Heimzug und Brutzeit 2015 in Süd-Niedersachsen: geht mit Ausnahmen in Ordnung

Waldlaubsänger - M.Siebner
Abb. 1: Waldlaubsänger am Göttinger Kiessee. Foto: M. Siebner

Der Wetterverlauf im Berichtszeitraum März bis Juni gestaltete sich eintönig angenehm, mit einer Ausnahme: Um die Monatswende März-April rüttelten die Orkantiefs „Mike“ und „Niklas“ in schneller Folge auch unsere Region gehörig durch. Die damit verbundenen Niederschläge (teils als Schnee) sorgten im Leinepolder Salzderhelden und im Seeanger für hohe Wasserstände, ebenso eine regenreiche Phase in der letzten Aprildekade. In der Regel war es mäßig warm (aus langjähriger Sicht wieder einmal „zu warm“) und bis auf ein paar schafskühle Tage im Juni ungewöhnlich niederschlagsarm, was dem Bruterfolg vieler Arten förderlich war. Die Nächte waren oft bemerkenswert kalt, selbst im Mai und in der ersten Junihälfte. Die großen Temperaturunterschiede hatten jedoch zur Folge, dass Offenflächen mit Pflanzenbewuchs am Morgen mit Tau bedeckt waren und das ein oder andere Gewürm als proteinreiche Vogelnahrung zum Vorschein brachten.
Im Folgenden wird vogelkundliche Hausmannskost gereicht. Ausgemachte Seltenheiten sind in diesem Frühjahr weitgehend ausgeblieben. Man konnte sich gelassen dem Kerngeschäft widmen und in altbekannten Gebieten altvertraute Vogelarten bei ihrem alltäglichen Treiben studieren und bewundern…

Aus zugphänologischer Sicht ist das vergleichsweise späte Eintreffen brutwilliger Mehlschwalben und Mauersegler hervorzuheben. Zwar gerieten von der erstgenannten Art ab dem 1. April Einzelvögel (an den Northeimer Kiesteichen) und ab der letzten Aprildekade nennenswerte Ansammlungen im niedrigen dreistelligen Bereich ins Blickfeld. An den Göttinger Brutplätzen, von denen es augenscheinlich immer weniger gibt, trafen die Vögel in der Regel jedoch erst Mitte bis Ende Mai ein. Die ersten Mauersegler machten sich recht früh am 18. April in kleinen Trupps an Gewässern bemerkbar. Ihre Brutplätze in der Stadt wurden im Mai aber nur sehr zögerlich besetzt. Ob dies etwas mit dem gravierenden Bestandsrückgang zu tun hat (s.u.) muss offen bleiben. Auch die Klappergrasmücke (Erstbeobachtung am 14. April in der Göttinger Weststadt) ließ sich etwas Zeit, traf aber später in gewohnt guter Zahl ein. Ansonsten war bei den Weitstreckenziehern im Großen und Ganzen alles im grünen Bereich.

Vom Höckerschwan gibt es in Göttingen drei Bruten zu vermelden, am Kiessee (fünf Kleine, später noch vier), im Levin-Park (acht Kleine, später noch sechs, darunter ein immutabilis) und am Rückhaltebecken Grone (neun Kleine, davon fünf immutabilis). Am Böllestau bei Hollenstedt ist ein Paar mit drei Jungen erfolgreich, an den Northeimer Kiesteichen schlüpfte ein Jungvogel. Am Seeanger schritten zwei Paare zunächst erfolglos zur Brut. Ende Juni brachte dann eins von ihnen im zweiten Anlauf immerhin zwei Kleine zustande. Über den Erfolg von bis zu drei nistenden Paaren in der Kiesgrube Ballertasche bei Hann. Münden liegen keine Angaben vor.

Die letzten (drei) Singschwäne hatten nach dem 9. März den Leinepolder Salzderhelden verlassen.

An der Geschiebesperre Hollenstedt und im Leinepolder Salzderhelden rasteten vom 28. März bis 2. April zwei Rothalsgänse (1 ad., 1 vorj. Ind.). Damit liegt der zweite Regionalnachweis dieser schmucken Art vor. Ein Vogel im Kältewinter 1996/1997 unter zahlreichen nordischen Gänsen (darunter auch eine Handvoll Waldsaatgänse) ebenda ist von der damaligen Seltenheitenkommission als vermutlicher Wildvogel anerkannt. Über die Herkunft der beiden aktuellen Gäste, die nicht mit den üblichen Begleitarten vergesellschaftet waren, kann man nur spekulieren, auch wenn sie keine Ringe trugen.

Rothalsgänse - S.Hörandl
Abb. 2: Rothalsgänse an der Geschiebesperre. Foto: S. Hörandl

Am 2. April zeigten im Leinepolder 17 Kanadagänse ein Maximum der letzten Jahrzehnte an. Nur im schneereichen Kältewinter 1978/79 waren es (mit 24 Ind. im Wesertal) noch mehr. Neun Ind. am 6. April am Göttinger Kiessee sind ein neuer Lokalrekord. Bis zum 13. Mai ließen sich in der Leineniederung und am Seeanger immer wieder Einzelvögel und kleinere Trupps blicken. Die erste Brut scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Am 26. Mai hielt sich eine Weißwangengans am Lutteranger auf, einen Tag später vermutlich derselbe Vogel an der Geschiebesperre Hollenstedt.

Tundrasaatgänse, die am 2. März noch mit 450 Ind. im Leinepolder präsent waren, wurden nach dem 4. März nicht mehr gesehen. Die Hauptmasse der Blässgänse (noch bis zu 1100 Ind. am 1. und 2. März im Polder) war ebenfalls kurz darauf heimwärts gezogen. Kleinere Trupps im niedrigen zweistelligen Bereich rasteten dort und im Seeanger bis in die letzte Märzdekade. Bis Ende Mai ließen sich noch zwei Vögel (1 ad., 1 vorj. Ind.) ausmachen, die getrennt voneinander zusammen mit Graugänsen zwischen der Leineniederung und dem Seeanger pendelten.

Zwei sonderbare Gänsehybriden, deren genetischer Mix bis jetzt selbst von ausgewiesenen Experten nicht entschlüsselt werden konnte, ließen sich am 1. Juni an der Geschiebesperre ablichten. Die Schnabelform deutet auf Saatgans, die Blässe auf Blässgans, die scheckige Kopffärbung des einen Vogels eventuell auf Hausganseinfluss.

Hybridgänse - V.Hesse
Abb. 3: Rätsel-Hybridgänse an der Geschiebesperre. Foto: V. Hesse

Graugänse waren an der Geschiebesperre Hollenstedt mit mindestens 140 Jungen wieder gut im (Brut-)Geschäft. Über die genaue Zahl der Bruten (vermutlich um die 20) liegen keine Angaben vor, weil es wieder zur Bildung von Kindergärten kam. So führte am 7. Mai ein einziges Paar 56 halbwüchsige Nachkommen… Am Göttinger Kiessee konnten sich neun Paare (im letzten Jahr elf) mit 24 Jungen reproduzieren, Bruten auf dem Stadtfriedhof, am Leinepark und am Levin-Park scheiterten. An der Kiesgrube Reinshof kam es zu drei Bruten, an denen vermutlich Umsiedler vom trockengelegten Wendebachstau bei Reinhausen beteiligt waren. An der Kiesgrube Ballertasche kann der Brutbestand auf fünf Paare (davon zwei mit Schlupferfolg von insgesamt sieben Jungen) beziffert werden, der Ausfliegeerfolg fiel wohl gering aus. Am Seeanger gelang es drei Paaren sich fortzupflanzen. Anders am nahen Seeburger See: Von den mindestens fünf Paaren war vermutlich keins erfolgreich. Dagegen war der traditionelle Brutplatz am Dorfteich in Bodensee von zwei Paaren bevölkert, von denen das erste acht Jungvögel vorweisen konnte. Diese Familie verschwand wie üblich schnell und machte dem zweiten Paar Platz, das aktuell fünf Halbstarke führt. Als neue Brutplätze sind die Lieth bei Lenglern (Brutpaar am 19.4.) und die Klärteiche bei Lauenberg (Brutpaar am 7.4.) zu vermelden.

