Späte Brutzeit und Wegzug 2018: ein sehr warmer, sehr trockener und endloser Sommer

Seeanger - MSiebner
Abb. 1: Ausgetrockneter Seeanger mit Schilf als Viehfutter Foto: M. Siebner

Kurz und bündig: Der Sommer 2018 war groß, sehr groß. Er begann Mitte April und machte erst Mitte November einem Kälteeinbruch Platz. Insgesamt gestaltete er sich nicht ganz so warm wie der „Jahrhundertsommer 2003“. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war aber keiner so trocken. In vielen Regionen fiel nur ein Drittel der üblichen Regenmenge. Winzer, Betreiber von Obstkulturen, Eisdielenbesitzer und Freibadgänger jubilierten, während Getreide- und Kartoffelbauern, Binnenschiffer und Förster über Einbußen klagten. Gebietsweise wurde das Grünfutter für Kühe und Schafe knapp. Biobauern hingegen, die aus Prinzip auf eine vielfältige Fruchtfolge setzen und den Boden schonender bearbeiten, waren nicht annähernd so schlimm dran. Und während sich im warmen Rinden-Mikroklima Myriaden gefräßiger Borkenkäfer über die vom Wintersturm „Friederike“ gebeutelten Fichtenplantagen in den Landesforsten und Privatwäldern hermachten, konnte man sich im Göttinger Stadtwald, der seit Jahrzehnten „naturgemäß“ bewirtschaftet wird, gelassen zurücklehnen: Schäden waren hier kaum auszumachen.
Vor dem Hintergrund dieses außergewöhnlichen Wetterphänomens, das sich besonders in Deutschland und Skandinavien bemerkbar machte, fabulierten Klimapropheten und Propagandisten/Profiteure der „Energiewende“ sogleich von einer „neuen Heißzeit“ oder gar vom „Kippen des Klimas“. Meteorologen, die zur Besonnenheit mahnten, kamen in der medial aufgeheizten Stimmung kaum zu Wort. Letztlich wird man frühestens in ca. 30 Jahren ein Urteil über den Realitätsgehalt dieser Prognosen fällen können. Eins ist aber sicher: Sollte der Sommer 2019 kühl und feucht ausfallen, werden sich die Normalbürger nach den Temperaturen des Vorjahrs zurücksehnen und das bekannte Klagelied von Rudi Carrell anstimmen…
Das warme und trockene Wetter kam vermutlich einigen Agrarland-Bodenbrütern (z.B. Feldlerche und Rebhuhn) zugute, die in manchen Sommern unter Nässeperioden und Starkregenereignissen zu leiden haben. Andererseits wurden nur wenige Jungamseln gemeldet. Das deutet darauf hin, dass sich Würmer und Schnecken in tiefere Erdschichten verkrochen hatten und als Nahrung für den Nachwuchs nicht zur Verfügung standen. Von durchweg katastrophalen Auswirkungen auf die Vogelwelt kann aber nach allem, was aus der Fachwelt zu hören ist, keine Rede sein. Interessant ist auch, dass es – wie mancher vielleicht erwartet haben mag – zu keinem Einflug mediterraner Vogelarten gekommen ist. Unter den bundesweit gemeldeten Seltenheiten waren sie sogar unterrepräsentiert. Die spektakulären Einzelbruten von Kappenammer und Brillengrasmücke ohne Präzedenz im (eher kühlen und nassen) Sommer 2017 erlebten keine Neuauflage.
Die Dürre machte sich in unserer Region vielfältig bemerkbar. Die Leine führte über Monate Niedrigwasser, die westliche Hälfte des Seeangers fiel ab Mitte Juli komplett trocken. Der Lutteranger und die Alte Rosdorfer Tongrube waren kurz davor. Die Tongruben Siekgraben in der Gemeinde Rosdorf mutierten zur staubtrockenen Wüstenei. Immerhin: Am Seeanger konnten die Vögel auf den benachbarten „Pfuhl“ mit beständig hohem Wasserstand ausweichen.

Leine - MSiebner
Abb. 2: Leine mit Niedrigwasser Foto: M. Siebner

Die ersten Singschwäne der Saison, ein Paar mit drei Jungvögeln, trafen am 25. November an der Geschiebesperre Hollenstedt ein.

Am 4. November hielt sich unweit des Seeangers unter anderen Gänsen eine Ringelgans der dunkelbäuchigen Nominatform auf. Für den Landkreis Göttingen ist dies erst der zweite Nachweis, nach einem am 5. Mai 2002 an der Kiesgrube Ballertasche bei Hann. Münden beobachteten Vogel.
Zwei Weißwangengänse mischten sich ab dem 24. November am Seeburger See und am Seeanger unter die Wasservögel.
Eine entflogene Streifengans mit gelbem Züchterring pendelte im Oktober/November weiträumig zwischen den Feuchtgebieten im Göttinger Ostkreis und in der Leineniederung im Landkreis Northeim.
Ein Paar der Nilgans mit zwei flüggen Jungvögeln an der Kiesgrube Angerstein bei Nörten Anfang September hatte diese vermutlich dort erbrütet. Auch 2017 war in diesem Gebiet ein Paar erfolgreich. Am Seeanger kam es offenkundig zur Brut eines zweiten Paars (drei Küken). Die „Schweinesuhle“ bei Gö.-Esebeck wurde im Juli von einem Paar mit sechs Gösseln zweckentfremdet. Im August war ein Paar am Göttinger Kiessee mit nur einem Nachkommen mäßig erfolgreich. An der Kiesgrube Ballertasche wurde Anfang August ein Paar mit fünf, später nur noch vier flüggen Jungvögeln gesehen. Dass sie dort oder in der Nähe erbrütet worden waren, ist anzunehmen. Damit erhöhte sich die Zahl der erfolgreichen Bruten auf 13 und bewegte sich im Rahmen der letzten Jahre. Obwohl Nilgansbruten, vor allem im ländlichen Bereich, manchmal nicht dokumentiert werden, kann von einer exponentiellen Vermehrung bei uns nach wie vor keine Rede sein, eher wohl vom Erreichen einer Plateauphase.

