Der Vogelwinter 2018/19 in Süd-Niedersachsen: Selten unspektakulär

Rotdrossel - MSiebner
Abb. 1: War in diesem Winter deutlich häufiger als sonst: Rotdrossel. Foto: M. Siebner

Als “winterlich” kann der Dezember 2018 fürwahr noch nicht bezeichnet werden, herrschten doch vorrangig milde Temperaturen mit im Mittel 4°C. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und Schnee waren Mangelware, vielmehr machten vorfrühlingshafte 12°C kurz vor Weihnachten die Hoffnungen auf eine weiße Weihnacht endgültig zunichte. Und der Januar? Zunächst zeichnete sich kein wirklicher Wintereinbruch ab; nachts fiel die Temperatur nicht unter -3°C und tags stieg sie dank stabiler atlantischer Luftströmungen auf bis zu 8°C – durchaus auszuhalten. In der zweiten Januarhälfte erreichte uns dann ein einigermaßen stabiles Hochdruckgebiet und bescherte uns eine sonnige Woche und Dauerfrost mit Temperaturen von bis zu -10°C. Wenngleich nur von kurzer Dauer, so brachte es dennoch etwas Dynamik ins Zuggeschehen. Selbst größere Stillgewässer froren großflächig zu und ließen zahlreiche Wasservögel auf Fließgewässer umsiedeln. Bis Mitte Februar stiegen die Temperaturen peu à peu auf bis zu 14°C und gegen Ende des Monats wurde die 20°C-Marke nur knapp unterboten, was vielerorts bereits eifrig zur Grillzange greifen ließ. Frühjahrszug und beginnendes Brutgeschäft sind bereits überall spürbar und lassen sich kaum mehr aufhalten. Oder doch? Hoffen wir, dass kein später Wintereinbruch den Vögeln einen Strich durch die Rechnung macht.
Mit 14.718 Meldungen wurden in ornitho.de, auf dessen Daten der folgende Bericht größtenteils beruht, etwas weniger Beobachtungen eingetragen als im vorangegangenen Winter.

Gute Zahlen wies der Überwinterungsbestand des Höckerschwans auf, wenngleich ein sehr geringer Jungvogelanteil von unter acht Prozent ein schlechtes Brutjahr 2018 nahe legt. Neben 55 Tieren in der Feldmark zwischen Angerstein und Elvese wurden weitgehend ortstreue Gruppen von jeweils etwa 40 Individuen an der Werra bei Laubach (Hann. Münden), am Seeburger See sowie im Leinepolder beobachtet. Überwinternde Singschwäne gerieten neben einem Einzelvogel am Seeburger See traditionsgemäß im Leinepolder Salzderhelden ins Blickfeld. Darunter der seit 2012 bekannte, in Lettland 2011 mit einer blauen Halsmanschette (2E94) markierte Vogel, der nun seinen bereits siebten Winter bei uns verbringt. Zwei Familienverbände mit je drei Jungvögeln sowie weitere Altvögel ließen den Winterbestand zeitweise auf bis zu 23 Tiere anwachsen, von denen der Großteil bis Ende Februar wieder abgezogen war.