Vom 16. bis 29. Mai gab Göttingens erste Streifengans dem Kiessee die Ehre. Wegen ihrer kurzen Verweildauer konnte sie leider nicht getauft werden. Als Name hätte sich „Reinhold“ angeboten, in Anspielung auf den Himalajabezwinger Reinhold Messner. Allerdings: Was dieser unter größten Anstrengungen am Mount Everest, Nanga Parbat und anderen Achttausendern geschafft hat, absolvieren autochthone Vertreter dieser in Indien überwinternden Gänseart gleich zweimal pro Saison. Zum Überfliegen der Todeszone auf dem Dach der Welt brauchen sie weder logistische Vorplanung noch alpines Equipment, sondern nur zwei kräftige Flügel, eine entsprechende Brustmuskulatur und ein bisschen mehr Sauerstoff im Blut…

Streifengans - M.Siebner
Abb. 4: Streifengans am Göttinger Kiessee. Foto: M. Siebner

Bruten der Nilgans liegen bis dato von der Geschiebesperre Hollenstedt (6 Kleine, später nur noch 2), aus dem Leinepolder Salzderhelden (zwei Bruten, eine im Bussardnest mit ungewissem Erfolg, die andere vom Kolkraben geplündert), von der Rhumeaue bei Wollershausen (2 Kleine) und vom Seeanger (6) vor. Am Seeburger See schritten zwei Paare zur Brut, eins in einem Rotmilannest (6, die später nicht mehr zu sehen waren) und eins nahe der Auemündung (6, später nur noch 4). Der Dorfteich in Falkenhagen ist wieder belegt (mind. 3). An den ehemaligen Tongruben Siekgraben führt seit Ende Juni ein Altvogel sein Küken. Das andere Elternteil ist vermutlich nicht mehr am Leben, zumindest deutet ein Totfund in der Nähe darauf hin. Am Göttinger Kiessee scheiterte eine Brut, weil das okkupierte Graureihernest abstürzte, eine andere am Levin-Park vermutlich durch Prädation (vgl. bei Graureiher). Als neuer Brutplatz kann Wolbrechtshausen (4 Kleine) aufgenommen werden.

Bis zu vier Rostgänse bevölkerten die Leineniederung zwischen Northeim und Einbeck, im Juni waren noch zwei Ind. anwesend.

Zwölf Brandgänse hielten sich am 3. Juni an der Geschiebesperre Hollenstedt auf. Zum Ende des Monats stiegen die Zahlen im Seeanger auf beachtliche 22 Ind.

Die ab dem 14. Februar an der Leine im Göttinger Süden präsente weibliche Mandarinente („Mandy II“) war nach dem 14. März wieder verschwunden. Ob sie sich mit einem prächtigen Erpel verpaaren konnte, der vom 6. bis 12. April im Leinepolder gesehen wurde, ist höchst unwahrscheinlich.
Mit 180 Ind. waren heimziehende Pfeifenten am 1. April im Leinepolder Salzderhelden noch gut vertreten.

Aus regionaler Sicht singulär früh ist ein Stockenten-Weibchen mit elf Kleinen am 12. März auf dem ummauerten Freistundenhof der JVA Rosdorf. Das geschulte Fachpersonal geleitete die Familie unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen nach draußen zu einem kleinen Rückhaltebecken. Vermutlich erreichten aus dieser Brut nur zwei bis drei Jungvögel die Flugfähigkeit. Auf dem JVA-Gelände brüten alljährlich fünf bis sechs Paare mit durchweg mäßigem Erfolg. Das Prädationsrisiko wird unabsichtlich gefördert, weil Häftlinge die Enten aus den Zellenfenstern mit hingeworfenen Brotstückchen versorgen. Um diese zu ergattern, müssen die Vögel samt Nachwuchs sterile Rasenflächen überqueren, an denen Rabenkrähen lauern…

Kolbenenten hatten sich in der jüngsten Vergangenheit ungewohnt rar gemacht. Jetzt liegen immerhin Beobachtungen eines Weibchens (5.4. Leinepolder) und eines Erpels (18.4. Northeimer Freizeitsee) vor. Von den anderen Schwimmentenarten ist nichts Besonderes zu vermelden, ihre Zahlen und zugphänologischen Daten lagen durchweg im gewohnten Bereich.

Eine männliche Bergente legte am 3. April auf dem Seeburger See eine kurze Rast ein und hatte sich mit einer weiblichen Trauerente angefreundet.

Trauer-Bergente - M.Siebner
Abb. 5: Bergente und Trauerente am Seeburger See. Foto: M. Siebner

Von der letztgenannten Art gab es zudem zwei Ind. (M. und W.) am 29. März am Northeimer Freizeitsee sowie ein Weibchen (immer dasselbe?) vom 1. und 9. April ebenda.

Das flugunfähige Gänsesäger-Weibchen „Wilma“ verbrachte den Winter und Frühling an der Geschiebesperre Hollenstedt. Am 4. Juni wurde an der Leine ein Weibchen gesehen, das „Wilma“ gewesen sein könnte, zurück in der Göttinger Sommerfrische. Am 15. Juni rastete ein Weibchen auf dem Bootssteg am Kiessee, das beim Ansturm studentischer Horden mühsam fliegend (!) die Flucht ergriff und sich in Richtung Entenfütterung an der Ostseite verfügte. Ob es „Wilma“ mit zumindest teilweise wiedererlangter Flugfähigkeit war – die schwere Behinderung macht dies sehr unwahrscheinlich -. oder ein mausernder Vogel, muss vorerst offen bleiben. Am 2. April rastete ein männlicher Mittelsäger im Leinepolder Salzderhelden.

Wachteln sind in diesem Jahr häufiger anzutreffen als im Vorjahr. Eine Übersicht erfolgt im nächsten Bericht.

Im zeitigen Frühjahr wurden im Göttinger Ostkreis im Rahmen des Rebhuhn-Schutzprojekts an über 90 Transekten 238 rufende Vögel gezählt, die zweithöchste Zahl seit Beginn des Projekts.

Abb. 6: Rebhuhnzahlen der letzten Jahre. Grafik: E. Gottschalk

Allein 76 Ind. riefen in den Feldmarken Geismar-Süd und Diemarden, wo seit jeher eine kopfstarke Quellpopulation existiert – obwohl die Zahl der Blühstreifen auch hier zurückgegangen ist. Andererseits haben die Vögel sicher von den beiden letzten milden Wintern profitiert. Demnächst steht fest, wie viele Landwirte sich an der Agrarumweltmaßnahme „Blühstreifen“ mit rebhuhnfreundlicher Bewirtschaftung beteiligen werden. Die höhere Dotierung durch EU und Landwirtschaftsministerium könnte dazu beitragen, dass wieder vermehrt Blühstreifen angelegt werden.

Die Zahlen des Fasans explodieren förmlich. In der Feldmark Bernshausen war ein frei fliegendes Männchen Star des Birdrace am 2. Mai und in der Rhumeaue bei Bilshausen geriet am 18. und 30. Mai ein Vogel gleich zweimal ins Blickfeld.

Einen regionalen Erstnachweis der Sonderklasse lieferte ein ausgebüxtes Chukarhuhn am 19. Mai mitten in Northeim. Seine Rufe konnten noch ein paar Tage aus einem angrenzenden Park vernommen werden, dann war nichts mehr zu hören.

Chukarhuhn - L.Herkt
Abb. 7: Northeimer Chukarhuhn. Foto: L. Herkt

Über Gedeih und Verderb der regionalen Brutpopulationen von Haubentaucher und Zwergtaucher wird im nächsten Bericht informiert.

