Nass, nasser, Südniedersachsen – späte Brutzeit und Wegzug 2023

Die Temperaturen im Juli und August erreichten jeweils im Mittel milde 18°C und lagen damit ca. 1°C über dem langjährigen Mittel von 1961-1990, entsprachen aber gleichzeitig dem Mittelwert der letzten 30 Jahre (1991-2020). Sonnenschein gab es in beiden Monaten in durchschnittlicher Menge und auch über fehlende Niederschläge durfte sich niemand beschweren. Vielmehr kennzeichneten den Sommer üppige Regenfälle und auch kleinere Bäche führten durchgehend Wasser, einzig der September war etwas trockener und erreichte eine Regenmenge von 58 % des langjährigen Mittels. Der Monat war gleichzeitig etwa 3°C wärmer als „normal”, was auch auf den Oktober zutrifft. Zur Freude von Mais- und Kartoffelbauern glänzte der September außerdem mit 240 Sonnenstunden, was 182 % des langjährigen Mittelwerts entspricht. Damit hatte es sich dann aber auch weitgehend ausgestrahlt: Oktober und November erreichten mit 76 bzw. 29 Sonnenstunden nur 75 bzw. 58 % des Üblichen. Stattdessen folgten nun wind- und regenreiche Wochen, wie es sich für einen mitteleuropäischen Herbst eben gehört. Die Menge an Nass übertraf allerdings alle Erwartungen: In beiden Monaten fiel jeweils fast 100 Liter/m² Regen, was etwa der doppelten Menge des langjährigen Mittels entspricht! Eine erste Kälteperiode erreichte Norddeutschland schließlich in den letzten Novembertagen und brachte etwas Schnee und Eis, was Dynamik im Zuggeschehen verursachte und Südniedersachsen in kurzer Zeit so manche Kälteflüchter bescherte. (Quelle der Wetterdaten für Göttingen: WetterKontor 2023)

Unseren Brutvögeln dürfte dem erfolgreichen Abschließen der Brutsaison eigentlich nichts im Wege gestanden haben. Vor dem Hintergrund der zahlreichen hierbei wirkenden Prozesse, von denen das menschliche Auge überhaupt nur einen Bruchteil wahrzunehmen imstande ist, dient dieses Statement allerdings mehr als Ausdruck von Optimismus. Angesichts der überaus zahlreichen Herausforderungen, mit denen unsere kleinen federtragenden Lieblinge heutzutage konfrontiert werden, steht für den Kreis ihrer menschlichen Freunde und Schützer das Bewahren von Optimismus an erster Stelle.
Passend dazu ein aktueller, kleiner Hoffnungsschimmer in Sachen Vogel- und Naturschutz: Mit dem kommenden „EU-Renaturierungsgesetz“ zur Wiederherstellung der Natur (EU Nature Restoration Law) würden EU-Mitgliedstaaten verpflichtet werden, bis 2030 auf 20 % der Land- und Meeresfläche einen guten ökologischen Zustand wiederherzustellen sowie 90 % der geschädigten Habitate bis 2050. Als Indikatoren sollen beispielsweise Feldvogel- und Schmetterlingspopulationen dienen. Ob die zunächst als großen Erfolg gefeierte Zustimmung durch das EU-Parlament letztlich etwas in der Fläche bewirken kann oder nicht (die Zustimmung war nur nach einer deutlichen Abschwächung des Gesetzes, insbesondere landwirtschaftliche Flächen und Moore betreffend, erreicht worden), wird sich zeigen. Im März muss das Gesetz noch von Parlament und Umweltrat bestätigt werden. Fest steht, dass dringend eine Reform im EU-Agrarsystem notwendig ist, wenn die anhaltend negativen Bestandstrends unserer Feld- und Wiesenvögel umgekehrt werden sollen.

Nun aber folgt, in alter Gewohnheit, ein vielseitiges Sammelsurium vogelkundlicher Beobachtungsdaten, darunter auch die ein oder andere Überraschung, gesammelt zwischen den Monaten Juli und November im Süden Niedersachsens (Altkreis Göttingen und Northeim). Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen!

Eine im Vorbericht nicht genannte Brut des Höckerschwans wurde auf der Weser bei Hann Münden entdeckt. Das Paar mit zwei Jungvögeln ist die zweite Schwanenfamilie in diesem Jahr im Bereich des Wesersteins. 35 Vögel auf einem Acker westlich Nörten-Hardenberg stellen das vorläufige Rastmaximum in diesem Winter dar.
Bis Ende November wurde nur eine Singschwanbeobachtung im Bearbeitungsgebiet bekannt, und zwar von zwei Vögeln am 19. November über dem Freizeitsee bei Northeim. Weitere werden hoffentlich folgen.
Das zu einem Geflügelzüchter in Bernshausen gehörende Schwarzschwanpaar wurde regelmäßig auf dem Seeburger See beobachtet. Ein weiteres Paar, sicher ebenfalls Ziergeflügel, ist das Highlight der Landesgartenschau in Bad Gandersheim.
Graugansrastzahlen verfehlten in der zweiten Jahreshälfte die 1000er-Marke knapp. 965 Vögel Anfang September an den Northeimer Kiesteichen markierten das Maximum.
Üppige 15 Kanadagänse besuchten am 3. September den Leinepolder Salzderhelden, für Südniedersachsen eine durchaus beachtliche Truppgröße.
Sowohl im Göttinger Süden als auch an den Gewässern um Seeburg wurden den gesamten Sommer und bis in den November hinein ein bis zwei Weißwangengänse beobachtet. Ob es sich dabei um geschwächt zurückgebliebene Wildvögel, an den Menschen gewöhnte Nachkommen mitteleuropäischer Brutvögel oder um entflogene Tiere eines Ziergeflügelhalters handelte, bleibt offen.
Wohl derselbe Grau- x Weißwangenganshybrid hielt sich im Juli für einige Wochen an der Kiesgrube Reinshof und dem Wendebachstau auf.
Die ersten Saatgänse rasteten am 12. Oktober und damit leicht verspätet an der Geschiebesperre Hollenstedt. 1800 äsende Gänse am 30. Oktober südlich von Immensen waren das vorläufige Maximum für den Berichtszeitraum.
Vermutlich die aus dem Vorbericht bekannte, verbummelte Blässgans an den Northeimer Kiesteichen wurde am 17. August und am 1. September an der nahegelegenen Geschiebesperre Hollenstedt gesichtet und lässt eine Übersommerung vermuten. Auch bei dieser Art wurden verhältnismäßig spät am 8. Oktober erste ziehende Trupps entdeckt.

Zu den im Vorbericht genannten Bruten der Nilgans lassen sich nun noch 13 weitere Bruten mit Schlupferfolg hinzuaddieren, sodass sich die Summe aller Bruten dieses Jahr auf 22 beziffern lässt. Eine starke Bestandszunahme, wie sie in anderen Teilen des Landes proklamiert wird, ist im südlichen Niedersachsen nicht erkennbar; vielmehr stagniert die Entwicklung der hiesigen Population auf niedrigem Niveau. Wie schon im letzten Jahr, und zwar auf den Tag genau, stellten die Nilgänse im Göttinger Levinpark am 17. Oktober ihre frisch geschlüpften Gössel vor. Sieben der anfänglich neun Kleinen überlebten die ersten sechs Wochen.
Eine diesjährige Brandgans nutzte den Göttinger Kiessee am 26. Juli für eine kurze Rast. Weitere Brandgänse wurden vom 7. bis 27. August mit maximal drei Individuen im Leinepolder Salzderhelden und im Verlaufe des Augusts mit bis zu acht Vögeln auf den Seeburger Gewässern gezählt. Von den letztgenannten Vögeln hielt sich ein Tier noch bis Ende November im Gebiet auf. Eine weitere späte Brandgans besuchte am 15. November die Kiesgrube Reinshof.
Je eine Rostgans verweilte vom 1. bis 4. September bei Seeburg, am 17. September am Flüthewehr, vom 23. Oktober bis 22. November im Süden Göttingens und vom 3. bis 4. November auf dem Freizeitsee bei Northeim.

