Späte Brutzeit und Wegzug 2020 – es ging eher gemächlich zu

Das Wetter im Berichtszeitraum Juli – November gestaltete sich wechselhaft, aber insgesamt  wenig dramatisch. Der Juli verlief normal mit eher unterdurchschnittlichen Temperaturen. Der August wartete mit dem warmen Hoch „Detlef“ auf, das uns in der Monatsmitte eine mehrtägige Hitzewelle mit Temperaturen jenseits der 30 Grad bescherte Das Sturmtief „Kirsten“ machte sich am 28. nur abgeschwächt bemerkbar. Die Folgemonate, besonders der September, waren warm und aus regionaler Sicht viel zu trocken. Niedersachsenweit fielen aber immerhin 82 Prozent der üblichen Regenmenge. Ein „Dürresommer“ sieht anders aus.  Auch der Nährstand, der im August schon wieder in die Posaunen der Apokalypse geblasen hatte, beruhigte sich wieder schnell. Nur die Kartoffelbauern klagten trotz guter Ernte, weil die meisten Braunkohlwanderungen und Gänseessen coronabedingt ausfallen mussten. Abnehmer für Pommes Frites gab es nach der Schließung aller Restaurants ab Anfang November auch nicht mehr. Und was tat sich in unserem befiederten Umfeld? Lesen Sie selbst…

Das bereits im Vorbericht erwähnte Höckerschwan-Brutpaar vom Seeanger konnte im späteren Berichtszeitraum nur noch mit zwei Kleinen beobachtet werden. Damit bleibt es bei 16 dokumentierten Brutversuchen in der Region, wovon sechs Bruten scheiterten. Mindestens sechs Paare zogen dagegen immerhin 19 Junge groß.
Die ersten sechs Singschwäne trafen am 9. November ein und hielten sich seither an der Geschiebesperre Hollenstedt (GSH) und in der Leineniederung nördlich von Nörten-Hardenberg auf. Dabei handelte es sich offenbar um eine Familie mit drei Jungvögeln, welcher sich ein weiterer, nicht junger Vogel angeschlossen hat.

Aus dem gesamten Berichtsgebiet liegen nur fünf Beobachtungen von Kanadagänsen vor. Zwei Individuen (Ind.) rasteten am 31. August nahe der Kiesgrube Reinshof, zwischen dort und dem Kiessee pendelt seit dem 11. November ein Einzelvogel. Bei Hann. Münden passierte am 28. November ein Duo, werraaufwärts fliegend, den Letzten Heller. Deren zwergenhafte Verwandte tauchte, nach genau drei Monaten der Abwesenheit, am 2. September wieder auf und bereichert seither wieder die Vogelwelt des Göttinger Kiessees. Wo sich “Candy”, die reizende Zwergkanadagans,in der Zwischenzeit aufgehalten hat, ist nicht bekannt. Weißwangengänse traten einmal am 15. Oktober als Einzelvogel an der GSH und am Seeanger auf (vielleicht derselbe Vogel), am Folgetag waren es sieben an erstgenanntem Ort. Am 29. November zeigte sich wiederum ein Einzelvogel am Seeburger See.

Mit Ausnahme eines übersommernden Einzelvogels vom 13. Juli im Leinepolder Salzderhelden traten gewohnheitsgemäß erst ab Oktober wieder Bläss– und Tundrasaatgänse in der Region auf. Hohe Zahlen gab es allerdings erst Anfang November mit jeweils ca. 1000 Ind. an der GSH, unter denen auch bis zu drei Vögel als seltene Waldsaatgänse bestimmt und fotografisch belegt wurden.
Zwei weitere Gänse offenbarten sich als adulte Kurzschnabelgänse, die zwischen dem 8. und 26. November an der GSH und in der Leineniederung nördlich von Nörten-Hardenberg rasteten.

Abb. 1: Kurzschnabelgänse zwischen Tundrasaatgänsen an der Geschiebesperre. Foto: M. Göpfert

Zwischen bis zu 1200 Graugänsen fanden sich an der Geschiebesperre folgende farbmarkierte Vögel:4. Juli bis 1. August zwei augenscheinlich verpaarte Ind. mit gelben Halsringen und der Aufschrift D302 (Weibchen; beringt am 05.06.2019 im Ochsenmoor, Hüde) bzw. D313 (Männchen; beringt am 05.06.2019 am Marler Graben, Dümmer). Zwischen dem 5. Juli und 28. November erfolgten vier Ablesungen des altbekannten, im Jahr 2012 in Tschechien beringten Tieres (roter Halsring I29), das nunmehr das siebte Jahr in Südniedersachsen verbringt. Neben der Geschiebesperre fanden sich größere Überwinterungsbestände von Graugänsen am Seeanger mit bis zu 890 Ind. und im Bereich der Kiesgrube Reinshof mit beachtlichen 920 Ind. ein.