Singschwan - MSiebner
Abb. 2: Singschwan am Seeburger See. Foto: M. Siebner

Im Umfeld der Northeimer Seenplatte fanden sich bis zu vier Kanadagänse zusammen. Ein an der Geschiebesperre beobachteter und fotografierter Vogel ließ sich vermutlich der Unterart “parvipes” zuordnen. Wie schon im Vorjahr fanden sich auch diesen Winter drei Vögel am Seeanger ein, bei denen es sich möglicherweise um die Brutvögel aus 2017 vom Lutteranger (plus Jungvogel) handeln könnte.
Weißwangengänse, von denen während der Kältephase im Januar sieben im Seeanger sowie vier an der Geschiebesperre Zuflucht suchten, bildeten die Ausnahme zu den wenigen, üblicherweise einzeln oder paarweise in der Region überwinternden Vögeln.
Die seit dem 21.10. im Leinepolder anwesende und mit einem gelben Züchterring versehene Streifengans sorgte über den Winter für eine Bereicherung der Vogelvielfalt.
Während der Kältephase im Januar kam es im Norden und Osten offenbar zu kräftigen Kältefluchten Grauer Gänse, wodurch sich kurzzeitig fünfstellige (!) Schlafplatzansammlungen an Leinepolder und Geschiebesperre anfanden. Die Zahlen der im Leinepolder und den umliegenden Gebieten überwinternden Tundrasaatgänsen erreichten dadurch ab Mitte Januar mit mindestens 5000 Vögeln ihren Peak, eine recht stattliche Zahl dieser in der Tundra Sibiriens brütenden Art. Neben ebenfalls beachtlichen 4000 Blässgänsen ebenda konnten am Seeburger See mit 500 Vögeln hohe Zahlen festgehalten werden, wo typischerweise nur bis zu 65 Tiere zur Überwinterung schreiten. Auch die Graugans konnte mit 2000 Tieren im Januar an der Geschiebesperre ihr Maximum erreichen. Unter 600 Vögeln am Seeburger See bzw. Seeanger fand sich auch ein seit 2014 bekannter, alljährlicher Gast aus Tschechien mit rotem Halsband (I29) sowie ein an den süd-niedersächsischen Kiesteichen Giften bei Nordstemmen markierter Vogel (dunkelgrün SKZ). Aus Ungarn (Halsring H 469) stammt ein Vogel, der am 27. Februar nahe dem Seeburger See abgelesen wurde. Mit 540 Ind. soll auch die Kiesgrube Reinshof nicht unerwähnt bleiben.
Höchstzahlen der Nilgans fallen mit 80 im Leinepolder Mitte Februar eher mager aus.
Eine im Seeanger überwinternde Brandgans stellt aus regionaler Sicht eine kleine Besonderheit dar. Die humpelnde Fortbewegung durch ein verletztes Bein lässt die Überlegung zu, inwieweit es sich hierbei um eine freiwillige oder doch notgedrungene Überwinterung handelt.
Die seit Anfang September an der Leine in der Göttinger Südstadt anzutreffende Warzenente, die von örtlichen Vogelfreunden liebevoll “Claudia” getauft wurde, erfreute sich über die Wintermonate reger Aufmerksamkeit. Umso beunruhigender die Tatsache, dass sie offenbar zunehmend die Lust am Schwimmen verliert und sich nunmehr ausschließlich an Land (und im Geäst) aufzuhalten scheint.
Ausnahmsweise mal in weißer statt in bunter Pracht bereicherte eine Mandarinente ab Mitte Dezember kurzzeitig den Kiessee.

Abb. 3: Weiße Mandarinente am Kiessee. Foto: M. Siebner

Der Winterbestand der Pfeifente liegt mit einem Maximum von 250 Individuen am Leinepolder im positiven Trend der letzten Jahre. Bei der Krickente lässt sich mit 190 Vögeln am Seeburger See ein erneut ordentlicher Winterbestand festhalten. Der Höchstwert winterlicher Stockenten fiel mit 570 Vögeln am Seeburger See recht hoch aus, während er im Polder für Februar mit ca. 200 Ind. eher niedrig lag, vermutlich wegen des Fehlens ausgedehnter Wasserflächen. Unter nur fünf Meldungen der Löffelente stechen sechs Männchen am Kiessee am 1. Januar heraus.
Die einzige Beobachtung einer (weiblichen) Kolbenente gelang am 2. Februar auf der Fulda bei Speele.
Geringe Bestandszahlen fanden sich bei Vertretern weiterer Tauchentenarten. Bis zu 70 Tafelenten an der Northeimer Seenplatte sowie 38 am Seeburger See Ende Februar fallen hinter den Höchstzahlen der letzten Jahre weit zurück. Auch die Reiherente war mit 300 Vögeln an den Northeimer Teichen Ende Januar und nur niedrig zweistelligen Zahlen auf Göttinger Gewässern eher unterrepräsentiert.
Am 12. Dezember legte eine weibchenfarbene Trauerente eine Stippvisite auf dem Seeburger See ein. Einen Monat später fand sich für acht Tage eine Samtente ebenda ein. Schellenten waren mit 15 Individuen an der Geschiebesperre gut vertreten, weitere elf Ind. wurden an den Northeimer Teichen sowie sieben Ind. am Seeburger See beobachtet.
Der ab Ende November auf den Northeimer Kiesteichen anwesende Entenhybrid der Kombination Kolben- x Moorente oder Kolben- x Reiherente wurde bis mindestens Anfang Februar dort beobachtet.