Bis zu drei männliche Mandarinenenten, allesamt einem Geflügelzüchter aus Bernshausen zugehörig, schmückten den Seeburger See über den gesamten Berichtszeitraum hinweg.
Sowohl die Stockente als auch die Schnatterente erreichten ihr Herbstmaximum schon recht früh, erstere mit 300 Individuen Mitte Juli und letztere mit 200 Vögeln Mitte August, jeweils im Leinepolder Salzderhelden. Zu den aus dem Vorbericht bereits bekannten zwei Schnatterentenbruten kam mit einer erfolgreichen Brut im Seeanger (7 Pulli) eine dritte hinzu.
200 Krickenten in der zweiten Novemberhälfte im Leinepolder Salzderhelden waren der größte Trupp in diesem Herbst.
Die Maximalzahl der Löffelente belief sich auf 72 Vögel am 2. Oktober am Seeanger und Spießentenzahlen gipfelten am 19. November auf dem Seeburger See mit 18 Tieren.
Am 14. Juli rasteten zwölf bemerkenswert dickfellige Kolbenenten, acht Männchen und vier Weibchen, auf der Kiesgrube Reinshof, welche trotz des hohen Andrangs hitzegeplagter Wasserratten bis zum Abend auf dem Gewässer verblieben. Vom 30. Oktober bis zum 16. November rastete ein Weibchen auf einer nassen Wiese am Denkershäuser Teich. Nach einer eher schwachen Wegzugsaison bei den Schwimmenten im letzten Jahr konnten damit wieder etwas größere Ansammlungen gezählt werden.

Ein Trupp Kolbenenten auf der Wasserfläche der Kiesgrube Reinshof.
Abb. 1: Kolbenenten auf der Kiesgrube Reinshof. Gut zu erkennen ist die rote Schnabelfärbung der Männchen, bzw. die graue Schnabelfärbung der Weibchen. Foto: Mathias Siebner

Die aus dem Vorbericht bekannte „Kreiherente“, ein Hybrid unbekannter Herkunft aus Reiherente und Krickente, wurde letztmals am 1. Juli auf dem Göttinger Kiessee gesehen.
Maximal 40 Tafelenten hielten sich am 28. November auf den Northeimer Kiesteichen auf.
Nachweise Junge führender Weibchen der Reiherente gelangen im Lutteranger (10 Pulli), Seeanger (5 Pulli) und am Gewässer auf dem Kiesgewinnungsareal östlich des Freizeitsees. Das Maximum von 105 Vögeln Mitte November auf dem Freizeitsee bei Northeim fiel erneut recht schwach aus.
Gleiches gilt für die elf Schellenten am 28. November auf der Geschiebesperre Hollenstedt. Phänologisch aus dem Raster, aber für die letzten Jahre nicht untypisch, fällt eine weibliche Schellente, welche sich vom 2. bis 11. Juli auf letztgenanntem Gewässer aufhielt.
Am 7. Juli wurde eine männliche Moorente auf dem Lutteranger beobachtet.

Mittlerweile fast alljährlich tauchen im Juli flügge Jungvögel des Gänsesägers an der Geschiebesperre Hollenstedt auf. Deren Erbrütungsgewässer dürfte in der Nähe liegen, von der Rhume und der Geschiebesperre (2021) gibt es Brutnachweise in Gestalt nichtflügger Jungvögel samt Mutter. Am 24. November wurden auf dem Göttinger Kiessee 50 Gänsesäger und auf dem Seeburger See 36 Vögel gezählt. Da die Anzahl der Vögel auf dem Kiessee im Tagesverlauf stark schwankte, kann vermutet werden, dass ein gewisser Austausch zwischen den Gewässern bestand.
Am 18. November wurden die ersten Zwergsäger der Saison auf dem Seeburger See (zwei) und den Northeimer Kiesteichen (einer) entdeckt. Bis zum 29. November erhöhte sich ihre Zahl auf erstgenanntem Gewässer auf zehn.

Zwischen dem 20. April und dem 29. August wurden 101 Wachtelbeobachtungen gemeldet. Elf der Vögel wurden durchziehend registriert. Revierbesetzungen gab es in diesem Jahr vor allem in der Gegend um Seeburg und Ebergötzen.
Fasanenbeobachtungen gab es südlich von Bischhausen (ein Männchen), südlich von Kuventhal (ein Männchen, zwei Weibchen) und westlich von Ecklingerode (ein Männchen).

Ein Eistaucher, der sich längere Zeit auf dem Northeimer Freizeitsee aufhielt.
Abb. 2: Ein Eistaucher hat sich den Freizeitsee Northeim als Rastgebiet ausgesucht. Wie lange er wohl bleiben wird? Foto: Bernd Riedel

Der nunmehr sechste Eistaucher im Bearbeitungsgebiet ließ sich am 11. November auf dem Freizeitsee bei Northeim, seit der (auch im Herbst und Winter) zunehmenden Verrummelung des Seeburger Sees durch Angler und Wasserfahrzeuge das traditionelle Seetauchergewässer in Südniedersachsen, nieder und war von da an bis zum Ende des Berichtszeitraumes regelmäßig und gut zu beobachten. Zuletzt wurde die Art hier im Winter 2019/20 beobachtet.
Am 21. November leistete ihm ein Prachttaucher Gesellschaft. Dieser hingegen beließ es bei einer kurzen Stippvisite und war nach wenigen Stunden schon wieder verschwunden.
Ein Rothalstaucher konnte ab dem 18. November auf der Kiesgrube Reinshof bestaunt werden.
Ein Schwarzhalstaucher besuchte den Seeburger See am 3. Oktober und bekam am 7. desselben Monats Gesellschaft von einem weiteren Artgenossen.
27 Haubentaucherbruten verteilten sich größtenteils auf die bekannten Brutgewässer. Damit konnte das schlechte Brutjahr 2022 deutlich übertroffen werden. Der Seeburger See als Vorkommensschwerpunkt in Südniedersachsen trug 15 Brutpaare bei, welche mindestens 22 Jungvögel erbrüteten. Am Göttinger Kiessee gab es hingegen wieder keinen Nachweis flügge gewordener Jungvögel.
Je eine Brut des Zwergtauchers wurde auf dem Lakenteich im Solling (vier Pulli) und dem Seeanger (zwei Pulli) registriert.

Ausgesprochen zahlreich erschien dieses Jahr der Kormoran am Göttinger Kiessee. Dessen Rastzahlen stiegen bis Ende November auf maximal 204 Vögel. Solche Zahlen sind für dieses kleine Gewässer bemerkenswert. Anscheinend nutzen die Vögel das Gebiet vor allem zur Rast und zum Schlafen. Nennenswerte Ansammlungen jagender Kormorane wurden zumindest nicht gemeldet.