Abb. 3: Erfolgreiche Nilgans-Brutpaare 2000-2018 in Süd-Niedersachsen. Grafik: M. Siebner

Die Brandgans trat an der Geschiebesperre Hollenstedt und im Seeanger nur als Einzelvogel auf.
Eine weibliche Warzenente (Zuchtform der südamerikanischen Moschusente) hatte es sich ab Anfang September am Paddlerheim an der Leine in der Göttinger Südstadt gemütlich gemacht. Das neue Maskottchen wurde wegen anatomischer Ähnlichkeiten mit der Nasenwurzel einer prominenten grünen Politikerin vom Paten dieser Art im deutschen Brutvogelatlas auf den Namen „Claudia“ getauft. Als die sympathische Matrone Ende November für ein paar Tage nicht mehr an ihrem Stammplatz auszumachen war, machte sich bei ihrem kleinen Fanclub, von dem sie liebevoll umsorgt wurde, Sorge breit. Umso größer war die Freude, als sie, nicht weit entfernt, am 30. November auf der Leine nördlich des Flüthewehrs wiedergefunden wurde.
Am 7. Oktober schmückte eine männliche Mandarinente den Obertorteich in Duderstadt.
Bruten der Reiherente waren (ab Ende Juli bis Anfang September) dünn gesät: Am Böllestau bei Hollenstedt mit einem Jungvogel, am Göttinger Flüthewehr mit anfangs vier Kleinen, von denen zwei später nicht mehr aufzufinden waren, am Wendebachstau bei Reinhausen mit sieben, am Seeanger mit drei und an der Kiesgrube Ballertasche mit einem Jungvogel. Am Seeburger See schritt die Art zum ersten Mal seit Jahren zur Brut und war mit einem flügge gewordenen Jungvogel erfolgreich.
Ab dem 27. November geriet an den Northeimer Kiesteichen eine merkwürdige Hybridente in den Blick. Als sehr wahrscheinliche Eltern können Kolbenente und Moorente gelten – eine hier noch nie beobachtete Kombination.
Am 9. Juli machten am Göttinger Kiessee drei schlicht gefärbte Schellenten Rast. Über den Ursprung solcher Vögel, deren regulärer Wegzug erst im Herbst einsetzt, ist hier schon mehrfach spekuliert worden. Eine Herkunft aus Brutpopulationen in Sachsen-Anhalt oder aus Niedersachsen nördlich der Mittelgebirgsschwelle liegt nahe. Bislang waren Sommervögel vor allem am Seeburger See präsent. Von besonderer Bedeutung ist, dass sie sich am Kiessee auf einem der Naturschutzbalken niederließen. Damit steht die Balken-Artenliste, eine Göttinger Exzellenz-Initiative mit bundesweiter Strahlkraft, jetzt bei 30 Arten.

Ein weibchenfarbener Mittelsäger mischte sich ab dem 21. November am Seeburger See unter die anderen Wasservögel. Ab dem 28. November bis zum Monatsende war er nicht (mehr) zu sehen.

Von der Wachtel liegen für den Zeitraum Mai – Ende Juli 23 Wahrnehmungen vor. In der Regel waren sie allein unterwegs (Ausnahme: zwei Ind. nahe Landolfshausen). Hinweise auf Revierbesetzungen länger präsenter Männchen gab es nur bei Diemarden und nahe dem ehemaligen Grenzstreifen bei Duderstadt.
In der Rhumeaue bei Rüdershausen ist der Bestand des Fasans angestiegen. Am 17. September hielten sich dort gleich fünf (mit hoher Wahrscheinlichkeit von Jägern ausgesetzte) Vögel auf. Für die bedauernswerten Kreaturen stellt sich die Alternative: Tod durch Abschuss oder Verhungern im Winter.

Der ungewöhnliche Brutplatz des Zwergtauchers am Lakenteich im Hochsolling (350 m ü.NN) war wieder von einem Paar besetzt. Eine Brut verlief, bei normalem Wasserstand, mit drei flügge gewordenen Jungvögeln erfolgreich.
In der Kiesgrube Ballertasche bei Hann. Münden waren (mindestens) vier Paare mit insgesamt neun Bruten sehr gut im Geschäft. Am 26. August bevölkerten mindestens 27 Vögel aller Altersklassen das Gewässer.
Wie heimlich Zwergtaucher brüten können, ist für Göttingen gut dokumentiert: Völlig überraschend geriet Mitte September an der im Stadtgebiet liegenden ehemaligen Tongrube am Siekgraben ein Brutpaar mit zwei Kleinen ins Visier. Die Brut (die erste in der Stadt seit 1993!) verlief erfolgreich. Derweil wird die Grube eifrig weiter mit Erdaushub verfüllt. Sollten die Vögel im nächsten Jahr wieder auftauchen, ist geplant, einen temporären Verfüllungsstopp zu verhängen, immerhin.