Tauchentenhybrid - BRiedel
Abb. 4: Rätselhafter Tauchentenhybrid. Foto: B. Riedel

Zwergsäger erreichten mit 29 Ind. an den Northeimer Teichen und 13 Ind. am Seeburger See ihre Maxima und waren damit gut vertreten. Der seit dem 21. November am Seeburger See anwesende, weibchenfarbene Mittelsäger war noch bis zum 19. Januar dort anzutreffen.
Der Winterbestand des Gänsesägers lag zunächst mit 170 Ind. am Seeburger See sowie 24 Ind. im Polder recht hoch, mit der Vereisung der Stillgewässer sanken die Zahlen jedoch schnell und erreichten erst im Februar wieder knapp die 100er-Marke. Bis zu 20 weitere Vögel konnten auf der Fulda bei Hann. Münden ausfindig gemacht werden.
Die einzige Feststellung des Fasans, in Südniedersachsen eine echte Rarität, erfolgte bei Duderstadt am Namenstag des heiligen Nikolaus.
Mit vier Zwergtauchern fiel der Winterbestand im Stadtgebiet dieses Jahr sehr gering aus, was vielleicht durch geringe Pegelstände der Leine als Folge des Dürresommers 2018 erklärt werden kann. Bis zu sechs Ind. an der Werra (Hann. Münden) und 25 Ind. an der Geschiebesperre Hollenstedt Ende Januar zeigen einen passablen Bestand an, wenngleich die Zahlen hier sicherlich durch Zuwanderer von kleineren, zugefrorenen Gewässern beeinflusst sind.
Der Bestand der am Seeburger See überwinternden Haubentaucher lag zunächst bei ordentlichen 80 Ind. Anfang Dezember, schrumpfte jedoch bis Anfang Februar auf einen einsamen Einzelvogel. Der warme Februar machte den See schließlich wieder zugänglich, sodass sich bis zum Ende des Berichtzeitraums wieder um die 40 Haubentaucher anfanden. 92 Ind. überwinterten an den Northeimer Kiesteichen, vornehmlich am Großen Freizeitsee.
Schwarzhalstaucher konnten vom 5. bis 26. Dezember am Seeburger See beobachtet werden, wo zunächst zwei, dann nur noch ein Einzelvogel die Wasservogelwelt bereicherten. Einem Duo an den Northeimer Kiesteichen folgte ein Trio Anfang Dezember ebenda. Zur (Teil-)Überwinterung schritt jedoch nur ein Individuum, das es zumindest bis Ende Januar dort aushielt.
Der seit Ende November bekannte Sterntaucher verblieb bis zum 18. Januar am Großen Freizeitsee. Die ebendort (vor allem am Forellenzuchtteich bei Edesheim an der B 3) seit November anwesenden zwei Prachttaucher des ersten Kalenderjahres räumten bereits Mitte Dezember wieder das Feld.

