat characteristics. Master Thesis – Universität Bern

Krüger, T., J. Ludwig, S. Pfützke & H. Zang (2014): Atlas der Brutvögel in Niedersachsen und Bremen 2005-2008. Naturschutz Landschaftspfl. Niedersachsen, H. 47. Hannover

Mitschke, A. (2019): Bestandsentwicklung häufiger Brutvögel in Niedersachsen und Bremen, Jahresbericht für 2017

Payer, M.: Materialien zur Forstwissenschaft. Kapitel 4: Waldbau und Forst., Fassung vom 28. Januar 1998, URLs: Schirmschlag und Femelschlag

Pasinelli, G., A. Grendelmeier, M. Gerber & R. Arlettaz (2016): Rodent-avoidance, topography and forest structure shape territory selection of a forest bird.

Südbeck, P., Andretzke, H., Fischer, S., Gedeon, K., Schröder, K., Schikore, T. & C. Sudfeldt (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Eigenverlag, Radolfzell

Arbeitskreis Göttinger Ornithologen (2001 bis 2010): Naturkundliche Berichte zur Fauna und Flora in Süd-Niedersachsen, Herausg. Dörrie, H.-H. und Heitkamp, U.

Quelle der Karten: Google maps

Waldlaubsänger - MSiebner
Abb. 20: Waldlaubsänger am Friedwald. Foto: M. Siebner

Nachruf: Jan Kirchner (1967 – 2020)

Am 1. Februar 2020 ist unser Mitarbeiter Jan Kirchner gestorben. Er erlag nach einer grippebedingten Herzmuskelentzündung einem Herzstillstand. Jan wurde nur 53 Jahre alt. Sein plötzlicher Tod hat uns alle geschockt. Jan war zehn Jahre als Vogelbeobachter in Göttingen aktiv. Er war Stammgast bei naturkundlichen Exkursionen und hat bei der Erfassung von Beobachtungen in unserer Datenbank ornitho.de mitgearbeitet. Auch an der Kartierung des Waldlaubsängers im Frühjahr 2019 hat er sich beteiligt und eine Zählstrecke im Göttinger Stadtwald übernommen. Im Rahmen der erfolgreichen Kampagne gegen einen Golfplatz an der ehemaligen Bauschuttdeponie Göttingen-Geismar im Jahr 2015 koordinierte er die Aktivitäten auf der Homepage der Golfplatzgegner.
Jan war kein Vogelfreund mit Scheuklappen. Sein Interesse galt vielen naturwissenschaftlichen Fragestellungen, zu denen er sich, gestützt auf eine umfassende Lektüre, ein ergiebiges Wissen erarbeiten konnte. Einigen Aspekten der „Energiewende“ stand er kritisch gegenüber. Wie viele fundierte Gespräche hätte man mit ihm noch führen können…
Tröstlich ist allenfalls, dass sein Sohn David in seine Fußstapfen getreten ist. Auch er interessiert sich für alles, was kreucht und fleucht. Ihm und seiner Mutter Silke gilt unser ganzes Mitgefühl. Jan wird im kleinsten Kreis auf dem Waldfriedhof an der Plesse beigesetzt. Er wird dort von Waldlaubsängern umgeben sein, nach denen er auf seiner Zählstrecke vergeblich gesucht hat. Wir werden ihn nicht vergessen.

Für den Arbeitskreis Göttinger Ornithologen: Hans H. Dörrie und Mathias Siebner

Jan Kirchner
Jan Kirchner