Tongrube - MSiebner
Abb. 4: Brutplatz des Zwergtauchers in Göttingen. Foto: M. Siebner

An den Northeimer Kiesteichen konnte nur eine erfolgreiche Brut des Haubentauchers dokumentiert werden. Ob eine Brut an den „Wunderteichen“ südlich des Freizeitsees erfolgreich war, bleibt offen.
Der Brutplatz an den Thiershäuser Teichen (mit sehr niedrigem Wasserstand) war in diesem Jahr verwaist.
Am Seeburger See wurden am 7. Juli 18 Bruten auf Teichrosen gezählt. Weil Bruten zuvor durch Starkwind oder Störungen von Bootsfahrern gescheitert waren, dürfte die Gesamtzahl noch höher gelegen haben. Mindestens elf Paare konnten Schlupferfolg vorweisen.
Am Göttinger Kiessee brachten zwei Paare je einen Jungvogel hoch, Einzelpaare an der Kiesgrube Reinshof und am neuen Brutplatz an den Kiesgruben Groß Schneen je drei. Das Ergebnis am Kiessee bestätigt den negativen Trend, zumal in der Brutzeit nur die beiden Paare anwesend waren.
Am 10. und 11. November machte sich am Northeimer Freizeitsee der erste (und bislang einzige) Rothalstaucher der Wegzug- und Wintersaison bemerkbar.
Vom 1. bis 11. November gaben zwei Ohrentaucher dem Seeburger See die Ehre.
Sommerliche Schwarzhalstaucher erreichten am 2. Juli ebenda mit sieben Vögeln ihr Maximum, einzeln oder zu zweit waren sie dort über Wochen präsent. Ein später Vogel machte am 18. November auf dem Northeimer Freizeitsee Rast.

Ein Sterntaucher traf am 29. November auf dem Northeimer Freizeitsee ein.
Das Gastspiel eines Prachttauchers am 10. November ebenda war offenbar nur von kurzer Dauer. Am 29. November geriet ein zweiter Vogel in den Blick, dem sich einen Tag später der dritte der Saison hinzugesellte.

Der aus dem letzten Winter bekannte Kormoran mit Farbring (Blau 2R8) von der Insel Rügen konnte, nachdem er die Brutzeit in Mecklenburg-Vorpommern verbracht hatte, am 7. Oktober erneut am Seeburger See abgelesen werden.

In der Nacht des 16. Oktober flog eine Rohrdommel über Einbeck. Am 25. November stand eine im Schilf des Seeburger Sees.
Silberreiher verteilten sich im Wesentlichen auf den Leinepolder (maximal 34 Ind. am 17. Oktober) und den Seeburger See (maximal 68 Ind. am 28. November).

War der Dürresommer für den Schwarzstorch ein einziges Desaster? Ganz im Gegenteil! In den Waldgebieten östlich der B 27 bis in den Harz wurden aus acht Bruten 24 Junge flügge, ein Rekordergebnis. Im ehemaligen Kreis Osterode gab es Hinweise auf die erfolgreiche Brut eines neunten Paars. Den Vögeln kam, scheinbar paradox, gerade das Trockenfallen vieler Bäche zugute – hilflose Fische aller Art konnten während der Aufzuchtphase der Jungen bequem erbeutet und verfüttert werden. Wenn es ein Desaster gab, dann eher für Bachforelle und Co. Westlich der Leine sah es allerdings nicht so gut aus. Im Bramwald war nur ein Brutplatz besetzt (dort wurden immerhin vier Jungvögel flügge), der andere, seit mehr als 20 Jahren bezogene, erwies sich als verwaist. Im Kaufunger Wald konnte erneut keine Brut festgestellt werden. Sollten die Vögel nach Hessen gewechselt sein, erwartet sie der massive Ausbau von Windrädern im Wald, dem jetzt schon weitaus mehr Bäume zum Opfer gefallen sind als im heiß umkämpften Hambacher Forst gefällt werden sollen…
Glücklicherweise hat „Friederike“ nur ein Nest zum Absturz gebracht. Es wurde (im Harz) schnell durch eine Nisthilfe ersetzt.

Schwarzstorchnest - JThiery
Abb. 5: Solide Wertarbeit. Künstliche Nestplattform für den Schwarzstorch Foto: J. Thiery

Verglichen mit dem feuchten Sommer des Vorjahrs (bis zu 33 Ind. im Leinepolder) fielen die Wegzug-Rastzahlen sehr niedrig aus, mehr als zwei Vögel zusammen wurden nirgendwo gesehen. Spektakuläre elf Schwarzstörche, die am 23. August über der Göttinger Nordstadt kreisten, sind der größte hier jemals beobachtete, aktiv ziehende Trupp. Zeigte er womöglich an, dass die Vögel schnell das Weite suchten, um in feuchtere Gefilde zu gelangen?
Auch für den Weißstorch war 2018, nach einigen Anlaufschwierigkeiten, letztlich ein gutes Jahr. Im Landkreis Northeim wurden 26 Junge aus 13 Brutpaaren beringt, im Landkreis Göttingen 23 von insgesamt 28 Jungstörchen. Neben dem Nest im Seeanger (vgl. den Vorbericht auf dieser Homepage) blieb auch der Brutplatz bei Wollbrandshausen unbesetzt.