Rothalstaucher traten am 4. März auf dem Northeimer Freizeitsee (wohl letztmalig der dort überwinternde Vogel), am 8. April und 12. Mai ebenda sowie zu zweit am 15. Mai auf dem Seeburger See in Erscheinung.

Rothalstaucher - V.Hesse
Abb. 8: Rothalstaucher auf dem Northeimer Freizeitsee Foto: V. Hesse

Schwarzhalstaucher waren vor allem am Seeburger See gut vertreten, die Maximalzahlen lagen hier bei bemerkenswerten 27 Ind. am 28. März und 13 Ind. am 7. Juni.

Am 24. und 25. April besuchten zwei Sterntaucher den Seeburger See.

Aus dem Leinepolder Salzderhelden liegen drei Märzbeobachtungen der Rohrdommel vor. Ein fliegender Vogel geriet am 6. April am Seeburger See ins Blickfeld.

Schlafplatzzählungen des Silberreihers im Leinepolder erbrachten bis weit in den April Zahlen im hohen bis mittleren zweistelligen Bereich. Auch im Mai (maximal 20 Ind.) und Juni (maximal vier Ind.) war die Art dort präsent, darunter ein bis zwei Vögel im Brutkleid.

Für die Göttinger Graureiher verlief die aktuelle Brutsaison einigermaßen desaströs. Auf ihrer angestammten Weide im Levin-Park hatten sie zehn Bruten in Angriff genommen, von denen wohl nur eine (auf dem höchsten Ast) erfolgreich verlief. Im Mai und Juni wichen sie vermehrt auf die Bäume (meist Schwarzerlen) am Rand des Gewässers aus. Mitte Juni waren noch neun Nester beflogen. In ihnen befanden sich ca. 16 Jungvögel, acht von ihnen fast flügge. Ende Juni wurde nur noch ein flügger Jungvogel gesehen. Vermutlich haben in diesem Jahr weniger als 20 Jungreiher die Flugfähigkeit erreicht. Das Urheberrecht an diesem Trauerspiel kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein pelziger Neubürger mit Banditenmaske beanspruchen: Um Ostern wurde ein Waschbär gesehen, der es sich auf der Insel gemütlich gemacht hatte…
Am Kiessee sah es für die Vögel anfangs viel versprechend aus: Auf den Bäumen der Insel bauten sieben Paare Nester, in fünf wurde gebrütet. Dann kamen „Mike“ und „Niklas“… Am 4. April waren alle Bruten aufgegeben. Zwei Ersatzbruten am nahen Ascherberg scheiterten ebenfalls.

Am 6. Juni glänzte ein Seidenreiher im Leinepolder.

Am 10. und 12. Juni besuchte ein später Fischadler den Seeburger See und Seeanger.
Für März und April liegen elf Beobachtungen der Kornweihe mit insgesamt 16 Ind. (4 M., 5 W., 7 wf. Ind.) vor, davon allein sechs Ind. vom 1. April am Schlafplatz im Leinepolder. Am 27. Juni zog eine männliche Wiesenweihe von der Feldmark Wiershausen nach Westen ab.

Im Göttinger Ostkreis ist der einzige traditionelle Brutplatz der Rohrweihe weit und breit wieder besetzt.

Am 11. März flog ein Seeadler im 2. Kalenderjahr über die Kiesgrube Reinshof. Am 5. und 6. April mischte ein Altvogel das Wassergeflügel im Leinepolder auf.

Seeadler - B.Bartsch
Abb. 9: Seeadler über der Kiesgrube Reinshof Foto: B. Bartsch

Aus der Bewerniederung nordwestlich von Markoldendorf liegt vom 10. April die aus regionaler Sicht vergleichsweise späte Beobachtung eines Raufußbussards im zweiten Kalenderjahr vor.

Vom Merlin gibt es fünf Märzbeobachtungen (1 M., 4 W. bzw. wf. Ind.), bis auf eine (Feldmark Wöllmarshausen) alle aus dem Leinepolder. Den Schlusspunkt des Heimzugs setzte ein am 4. Mai über den Diemardener Berg ziehender Vogel.

Im Spätwinter wurde der einzige Brutplatz des Baumfalken im Göttinger Stadtgebiet, ein vogelreiches Pappelgehölz südlich der Gartemühle, vernichtet. Eigentümer der Fläche ist die evangelische Kirchengemeinde Diemarden, welche die Bezirksförsterei Wellersen-Ost der Landwirtschaftskammer (nicht das Forstamt Reinhausen, wie ursprünglich angenommen) mit dem Kahlschlag beauftragt hatte. Die Untat ist noch unverständlicher, weil der Bestand erst vor drei Jahren durchforstet worden war und man eigentlich davon ausgehen konnte, dass erstmal Ruhe herrschte. Aber es ging ja, wie so oft, „nur“ um Pappeln, die vermutlich zu Pellets geschreddert wurden – für ökologisch sensible Hausbesitzer, denen „umweltfreundliches Heizen“ eine Herzensangelegenheit ist.

Kahlschlag - S.Böhner
Abb. 10: Gnädiges Grün bedeckt den Kahlschlag, der für andere Vogelarten durchaus interessant werden könnte… Foto: S. Böhner

Die Göttinger Wanderfalken stehen nicht viel besser da. Das Paar an der Turmmensa (in einem Nistkasten, der für diese Art eigentlich zu klein ist) brachte (nur) einen Jungvogel zum Ausfliegen. Im letzten Jahr hatte ein weiteres Paar am Neuen Rathaus gebrütet. Dieser Brutplatz ist jetzt von Turmfalken besetzt, die allerorts wieder sehr erfolgreich sind. Der Turm von St. Jacobi, wo Wanderfalken 17 Jahre gebrütet hatten, wurde nach der Sanierung für die Vögel praktisch unbrauchbar gemacht. Die feinen Verspannungen an den Sitzwarten (natürlich nur zur Taubenabwehr) sind von der Fußgängerzone aus nicht zu sehen. Depot- und Ruheplätze sind ebenfalls verdrahtet. Was Brutvögel in ihrer Obhut betrifft, hat die Empathie von Kirchenfunktionären offenbar ihre engen Grenzen. Der Brutplatz im Reinhäuser Wald ist nach dem Verschwinden des über mehrere Jahre ansässigen Uhupaars wieder von Wanderfalken besetzt. Es drängt sich die Vermutung auf, dass die Göttinger Vögel dorthin umgezogen sind.

Der Heimzug des Kranichs verlief gewohnt (Ausnahme war der „Märzwinter 2013“) unspektakulär, die Tagessummen bewegten sich zumeist im mittleren dreistelligen Bereich. Immerhin: Am 6. März rasteten mindestens 2200 Ind. im Leinepolder, die in der Nacht von weiteren ca. 1000 Vögeln überflogen wurden. Der traditionelle Rastbestand im späten Frühjahr belief sich auf ca. 25 Ind. (darunter mindestens zwei Altvögel, die einmal bei der Kopula beäugt werden konnten) und schrumpfte bis zum Juni auf ca. zehn Ind. Im Seeanger wurde ein Einzelvogel im 2. Kalenderjahr zuletzt am 26. April gesehen, am 12. Mai flog ein Ind. (dasselbe?) über den Lutteranger nach Südosten ab.

Zwei akustische Wahrnehmungen der Wasserralle Ende Juni in einem sumpfigen Abschnitt der Schwülmeaue bei Lödingsen sind aus regionaler Sicht von Belang, weil sie ein bisher unbekanntes Brutvorkommen anzeigen könnten.

Während der ersten Juniwoche rief ein Wachtelkönig in einem Getreidefeld am Ortsrand von Einbeck. Im Leinepolder knarrten bis zu sechs Männchen, die vermutlich nur einen Teil der Lokalpopulation in diesem weiträumigen Gebiet mit Betretungsverbot ausmachten. Am besten ließen sich die Rallen und andere Poldervögel übrigens während des Lokführerstreiks im Mai vernehmen, der die störenden Geräuschemissionen des nächtlichen Güterbahnverkehrs zum Erliegen brachte… In der Rhumeaue bei Bilshausen riefen ab dem 13. Mai zwei, eventuell drei Männchen. Später war nur noch ein Einzelvogel zu hören.