Eine Grafik über Kormoranzahlen am Göttinger Kiessee.
Abb. 3: So viele Kormorane gibt es selten am Göttinger Kiessee. Dargestellt ist die maximale Anzahl von Kormoranen je Monatsdekade. Grafik: Ole Henning

Nachweise von Löfflern sind in der Region, insbesondere auf dem Wegzug, immer noch eine Ausnahme. Umso überraschender sind gleich sieben Vögel (zuvor nie mehr als einer), die am 25. September die Kiesgrube Reinshof nach Nordwesten überflogen.
Bei der Zwergdommel kam die von vielen erhoffte Wiederholung der vorjährigen Bruten leider nicht zustande. Nachweise im Spätsommer blieben gänzlich aus.
Ein junger Nachtreiher besuchte die Geschiebesperre Hollenstedt am 5. August nur kurz, ehe er sich entlang der Leine in ungestörtere Bereiche zurückzog.
Größere Ansammlungen des Silberreihers blieben auf die Feuchtgebiete beschränkt.  Maximal waren es hierbei am Seeburger See 50 Ind., an der Geschiebesperre Hollenstedt 49 Ind. und im Leinepolder 45 Ind. Regelmäßige Schlafplatzzählungen könnten bei dieser Art noch mehr Licht ins Dunkel bringen…
Dem diesjährigen Brutgeschehen des Graureihers ist eine Kolonie aus 13 Nestern in einem absterbenden Fichtenbestand zwischen Ellensen und Markoldendorf dem Vorbericht hinzuzufügen. Zum Vergleich: 2020 existierte dort lediglich ein einzelnes besetztes Nest. Für eine Angabe des Bruterfolgs war der diesjährige Kontrolltermin bereits zu spät. Ein Graureiher im Leinepolder hat sein Jagdgeschick über den Fischfang hinaus abermals unter Beweis gestellt. Leidtragende war eine Krickente.

Für den Schwarzstorch gestaltete sich das Brutjahr 2023 in der Region eher durchwachsen (nach Angaben von J. Behling und J. Thiery, Nds. Landesforsten). Östlich der A7 im niedersächsischen Teil des Harzes waren lediglich vier Paare mit 13 Jungvögeln erfolgreich – zum Vergleich waren es im Vorjahr noch acht erfolgreiche Paare mit rekordverdächtigen 28 Jungvögeln.  Mehrere anfänglich besetzte Brutplätze blieben ohne ersichtlichen Grund ohne Reproduktion. Nach einem anfänglichen Brutversuch an dem traditionellen Brutplatz im Reinhäuser Wald gelang leider auch hier das zweite Jahr in Folge keine Reproduktion. Als Ursache standen, wie bereits im letztjährigen Bericht beschrieben, Kolkraben im Verdacht die Störche zu sehr belästigt zu haben. Es gab anschließend Hinweise auf einen möglichen Umzug des Storchenpaares, welcher noch der finalen Prüfung harrt. Der letztjährig wiederbesetzte Brutplatz in Kuppenlage des Bramwalds war erfreulicherweise erneut besetzt. Drei Jungvögel resultierten aus der erfolgreichen Brut. Der zweite bekannte Brutplatz im Bramwald blieb nach dem Absturz des Nests vor zwei Jahren außerhalb der Brutzeit abermals verwaist. Der niedersächsische Teil des Kaufunger Walds erwies sich auch dieses Jahr als unbesetzt. Brutzeitbeobachtungen in diesem Bereich sind vermutlich einem Brutpaar auf hessischer Seite zuzuordnen, welches mit vermutlich zwei Jungvögeln erfolgreich war. Erwähnung finden soll auch ein junger Schwarzstorch, welcher am 20. August auf der Liegewiese am Wendebachstau nach Würmern suchte. Die Letztbeobachtung auf dem Wegzug gelang am 21. September.

Störche im Polder Salzderhelden auf einer frisch gemähten Fläche.
Abb. 4: Erntezeit beim Weißstorch: Heuschrecken und kleine Wirbeltiere, die dem Mähwerk entkamen, machen nicht selten Bekanntschaft mit dem Rotschnabel. Foto: Mathias Siebner

Die weiße Verwandtschaft ist weiterhin im Höhenflug. Alleine im Landkreis Northeim wurden rund 60 Weißstörche flügge (HNA 2023; zum Vergleich: 2018: 13 Bruten mit 26 flüggen Juv.; 2019: 26 flügge Juv.; 2020: 14 Bruten mit 40 flüggen Juv.; 2021: 35 Bruten mit 46 flüggen Juv.). Maßgeblich beteiligt an dieser Rekordsumme  waren die zehn Neuansiedlungen an der Stromtrasse der Deutschen Bahn im Bereich des Leinepolders Salzderhelden. Der Fernfund eines französischen (!) Ringvogels (2019 im Osten des Landes markiert) gelang in der Feldmark Gö.-Geismar. Der humpelnde und offensichtlich geschwächte Storch verblieb dort mindestens zwischen dem 13. und 30. November

Ein Hybrid aus Weiß- und Schwarzstorch
Abb. 5: Hybrid Schwarz- x Weißstorch „Lina“ bei der Rast in Mengershausen. Dieser Vogel ähnelte mehr einem Weißstorch, während sein Bruder „Ludger“ mehr wie ein Schwarzstorch aussah. Foto: Rüdiger Becker

Nahe der Ortschaft Lüder (Landkreis Uelzen) gab es in diesem Jahr die womöglich erste Freiland-Mischbrut zwischen einem weiblichen Schwarz- und einem männlichen Weißstorch. Das Paar brachte zwei anhand von Mischmerkmalen individuell erkennbare Jungvögel (Hybrid Schwarz- x Weißstorch) zum Ausfliegen. Was hat das Ganze nun mit unserer Region zu tun? Der hellere der beiden Jungstörche „Lina“ wurde am 3. September in Mengershausen an der Lindenstraße fotografisch dokumentiert und ist somit, wenig überraschend, der erste Nachweis dieser Hybrid-Kombination in der Region. Der Vogel war mit vier anderen Störchen unterwegs, zwei davon aus Schweden. Und bereits nach einer Stunde waren alle wieder verschwunden.

46 Beobachtungen des Fischadlers gelangen auf dem Wegzug (inklusive Mehrfachmeldungen). Die Letztbeobachtung betrifft womöglich dasselbe Individuum am 26. und 29. Oktober am Seeburger See.

Der Wegzug des Wespenbussards war bereits etwa einen Monat früher am 4. Oktober abgeschlossen. Maximal wurden acht über Ebergötzen ziehende Vögel am 2. September vermerkt.

Gleich drei Steppenweihen im Berichtszeitraum erhöhten die dokumentierten Nachweise der Art in Südniedersachsen auf neun Vögel, wovon fünf Nachweise auf den Wegzug fallen. Den Auftakt machte ein adultes Männchen am 19. September im Leinepolder Salzderhelden IV und einen Tag später auf der anderen Seite der Leine bei Drüber. Am 8. Oktober folgte ein Jungvogel an der Geschiebesperre Hollenstedt und am 18. Oktober erneut ein Männchen in der Rhumeaue bei Elvershausen in Richtung Westen.