Gleich drei junge Steppen– oder Wiesenweihen gerieten in den Blick: am 22. August über Gö.-Nikolausberg, am 20. September am Seeburger See und am 25. September über dem Bratental bei Göttingen (vermutlich eher Wiesenweihe).
Bis dato liegen Angaben zu zehn, zumeist ziehenden, Kornweihen vor, darunter nur zwei alte Männchen.
Am 10. November ging im Leinepolder ein junger Raufußbussard auf die Jagd.

Mit zwölf Beobachtungen war der Merlin gut vertreten. Am 6. November machte einer am Seeanger erfolglos Jagd auf eine Fledermaus.
Am 8. September flog, fotografisch belegt, ein Rotfußfalke, entweder ein Weibchen oder ein Jungvogel, am Seeburger See umher.

Der Wegzug des Kranichs erbrachte nur am 19. Oktober nennenswerte Zahlen, die einen Vergleich mit früheren Zeiten aushalten. Im bzw. über dem Leinepolder Salzderhelden wurden knapp 2800 Ind. gezählt. Die Gesamtzahl für die Region könnte bei ca. 7000 Ind. gelegen haben. Auf Platz zwei rangiert die Tagessumme vom 16. November mit ca. 2600 Vögeln, von denen allein ca. 1640 über Gö.-Weende zogen. Am 28. Oktober waren es etwas mehr als 1000 Vögel.

Am 8. Juli riefen im Leinepolder zwei Tüpfelsumpfhühner. Am 29. September gelangte dort (wohl) das letzte der Saison zur Beobachtung.

Die (mittlerweile) magische Zahl von 100 Ind. wurde auf dem sommerlichen Zwischenzug von Kiebitzen nirgendwo erreicht – erbärmlich. Die höchste Wegzugansammlung von ca. 250 Ind. konnte, als große Ausnahme, am 30. Oktober in der Feldmark Ebergötzen notiert werden – dort rasteten vor der „Energiewende“ bis zu 3000 Vögel…

Die tagelange Suche engagierter Beobachter (zum Teil mit Schlafsack-Übernachtung vor Ort!) war am 2. September endlich von Erfolg gekrönt: In der ariden Feldmark Ballenhausen südlich von Göttingen rasteten sechs Mornellregenpfeifer (vier alte, zwei junge). Am 9. September flogen drei Ind. über Gö.-Nikolausberg.

Mornellregenpfeifer - MSiebner
Abb. 6: Die Wüste lebt: Mornell (Altvogel) bei Ballenhausen. Foto: M. Siebner

Von der Waldschnepfe liegen ab dem 21. Oktober elf Wegzugbeobachtungen rastender Einzelvögel vor, zum Glück alle außerhalb des Siedlungsbereichs, wo Waldschnepfen oft in Kalamitäten geraten.
Bei keiner anderen Vogelgruppe hat sich der Dürresommer aus regionaler Sicht so negativ bemerkbar gemacht wie bei Limikolenarten, die, anders als Mornell und Waldschnepfe, Feuchtgebiete bevorzugen. Besonders gravierend war der wochenlange Wegfall des Seeangers als beliebter Rastplatz. Limikolen sind jedoch sehr gute Flieger und hochmobil. Das weiträumige Auffinden geeigneter Rastplätze stellt für sie in der Regel kein Problem dar. Wirklich gefährlich können ihnen auf dem Wegzug bei warmer Witterung Ausbrüche von Botulismus werden (oder, bei jedem Wetter, Vogelschießer in Süd- und Südwesteuropa).
Im August wurden an drei Tagen bzw. in zwei Nächten mindestens vier Regenbrachvögel gesehen bzw. gehört. Alle zogen im Luftraum überhin. Wo hätten sie auch landen sollen…
Maximal fünf Große Brachvögel rasteten am 2. Juli im Seeanger. Danach machten sie sich dürrebedingt noch rarer als ohnehin schon.
Bekassinen zeigten erst am 22. Oktober mit 17 Vögeln im Leinepolder ihren maximalen Rastbestand an. An den allermeisten Tagen bewegten sich ihre Zahlen, wie bei den meisten Watvogelarten, im einstelligen Bereich. Letztes traf auch auf den Bruchwasserläufer als Referenzart zu: Zum Beginn der großen Dürre profitierten am 2. Juli im Seeanger immerhin 25 Vögel von den trocken fallenden Flächen. Später lagen die maximalen Tagessummen durchweg unter fünf, zumeist nur bei ein bis zwei Ind. Auch der Alpenstrandläufer, sonst auf dem Wegzug nicht selten, machte sich regelrecht rar: Maximal drei Ind. bevölkerten am 30. September den Seeanger, der nach einem nassen Intermezzo von zwei Tagen wieder etwas Wasser führte.
Als einzige (Halb-)Seltenheit ist ein junger Knutt hervorzuheben, der vom 15. bis 22. September Starvogel der Geschiebesperre Hollenstedt war.
Einen positiven Akzent in dieser Tristesse setzte, immerhin, der Flussuferläufer: Am 18. August drängelten sich gleich 16 Ind. auf einem der Naturschutzbalken im Göttinger Kiessee.

Die Schwarzkopfmöwe trat nur sehr vereinzelt auf: Am 2. und 11. Juli als Altvogel am Seeanger und Seeburger See sowie mit zwei bzw. einem Jungvogel am 14. und 20. September ebenda.
Ab dem 11. November ließ sich am Seeburger See eine Silbermöwe im 4. Kalenderjahr zweifelsfrei identifizieren. Sie hatte sich zuvor an der Kiesgrube Auekrug im ehemaligen, jetzt zu Göttingen gehörenden Landkreis Osterode aufgehalten.