Am 18. April wurde im Leinepolder ein Tüpfelsumpfhuhn vernommen, auch bei dieser Art ist von einer höheren Zahl auszugehen. Sehr bemerkenswert ist die Sichtbeobachtung von zwei Ind. in der Kiesgrube Ballertasche am 28. Juni (am Abend auch ein singendes Männchen). Einen lokalen Erstnachweis indizieren die Vögel gleichwohl nicht, denn Schelper (1966) listet allein drei historische Nachweise „bei Gimte“ auf.

Für Göttingen bedeutsam ist die Ansiedlung des Teichhuhns als Brutvogel am Weendespring in einem für diese Art recht guten Jahr.

Einzelne Austernfischer gerieten am 9. Mai im Leinepolder und am 13. Mai in der Rhumeaue nahe dem Northeimer Freizeitsee in den Blick. Am 12. April rasteten zwei Säbelschnäbler an der Geschiebesperre Hollenstedt, gleich sieben (zweithöchste Regionalzahl nach zehn Ind. im August 2007 im Leinepolder) waren es am 5. Mai am Seeanger.

Sowohl vom Datum (aus regionaler Sicht sehr früh), vom Rasthabitat als auch von der Zahl bemerkenswert sind neun Kiebitzregenpfeifer am 17. April auf einem kahlen Maisacker in der Feldmark Wollbrandshausen – Gieboldehausen. Zwei Vögel rasteten länger, während ihre sieben Artgenossen nur einen kurzen Zwischenstopp einlegten. Alle waren noch im Schlichtkleid. Ebenfalls schlicht gewandet war ein Vogel vom 30. und 31. Mai im Seeanger.
Goldregenpfeifer erreichten im Leinepolder am 5. und 7. März mit jeweils 43 Ind. ein eher mageres Maximum. Der letzte Heimzügler konnte am 21. April ebenda ausgemacht werden.

Heimziehende Kiebitze bevölkerten am 5. März mit der Maximalzahl von 4200 Ind. den Leinepolder. Von dort liegt die Beobachtung eines nichtflüggen Jungvogels vom 19. Juni vor. Aus der Leineniederung westlich Edesheim gibt es Hinweise auf drei Brutpaare, deren Erfolg jedoch ungewiss ist. Am Seeanger schritten drei Paare zur Brut. Zwei von ihnen waren mit vier bzw. drei Kleinen erfolgreich – immerhin.

Kiebitz - M.Siebner
Abb. 11: Kiebitz. Foto: M. Siebne

Für den Flussregenpfeifer scheint es in dieser Brutsaison besser zu laufen als im Vorjahr. Insgesamt ca. zehn Paare im Seeanger (1 flügger Jungvogel), an der Sandgrube Meensen (1 flügger Jungvogel), in der Kiesgrube Ballertasche (5 flügge Jungvögel von 2 Paaren), am Steinbruch bei Emmenhausen, an den ehemaligen Tongruben Siekgraben, an der Göttinger Glunz-Brache (2 Paare, mind. 1 flügger Jungvogel) und am Northeimer Freizeitsee (2 Paare) hatten Schlupferfolg. An der Kiesgrube Reinshof und der Geschiebesperre Hollenstedt waren bis Ende Juni ein bis zwei brutwillige Paare präsent.

Ein bemerkenswerter Trupp von 14 oder 15 Regenbrachvögeln rastete am späten Nachmittag des 9. April im Leinepolder. Möglicherweise war es derselbe, der acht Stunden vorher im Rhäden von Dankmarshausen/Obersuhl im hessisch-thüringischen Grenzgebiet gesehen wurde – ein Datenabgleich bei ornitho macht’s möglich. Ansonsten traten bis zum 15. Mai weitere elf Ind. in Erscheinung, zumeist einzeln oder zu zweit, darunter auch zweimal auf kahlen Maisäckern in den Feldmarken Gieboldehausen und Sattenhausen. Damit verglichen war sein Vetter, der Große Brachvogel, vom 20. März bis zum 7. Mai mit insgesamt fünf Vögeln im Leinepolder und an der Geschiebesperre nur spärlich vertreten.

Regenbrachvogel - P.Reus
Abb. 12: Regenbrachvögel im Leinepolder. Foto: P. Reus

Uferschnepfen traten aus regionaler Sicht bemerkenswert zahlreich auf. Vom 19. März bis 5. Mai wurden 19 Ind. gezählt, eingeschlossen ein bis zwei Vögel, die über mehrere Tage im Polder und Seeanger rasteten. Maximal fünf Ind. hielten sich am 23. April im letztgenannten Gebiet auf. Hängt das vermehrte Aufkommen damit zusammen, dass „kälteliebende Uferschnepfen wegen des Klimawandels“ ihre Brut- und Rastplätze vom Bodensee in den Norden verlagert haben, wie seit 2007 kolportiert wird (vgl. Conservation Biology Vol. 21: 495-503)? Wohl eher nicht… Vom 6. bis 8. Mai ließen sich im Polder ein bis zwei Vögel als Isländische Uferschnepfen (Unterart islandica) bestimmen (P.H. Barthel, regionaler Erstnachweis dieses Taxons). Am 4. Mai zierte eine Pfuhlschnepfe den Seeanger.

Waldschnepfen waren wie üblich in den Hochlagen von Solling, Bramwald und Kaufunger Wald über einen längeren Zeitraum präsent. Am 11. März wurden im Kaufunger Wald maximal fünf Ind. gezählt, davon zwei balzende Männchen. Am 18. März balzten zwei Männchen über dem Plateau des Reinhäuser Walds, vermutlich auf dem Heimzug. Ein havarierter Vogel konnte am 21. März in der Göttinger Südstadt dokumentiert werden (Foto bei ornitho.de), offenbar gelang ihm die unbehinderte Weiterreise.

Zwergschnepfen erreichten am 2. April mit mindestens acht Vertretern im Göttinger Schnepfenparadies Siekgraben ihr Maximum. Die Beobachtung eines Einzelvogels in einem nassen Blühstreifen in der Feldmark Wollbrandshausen – Gieboldehausen am 17. April ist eine besondere Erwähnung wert. An der Geschiebesperre Hollenstedt ließen sich bis zu drei Ind. zeitweise optimal beobachten. Für den Leinepolder liegt die Maximalzahl von mindestens sieben Ind. am 20. März vor.

Abb. 13: Zwergschnepfe am Siekgraben Foto: B. Bartsch

Ende April/Anfang Mai balzten im Leinepolder bis zu zehn Bekassinen. Konkrete Bruthinweise liegen jedoch nicht vor. Mit mindestens 90 Ind. zeigten sie im Leinepolder am 25. April ein (spätes) Maximum an. Zählungen dieser Art waren noch schwieriger als ohnehin schon, weil sich die Vögel offenbar weiträumig auf den flach überschwemmten Flächen verteilten und wenig umher flogen. Im Seeanger lagen die Zahlen mit maximal 32 Ind. am 26. März weit darunter, obwohl auch hier sehr gute Rastbedingungen herrschten.

Maximal 23 Dunkle Wasserläufer am 15. April sind für das letztgenannte Gebiet von Zahl und Datum nicht untypisch. Rotschenkel sind traditionell eher spärliche Gäste. Ihr Maximum von acht Ind. am 22. April bewegte sich im bekannten Rahmen. Am 21. April rasteten im Polder bemerkenswerte 136 Grünschenkel.

Waldwasserläufer erreichten ebenda am 11. April mit 40 Ind. ein ebenfalls beachtliches Maximum. Bemerkenswert sind auch 255 Bruchwasserläufer, die am 25. April den Leinepolder bevölkerten, am Seeanger waren es einen Tag zuvor „nur“ 86 Ind. Zur arttypischen „Peaktime“ in der ersten Maidekade legten die Vögel im Polder noch mal zu und präsentierten sich am 8. des Monats mit mindestens 350 (!) Vertretern.