Prachttaucher - BRiedel
Abb. 5: Prachttaucher am Forellenteich. Foto: B. Riedel

Maximale Winterbestände des Kormorans fanden sich mit 52 Ind. am Wendebachstausee und 54 Ind. am Göttinger Kiessee. 171 Ind. am Seeburger See reduzierten sich nach dessen großflächigem Zufrieren auf eine Handvoll Vögel; zeitgleich erhöhte sich der Bestand an Werra und Fulda bei Hann. Münden von 41 auf bis zu 169 Ind.
Bis Mitte Dezember verweilte eine große Anzahl an Silberreihern am Seeburger See und den umliegenden Gewässern. Das Maximum wurde am 17. Dezember erreicht, als dort und am angrenzenden Lutteranger die Göttinger Rekordzahl von insgesamt 191 Individuen festgestellt werden konnten. Ein Austausch zwischen den beiden Gebieten ist aufgrund des kurzen Beobachtungszeitraumes weitestgehend ausgeschlossen. Dieses Auftreten steht in starkem Kontrast zum letzten Jahr, als im Dezember an keinem Tag auch nur die 20er-Marke erreicht war. Im Landkreis Northeim suchten am 16. Januar im Leinepolder IV 54 Reiher nach Nahrung.
Ebenfalls deutlich häufiger als im letzten Jahr wurde die Rohrdommel diesen Winter beobachtet. Am Seeburger See rastete zwischen dem 1.-5. Dezember eine im Schilfgürtel, gefolgt von einem Vogel am Großen Freizeitsee bei Northeim, welcher am 12. Dezember ins Blickfeld des Beobachters geriet. Die erste Dommel des Jahres 2019 konnte nur akustisch festgestellt werden, als sie in der Nacht des 20. Januar über den Polder II zog. Am 18. Februar wurde nochmals der Seeburger See besucht. Ein wenig verflogen hatte sich einer dieser Tarnungskünstler, als er am 9. Februar am Ortsrand von Hann. Münden auf einer Straße spazieren ging. Dank dem beherzten Einsatz einer Autofahrerin konnte die Dommel mit Hilfe einer Decke, augenscheinlich unverletzt, in Richtung der nahen Fulda getrieben werden.
Das Storchenpaar in Hollenstedt war den ganzen Winter auf seinem Nest zu sehen.

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Abb. 6: Winterstorch an der Geschiebesperre. Foto: F. Hadacek

Die meisten Beobachtungen von Kornweihen stammen aus den Leinepoldern zwischen Einbeck und Northeim, an welchen über den gesamten Winter verteilt fünf Beobachtungen mit sieben Tieren gelangen, wobei Doppelerfassungen nicht auszuschließen sind. Abseits jenes Gebietes flogen an acht weiteren Orten Individuen dieser eleganten Mäusejäger.
Gab es Winter mit überhaupt keiner Beobachtung, so gelangen in diesem Jahr an vier Orten jeweils einzelne Raufußbussarde in das Blickfeld der Beobachter. Aufgrund der Alters- und Geschlechtsangaben kann hier von jeweils unterschiedlichen Individuen ausgegangen werden.
Ähnlich der vergangenen Jahre waren Merline auch in diesem Winter die Ausnahme. Am 18. Dezember wurde ein Weibchen bei Bovenden entdeckt und am 9. Februar ein weiteres bei Immensen.
Kraniche waren ab Mitte Februar eine nahezu alltägliche Erscheinung. Allein zwischen dem 16. und 17. Februar zogen mindestens 2531 Individuen (inklusive Mehrfachmeldungen) über Göttingen, wobei der Zug wie jedes Jahr bis weit in die Nacht hinein stattfand und viele Trupps nur akustisch wahrgenommen werden konnten.
Regelmäßig ist in diesem Winter nur der Seeburger See von der Wasserralle besucht worden. An anderer Stelle wurde am 23. Februar eine an der Geschiebesperre Hollenstedt gesehen.
Nachdem man am 20. Februar im Leinepolder I den erste Goldregenpfeifer des Jahres zwischen anwesenden Kiebitzen entdeckte, folgten am 22. des Monats 35 überfliegende Vögel in der Feldmark südlich Geismar, am 24. 46 Ind. rastend auf einem Acker südlich Einbeck sowie am 27. 60 Individuen wiederum im Leinepolder I.
Für überwinternde Limikolen stellte sich die Geschiebesperre bei Hollenstedt wiederum als Ort mit hoher Anziehungskraft heraus.
Bis zu sechs Kiebitze hielten sich den gesamten Winter über hier auf. Am 20. Februar rasteten, heute leider in dieser Anzahl selten gewordene, 3500 Individuen dieser Art im Leinepolder I.
Auch Bekassinen waren die gesamten Wintermonate mit maximal 11 Tieren an der Sperre zu sehen.

