Bonjour tristesse – die Wegzugsaison 2007

Spätsommer und Herbst 2007 haben allen, die an ein natürliches Gleichgewicht partout nicht glauben wollen, eine Lehre erteilt: Im Vergleich zum Heimzug mit seinen zahlreichen Aufregern kam der Wegzug fast schon mit einer Tarnkappe daher und rückte alles wieder ins rechte Lot.

Eine Zwergdommel hielt sich am 6. und 7.8. am Seeburger See auf.

Silberreiher erreichten mit bis zu 41 Ind. im Leinepolder Salzderhelden bereits Anfang Oktober eine recht hohe Anzahl. Am 22.8. rasteten 31 Weißstörche im Seeanger, darunter etliche mit Brandenburger Ringen – waren das nun Ostzieher auf Umwegen oder nicht?

Am 23.8. wurden über dem nach schweren Regenfällen aufgestauten Leinepolder 10 Säbelschnäbler gesehen, die einen Regionalrekord anzeigten. In einigen Büschen und Bäumen am Westrand der Wasserwüste kletterten bis zu 25 Wasserrallen, darunter etliche noch recht kleine Jungvögel, und drei Tüpfelsumpfhühner umher.

Immerhin bemerkenswert war das vergleichsweise zahlreiche Auftreten einiger sonst eher spärlichen Limikolenarten, das möglicherweise mit einem guten Lemmingjahr und entsprechend geringerem Prädationsdruck in den Brutgebieten einherging. Am Seeanger ließen sich bis zu sieben junge Sichelstrandläufer blicken. Insgesamt vier Knutts tauchten im September an der Kiesgrube Reinshof und im Seeanger auf.

In jeder Hinsicht beeindruckend war das kleine, aber fiese Tiefdruckgebiet „Faisal“, das in Süd-Niedersachsen für die heftigsten Niederschläge seit 1981 sorgte. In der Feldmark Reinshof am südlichen Göttinger Stadtrand entstanden über Nacht überschwemmte Flächen, die ab Anfang Oktober – neben Sandregenpfeifern, Grünschenkeln, Kampfläufern und Dunklen Wasserläufern – bis zu 23 Alpenstrandläufer und mit neun Ind. eine Rekordzahl von Kiebitzregenpfeifern beherbergten.

Am 6.9. hielten sich am Seeburger See vier diesjährige Schwarzkopfmöwen auf.

Bei den Sperlingsvögeln gab es nur wenige gute Zugtage; von den spärlicheren Arten war der Brachpieper mit nur einem Ind. vertreten, während sich der Ortolan mit sieben Vögeln im Durchschnitt der vergangenen Jahre präsentierte. An der Leine südlich von Göttingen lieferte ein junger Drosselrohrsänger am 7.8. einen regional seltenen Wegzugnachweis.

H. H. Dörrie und S. Paul

Die Aufstellung erfolgte nach Daten von H. Dörrie, M. Drüner, C. Grüneberg, V. Hesse, S. Paul, D. Radde und B. Riedel.