Der Heimzug von Kampfläufern kulminierte im Leinepolder in der Zeit vom 12. bis 25. April in sehr guten Zahlen. An mehreren Tagen in dieser Periode konnten mehr als 100 Vögel gezählt werden, maximal 200 am 23. April.

Kampfläufer - M.Siebner
Abb. 14: Kampfläufer an der Kiesgrube Reinshof. Foto: M. Siebner

Am 12. und 13. Juni hielt sich im Seeanger ein Steinwälzer auf. Das war’s dann auch schon mit den selteneren Limikolen – wenn man von einem Zwergstrandläufer am 9. Mai im Polder absieht. Temminckstrandläufer ließen es an der Geschiebesperre Hollenstedt mit maximal vier Ind. am 12. Mai und fünf Ind. am 14. Mai gemächlich angehen.

Vom Seeanger liegen, trotz exzellenter Rasthabitate, nur zwei Beobachtungen eines Einzelvogels am 4. und 8. Mai vor. 15 Alpenstrandläufer am 12. April im Leinepolder sind ein gutes Frühjahrsmaximum.

An einem Ort, an dem man diese Vogelart wohl am wenigsten vermutet hätte, nämlich auf einem Maisacker im lieblich anmutenden Hügelland südlich von Nesselröden, ging am 30. und 31. Mai eine Schmarotzerraubmöwe im 3. Kalenderjahr auf Würmer- und Käferjagd.

Schmarotzerraubmöwe - M.Siebner
Abb. 15: Schmarotzerraubmöwe bei Nesselröden. Foto: M. Siebner

In der Lachmöwen-Kolonie am Lutteranger konnten am 26. Mai nur vier besetzte Nester (später nur noch eines) gezählt werden, am Seeburger See kam es zu keiner Brut. Im Leinepolder Salzderhelden befand sich im Mai eine Kolonie von ca. 17 Paaren in Gründung. Die Aktivitäten wurden aber schnell wieder abgebrochen.

Schwarzkopfmöwen waren in diesem Frühjahr gut vertreten. Den Auftakt machte ein Altvogel am 17. März am Northeimer Freizeitsee. Ihm folgten Vögel am 21. März am Seeburger See (ad. Ind.) und wiederum am Freizeitsee (überfliegend), am 11. und 16. April im Leinepolder (ad. Ind.), am 18. April am Seeburger See (K3), am 4. Mai im Leinepolder (K3), am 8. Mai gleich drei Ind. (1 K3, 2 K2) sowie am 11. Mai und 4. Juni jeweils ein K2- Vogel ebenda.

Schwarzkopfmöwe - M.Siebner
Abb. 16: Schwarzkopfmöwe am Seeburger See. Foto: M. Siebner

Silbermöwen wurden am 17. März in der Leineaue westlich von Edesheim (K2), am 1. April im Leinepolder sowie am 26. April an der Geschiebesperre (K3) bestimmt.

Mittelmeermöwen gab es am 11. April an den mediterranen Gestaden des Seeburger Sees (K2), am 22. April am Göttinger Kiessee (K3), am 25. April an der Geschiebesperre (überfliegend), am 5. Mai am Northeimer Freizeitsee (ad.), am 10. Mai wiederum an der Geschiebesperre (K2) sowie am 15. Mai im Seeanger (K3). Steppenmöwen gerieten am 4. März am Northeimer Freizeitsee (ad. Ind.) sowie am 11. Mai im Leinepolder (K2) vor die Optik. Darüber hinaus liegen drei Beobachtungen von Mittelmeer- oder Steppenmöwen, diejenige eines Vogels aus dem Silbermöwen-Artenkomplex sowie sieben Sichtungen von elf unbestimmten Großmöwen vor.

Eine Heringsmöwe im 2. Kalenderjahr flog am 10. Mai über der Kiesgrube Reinshof umher.

Am 9. Mai zeigte sich am Fischzuchtteich bei Edesheim für 20 Minuten eine Lachseeschwalbe (B. Riedel). Von dieser im deutschen Binnenland nur sehr selten auftretenden Seeschwalbenart existierten zuvor in der Regionalliteratur (vgl. Dörrie 2010) zwei Beobachtungen: Ein Vogel vom 4. bis 7. September 1974 an der Fulda bei Spiekershausen sowie ein am 29. April 1993 über Northeim rufender Durchzügler, der offenbar nicht bei der damaligen Seltenheitenkommission gemeldet wurde. Obwohl die Kurzbeschreibung des aktuellen Vogels in ornitho passt, hat bei meldepflichtigen Binnenlandbeobachtungen der Lachseeschwalbe die Avifaunistische Kommission Niedersachsen und Bremen (AKNB) das letzte Wort.

Eine Raubseeschwalbe zog am 14. Mai an ebenjenem Fischzuchtteich ein paar Runden. Ihr folgte am 11. Juni ein Vogel im Leinepolder.

Am 8. und 11. Mai hielten sich im Leinepolder jeweils zwei Weißbart-Seeschwalben auf. Am 12. Mai legten drei Ind. nach einem Gewitter an der Kiesgrube Reinshof eine Rast ein.

Wei�bartseeschwalbe - B.Bartsch
Abb. 17: Weißbart-Seeschwalbe an der Kiesgrube Reinshof. Foto: B. Bartsch

Recht früh dran war eine Trauerseeschwalbe am 11. April am Northeimer Freizeitsee. Das Maximum fiel mit 17 Ind. am 30. Mai am Seeburger See nicht gerade berauschend aus.
Zwischen dem 18. April und 19. Juni ließen sich an einigen Gewässern insgesamt elf Flussseeschwalben blicken, darunter bemerkenswerte vier Ind. am letzten Datum am Göttinger Kiessee.

Am 3. April war eine Küstenseeschwalbe am Northeimer Freizeitsee ebenfalls früh zugegen (Belegfoto bei ornitho.de). Ihr folgten am 2. Mai am Seeburger See zwei Ind. Ein Vogel am 19. Juni am Seeburger See wurde kontrovers jeweils einer der Zwillingsarten zugeordnet.

Erfreuliche 15 Turteltauben wurden für den Berichtszeitraum gemeldet, darunter natürlich auch Vögel auf dem Heimzug. Das traditionelle Vorkommen im Bramwald bei Ellershausen bestätigten während des Birdrace gleich zwei singende Männchen, zwei offenkundig verpaarte Ind. boten am 21. Mai am Repkebach bei Sievershausen Anlass zum Optimismus. Ein altbekannter Brutplatz südlich von Bremke nahe der Landesgrenze scheint wieder besetzt zu sein. Dies betrifft auch das Vorkommen am Grenzstreifen bei Ecklingerode.

Aus regionaler Sicht singulär früh ließ sich bereits am 9. April im Leinepolder ein Kuckuck vernehmen. Einen Trend zur verfrühten Ankunft zeigte der Pionier aber nicht an – der nächste rief erst zwölf Tage später am 21. April bei Diemarden, einem typischen Erstbeobachtungsdatum.