Bekassinen - FHadacek
Abb. 7: Bekassinen an der Geschiebesperre. Foto: F. Hadacek

Nur eine Waldschnepfe konnte entdeckt werden. Diese flog dem Beobachter am 21. Januar bei Mielenhausen vor den Füßen auf.
Vom 26. Januar bis 1. Februar rastete eine Zwergschnepfe an der Geschiebesperre. Eine weitere wurde an der Leine bei Bovenden gesehen.
An der bereits mehrfach erwähnten Flachwasserzone bei Hollenstedt waren auch regelmäßig bis zu zwei Waldwasserläufer zu beobachten.
Ein Großer Brachvogel suchte am 16. Februar am Großen Freizeitsee nach Nahrung.
Zweifelsohne das ornithologische Highlight dieses Winters (mit traurigem Beigeschmack) stellt eine am 15. Januar entdeckte Dreizehenmöwe dar. Zwar gab es schon einige Beobachtungen dieser sonst streng pelagischen Art im Bearbeitungsgebiet, jedoch wohl keine unter diesen Umständen. Nach einem starken Sturmtief in der vorangegangen Nacht wurde die Möwe auf dem Gelände der Nord-Uni in einer großen Brache liegend entdeckt. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits stark geschwächt und verstarb im Laufe des Nachmittags an eben diesem Ort, ein Schicksal, welches sie mit vielen ins Binnenland verdrifteten Hochseevögeln teilt.

Abgesehen davon blieb es relativ ruhig um die Möwengilde diesen Winter. Eine Silbermöwe hielt sich die gesamte Zeit über am Seeburger See auf. Eine mutmaßlich weitere besuchte ab dem 22. Januar regelmäßig den Großen Freizeitsee und die Geschiebesperre.
Etwas häufiger trat die Steppenmöwe in Erscheinung. Am Seeburger See hielten sich bis vier Individuen regelmäßig auf. Am 21. Januar rastete ein Altvogel auf dem Großen Freizeitsee, gefolgt von bis zu fünf Tieren vom 29. Januar bis 6. Februar an der Geschiebesperre Hollenstedt. Eine Möwe im dritten Kalenderjahr verweilte am 16. Februar Im Leinepolder I.
Nennenswerte Ansammlungen von Sturmmöwen gab es am 2. Dezember am Seeburger See mit 25 gleichzeitig anwesenden Vögeln und am 13. Januar im Leinepolder II, wo sichetwa 50 Individuen aufhielten.
Die schon in der letzten Zusammenfassung erwähnte Nestbesetzung der Ringeltaube in Gö.-Treuenhagen seit Anfang Oktober, konnte noch mindestens bis zum 16. Dezember verfolgt werden. Der Brutversuch verlief offensichtlich erfolglos. Größere winterliche Ansammlungen der Türkentaube wurden Anfang Dezember bei Diemarden (19 Ind.) und Niedernjesa (14 Ind.) festgestellt. In Seeburg hielten sich am 2. Februar ebenfalls 14 Individuen auf.
Vom Raufußkauz gibt es von insgesamt 13 Beobachtungen aus Solling, Bramwald, Reinhäuser Wald und Kaufunger Wald zu berichten. Singende Sperlingskäuze wurden mit einem Individuum im Bramwald und mit zwei Männchen im Reinhäuser Wald festgestellt. Bemerkenswert ist bei den Käuzen im Reinhäuser Wald der Gesangsplatz mitten in einem Buchenwirtschaftswald trotz der vorhandenen Nähe zu den traditionell besiedelten Nadelwaldbereichen. Auffällig ist ein dichter Unterwuchs aus jungen Buchen. Es bleibt abzuwarten, ob die Eulen auch zur Brutzeit an dem Laubwald festhalten. Parallelen zu der Beobachtung finden sich im fränkischen Steigerwald, wo unter anderem 1996 bei intensiven Untersuchungen acht besetzte Sperlingskauzreviere in ausgedehnten alten Buchenbestandskomplexen mit Aufwuchs festgestellt wurden. In entsprechenden Revieren wurden kleinere Fichtenstangenhölzer in unmittelbarer Nähe selbst zur Zeit der Jungenaufzucht geradezu gemieden. Hier könnte der Feinddruck nistender Sperber eine gewisse Rolle gespielt haben. Waldkäuze waren mit mindestens einem Revier in jedem der acht Sperlingskauzreviere vorhanden. Ein Zusammenleben der beiden Arten scheint sich durchaus nicht auszuschließen. Viel eher könnte hier eine provozierte Aktivitätsverlängerung des Winzlings durch unsensibles Nachpfeifen von „Eulenfreunden“ dem Waldkauz einen entscheidenden Vorteil geben. Balzende Waldohreulen wurden erfreulicherweise wieder etwas zahlreicher notiert als noch im letzten Winter. Schon am 25. Dezember konnte ein balzendes Paar bei Einbeck registriert werden. Ihm folgte ein mehrfach gehörtes Männchen aus dem traditionellen Revier in Gö.-Treuenhagen sowie ein Paar in Gö.-Geismar. Am 3. Februar konnte ein Männchen in Rosdorf verhört werden sowie am 13. Februar ein Vogel im Bramwald westlich von Ellershausen. Im Solling nördlich von Bodenfelde konnte am 1. Februar ein balzendes Paar vernommen werden. Am 23. Februar überflog eine Waldohreule rufend das Primatenzentrum in Gö.-Weende und am 24. Februar meldete sich ein Männchen bei Stockhausen aus einem Feldgehölz. Vom Waldkauz gelang nach der erfolgreichen Brut 2017 im Alten Botanischen Garten am 24. Januar erstmals wieder eine Beobachtung. Die Eule konnte beim erfolgreichen Jagen auf dem Stadtwall beobachtet werden. Am 15. Februar balzte ein Männchen ebenda. Ob es zu einer Neuauflage des Brutversuchs kommt bleibt abzuwarten.