Silbermöwe - MGöpfert
Abb. 7: Silbermöwe (re., mit Steppenmöwe) am Seeburger See. Foto: M. Göpfert

Von der Steppenmöwe liegen nur fünf Nachweise vor: Am 7. Juli im Seeanger (3. Kalenderjahr), vom 8. bis 10. November am Seeburger See (zwei Altvögel), denen ab dem 16. November ein weiterer (?) Altvogel folgte. Ab dem 21. November kamen zwei Jungvögel hinzu, denen ab dem 28. November ein Artgenosse im 4. Kalenderjahr Gesellschaft leistete. Der einzige Nachweis vom Northeimer Freizeitsee stammt vom 29. November (ohne Altersangabe).
Drei Mittelmeermöwen gerieten in den Blick: Am 22. Juli am Seeburger See ein Altvogel sowie am 7. August in der Feldmark Gö.-Geismar (4. Kalenderjahr) und am 20. August in der Feldmark Reinshof (Altvogel).

Am 15. Juli drehte eine adulte Raubseeschwalbe eine Runde über dem Seeanger.
Am 3. Oktober kurvten zwei junge Flussseeschwalben und eine junge Küstenseeschwalbe über dem Northeimer Freizeitsee.

Spätbruten der Ringeltaube sind nicht selten. Möglicherweise sind sie sogar ein bedeutsamer Faktor für den Boom dieser ungemein anpassungsfähigen Art. Am 22. November saß in der Göttinger Weststadt ein Jungvogel im Nest. In Gö.-Treuenhagen schritt ein Paar Anfang Oktober zur Brut und hielt das – nach Laubfall ungeschützte – Nest in der letzten Novemberdekade immer noch besetzt.
Als neues (?) Domizil der Türkentaube kann das Dorf Hoppensen bei Dassel (Landkreis Northeim) verbucht werden. Bemerkenswerte 62 Ind., die am 11. November in der Suhleaue bei Seulingen in drei Bäumen saßen, zeigten eine Höchstzahl der letzten Jahre an und belegten zudem, dass die Art im Eichsfeld immer noch vergleichsweise häufig zu sein scheint.
Auf dem Wegzug wurden insgesamt fünf Turteltauben festgestellt, alles Einzelvögel.

Wie es um den regionalen Brutbestand der Schleiereule bestellt ist weiß niemand. Um die Jahrtausendwende existierten in Süd-Niedersachsen um die 1300 (!) Nistkästen in Scheunen und Kirchtürmen. Wie viele von ihnen gibt es heute noch und wie viele werden aktuell zum Brüten genutzt? Niemand weiß es. Aus dem Berichtszeitraum existieren nur drei Beobachtungen: Am 11. August flog ein Vogel in Seeburg umher, am 19. Oktober in Fredelsloh. Am 24. August lag eine gerupfte Schleiereule auf einem Acker in der Feldmark Gieboldehausen.
Nachdem im Frühjahr kein Brutnachweis der Waldohreule gelang, setzte das traditionelle Paar in Gö.-Treuenhagen einen kleinen Kontrapunkt: Am 29. Juli machten sich zwei Alt- und mindestens drei flügge Jungvogel in der Kleingartenkolonie „Lange Bünde“ lautstark bemerkbar.

Waldohreule - VHesse
Abb. 8: Waldohreule in Gö.-Treuenhagen. Foto: V. Hesse

Am 23. August flog ein (auf dem Wegzug seltener) Wiedehopf nahe dem Seeburger See nach Süden.

Vom Wendehals liegt kein Wegzugnachweis vor.
Interessantes gibt es vom Mittelspecht zu berichten. Am 9. November lieferte ein Vogel den Erstnachweis für den (innenstadtnahen) Alten Botanischen Garten in Göttingen. Diese Beobachtung reiht sich ein in andere im engeren Stadtgebiet abseits der Wälder. Im letzten Winter hat ein Ind. am Kiessee überwintert. Im Januar 2018 hielt sich einer über Tage in der Weststadt gegenüber dem Hagenberg auf, im August 2018 am Pappelwäldchen unweit des Kiessees. Möglicherweise trägt die Alterung des Baumbestands im urbanen Bereich zum vermehrten Auftreten bei. Ob es demnächst zu „Stadtbruten“ kommt, bleibt natürlich offen. Möglicherweise hat der oftmals dominante, in allen genannten Gebieten häufige Buntspecht ein Wörtchen mitzureden…

Am 19. Oktober saß bei Duderstadt unweit der Landesgrenze zu Thüringen ein verbummeltes altes Neuntöter-Männchen auf einem Weißdornbusch.
Am 3. Oktober machte sich, recht früh, der traditionelle Raubwürger in seinem Winterrevier auf dem Kerstlingeröder Feld bemerkbar, eine Woche später sein Kollege am ehemaligen Grenzstreifen bei Duderstadt. Darüber hinaus liegen drei Wegzugbeobachtungen (Niemetal, Kiesgrube Ballertasche, Gartetal bei Diemarden) vor.

Der größte Wegzugtrupp von Saatkrähen bestand aus jämmerlichen 20 Ind., die sich am 1. und 2. November südlich von Göttingen aufhielten.