Die einzige Beobachtung einer Schleiereule stammt vom 8. März bei Hilwartshausen (Sollingvorland).
Für den Raufußkauz liegen aus dem Solling Hinweise auf mindestens fünf Reviere vor, aus dem Kaufunger Wald wurde eine Brut in einer Schwarzspechthöhle bekannt. Der Sperlingskauz war (im März) nur nahe der Großen Blöße und am Hasselbruch im Solling hören.
Dagegen machten sich in Göttingen quietschende Jungvögel der Waldohreule in nie dagewesener Häufigkeit bemerkbar. Für den Süden der Stadt liegen allein sechs Brutnachweise aus der Kleingartenkolonie „Am Kiessee“, den Kleingärten zwischen Kiessee und Rosdorf, aus Treuenhagen, aus der Umgebung des Friedhofs Geismar, der Feldmark Geismar und von der Peripherie der ehemaligen Bauschuttdeponie vor. Am Ortsrand von Weende konnte an einem aus den Vorjahren bekannten Brutplatz ebenfalls eine erfolgreiche Brut festgestellt werden. Im Bereich Roringen (Drakenberg) – Herberhausen wurden bei nächtlichen Erfassungen vier Familien mit Jungvögeln notiert, ebenso eine bei Riekenrode. Der Ausfliegeerfolg war hoch, denn die Familien bestanden in der Regel aus mindestens drei bis vier (einmal fünf) Jungvögeln. Bei Klein Lengden verhielt sich ein balzendes Paar brutverdächtig. Weil auch die intensiveren Erfassungen letztlich nur lokal erfolgten, dürfte die wirkliche Zahl erfolgreicher Bruten um Einiges größer gewesen sein und könnte durchaus im höheren zweistelligen Bereich gelegen haben. Dieser Eulenart scheint es aktuell wirklich blendend zu gehen!

Waldohreule - V.Hesse
Abb. 18: Waldohreule in Treuenhagen. Foto: V. Hesse

Am 13. März machte sich eine Sumpfohreule vom Kerstlingeröder Feld auf die Weiterreise. Im Rahmen einer systematischen Erfassung konnten im Landkreis Göttingen ungefähr acht Brutpaare des Uhus ermittelt werden, was einer Verdoppelung des bisher bekannten Bestands gleichkommt.

Wie in den Vorjahren verdichten sich in Göttingen die Hinweise auf einen starken Bestandsrückgang des Mauerseglers. Grund dafür ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die verbreitete Wärmedämmung und Sanierung von Dächern und Fassaden. Auf die Lebensinteressen von Gebäudebrütern (und Fledermäusen) wird dabei in der Regel keine Rücksicht genommen, teils sicher auch aus Unwissenheit. Während noch vor zehn Jahren bei der Kartierung des Göttinger Kerngebiets von etwas mehr als 400 Brutpaaren (mit Nichtbrütern um die 1500 Ind.) ausgegangen werden konnte, dürfte der Bestand heute augenscheinlich weniger als die Hälfte betragen. Bezeichnend ist, dass größere Konzentrationen von mehr als 20 Ind. zunehmend nur noch im Umfeld langjährig besetzter Nistkästen angetroffen werden. Eine Garantie für das Wohlergehen der Vögel bieten die künstlichen Nisthilfen (die vor zehn Jahren nur zu zehn Prozent von der Zielart bezogen wurden) allerdings nicht: Werden sie bei Sanierungsarbeiten umgesetzt, besteht die Gefahr, dass sie von den extrem brutortstreuen Adressaten nicht mehr angenommen werden. An der Arnoldischule im Friedländer Weg ist genau dies eingetreten: Nach Gebäudesanierung und Umsetzen der Kästen waren alle 20 Brutpaare verschwunden. So wird auch der Mauersegler zum Opfer der „Energiewende“. Immerhin scheint der Rückgang in einigen Dörfern des Göttinger Ostkreises mit ausreichend maroder Bausubstanz nicht ganz so dramatisch zu verlaufen.

Mauersegler - M.Siebner
Abb. 19: Mauersegler. Foto: M. Siebner

Für einen Moment war das Eichsfeld bunt: Am 23. Juni saß ein Bienenfresser auf der Stromleitung am Radweg zwischen Hilkerode und Brochthausen.

Am 23. April rasteten zwei Wiedehopfe an den Tongruben Siekgraben, am Folgetag war noch ein Vogel präsent.

Auf dem Kerstlingeröder Feld sind zwei Wendehalspaare mit der Fortpflanzung beschäftigt. In der Heimzugphase wurden um die 15 Ind. gehört und manchmal gesehen, darunter auch, wie in Göttinger Kleingärten oder in Ebergötzen, länger anwesende Leiermänner. Brutverdacht bestand jedoch nirgendwo. Vom Diemardener Berg und den Northeimer Kiesteichen liegt je eine Junibeobachtung umherstreifender (?) Vögel vor.
Am Nordrand des Göttinger Ostviertels konnte mit einem Alt- und einem flüggen Jungvogel ein Brutnachweis des Kleinspechts dokumentiert werden. Weil Kleinspechte sich, u.a. wegen des Verfolgungsdrucks durch den rabiaten Buntspecht, bei der Brut recht heimlich verhalten, sind solche Beobachtungen immer eine besondere Erwähnung wert. Am 20. Juni zimmerte ein Männchen am Sandersbeek in Geismar eine Bruthöhle. Das ist bemerkenswert spät, fällt aber noch knapp in die Brutzeit der Art. Möglicherweise ging die Brut verloren und es kam zu einem neuen Anlauf. Eine Zweitbrut ist auszuschließen, weil diese bei unseren Spechtarten (Ausnahme Wendehals) nicht bekannt sind.

Der einzige Pirol der Saison konnte am 8. Mai im Leinepolder ausgemacht werden.

Die traditionelle Erfassung von Neuntötern am 15. Juni erbrachte auf dem Kerstlingeröder Feld 21 revieranzeigende Männchen (plus mindestens acht Weibchen). Diese Zahl liegt im guten Durchschnitt der letzten Jahre. Auch anderswo waren sie wieder recht gut vertreten. Von Rekordzahlen, wie sie teilweise aus Hessen oder Ostdeutschland gemeldet wurden, war unsere Region aber um Einiges entfernt.

Abb. 20: Neuntöter auf dem Kerstlingeröder Feld

Die auf dem Kerstlingeröder Feld und im Leinepolder überwinternden Raubwürger hatten ihre Residenzen nach dem 11. bzw. 29. März geräumt. Interessant ist eine Brutzeitbeobachtung vom 31. Mai in der Rhumeaue zwischen Gieboldehausen und Rüdershausen. Dort wurden Raubwürger ab und an auch in der Vergangenheit gesehen.

Beobachtungen von Tannenhähern mit Nachwuchs sind sehr selten, zumindest von Göttingen aus betrachtet. Am 20. Juni konnten im Kaufunger Wald zwischen Rinderstall und Hühnerfeld zwei Alt- und drei flügge Jungvögel erspäht werden.

Die Göttinger Stadtrand-Kolkraben konnten in diesem Jahr vier Junge zum Ausfliegen bringen. Die dreisten Gesellen hielten sich wie üblich zunächst am Siekgraben auf (wo sie vermutlich vier kleine Flussregenpfeifer gefressen haben) und siedelten dann an die Kiesgrube Reinshof mit opulentem Nahrungsangebot um.

Kolkraben - M.Siebner
Abb. 21: Kolkraben an der Kiesgrube Reinshof. Foto: M. Siebner

Der ursprüngliche Flurname des Gebiets („Himmelreich“) erwies sich Mitte Juni auf tragische Weise als doppelsinnig. Für die nimmersatten Raben war der vermüllte Baggersee das Paradies; für einen asylsuchenden Nichtschwimmer aus dem Sudan geriet er wegen seiner tückischen Unterwasser-Abbruchkanten zur tödlichen Falle. Die auch nachts vorgenommene Suchaktion nach dem Ertrunkenen mit Hubschraubern, Booten, Tauchern, Scheinwerfern und Spürhunden versetzte die ansässige Vogelwelt in Aufruhr, hat sie aber wohl nicht nachhaltig beeinträchtigt.

Von der Beutelmeise liegen mehr als 30 Beobachtungen vor (darunter auch regelmäßig vom Seeanger). Im letztgenannten Gebiet wurden im Juni flügge Jungvögel notiert, die aber auch umherstreifende, anderswo erbrütete Ind. gewesen sein könnten. Sicher gebrütet hat sie offenbar wieder nur an den Northeimer Kiesteichen, wo ein Nest gefunden wurde.

Beutelmeise - M.Siebner
Abb. 22: Beutelmeise an der Kiesgrube Reinshof. Foto: M. Siebner

Am 11. März zogen 362 Kohlmeisen über das Kerstlingeröder Feld, für den Heimzug eine beachtliche Zahl.