Waldkauz - VHesse
Abb. 8: Waldkauz im Alten Botanischen Garten (2017). Foto: V. Hesse

Der Eisvogel hat sich mit 61 Beobachtungen in diesem Winter von dem in 2017 vermutlich durch Starkregenereignisse und Hochwasser geschuldeten schwachen Bruterfolg nicht gerade erholt. Vorletzten Winter waren es zum Vergleich noch 156 Beobachtungen.
Winterreviere vom Raubwürger (mindestens drei Beobachtungen) gab es auf dem ehemaligen Grenzstreifen bei Duderstadt sowie besonders erwähnenswert auf einer Windwurffläche mitten im Kaufunger Wald südlich von Hann. Münden. Ob die Windwurffläche zur Brutzeit noch besetzt ist, darf gespannt abgewartet werden. Auf dem Kerstlingeröder Feld, in der Feldmark westlich von Hollenstedt und südlich von Eberhausen ließ er sich jeweils zweimal ausfindig machen. Einzelbeobachtungen gelangen außerdem noch östlich von Edesheim, nördlich der Schweckhäuser Wiesen und aus Bettenrode im Reinhäuser Wald. Eine Beobachtung südöstlich von Diemarden könnte ebenfalls den letztgenannten Vogel betreffen.
Der Winterbestand der Saatkrähe lag durchweg im einstelligen Bereich. Beim einsetzenden Heimzug konnten am 18. Februar maximal 70 Saatkrähen neben dem Nachtclub „Chateau“ im Göttinger Süden beobachtet werden.
Zwei Hybriden aus Raben- x Nebelkrähe konnten am 12. Januar südwestlich von Bovenden unter Rabenkrähen festgestellt werden.
Das Januarmaximum der Feldlerche kann mit 180 Individuen am 19. des Monats in der Nähe von Northeim als durchaus hoch eingestuft werden.
Eine durchgängige Überwinterung gelang mindestens zwei Bartmeisen am Seeanger. Fotogestützte Nachweise der regional seltenen nordöstlichen Nominatform der Schwanzmeise gelangen zwischen dem 7. bis 18. Dezember in der Umgebung der Northeimer Kiesteiche von maximal acht Vögeln. Jeweils Einzelvögel traten am 20. Januar bei Hann. Münden und am 27. Januar im Neuen Botanischen Garten auf.