Für die wenigen Beutelmeisen, die es bei uns noch zu sehen gibt, ist der Seeanger ein beliebter Rastplatz. Am 31. Oktober erreichten sie hier mit sechs Ind. das Maximum. Im Leinepolder (Einzelvogel), am Seeburger See (ein Jungvogel und ein Männchen) und im Göttinger Neuen Botanischen Garten (ziehender Einzelvogel) traten sie deutlich spärlicher in Erscheinung.

Vom 26. September bis 20. Oktober gerieten an 15 Tagen insgesamt mindestens 100 Heidelerchen in den Blick/zu Gehör. Der größte Trupp bestand am 6. Oktober aus 23 Vögeln über dem Kerstlingeröder Feld.

Im Herbst kam es zu einem kleinen Einflug von Bartmeisen. Auch sie favorisierten – obwohl das Schilf stellenweise erheblich unter Viehverbiss gelitten hatte – vom 14. Oktober bis zum Ende des Berichtszeitraums in unterschiedlicher Zahl den Seeanger. Am 21. Oktober wurden bis zu elf Ind. gezählt, an anderen Tagen zwischen zwei und zehn Ind. Wie viele von ihnen über Wochen „sesshaft“ waren, muss offen bleiben. Am 17. Oktober besuchten zwei Ind. die Kiesgrube Reinshof und am 7. November zogen zwei Vögel vom Göttinger Kiessee nach Westen ab.

Bartmeisen - Menzel
Abb. 9: Bartmeisen-Männchen am Seeanger. Foto: B. Menzel

Fotografisch belegt und daher als valide Nachweise einzustufen sind sechs Schwanzmeisen der nordöstlichen Nominatform an den ehemaligen Tongruben Siekgraben am 8. November, ein Einzelvogel (ungewöhnlicherweise unter Genossen der heimischen Unterart europaeus) am 11. November am Seeburger See, drei Ind. am 17. November am Northeimer Freizeitsee, die am Folgetag dort noch präsent waren, und acht Ind. am 30. November ebenda.

Gleich drei Gelbbrauen-Laubsänger wurden in Göttingen dingfest gemacht. Einer ließ sich am 4. Oktober im Neuen Botanischen Garten gut beobachten. Ihm folgte am 15. Oktober ebenda ein sehr heimlicher, zudem äußerst ruffauler Geselle. Solche Vögel sind praktisch unauffindbar, wenn sie agil durch die Vegetation schlüpfen – die ambitionierte Riege junger Nachwuchskräfte, auch die „Gang vom Kellnerweg“ genannt, hat (nicht nur) in diesem Fall ganze Arbeit geleistet. Am 2. November kam einem etwas älteren Beobachter die Kenntnis des zweisilbigen Kontaktrufs zugute: In der Baumreihe aus Pappeln, Weiden und Holunderbüschen südlich des Kiessees machte ein weiterer Vogel das Trio komplett. Damit liegen für das Referenzgebiet des AGO sieben Nachweise vor. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im Herbst 2018 vergleichsweise wenige Gelbbrauen-Laubsänger im tiefen Binnenland nachgewiesen wurden. Von Göttingen als ihrer Hochburg zu sprechen wäre jedoch vermessen. In der Regel gingen die seltenen Gäste ihren Geschäften zusammen mit Meisen und Goldhähnchen nach.

Der erste (und bis dato einzige) Seidenschwanz der Saison flog, aus regionaler Sicht recht früh, am 4. November über den Göttinger Neuen Botanischen Garten nach Süden.

Vom Star, „Vogel des Jahres 2018“, liegen einige interessante Zählergebnisse vor. Am traditionellen Schlafplatz am Seeburger See versammelten sich am 7. Juli 7000 Vögel. Danach lagen die Zahlen bei 1000 bis 3000 Ind. Am 26. Oktober waren wieder um die 6000 Vögel präsent. Im Leinepolder erreichten sie am 6. September mit 2500 und am 23. Oktober mit 6000 Ind. ihre lokalen Monatsmaxima. Sehr bemerkenswert ist ein (neuer?) Schlafplatz in einer 30-jährigen Fichtenplantage in der Feldmark Behrensen (Landkreis Northeim): Hier begaben sich im Oktober bis zu 20.000 Stare zur Ruhe, am 3. November immer noch 8000. Am 18. November war der Schlafplatz nach einem Kälteeinbruch verwaist. Möglicherweise hat es dabei sich um Vögel gehandelt, die in den vergangenen Jahren an der Geschiebesperre Hollenstedt genächtigt hatten. Im Göttinger Süden bis Diemarden war die Art im August/September im höheren dreistelligen Bereich gut vertreten. Am 30. Oktober zogen ca. 2250 Ind. in kleinen Trupps über das Kerstlingeröder Feld.