Der Heimzug der Heidelerche machte sich mit insgesamt 27 Vögeln, darunter 18 Ind. vom Kerstlingeröder Feld und seiner weiteren Umgebung, kaum bemerkbar. Eine Beobachtung vom 25. April am Leinepolder Salzderhelden ist für einen Durchzügler verdächtig spät.

Bartmeisen wurden zu zweit am 25. März im Leinepolder und am 7. April am Seeburger See wahrgenommen.

Das schöne Foto des Waldlaubsängers am Anfang porträtiert einen Vogel, der (nicht nur) in unserer Region immer noch Rätsel aufgibt. Über Habitatpräferenz bzw. -parameter, Bestandsschwankungen, Bruterfolg etc. ist nur wenig bekannt. Derzeit laufen in der Schweiz umfangreiche Untersuchungen, die den Einfluss von Prädatoren und menschlichen Störungen auf Ansiedlungsverhalten und Bruterfolg dieses Bodenbrüters einbeziehen. Für unsere Region ist von Belang, dass aus Buchenwäldern, die in diesem Jahr von Mäusen wimmelten, kaum Nachweise vorliegen.

Der Bestand des Feldschwirls bewegt sich auch in diesem Jahr auf denkbar niedrigem Niveau. Im Göttinger Süden ist nur ein Revier nahe der Rase bei Rosdorf besetzt. Vom Leinepolder Salzderhelden liegen Hinweise auf vier bis fünf Reviere vor. Spitzenreiter ist die Rhumeaue bei Bilshausen, wo am 30. Mai sieben singende Männchen das von früher bekannte typisch geklumpte Auftreten demonstrierten. Im Heidelbeerbruch im Solling sang am 15. Mai ein Männchen auf 471 m ü.NN in einem vernässten Kahlschlag.

Feldschwirl - M.Siebner
Abb. 23: Feldschwirl nahe Rosdorf. Foto: M. Siebner

In der Rhumeaue bei Bilshausen bestanden mindestens zwei Gesangsreviere des Schlagschwirls. Am 30. Mai sangen dort sogar vier Männchen. Über mehrere Tage singende Vögel machten am Seeburger See (8.5.-17.5) und an der Garte im südlichen Göttinger Stadtgebiet (11.6.-20.6.) auf sich aufmerksam. Der Rohrschwirl hat (auch) in diesem Jahr im Leinepolder Salzderhelden ein bis zwei Reviere besetzt. Am Seeburger See ließen sich einzelne Männchen am 2. und 12. Mai vernehmen.

Vom Schilfrohrsänger liegen sieben Beobachtungen heimziehender Vögel vor. Länger als einen Tag scheinen sie nirgendwo gerastet zu haben.

Sumpfrohrsänger gelangten deutlich häufiger zur Beobachtung als im vergangenen Jahr. Gleichwohl ist das Maximum von 15 Sängern am 7. Juni am Diemardener Berg nur ein Abglanz früherer Zeiten und in der agrarindustriell geprägten Normallandschaft scheint keine Besserung in Sicht zu sein. Hier muss man sich über jeden Vogel freuen, der auf einem Blühstreifen oder an einem der wenigen strukturreichen Entwässerungsgräben singt. Früher hieß die Art übrigens “Getreiderohrsänger”…

Sehr interessant ist die mehrwöchige (2. 5.-4.6.) Präsenz von bis zu zwei singenden Drosselrohrsängern im Leinepolder. Ausgedehnte Röhrichtbestände zum Brüten gibt es dort ja mittlerweile genug… An der Kiesgrube Ballertasche ließ sich am 15. und 23. Mai sowie danach bis Ende Juni ein krächzendes Männchen vernehmen. Wenn es immer derselbe Vogel war, wäre auch dies erfreulich verdächtig. Ansonsten erregten durchziehende Einzelvögel am 21. April an der Kiesgrube Reinshof und am 3. Mai an der Geschiebesperre Aufmerksamkeit.

An dieser Stelle muss der Chronist wieder einmal seiner Begeisterung über die allgegenwärtigen Dorngrasmücken Ausdruck verleihen. Neben den Feldlerchen (und ein paar Wiesenschafstelzen, Rohrammern und Heckenbraunellen) sind sie auf weiten Strecken der agrarisch geprägten Normallandschaft die Einzigen, die noch etwas Leben in die Einöde bringen. Wenn sie unablässig singend, mit Balzflügen und wilden Verfolgungsjagden äußerst agil auch den kleinsten Busch oder ein paar Quadratmeter Raps verteidigen, kommt helle Freude auf.
Interessanterweise scheinen sich die quirligen Kerlchen mit ihren traditionellen Vorposten in Göttinger Kleingärten („Am Wehr“, „Leinetal“ etc.) nicht zufrieden zu geben. In diesem für sie sehr guten Jahr sind sie mit einzelnen Sängern in die Leineaue zwischen der Otto-Frey-Brücke und der Godehardstraße im Kerngebiet der Stadt vorgedrungen.

Am 19. März erklärten drei Seidenschwänze bei Lütgenrode die (schwache) Saison für beendet.

Im April machten sich insgesamt 24 heimziehende Ringdrosseln bemerkbar, darunter allein 14 Ind. am 23. am Drakenberg bei Roringen.

Ringdrossel - M.Siebner
Abb. 24: Ringdrossel an der Kiesgrube Reinshof. Foto: M. Siebner

Aus Göttingen liegen ganze zwei Nachweise heimziehender Trauerschnäpper vor (17. und 30. April in Weende bzw. am Kiessee). Außerhalb der Stadt geriet ein Einzelvogel am 29. April westlich von Diemarden ins Blickfeld. Am 2. und 9. Mai ließ an der Rhumequelle bei Rhumspringe bzw. am Elfas bei Stadtoldendorf je ein Männchen seinen Gesang erschallen – das war’s schon. Wie beim Waldlaubsänger scheint auch beim Trauerschnäpper, der immer wieder als „Opfer des Klimawandels“ ins Feld geführt wird, eine intensive Untersuchung seiner Habitatansprüche, der Veränderung seines Brutlebensraums durch die moderne Forstwirtschaft (den „naturnahen Waldbau“ eingeschlossen) sowie der Prädation von Bruthöhlen und Nistkästen vor Ort dringend geboten.

Vom Braunkehlchen gibt es in diesem Jahr aus dem Leinepolder nur April-Heimzugnachweise. Zur Brutzeit wurden keines mehr gesehen. Späte Beobachtungen je eines singenden Männchens am 2. Juni im Seeanger und in der Suhleaue (möglicherweise derselbe Vogel) sowie eines Artgenossen am 17. Juni in der Schwülmeaue bei Lödingsen konnten in der Folgezeit nicht bestätigt werden.

Göttingens jüngster Brutvogel ist, nicht ganz überraschend, das Schwarzkehlchen. In der Feldmark Geismar war es an einem Entwässerungsgraben erfolgreich. Am Gillersheimer Bach bei Katlenburg-Lindau erfolgte die Neuansiedlung eines brutverdächtigen Paars. Kontrollen bekannter Brutplätze ergaben, dass die meisten wieder besetzt waren. Ausnahmen bildeten die Feldmark Wollbrandshausen – Gieboldehausen, wo nur ein Männchen gesehen wurde – und der Leinepolder. Dort konnte lediglich am 9. April ein Männchen nachgewiesen werden. Das Fehlen der beiden Kleinschmätzer zur Brutzeit (zumindest auf den Flächen, die vom Rand des Gebiets einzusehen sind) wirft Fragen auf. Für Schwarzkehlchen war es möglicherweise wegen des Anstaus Anfang April (Brutzeitbeginn) zu feucht. Dies trifft aber auch auf den Seeanger zu, wo ein flexibles Paar den nicht überschwemmten Ostteil bevorzugte. Der Rückgang des Braunkehlchen-Brutbestands im Leinepolder (nur ein Männchen 2014) scheint sich zu verstetigen. Möglicherweise spielen Prädation, Eutrophierungsprozesse und die weitere Ausbreitung des Röhrichtbestands eine negative Rolle.