Eine männliche Steppenweihe im Leinepolder Salzderhelden.
Abb. 6: Männliche Steppenweihe im Leinepolder. Gleich vier der eleganten Weihen in einem Jahr sind für Südniedersachsen Rekord, unterstreichen aber einen bundesweiten Trend. Foto: Bernd Riedel

Umso erstaunlicher erscheint das Fehlen von Beobachtungen der Wiesenweihe auf dem Wegzug.
Das Auftreten der Kornweihe war im Berichtszeitraum mit 50 Beobachtungen von 72 Individuen (inklusive Mehrfachmeldungen) wiederum ausgesprochen zahlreich. Umso bemerkenswerter ist der Umstand, dass alle Beobachtungen erst ab dem 15. Oktober gelangen. Der frühe Wintereinbruch Ende November hatte auf das starke Auftreten zumindest teilweise einen Einfluss. So fanden sich nach Schneeflucht am 29. November an der Geschiebesperre Hollenstedt gleich vier Vögel ein oder auch am Folgetag zwei Individuen auf den Brachflächen angrenzend zum Flüthewehr bei Göttingen.
Wie schon die vergangenen drei Herbste wiederholte sich in diesem Jahr erneut ein Novembernachweis der Rohrweihe. Die weibchenfarbene Weihe gelangte am 5. November im Leinepolder Salzderhelden vor die Optik. Angesichts mittlerweile alljährlicher Überwinterungen in geringer Zahl in norddeutschen Küstengebieten könnte künftig auch mit Nachweisen aus dem Hochwinter zu rechnen sein.
Ein Trend zu späteren Wegzugbeobachtungen ist auch beim Schwarzmilan zu erkennen. Ein Vogel am 11. und 13. Oktober bei Landolfshausen, sowie am 15. Oktober bei Kalefeld bildeten das späte Schlusslicht des Wegzugs. Oktoberbeobachtungen waren vor einigen Jahren noch eine große Ausnahme.
Eine bemerkenswerte Ansammlung von 69 Rotmilanen wurde am 4. November an einem Schlafplatz im Gillersheimer Bachtal erreicht. Besonders eindrücklich konnte der Wegzug der imposanten Vögel am 22. November verfolgt werden. Während in Hann. Münden und Northeim 42 bzw. etwa 55 Vögel beobachtet werden konnten, zogen am Vormittag über Göttingen über 96 Rotmilane hinweg. Von den Uhrzeiten könnte es sich in den drei Städten zumindest teilweise um identische Vögel gehandelt haben. Dieses Beispiel soll unterstreichen, wie wichtig die Angabe von Uhrzeit und Zugrichtung bei überziehenden Vögeln ist.

31 Meldungen des Seeadlers betreffen vermutlich immer dasselbe bekannte  sub-/adulte Individuum (noch immer nicht vollständig ausgefärbt). Der Vogel hielt sich weiterhin regelmäßig zwischen dem Leinepolder Salzderhelden und den Northeimer Kiesteichen auf. Ausflüge am 15. und 21. Oktober zum Denkershäuser Teich gelten sehr wahrscheinlich ebenfalls diesem Vogel. Am 29. Oktober wurde dieser oder ein anderer adulter Seeadler im Seeanger gesehen. Eine einzelne Meldung eines immaturen Seeadlers gelang am 17. Oktober an der Geschiebesperre. Eine Ansiedlung als Brutvogel in den nächsten Jahren erscheint weiterhin durchaus realistisch.

Ein junger Raufußbussard
Abb. 7: Raufußbussard an der Geschiebesperre. Ein verwaschener dunkler Flügelhinterrand und Schwanzendbinde, die ungemusterten weißen Schwungfedern und die helle Iris machen hier die Bestimmung als Jungvogel einfach. Die Alters- und Geschlechtsbestimmung ist besonders bei Einflügen von großem Interesse und sollte obligat sein. Foto: Bernd Riedel

Ein diesjähriger Raufußbussard am 29. November an der Geschiebesperre Hollenstedt kündigte einen kleinen Einflug an, welcher allerdings erst im Winterbericht näher beleuchtet werden kann. Der Nachweis fällt in einen ersten Wintereinbruch mit geschlossener Schneedecke in weiten Teilen Deutschlands. Eine Schneeflucht aus dem verschneiten Norden oder Osten des Landes ist wahrscheinlich.

Ähnlich wie zuvor bereits bei der Kornweihe beschrieben waren auch Merline auf dem Wegzug auffällig zahlreich. Zwischen dem 17. September und dem 24. November gelangen 15 Beobachtungen – alle betreffen Einzelvögel.

Eine Grafik über das Auftreten von Merlinen in den letzten Jahren
Abb. 8: Anzahl der Wegzugbeobachtungen des Merlins. Grafik: Malte Georg
Ein Merlin sitzt in einem Baum.
Abb. 9: 2023 recht gut vertreten, ein junger Merlin bei Seeburg. Foto: Mathias Siebner

Ein bundesweiter Rotfußfalken-Einflug im September brachte eine Rekordzahl dieser anmutigen Gesellen in unsere Region. Den Beginn markierten zwei diesjährige Individuen am 17. September südlich Wollbrandshausen, sowie ein weiterer diesjähriger Vogel zwischen Wollbrandshausen und Gieboldehausen. Auch am Folgetag konnte erneut ein Individuum an der zweiten Lokalität gefunden werden und zusätzlich ein Vogel einige Kilometer entfernt in der Feldmark zwischen Germershausen und Rollshausen. Am letztgenannten Ort stieg die Anzahl gemeldeter junger Rotfußfalken von drei (19. September), über vier (20. September) bis hin zu fünf Individuen (21. und 22. September). Am 23. September wurde dort nur noch ein Individuum gefunden, bis auch dieses weiterzog. Zeitgleich gelangen Nachweise am Seeburger See (20. September; 1 diesj. und 23. September), nördlich von Bischhausen in der Gemeinde Gleichen (21. September; 3 diesj.), östlich Bodensee (22. September; 1 diesj.) und zwischen Barterode und Esebeck (23. September; 1 diesj.). Am 24. September erfolgte die Beobachtung eines Jungvogels bei Lutterberg nahe der hessischen Grenze. Am 26. September setzte ein Jungvogel erneut nördlich von Bischhausen den Schlussstrich. Insgesamt wurden so in nur zehn Tagen vermutlich mindestens 17 Rotfußfalken im Bearbeitungsgebiet beobachtet. Es lässt sich nur erahnen, wie viel mehr die Region unbemerkt passierten.

Ein fliegender junger Rotfußfalke
Abb. 10: Junger Rotfußfalke. Einflüge sonst eher seltener Arten stellen für viele Beobachterinnen und Beobachter immer wieder ein besonderes Erlebnis dar. Foto: Volker Hesse

Das Baumfalken-Paar im Göttinger Süden war vermutlich mit zwei Jungvögeln erfolgreich. Erwähnenswert ist auch eine Ansammlung von mindestens elf Baumfalken, angelockt von schwärmenden Ameisen, am 2. September über Ebergötzen. Den generell recht auffälligen Wegzug beendete ein später Vogel am 30. Oktober an der Geschiebesperre Hollenstedt, welcher es eilig hatte, in wärmere Gefilde zu gelangen.

Der Wegzug des Kranichs kam ab Ende September sehr gemächlich in Fahrt. Auffällige Zugtage waren der 18. Oktober mit konservativ aufsummiert etwa 2.100 Individuen, sowie eine zweite Zugwelle am 16. November mit gerade mal um die 1.500 Vögeln – zeitgleich konnte man in Nordrhein-Westfalen fast von Massenzug sprechen. Der Durchzug am 21. November mit über 690 Kranichen zog sich noch weit in die Dunkelheit hinein, weshalb auch an diesem Tag von einer vierstelligen Anzahl auszugehen ist. Generell sind die Durchzugszahlen im Vergleich der letzten Jahre unterdurchschnittlich geblieben.
Sichere Reproduktion der Wasserralle wurde nur im Seeanger mit zwei Jungvögeln festgestellt. In den anderen Feuchtgebieten der Region verlief das Brutgeschäft wie üblich im Verborgenen.
Vom Wachtelkönig gelang ein erfreulicher Reproduktionsnachweis am 8. Juli im Leinepolder bei Drüber mit vier Pulli. Erstaunlich und gleichermaßen traurig ist auch ein Rupfungsfund dieser Art am 30. August auf einem Wirtschaftsweg nahe dem Flüthewehr. Der Vogel hatte womöglich die Brachflächen im Bereich der renaturierten Leineaue auf dem Durchzug zur Rast genutzt.