Schwanzmeise - WVogeley
Abb. 9: Nordöstliche Schwanzmeise bei Northeim Foto: W. Vogeley

Beim Zilpzalp gab es 15 Beobachtungen, die auf sieben Vögel zurückzuführen sind. Etwa die Hälfte der Wintervögel hielt sich über Wochen in Senffeldern auf. Hinweise auf eine durchgehende Überwinterung gab es allerdings nicht.
Winterbeobachtungen der Mönchsgrasmücke gelangen im gewohnten Maße nur spärlich. Je ein Männchen am 1. Dezember im Neuen Botanischen Garten und am 11. Dezember bei Barlissen. Vom Sommergoldhähnchen existiert diesen Winter nur eine Beobachtung von zwei Vögeln am 2. Februar in der Göttinger Südstadt. Der positive Trend scheint vorerst gebrochen.
Nach einem Seidenschwanz Anfang November folgte noch ein Trupp aus fünf Vögeln am 27. Dezember am Großen Freizeitsee. Von einem Einflug kann auch diesen Winter nicht die Rede sein.
Nachweise der Singdrossel passen in das Bild der letzten Jahre. Vom 16. bis 22. Dezember hielt ein Vogel in Hann. Münden die Stellung. Nach einem kleinen Kälteeinbruch gesellte sich eine Singdrossel am 23. Januar für drei Tage zu den überwinternden Rotdrosseln und Amseln im Forstbotanischen Garten. In diesem Zeitraum zeigte sich ein weiterer Vogel nur für einen Tag in Gö.-Weende. Die Rotdrossel trat diesen Winter bemerkenswert häufig in Erscheinung, so gab es alleine im Januar 103 (!) Beobachtungen (Januar 2018: neun Beobachtungen). Im Bereich des Forstbotanischen Gartens und Neuen Botanischen Gartens waren es bis zu 150 Vögel. Diese regional sehr ungewöhnliche hochwinterliche Ansammlung ist auf ein ausgesprochen gutes Beerenangebot (Weißdorn, Roter Hartriegel) zurückzuführen. Die Beeren des Roten Hartriegels, welche als beliebte Vogelnahrung in der Regel im Herbst schon nahezu restlos abgeerntet sind, konnten teilweise noch im Januar zahlreich vorgefunden werden.

Wacholderdrosseln - MSiebner
Abb. 10: Auch sie labten sich am Beerenreichtum: Wacholderdrosseln. Foto: M. Siebner