Schwarzkehlchen - D.Radde
Abb. 25: Männliches Schwarzkehlchen im Seeanger. Foto: D. Radde

Hat die, anders als beim Schwarzkehlchen, ins Stottern geratene Ausbreitungsdynamik des Blaukehlchens dennoch die Suhleaue bei Seulingen erreicht? Dort sang am 3. Mai ein Männchen, das sich aber noch auf dem Heimzug befunden haben könnte. Ansonsten war die Art am Seeburger See, am Seeanger und im Leinepolder Salzderhelden wie gewohnt mit jeweils zwei bis drei Paaren vertreten.

Der Gartenrotschwanz hatte, leicht verspätet, bis Ende April/Anfang Mai seine traditionellen Brutplätze in Göttinger Kleingärten wieder besetzt. Auf dem Kerstlingeröder Feld sind bis zu drei Sänger präsent.

Maxima von 16 bzw. 15 rastenden Steinschmätzern wurden am 29. April an den ehemaligen Tongruben Siekgraben und am 11. Mai im umgebrochenen „Jägerparadies“ in der Feldmark Geismar erreicht, zwei kleinen braunen Flecken in der giftgrünen Normallandschaft.

Einzelne Brachpieper rasteten am 16. April in der Feldmark Diemarden und am 20. April an den Tongruben Siekgraben.

Abb. 26: Brachpieper bei Diemarden. Foto: V. Lipka

Bei der jährlichen Zählung revieranzeigender Baumpieper auf dem Kerstlingeröder Feld konnten am 15. Juni bemerkenswerte 21 Männchen notiert werden (2014 12 M., 2013 16 M.). Ob dies eine Bestandszunahme signalisiert, muss offen bleiben, weil der Zähltermin, anders als für den Spätankömmling Neuntöter, für diese Art nicht optimal ist.

Im Göttinger Ostkreis trotzen fünf Brutpaare des Wiesenpiepers (drei in der Feldmark Wollbrandshausen – Gieboldehausen und je eins bei Wöllmarshausen und Sattenhausen) den Segnungen des Agrobusiness. Die beliebtesten Rastplätze nord- und nordosteuropäischer Heimzügler waren das Kerstlingeröder Feld, die ehemaligen Tongruben Siekgraben und die angrenzende Rosdorfer Feldmark, wo sich in der letzten Aprildekade jeweils bis zu 50-60 Vögel versammelten. Aus dem Leinepolder Salzderhelden liegen bemerkenswerterweise keine Beobachtungen balzender Männchen geschweige denn Brutnachweise vor.

Maximal 25 Bergpieper bezogen am 20. März einen Schlafplatz im Leinepolder. Darüber hinaus liegen nur zwei Nachweise aus der Kiesgrube Ballertasche vom 23. und 28. März vor. Am 29. März fanden sich beachtliche 400 Bachstelzen an der Geschiebesperre Hollenstedt zum Schlafen ein.

Bachstelze - M.Siebner
Abb. 27: Bachstelze am Flüthewehr. Foto: M.Siebner

Merkmale der Trauerbachstelze zeigte ein Vogel am 5. April ebenda.

Über dem Kerstlingeröder Feld wurden an sieben Terminen zwischen dem 8. und 26. März insgesamt 5469 heimziehende Buchfinken gezählt, beim Bergfink waren es 2783 Ind., darunter allein 1300 Ind. am 9. März.

Am 11. Juni sang im Leinepolder ein Karmingimpel. Der zuvor letzte Nachweis dieses in der Region sehr seltenen Gasts stammt von Ende Mai 2012 vom Göttinger Kiessee.

Vom Ortolan existieren immerhin fünf Heimzugnachweise von sechs Ind., und zwar vom 23. April an der Geschiebesperre Hollenstedt, vom 24. April an den ehemaligen Tongruben Siekgraben (2), vom 25. April im Leinepolder, vom 5. Mai am Drakenberg bei Roringen und vom 6. Mai am Wahrberg bei Hillerse.

Hans H. Dörrie

Dorngrasmücke - M.Siebner
Abb. 28: Dorngrasmücke. Foto: M. Siebner

Literatur

Dörrie, H.H. (2010): Anmerkungen zur Vogelwelt des Leinetals in Süd-Niedersachsen und einiger angrenzender Gebiete 1980-1998. Kommentierte Artenliste. 3., korrigierte Fassung im pdf-Format

Schelper, W. (1966): Die Vogelwelt des Kreises Münden. Selbstverlag.

Dieser Bericht basiert nahezu ausschließlich auf Daten, die zahlreiche Melderinnen und Melder bei ornitho.de zusammengetragen haben:
N. Agster, Anonymus (4), P. Aufderheide, P.H. Barthel, B. Bartsch, K. Beelte, S. Beisler, B. Biel, S. Böhner, G. Börner, M. Borchardt, S. Brockmeyer, C. Brummer, G. Brunken, J. Bryant, J. Bunk, R. Busch, G. Busche, M. Corsmann, A. Dahlmann, P. D’Amelio, G. Delaloye, L. Demand, V. Dierschke, H. Dörrie, K. Dornieden, M. Drüner, H. Edelhoff, H. Eggers, W. Eikhorst, M. Fichtler, P. Fricke, T. Frischgesell, T. Garczorz, E. Garve, M. Geb, S. Gellermann, R. Gerhard, K. Gehring, R. Gerken, K. Gimpel, A. Goedecke, M. Göpfert, A. Görlich, S. Goihl, E. Gottschalk, S. Grassmann, C. Grauf, D. W. Grobe, C. Grüneberg, T. Hammer, W. Haase, H. Hartung, J. Hegeler, E. Heiseke, W. Hellwig, Y. Henkel, D. Herbst, L. Herkt, V. Hesse, S. Hillmer, U. Hinz, A. Höfler, S. Hohnwald, M. Hölker, S. Hörandl, S. Holler, R. Hruska, S. Jaehne, K. Jünemann, U. Jürgens, R. Käthner, C. Kaltofen, A. Kannengießer, J. Katzenberger, R. Kellner, D. Kemper, H.-A. Kerl, P. Kerwien, J. Kilian, R. Kirch, J. Kirchner, P. Kneser, H. Kobialka, G. Köpke, A. Kreusel, M. Kuschereitz, W. Lange, B. Leitner, R. Liebelt, I. Lilienthal, V. Lipka, W. Lübcke, G. Lühning, R. Maares, G. Mackay, T. Matthies, P. Meinecke, T. Meineke, K. Menge, P. Mergel, H. Meyer, S. Minta, M. Mooij, F. Mühlberger, T. Orthmann, M. Otten, K. Pahl, F. Paltinat, H. Pasewald, S. Paul, H. Petersen, H. Pfitzner, G. Pfützenreuter, R. Pötzinger, B. Preuschhof, S. Racky, D. Radde, I. Rapp, U. Rees, J. Reinhardt, R. Requardt, P. Reus, H. Riechers, B. Riedel, U. Rinas, V. Rösch, C. Roos, G. Rotzoll, H. Ruch, G. Sacher, D. Sandvoss, B. Sarstedt, K.-H. Schepka, D. Schinkel, F.-U. Schmidt, H. Schmidt, P. Schmidt, D. Schomberg, D. Schopnie, M. Schuck, R. Schumann, L. Sebesse, M. Seifert, H. Seyer, M. Siebner, D. Singer, L. Söffker, W. Sondermann, H. Sonnenburg, R. Spellauge, M. Sprötge, M. Stange, T. Steiger, K. Stey, A. Stumpner, A. Sührig, D. Towers, D. Trzeciok, F. Vogeley, W. Vogeley, M. Wagner, S. Wagner, C. Weider, M. Weinhold, C. Weinrich, H. Weitemeier, J. Wermes, S. Wormanns, D. Wucherpfennig, M. Zimmermann und S. Zinke.