Ein toter Wachtelkönig am Biotop am Flüthewehr
Abb. 11: Überreste eines Wachtelkönigs am Flüthewehr. Wegzugbeobachtungen stellen bei dieser Art aufgrund ihrer heimlichen Lebensweise die absolute Ausnahme dar. Foto. Andreas Stumpner

Die einzige Wegzugbeobachtung des Tüpfelsumpfhuhns liegt vom 5. September mit gleich drei Vögeln im Leinepolder Salzderhelden vor.

Zwei Wegzugnachweise des Austernfischers betreffen jeweils nachts durchziehende Vögel, welche durch autonome Recorder zur Aufnahme des nächtlichen Vogelzugs („NocMig“ bzw. nocturnal migration) registriert wurden. Der erste Vogel überflog am 14. August um 3:23 Uhr den Göttinger Nachthimmel, der zweite folgte am 25. August um 2:41 Uhr.
Der Kiebitzregenpfeifer trat mit vier verschiedenen Individuen, alle den Altvogelzug betreffend, leicht überdurchschnittlich auf. Einem Vogel am 14. Juli im Leinepolder folgte am 26. und 27. Juli ein weiteres Individuum ebenda. Beobachtungen am 12. August am Seeanger und am 16. August am Denkershäuser Teich schlossen sich an.
Goldregenpfeifer eröffneten den Wegzug am 10. September mit drei Individuen im Leinepolder, die dort noch bis zum 17. des Monats blieben. Ein nächster Vogel folgte am 9. Oktober auf dem Diemardener Berg, ehe ein Goldregenpfeifer in einem Kiebitzschwarm am 12. November im Seeanger auftauchte. Möglicherweise dieser Vogel konnte am selben Tag auch zwischen etwa 150 Kiebitzen im Leinepolder ausgemacht werden, wo er auch noch am 15. November zur Beobachtung gelangte. Der 19. November zeichnete sich durch zwölf rastende Vögel in der Feldmark Reinshof und über 30 über Hann. Münden ziehende Individuen aus.
Auch der Kiebitz trat im Vergleich der letzten Jahre etwas gehäufter auf, trotzdem sind diese Ansammlungen nur noch ein Abglanz der Zahlen des vergangenen Jahrhunderts. Im Seeanger und Leinepolder Salzderhelden wurden einige Male dreistellige Ansammlungen der Art notiert. Maximal waren es 340 Ind. am 12. November im Seeanger und 200 Ind. am 7. August im Leinepolder. Ansammlungen im dreistelligen Bereich gab es außerdem an der Geschiebesperre Hollenstedt mit 106 Kiebitzen am 24. September und von 179 Vögeln am 27. Oktober in der Dämmerung über dem Göttinger Kiessee.
Der sichtbare Wegzug des Flussregenpfeifers verlief gewohnt unauffällig mit einer letzten Beobachtung bereits am 9. August. Durch nächtliche Tonaufnahmen konnten jedoch noch bis zum 25. August in vier Nächten mindestens acht Vögel nachgewiesen werden.
Auch der Wegzug des Sandregenpfeifers startete mit einem nächtlichen Durchzügler am 25. Juli über Göttingen. Der austrocknende Leinepolder sorgte zwischen dem 7. August und 19. September an insgesamt acht Tagen für Nachweise. Aufgrund guter Rastbedingungen trippelten am 13. September bemerkenswerte 15 Individuen über die offenen Schlammflächen. Weitere Nachweise gelangen am 21. August von einem Vogel bei Oldenrode, welcher seinen Zug offenbar nach Rast auf einer Ackerfläche fortsetzte. Jeweils eine Beobachtung am 18. September am Seeburger See und 21. September am Großen Freizeitsee waren die magere Ausbeute der übrigen Feuchtgebiete.
Für den Mornellregenpfeifer waren traditionelle Rastflächen im Göttinger Süden zur Monatswende August/September noch überwiegend ungeeignet. Über kopfhohe Maisfelder und zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiter bearbeitete Ackerflächen mit Raps- und Getreidestoppeln ließen bei dem Brutvogel der Tundra und alpinen Matten keine Heimatgefühle aufkommen. Jeweils nur akustisch vernommen wurden überhinziehende Vögel am 24. August um kurz vor Mitternacht über Hann. Münden, sowie am 6. September nördlich von Landolfshausen.
Tagbeobachtungen des Regenbrachvogels beschränken sich auf den 23. Juli am Seeburger See (ein Ind.), am 22. August ein überhinziehender Vogel bei Gö.-Nikolausberg und sechs überhinziehende Vögel am Nordcampus in Gö.-Weende, sowie ein Individuum am 23. August im Leinepolder Salzderhelden. Demgegenüber stehen acht akustisch erfasste Beobachtungen, welche sich auf sieben Nächte zwischen dem 4. und 23. August beschränken. Abgesehen von einer Meldung aus Mollenfelde beziehen sich alle weiteren auf autonome Aufnahmen in Gö.-Weende und Gö.-Geismar.
Nach dem im Vergleich der Vorjahre etwas ausgeprägteren Heimzug des Großen Brachvogels war auch der Wegzug relativ auffällig. 25 Beobachtungen verteilten sich auf 55 Individuen im Zeitraum zwischen dem 2. Juli und dem 3. Oktober (inkl. Doppelmeldungen). Maximal waren es über zehn Brachvögel am 20. August im Leinepolder Salzderhelden.
Eine lange Verweildauer hatte eine Uferschnepfe im Leinepolder. Der Vogel konnte zwischen dem 18. August und 3. September regelmäßig beobachtet werden, wobei eine Beringung aufgrund der zu großen Entfernungen nie richtig entziffert werden konnte. Lediglich am 20. August gesellte sich eine zweite Uferschnepfe hinzu. Den Abschluss machte ein Vogel am 14. September im Lutteranger.

Ein gut getarnte Zwergschnepfe.
Abb. 12: Je niedriger der Winkel, desto schlechter die Tarnung. Zwergschnepfe beim Versteckspiel. Foto: Silvio Paul