Trotz des schneearmen Winters sind 13 Beobachtungen des Hausrotschwanzes von sechs verschiedenen Individuen als recht mager anzusehen. In dem sehr guten letzten Winter waren es hingegen noch mindestens 30 verschiedene Vögel.
Von der Heckenbraunelle liegen zwölf Januar-Beobachtungen von vermutlich elf Vögeln vor. Wie viele davon echte Überwinterer waren, ist aufgrund der unauffälligen Lebensweise schwierig zu sagen.
Erwähnenswerte hochwinterliche Ansammlungen des Wiesenpiepers gab es nördlich von Rosdorf mit 14 Ind. am 15. Januar sowie am 31. des Monats mit zehn Vögeln an der Geschiebesperre Hollenstedt.
Von der Gebirgsstelze liegen 79 Beobachtungen vor. Mit bis zu drei Vögeln lag das Klärwerk in der Göttinger Weststadt wieder vor. Ob der Rückgang gegenüber dem vergangenen Winter (117 Beobachtungen) signifikant ist oder auf geringerer Beobachterintensität beruht, muss offen bleiben. Bei der Bachstelze lag das Maximum bei 40 Ind. am 13. Januar im Leinepolder Salzderhelden.
Kopfstarke Ansammlungen von Bergfinken gab es diesen Winter nur sehr lokal. Grund dafür waren verbreitete Trockenschäden, die ein geringes Nahrungsangebot zur Folge hatten, während andererseits Buchenvollmasten auf großer Fläche dafür sorgten, dass Nahrungsgäste sich weiträumig verteilten. Mit einem Schlafplatz in Slowenien, der von bis zu fünf Millionen Vögeln besucht wurde, kann die regionale Maximalzahl von mageren 300 Ind. am 31. Dezember im Bramwald nicht konkurrieren.
Nordöstliche „Trompetergimpel“ gerieten vergleichsweise selten mit 19 akustischen Wahrnehmungen zu Gehör. In dem seit zwei Jahren besetzten Überwinterungsgebiet des Girlitz’ an der Otto-Hahn-Straße in Gö.-Weende, machte sich die Art mit maximal zwei Individuen im Vergleich zu den Vorjahren sehr rar (2017/18: 11 Ind., 2016/17: 15 Ind.). Ein singendes Männchen in einem angestammten Revier schon am 29. Januar in der Kleingartenanlage „Auf der Masch“ in der Göttinger Weststadt war aus regionaler Sicht hingegen sehr früh. Wie schon im letzten Jahr kam es zu einem Einflug des Birkenzeisigs nach Süd-Niedersachsen. Die maximale Truppgröße betrug allerdings dieses Mal „nur“ 300 Individuen. Am 23. Dezember geriet in Gö.-Nikolausberg ein sehr heller Vogel zu Gesicht, welcher als „Polarbirkenzeisig“ –Kandidat gemeldet wurde. Die Beobachtung wurde bereits bei der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) dokumentiert, welche den Nachweis final bewertet.
Dreistellige Maximalzahlen der Goldammer gab es am Seeburger See (100 Ind. am 22. Dezember), Duderstadt (110 Ind. am 25. Dezember), Diemardener Berg (150 Ind. am 6. Januar), Feldmark Höckelheim (100 Ind. am 17. Januar), Gö.-Weende (100 Ind. am 25. Januar), ehemalige Tongrube Siekgraben (120 Ind. am 29. Januar) und Feldmark Geismar-Süd (152 Ind. am 11. Februar). Januarbeobachtungen der Rohrammer gelangen von bemerkenswerten neun Individuen an der ehemaligen Tongrube Siekgraben, zwei Vögeln an der Geschiebesperre Hollenstedt sowie sechs aus dem Leinepolder Salzderhelden und einer am Göttinger Hagenberg.

Béla Bartsch, Malte Georg und Ole Henning

Damit schließt dieser Bericht, der nahezu komplett auf Angaben aus ornitho.de beruht. Ein herzlicher Dank der Verfasser geht an die Beobachter/innen:
P.H. Barthel, B. Bartsch, A. Bischoff, S. Böhner, J. Bondick, M. Borchardt, G. Brunken, J. Bryant, H. Dörrie, K. Dornieden, M. Drüner, M. Fichtler, M. Georg, K. Gimpel, M. Göpfert, C. Grüneberg, W. Haase, F. Hadacek, A. Hartmann, F. Helms, O. Henning, D. Herbst, V. Hesse, S. Hillmer, U. Hinz, E. Höhle, S. Hörandl, S. Hohnwald, M. Jenssen, A. Juch, K. Jünemann, U. Jürgens, R. Käthner, J. Kallmayer, H.-A. Kerl, P. Kerwien, P. Keuschen, J. Kirchner, F. Kleemann, J. Krogmann, I. Lilienthal, V. Lipka, T. Meineke, H. Meyer, S. Minta, M. Mooij, M. Nickel (Naturgucker), S. Paul, B. Preuschhof, J. Priesnitz, S. Racky, D. Radde, B. Riedel, H. Rumpeltin, H. Schmidt, M. Schneider, M. Schulze, M. Siebner, D. Singer, A. Stumpner, F. Vogeley, W. Vogeley, M. Wimbauer, D. Wucherpfennig und viele andere.

Warzenente - MSiebner
Abb. 11: Auf in den Frühling mit “Claudia”. Foto: M. Siebner