Am 6. Oktober zogen von 6.50 Uhr bis 12.00 Uhr 53 Misteldrosseln über das Kerstlingeröder Feld. Mancher wird jetzt sagen: na und? Weit gefehlt: 53 Ind. sind für die Region die bisher höchste Wegzug-Tagessumme dieser eher ungeselligen und nur in kleinen Trupps von, in der Regel, weniger als fünf Ind. ziehenden Art!
Vom 29. September bis zum 17. Oktober gerieten (magere) sechs Ringdrosseln vor die Optik, alles Einzelvögel.
Am 15. Oktober erbrachte eine sehr verdienstvolle Zählung von Amseln auf dem Friedhof Junkerberg in Gö.-Weende bemerkenswerte 138 Vögel. Unter ihnen könnten sich auch rastende Durchzügler befunden haben. Gleichwohl ist die hohe Zahl offenkundig gesunder Vögel auf (nur) ca. 30 Hektar Fläche vielleicht geeignet, die Aufregung um das „Amsel-Massensterben“ durch das afrikanische Usutu-Virus ein wenig herunterzufahren. Das Virus hat in diesem Jahr vor allem in Norddeutschland etliche Opfer gefordert. Dennoch bleibt festzuhalten dass nicht jede abnorm erscheinende Amsel auch krank sein muss. Während der Mauser weisen manche Vögel kahle Stellen am Kopf und ein zerrupftes Gefieder auf. So derangiert sie auch aussehen mögen: Todeskandidaten sind sie in aller Regel nicht.

Amsel - MGöpfert
Abb. 10: Mausernde Amsel in Gö.-Weende. Foto: M. Göpfert

Am 16. August, in der Hauptdurchzugszeit dieses Transsaharaziehers, wuselten an den Wegen und Waldrändern um das Kerstlingeröder Feld mindestens 40 Trauerschnäpper herum. Alle waren im Jugendkleid, was auf einen guten Bruterfolg im 2018 recht warmen Skandinavien hindeutet. So viele Trauerschnäpper an einem Tag wurden in unserer Region noch nie beobachtet. Das grenzte schon an Massenzug dieser (auch) auf dem Wegzug nur spärlich auftretenden Art.
Aus der Feldmark Mingerode (vorjähriger Brutplatz) ist eine erfolgreiche Brut des Schwarzkehlchens nachzutragen. Vermutlich hat es auch in der Feldmark Gö.-Geismar wieder eine Brut gegeben.

Einen regionalen Erstnachweis der ganz besonderen Art konnte M. Göpfert am 30. Oktober im Göttinger Neuen Botanischen Garten erbringen: Unter vielen Hausrotschwänzen tummelte sich ein merkwürdig gefärbtes Männchen, das auch Merkmale des Gartenrotschwanzes zeigte. Auf den Fotos sind eine dunkle Brust (eher verwaschen gefärbt), ein rötlicher Bauch, eine schwarze Kopfpartie und ein helles Stirnband gut zu erkennen, ebenso ein prominentes helles Flügelfeld und Halsband. Östliche Hausrotschwänze der Unterart phoenicuroides, die seit 1995 erst vier Mal in Deutschland nachgewiesen wurden, zeigen niemals ein derart helles Flügelfeld. Zudem ist bei ihnen die schwarze Brust vom roten Bauch scharf abgegrenzt. Daher war von einem Hybriden aus beiden Arten auszugehen. Das merkwürdige Halsband, das man sonst bei Hybriden nicht findet, kam vielleicht durch Mauser zustande. Der interessante Mischling hielt sich bis (mindestens) zum 9. November im Gebiet auf, war aber immer sehr unstet und mobil, und daher nicht leicht zu beobachten.

HausXGartenrotschwanz - MGöpfert
Abb. 11: Männlicher Hybrid Haus- x Gartenrotschwanz. Foto: M. Göpfert

Vom 16. August bis 5. September gelangten bemerkenswerte 21 Brachpieper zur Beobachtung. Mit sechs Ind. wurde am Wüsten Berg südlich von Göttingen am 21. August die höchste Anzahl registriert. In dieser Auflistung nicht enthalten sind drei Ind. am 11. September bei Arenborn (Landkreis Kassel), die bei ornitho.de zwar punktgenau verortet, aber in der Übersicht automatisch einem niedersächsischen Quadranten in der Gemeinde Uslar (Landkreis Northeim) zugeordnet wurden.
Der sichtbare Wegzug des Baumpiepers tröpfelte, bei durchweg „schönem Wetter“, vor sich hin. Mit einer großen Ausnahme: Am Vormittag des 21. August bemerkten die Beobachter am Diemardener Berg, dass der Wind von Nordwest auf Ost drehte. Während vorher am Wüsten Berg 44 Baumpieper (27 ziehend, 17 rastend) notiert wurden, zogen jetzt binnen zweieinhalb Stunden mindestens 728 Ind. (!) über den Zählpunkt. Wie sehr wechselnde Winde den Vogelzug praktisch binnen einer Stunde grundlegend verändern können, ist bekannt, am eindrücklichsten wohl von Helgoland, wenn eine längere Westwindphase vom (Süd-)Ostwind abgelöst wird. Erlebt man dieses Phänomen unverhofft im tiefen Binnenland und quasi vor der Haustür, erscheint es vielleicht noch staunenswerter. Mit 728 Vögeln wurde nicht nur die rezente Höchstzahl von 406 Ind. am 21. August 2013 über dem Kerstlingeröder Feld in den Schatten gestellt, sondern auch der Langzeitrekord von 506 Ind., die am 30. August 1989 nahe Gö.-Weende überhin zogen.
Vielleicht auch weil die meisten Rasthabitate ausgetrocknet waren, machte sich der Rotkehlpieper rar: Am 6. September hielt sich ein Jungvogel im Leinepolder auf.
Vom Bergpieper gibt es seit dem 13. Oktober 18 Nachweise von insgesamt 24 Ind. Möglicherweise könnte auch bei dieser Art die Trockenheit das Rast- und Wintervorkommen negativ beeinflussen.