Nachdem drei Beobachtungen balzender Waldschnepfen am 9., 10. und 11. Juli im Solling noch der Brutzeit zuzurechnen sind, könnte eine Beobachtung am 16. September womöglich schon erste verhaltene Zugbewegungen angekündigt haben. Zwischen dem 6. Oktober und dem 28. November konnten an zwölf Tagen insgesamt 15 Waldschnepfen (zumeist) aufgeschreckt werden. Erwähnenswert aber nicht ungewöhnlich war die Rast einer Schnepfe am 18. November in einem Hausgarten in Sieboldshausen. Am 5. November wurden drei Vögel auf Störflächen im Göttinger Wald registriert.
Zwergschnepfen wurden durchgehend vom 4. bis 28. November am Großen Freizeitsee festgestellt. Besonders effektiv und vorbildlich, da ohne Störung, waren Zählungen mittels einer Wärmebildkamera in dem Gebiet: Auf diese Weise ließ sich der maximale Rastbestand von fünf Individuen in dem Gebiet nachweisen. Aus anderen Gebieten gab es lediglich Beobachtungen von Einzelvögeln am 14. Oktober im Seeanger und am 18. Oktober im Leinepolder bei Drüber.
Nennenswerte Ansammlungen der Bekassine gelangen nur aus dem Leinepolder Salzderhelden mit mindestens 30 Ind. am 16. September. Niedrige zweistellige Ansammlungen wurden darüber hinaus noch von der Geschiebesperre Hollenstedt (14 Ind.) und dem Seeanger (zwölf Ind.) notiert.
Stattliche Zahlen des Flussuferläufers gab es am Seeburger See mit 38 Ind. und am Göttinger Kiessee mit 22 Ind. am abendlichen Schlafplatz (beide am 4. August). Ebenfalls gute Rastzahlen an der Kiesgrube Reinshof mit bis zu 13 Vögeln am 26. Juli standen womöglich in Verbindung zu dem Schlafplatz am Kiessee (20 Ind. an diesem Datum). Ein verbummelter Flussuferläufer wechselte zwischen dem 15. Oktober bis mindestens 30. November zwischen den Northeimer Kiesteichen und Großen Freizeitsee umher. Ob sich ein erfolgreicher Überwinterungsversuch wie bereits im Winter 1988/89 bzw. im Winter 2006/2007 oder ein gescheiterter wie im Kältewinter 2005/2006 an der Geschiebesperre Hollenstedt wiederholt wird im Anfang März erscheinenden Winterrückblick zu beantworten sein.

Flussuferläufer rasten auf der kleinen Insel im Göttinger Kiessee.
Abb. 13: Flussuferläufer-Schlafplatz am Göttinger Kiessee. Foto: Mathias Siebner

Der gewohnt spärliche Wegzug des Dunklen Wasserläufers gipfelte am 4. September in zehn Ind. im Leinepolder. In allen anderen Gebieten blieben die Zahlen einstellig. Ein später Durchzügler gelangte am 16. November über Göttingen aufs nächtliche Tonband.
Gewöhnlich noch sparsamer sind Nachweise von Rotschenkeln auf dem Wegzug. Zwischen dem 16. Juli und 29. September gab es jedoch Beobachtungen in vier Gebieten, am häufigsten im Leinepolder Salzderhelden. Hier gelangen Beobachtungen an sieben Tagen mit maximal drei zugleich anwesenden Vögeln am 16. Juli. An sechs Tagen lagen Meldungen aus dem Seeanger von je einem Einzelvogel vor, während sich eine Beobachtung eines überfliegenden Rotschenkels im Wippertal bei Werxhausen auf den 20. August beschränkte. Zwischen dem 26. August bis 13. September verweilte vermutlich immer dasselbe Individuum zwischen der renaturierte Leineaue beim Flüthewehr und dem Göttinger Kiessee. Maximal acht Grünschenkel als Tagesmaximum im Leinepolder sind als durchschnittliches Rastgeschehen der Art zu werten.
Bemerkenswerte 35 Waldwasserläufer am 13. August im Seeanger sind eine beachtliche Ansammlung, die sich vor Vergleichen mit früheren Jahren an den damaligen Nörtener Klärteichen nicht zu scheuen braucht.
40 Bruchwasserläufer, welche am 2. September den Leinepolder zur Zwischenrast nutzten, stellen das Wegzugsmaximum der Art dar. In anderen Rastgebieten blieben die Zahlen einstellig.
Auch für den Kampfläufer war der Leinepolder das bedeutendste Rastgebiet. Der Wegzug gipfelte dort am 27. August mit mindestens 30 Vögeln. Ein Nachzügler versteckte sich am 26. November zwischen Kiebitzen.
Nachdem schon auf dem Heimzug eine flüchtige Beobachtung eines überfliegenden Knutts gelang, wiederholte sich dies am 6. September am Großen Freizeitsee mit einem diesjährigen Vogel.
Sanderlinge gelangten am 22. August mit einem diesjährigen Vogel im Seeanger und vom 10. bis 16. September mit maximal zwei Individuen im Leinepolder in den Blick.
Beobachtungen von  Zwergstrandläufern blieben auf letztgenanntes Gebiet beschränkt. Einzelvögeln am 23. August und 13. September folgte ein Duo am 19. des Monats.
Im Gegensatz dazu gaben Temminckstrandläufer dort am 2. September (zwei Ind.) und 16. September (fünf Ind.) ein auf dem Wegzug nicht alltägliches Bild ab.
Etwas prächtiger gefärbt waren vier adulte Sichelstrandläufer am 7. August im Leinepolder Salzderhelden. Am 11. und 13. August wurden nur noch zwei festgestellt. Ein weiterer Vogel folgte am 25. und 26. August am Seeanger. Weitere Beobachtungen ereigneten sich  erneut im Leinepolder mit zwei Altvögeln am 3. und einem Vogel am 10. September.
38 Meldungen des Alpenstrandläufers zwischen dem 30.  Juli und 15. November verteilten sich auf sechs Gebiete (Leinepolder, Seeanger, Lutteranger, Großer Freizeitsee, Kiesgrube Reinshof, Geschiebesperre). Ansammlungen im zweistelligen Bereich gelangen nur im Leinepolder Salzderhelden mit 15 Ind. am 19. September.

Der Wegzug der Zwergmöwe blieb wie gewöhnlich recht unauffällig und auf einzelne Tage beschränkt. Am 10. und 11. Oktober drehten zwei diesjährige Vögel ihre Runden über dem Seeburger See. Am 29. Oktober folgten ihnen dort drei diesjährige Zwergmöwen. Den aus regionaler Perspektive späten Abschluss machten am 16. November ein vorjähriges Individuum am Großen Freizeitsee und am 24. des Monats ein Vogel auf dem Seeburger See.
Am 3. Oktober konnte eine farbberingte Lachmöwe mit Herkunft aus Slowenien am Seeburger See nachgewiesen werden. Der Vogel (weiß „B359“) wurde am 12. Juli am See Ptujsko Jezero als Jungvogel beringt.
Eine ursprünglich östliche Herkunft hatte eine adulte Schwarzkopfmöwe am 9. Juli am Seeburger See. Der Vogel mit dem Farbring rot „PHAT“ wurde am 24. Juni 2019 am Jezioro Pakoskie, Polen, beringt und wurde seitdem bereits in Belgien, Frankreich und Großbritannien abgelesen. Am 15. Juli gelang die letzte Beobachtung eines Altvogels am Seeanger; es folgten ausschließlich diesjährige Vögel. Nach einem Individuum am 30. Juli an der Kiesgrube Reinshof und gleich drei jungen Schwarzkopfmöwen am 12. und 20. August folgte noch ein Einzelvogel sieben Tage später am lokalen Hotspot der Art, dem Seeburger See.
Unter den Großmöwen war die Steppenmöwe abermals die häufigste. An 19 Tagen wurde die Art festgestellt, wobei 19 Ind. am 26. November am Seeburger See die bei weitem höchste Ansammlung darstellen.
Jeweils zwei Individuen am 12. November (beide 3. Kalenderjahr; Großer Freizeitsee) und 26. November (adult, 2. Kalenderjahr; Seeburger See) wurden als Silbermöwen bestimmt.
Von der Mittelmeermöwe gelangen Nachweise von vermutlich fünf verschiedenen Tieren, die sich auf vier Tage verteilten.
Ob die Gene aller in der Region beobachteten Großmöwen immer mit den jeweiligen Artbestimmungen in Gänze übereinstimmten, muss stark in Frage gestellt werden. Osteuropäische Großmöwenkolonien bringen, frei nach dem Motto „jede darf mit jedem“, zunehmend bizarre Hybridkombinationen hervor – eine zweifelsfreie Bestimmung selbst von ausgefärbten Großmöwen ist vor diesem Hintergrund im Grunde nicht möglich.

Nachweise der Raubseeschwalbe häufen sich in jüngerer Zeit. Nachdem bereits auf dem Frühjahrszug sieben Beobachtungen von vermutlich elf verschiedenen Vögeln gelangen, erfreuten erneut fünf Individuen auf dem Wegzug durch ihre imposante Erscheinung. Am 19. Juli flogen zwei adulte Vögel über die Northeimer Kiesteiche und am 27. August ein Dreiergespann aus zwei adulten und einer diesjährigen Raubseeschwalbe über einen verregneten Seeburger See. Ob es sich bei der zweiten Beobachtung um eine vollständige Familie handelt, ist unwahrscheinlich, da die Eltern in der Regel getrennt das Brutgebiet verlassen. Die Betreuung des Jungvogels auf dem Wegzug bis ins Überwinterungsgebiet obliegt dabei zumeist dem Vater, wobei sich der Jungvogel dabei noch recht unselbstständig verhält und Futter einfordert. Die Nachkommen bleiben der beigebrachten Flugroute und den gewählten Rastplätzen dabei relativ treu (Byholm et al. 2022). Es lohnt bei dieser Art auch immer, auf die Beine zu achten: Ein nicht unerheblicher Anteil der Ostseepopulation wird über Farbringe markiert.

Abb. 14: Der Ruf von adulten Raubseeschwalben ist sehr markant; nicht selten würden durchziehende Vögel ohne ihn unentdeckt bleiben. Für die Audiodatei auf das Sonagramm klicken. Aufnahme: Martin Göpfert

 Der Wegzugnachweis eines Quartetts der Weißbart-Seeschwalbe gelang ab dem 18. September am Seeburger See. Ein offenbar einzelner Vogel der Jungvogelbande kundschaftete dabei am 19. September kurz die Northeimer Kiesteiche aus. Ab dem 21. September zog die Hälfte der Vögel weiter; die verbliebenen zwei Vögel folgten nach dem 25. September.

Eine junge Weißbartseeschwalbe
Abb. 15: Nicht nur in ungewohntem Kleid, sondern auch besonders fotogen zeigten sich vier Weißbart-Seeschwalben am Seeburger See. Foto: Mathias Siebner

Der Wegzug der Trauerseeschwalbe tröpfelte zwischen dem 7. und 20. August mit vier Beobachtungen vor sich hin. Mehr als drei Vögel wurden dabei nie gleichzeitig gesehen.
Geringfügig seltener waren einzelne Flussseeschwalben am 2. Juli (Seeburger See), 3. Juli und 30. Juli (beide Großer Freizeitsee).
Die bekannte Küstenseeschwalbe im zweiten Kalenderjahr aus dem Vorbericht blieb noch bis zum 2. Juli dem Seeburger See treu.

Ungewöhnlich hohe Durchzugszahlen von Ringeltauben konnten trotz regelmäßiger Zugplanbeobachtungen in diesem Herbst nicht festgestellt werden. Die besten Zugtage mit mehreren Hundert Individuen waren Anfang und Mitte November.
„Große“ Versammlungen von Türkentauben beschränkten sich auf 11 und 13 Vögel, die in Tiftlingerode bzw. im Kiesseekarree in Geismar Ende Oktober gezählt wurden.
Auf mehreren Waldschadensflächen in Bramwald, Solling und Nörtener Wald konnten in diesem Jahr Turteltaubenreviere nachgewiesen werden (siehe vorherigen Artikel). Leider erbrachten die dankenswerterweise durchgeführten Nachkontrollen keine Brutnachweise. Sichtungen wegziehender Vögel gab es an den Northeimer Kiesteichen (4. August) sowie der Geschiebesperre Hollenstedt (13. September) mit je einem Individuum.

Sittich-Sichtungen im Berichtszeitraum betrafen mit Sicherheit ausschließlich entflogene Vögel. Freiheitsliebende Nymphen- und Wellensittiche wurden in Hann. Münden (13. Juli) bzw. Bad Gandersheim (11. September) gesichtet. Obwohl Halsbandsittiche in Süd- und West-Deutschland inzwischen eine neue Heimat gefunden haben, verriet der gesichtete Vogel am 30. Juli in Gö.-Geismar durch seine gelbe Färbung, dass er sehr wahrscheinlich ebenso aus Gefangenschaft stammte.

Schleiereulen haben im Umfeld des Seeburger Sees erfolgreich gebrütet. Von ursprünglich fünf Jungvögeln waren am 30. Juli nur noch zwei zu sehen. Darüber hinaus bleibt die Schleiereule aber eine Unbekannte in der Region, lediglich zwei weitere Beobachtungen glückten von Juli bis November.
Nur zwei Raufußkäuze konnten vernommen werden, einer am 8. Juli im Bramwald sowie ein weiterer am 13. Juli im Solling bei Fredelsloh. Berichte zum Herbstgesang fehlen.
Sichtungen von Sperlingkäuzen gelangen ausschließlich im Solling: an gleich mehreren Stellen bei Fredelsloh sowie zwei herbstsingende Männchen unweit des Friedrichshäuser Bruchs (17. September).
Von den einzigen Steinkäuzen im Bearbeitungsgebiet gibt es weniger Positives zu berichten. So wurde ein Vogel des Pärchens am 20. August mit einem gebrochenen Bein aufgefunden. Der Vogel überlebte diese Verletzung nicht und fortan war nur noch ein Einzelvogel im Gebiet anwesend.
Für Waldohreulen konnten beachtliche zwölf Brutnachweise erbracht werden, darunter zwei in Geismar-Süd – und das im Abstand von nur ca. 300 m.

Eine junge Waldohreule in einem Hausgarten.
Abb. 16: Eine von drei jungen Waldohreulen einer Brut in Geismar. Foto: Mathias Siebner

Die seltene Beobachtung eines ziehenden Eisvogels weitab jedes Gewässers gelang im Rahmen einer Zugplanbeobachtung am Waldrand bei Gö.-Herberhausen (3. Oktober).

Zwölf durchziehende Bienenfresser am 12. September bei Gö.-Weende stellen die einzige Wegzugbeobachtung dar.

Nach 2021 und 2022, konnten auch dieses Jahr wieder beachtliche 25 Reviere des Neuntöters auf dem Kerstlingeröder Feld gezählt werden. Gerechnet auf die Offenfläche des Gebiets (118 ha) entspricht das einer Siedlungsdichte von hohen 21,2 Revieren/km2, was die in der Literatur angegebenen Siedlungsdichten von Optimallebensräumen ähnlicher Größe deutlich übertrifft (vgl. Bauer et al. 2005). Es verdeutlicht die Bedeutsamkeit (nicht nur für den Neuntöter!), hohe Qualität und Schutzwürdigkeit dieses überregional einzigartigen Lebensraumes.
Ab dem 5. Oktober fanden sich die ersten durchziehenden Raubwürger in der Region ein. An sieben Stellen konnten rastende Individuen festgestellt werden, sehr lange blieb ein Vogel am Lindenbeek bei Duderstadt, der sich dort vom 14. bis 28. Oktober aufhielt. Traditionelle Überwinterungsreviere waren zum Ende des Berichtszeitraumes noch nicht besetzt.