Auch als Zugvogel ist der Buchfink weitaus häufiger als der Kranich: Vom 26. September bis zum 6. Oktober wurden in der Hauptwegzugzeit an sieben Terminen über dem Kerstlingeröder Feld und dem Kaufunger Wald insgesamt 16.799 Ind. gezählt. Jetzt kann man sich gern ans Extrapolieren machen…
Am 30. September zogen von 6.50 Uhr bis 10.30 Uhr bemerkenswerte 165 Kernbeißer über das Kerstlingeröder Feld.

Kernbeißer - MSiebner
Abb. 12: Kernbeißer. Foto: M. Siebner

Am 27. Oktober machten sich im Göttinger Neuen Bot

Am 27. Oktober machten sich im Göttinger Neuen Botanischen Garten die ersten nordöstlichen „Trompetergimpel“ bemerkbar, und zwar gleich zu viert. Bis dato liegen 18 Beobachtungen von mindestens 22 Vögeln vor.
Wer gedacht/gehofft hat, dass der Bestand des aus Südwest-Europa stammenden Girlitz’ bei den vorherrschenden mediterranen Temperaturen in die Höhe schnellen würde, sah sich herbe enttäuscht. Mit den Zahlen geht es weiter bergab, in der Regel wurden nur ein bis zwei Girlitze gesehen, die maximale Tagessumme stammt, mit ganzen sieben Vögeln, vom 26. August aus Gö.-Nilkolausberg.
Wesentlich erfreulicher sind dagegen bis zu 600 Stieglitze, die sich am 31. Oktober an einem von Sonnenblumen geprägten Blühstreifen am Diemardener Berg versammelt hatten. Weil es ein reges Kommen und Wegfliegen war, könnte die Gesamtzahl noch höher gelegen haben.
Deutlich niedriger fielen die Maximalzahlen beim Bluthänfling aus: Seine Truppgrößen erreichten nur selten den mittleren zweistelligen Bereich, 120 Vögel am 1. Oktober bei Eberhausen, 100 Ind. am 8. Oktober in der Feldmark Reinshof und 100 Ind. am 18. November auf einer Brachfläche am Diemardener Berg waren die Ausnahmen. Dies könnte, wenn solche Zahlen zur Regel werden (oder gar weiter sinken), durchaus Rückschlüsse auf die Entwicklung des Brutbestands mit bundesweit ausgeprägt negativem Trend zulassen.

Eine Schneeammer suchte am 25. November im Spülsaum des Seeangers nach Nahrung.
Der Ortolan war vom 16. August bis zum 12. September mit zehn Vögeln gut vertreten. Nächtliche Zugrufe in kurzen Zeitabständen, die bei leichtem Nebel am 4. September über der Göttinger Innenstadt zu hören waren, wurden vom Beobachter gleich vier Ind. zugeordnet. Weil der Ortolan in der Region nur sehr spärlich auftritt und es sich dabei auch um (mindestens) einen desorientierten Durchzügler gehandelt haben könnte, ging nur ein Vogel in die Wertung ein. Gleichwohl ist die Gesamtzahl die zweithöchste hier jemals für den Wegzug ermittelte. Wie beim Brachpieper könnten die guten Zahlen auf einer besseren Erfassung bzw. gestiegenen Kenntnis des Flugrufs beruhen, aber auch einen Hinweis liefern, dass wärmeliebende Bodenbrüter 2018 einen guten Bruterfolg hatten.

Abb. 13: Ortolane auf dem Wegzug 1999-2018. Grafik: M. Siebner

Damit schließt dieser Bericht, der nahezu ausschließlich auf ornitho-Daten beruht. Der herzliche Dank des Verfassers geht an die Melderinnen und Melder:

P.H. Barthel, B. Bartsch, K. Beelte, J. Behling (Landesforsten), A. Bischoff, S. Böhner, J. Bondick, M. Borchardt, G. Brunken, J. Bryant, H. Dörrie, K. Dornieden, M. Drüner, M. Fichtler, M. Georg, K. Gimpel, M. Göpfert, A. Görlich, E. Gottschalk, F. Grau, C. Grüneberg, W. Haase, F. Hadacek, A. Hartmann, F. Helms, O. Henning, D. Herbst, V. Hesse, S. Hillmer, U. Hinz, E. Höhle, S. Hörandl, S. Hohnwald, M. Jenssen, A. Juch, K. Jünemann, U. Jürgens, R. Käthner, J. Kallmayer, H.-A. Kerl, P. Kerwien, P. Keuschen, J. Kirchner, F. Kleemann, J. Krogmann, V. Lipka, T. Meineke, H. Meyer, S. Minta, M. Mooij, S. Paul, L. Pelikan, G. Peters, F. Petrick, B. Preuschhof, J. Priesnitz, S. Racky, D. Radde, B. Riedel, H. Rumpeltin, T. Sarasa, F.C. von Saltzwedel, C. Schmidt, H. Schmidt, M. Schneider, D. Schopnie, M. Schulz, M. Schulze, M. Siebner, D. Singer, R. Spellauge, I. Spittler, A. Stumpner, J. Thiery (Landesforsten), F. Vogeley, W. Vogeley, D. Wucherpfennig und viele andere.

Hans H. Dörrie

Gelbbrauenlaubsänger - MSiebner
Abb. 14: Bis zum nächsten Herbst?! Gelbbrauen-Laubsänger südlich des Kiessees.
Foto: M. Siebner