Wegziehende Saatkrähen traten in diesem Herbst eher durchschnittlich auf. Das Maximum stellt ein durchziehender Trupp von 45 Vögeln am 8. November über dem Nordcampus in Göttingen dar. Ansonsten wurden vor allem Einzelvögel und Trupps mit einstelligen Individuenzahlen gesichtet.

Wegzugbeobachtungen der Beutelmeise, einer in der Region seit einigen Jahren und aus nicht geklärten Gründen ausgestorbenen Brutvogelart, haben sich in Südniedersachsen leider auf einem niedrigen Niveau eingependelt. Einzig im Seeanger gelangen diesen Herbst Beobachtungen, wo am 8. Oktober maximal fünf Vögel festgestellt werden konnten.

Heidelerchen waren auf dem Wegzug diesen Herbst recht häufig zu beobachten. Die ersten ziehenden Vögel flogen am 24. September über Gö.-Deppoldshausen. Insgesamt wurden mindestens 453 ziehende oder rastende Vögel beobachtet. Die stärksten Zugtage waren der 3., 8. und 22. Oktober mit je 73, 117 und 70 durchziehenden Heidelerchen. Ein rastender Trupp von etwa sechs Vögeln hielt sich bis zum Ende des Berichtszeitraumes auf den Ruderalflächen am Northeimer Freizeitsee auf.

Kleine Trupps von Bartmeisen fanden sich ab dem 4. September in der Region ein und signaliserten den stärksten Einflug der letzten Jahre. So konnten im Seeanger, an der Geschiebesperre, dem Göttinger Kiessee, den Tongruben Ascherberg, am Siekgraben sowie an der Kiesgrube Reinshof Vögel festgestellt werden. Die Trupps waren meist ein bis acht Vögel stark. Ein Trupp von zwölf Vögeln im Seeanger am 23. und 26. Oktober stellt hier nicht nur das Wegzug-Maximum diesen Jahres, sondern auch der letzten drei Jahre dar.

Eine Männchen der Bartmeise sitzt oben im Schilf.
Abb. 17: Ein Bartmeisen-Männchen rastet an der Kiesgrube Reinshof. Foto: Mathias Siebner

Im Vergleich zu den Vorjahren, gab es in diesem (Spät-)Herbst einen leichten Einflug weißköpfiger Schwanzmeisen (ssp. caudatus). Ein paar Vögel schafften es auch bis nach Südniedersachsen. So wurde am 9. November ein einzelner Vogel an der Flüthe im südlichen Göttingen gesichtet. Vermutlich derselbe Trupp von 4-5 Caudatus-Schwanzmeisen ließ sich wiederholt am Freizeitsee Northeim beobachten (16. und 22. November), sowie zwei Vögel am 23. und 24. November am Wendebachstausee.

Neben den häufigen Laubsänger-Arten erbrachte der Herbstzug auch spannende Nachweise seltener Gäste. So wurde am 17. Oktober im Seeanger ein Zilpzalp der ostpaläarktischen Unterart tristis („Taigazilpzalp”)  durch zwei Beobachter gehört, aber nur kurz gesehen.
Ebenso schwierig zu entdecken war ein Gelbbrauen-Laubsänger südlich des Göttinger Kiessees, der am 30. September dort akustisch auf sich aufmerksam machte. Vermutlich derselbe Vogel konnte am 2. Oktober nicht weit entfernt vom ersten Fundort erneut beobachtet werden. Jedoch nur unter recht schwierigen Bedingungen, denn der Vogel verhielt sich nahezu stumm und war in Gesellschaft von ca. 15 Zilpzalpen.
Zu sehr guter Letzt konnte nach mehr als 20 Jahren der Zweitnachweis eines Goldhähnchen-Laubsängers in Südniedersachsen am 19. November in Hann. Münden fotografisch belegt werden.

Ein seltener Gastvogel, der Goldhähnchen-Laubsänger
Abb. 18: Erst der zweite Nachweis für Süd-Niedersachsen: ein Goldhähnchen-Laubsänger. Foto: Wigbert Vogeley

Größere Schlafansammlungen von Staren wurden vom Seeanger (6.500 am 1. September) bzw. Seeburger See (20.000 am 23. Juli) sowie von der Meyerwarft südlich des Göttinger Kiessees (max. 15.000 am 3. November) gemeldet.

Gleich 15 durchziehende Ringdrosseln konnten auf dem Wegzug nachgewiesen werden, eine im langjährigen Vergleich sehr beachtliche Anzahl. Darunter waren auch zwei Trupps mit je fünf Vögeln.

Rastende Braunkehlchen waren in ähnlich niedrigen Zahlen vertreten wie in den Vorjahren. Selten waren es mehr als drei Vögel an einem Ort, das Maximum stellen sechs Vögel auf dem Feldbornberg bei Nikolausberg dar (14. September). Späte Durchzügler rasteten am 6. Oktober bei Deiderode und am 14. Oktober im Leine-Biotop am Flüthewehr.
81 Steinschmätzer stellen einen im Vergleich zu den Vorjahren überdurchschnittlichen Wegzug dar. Ein Vogel am 12. November bei Rosdorf war dabei reichlich spät dran.

Sechs Brachpieper konnten auf dem Wegzug zwischen dem 19. August und dem 10. September beobachtet werden, wobei nur zwei auch rasteten (Feldbornberg bei Gö.-Nikolausberg, 25. August).
Im selben Zeitraum durchziehende Baumpieper wurden zwar regelmäßig bei Zugplanbeobachtungen gezählt, aber selten in zweistelliger Zahl.
Bergpieper fanden sich ab dem 10. Oktober in der Region ein und konnten am Siekgraben, im Seeanger, an der Geschiebesperre, im Leinepolder und am Northeimer Freizeitsee in niedrig einstelligen Zahlen gesichtet werden.

Nachdem im letzten Herbst keine Trompetergimpel die Ohren von Vogelkundlern und Vogelkundlerinnen erfreuten, gab es in diesem Berichtszeitraum neun der sympathischen „Tröter“ zu hören.
Nach einigen mageren Birkenzeisigjahren wurden diesen Herbst weit überdurchschnittlich viele der quirligen Finken gesichtet. Darunter auch größere Trupps wie 61 Ind. im Göttinger Ostviertel (25. November) und 24 Ind. in Weende (21. November). Dabei schien es sich interessanterweise überwiegend um Angehörige der westlichen Unterart cabaret („Alpenbirkenzeisig“) oder auf Unterartniveau unbestimmbare Vögel gehandel zu haben..

Immerhin eine Grauammer beehrte die Feldmark Gö.-Geismar am 2. Oktober. Es bleibt spannend zu sehen, ob stehen gelassenes Getreide dort im Winter weitere Grauammern zur Nahrungssuche locken kann.
Dreizehn Ortolane machten sich auf dem Wegzug bemerkbar, meist als Einzelvögel oder zu zweit.

Damit schließt der Bericht, der auf vielen Tausend ehrenamtlich gesammelten und in der Datenbank ornitho dokumentierten Beobachtungsdaten beruht. Großer Dank gebührt allen Beobachterinnen und Beobachtern, die dazu beigetragen haben!

B. Bartsch, C. Dienemann, H. Dörrie, M. Georg, O. Henning & M. Siebner

Ein Alpenbirkenzeisig sitzt auf einer Erle.
Abb. 19: Als Brutvogel in Südniedersachsen so gut wie verschwunden: Ein Alpenbirkenzeisig. Foto: Mathias Siebner