Die drei bekannten, offenbar recht dickfelligen Hausgänse der Zuchtform “Pommerngans” nahe der Geschiebesperre waren ab Oktober nur noch zu zweit.
Bei der Nilgans gab es neue, im Vorbericht noch nicht erwähnte Bruten in der Suhleaue zwischen Landolfshausen und Seulingen (sieben Junge), am Rasespring (fünf Junge) und im Seeanger. Die sechs Jungen der im Seeanger bereits bekannten Brut erreichten die Flugfähigkeit, zwei neue Brutnachweise brachten es hier auf drei (Verbleib unklar) und neun Junge (alle wurden flügge). Familienverbände mit bereits flüggen Jungvögeln wurden weiterhin am Ortsrand von Adelebsen (vier Junge), an den Gruben Klein Schneen (fünf Junge), auf der Werra bei Hann. Münden (drei Junge) sowie am Kiessee (drei Junge) beobachtet. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Beobachtungen um Brutvögel aus der weiteren Umgebung. Das bereits bekannte Paar vom Wendebachstausee wies im späteren Brutverlauf nur noch acht Kleine auf. Ca. 18 Bruten zeigten einen leicht überdurchschnittlichen Bestand an, der jedoch von einer explosiven Vermehrung immer noch weit entfernt ist. Höchstzahlen rastender Nilgänse wurden ab Mitte Oktober mit bis zu 234 Ind. an der GSH, mit 104 Ind. an der Kiesgrube Reinshof und mit 97 Ind. am Seeanger gezählt.

Eine Rostgans bereicherte vom 24. Juli bis zum 28. Oktober die GSH. Vielleicht war es derselbe Vogel, der am 30. August im Seeanger vor die Optik geriet.
Gute Zahlen gab es bei der Brandgans. Am 4. Juli rasteten 22 Tiere im Seeanger, am selben Tag überflogen 21 Artgenossen Adelebsen in nördliche Richtung. Wiederum vier Tage später konnten 24 Brandgänse im Leinepolder Salzderhelden beobachtet werden, ansonsten liegen wenige weitere Beobachtungen im niedrigen einstelligen Bereich vor. Den Abschluss machten am 26. August noch einmal 15 Vögel im Seeanger.

Einzelne Mandarinenten zierten am 24. Juli die GSH und am 18. Oktober, ein Männchen, den Obertorteich in Duderstadt.
Nach drei Jahren mit Brutnachweis im Seeanger konnte 2020, trotz brutverdächtiger Verhaltensweisen, keine Brut der Schnatterente festgestellt werden. Die Zahl rastender Durchzügler fiel mit maximal 50 Ind. an den Northeimer Kiesteichen (22. November) und 45 Ind. im Seeanger (20. Oktober) eher schwach aus.
Vereinzelte Beobachtungen von Pfeifenten erfolgten bereits recht früh ab Ende August, nennenswerte Rastbestände liegen allerdings nur mit 88 Ind. von der Northeimer Seenplatte vor (27. November). Maximal 60 Krickenten an der GSH (10. Oktober) zeigen einen unterdurchschnittlichen Rastbestand unserer kleinsten Entenart an.

Größere Ansammlung von Stockenten gab es am 7. (200 Ind.; Seeburger See) und 8. Oktober (140 Ind.; Großer Freizeitsee Northeim) sowie am 22. November (202 Ind.; Göttinger Kiessee). Verglichen mit den 1970er Jahren sind die Rastbestände der Stockente stark geschrumpft. Ob dieser Trend anhält lässt sich nur schwer sagen. Vielen Vogelfreunden scheint leider die Lust oder die Zeit zum Zählen dieser Art zu fehlen, dabei sind es gerade die Bestandsentwicklungen der häufigen Arten, auf die man ein Auge haben sollte.

Spießenten wurden vergleichsweise häufig und denganzen Herbst über am Seeanger beobachtet, allerdings meist einstellig. Die einzige Meldung aus dem Landkreis Northeim stellen zwei Männchen am 27. November an den Kiesteichen dar. Wesentlich früher verabschiedeten sich Knäkenten in ihre (afrikanischen) Winterquartiere, die letzten zwei Vögel wurden am 7. September im Seeanger dokumentiert.
Ein Trupp von 68 Löffelenten am Seeburger See (1. November) zeigte das Durchzugsmaximum dieser Art an, ansonsten liegen nur Beobachtungen im niedrigen ein- bis zweistelligen Bereich vor.

Nennenswerten Durchzug von Tafelenten schien es bislang noch nicht gegeben zu haben, wie die Höchstzahl von nur 25 Ind. (25. Oktober, Northeimer Seenplatte) nahelegt. Anders bei der Reiherente, wo sich bereits ein Rastbestand von bis zu 165 Ind. (29. November, ebenda) eingestellt hat. Brutnachweise dieser Art liegen in diesem Jahr sieben vor: Leinepolder (1 Junges), Seeanger (3, 4 und 6 Junge), Seeburger See (4 Junge, später nur noch 1), Göttinger Kiessee (6 Junge, später nur noch 2), Leine nahe Flüthewehr (5 Junge, später nur noch 4).

Abb. 2: Noch vollständige Reiherenten-Familie am Göttinger Kiessee. Foto: L. Söffker

Mitte November verweilte kurzzeitig eine diesjährige Bergente am Seeburger See.

Ebenfalls als Einzelvogel nutzte eine weibchenfarbene Trauerente am 17. Oktober den Großen Freizeitsee zur Rast. Als häufigste Meeresente trat die Samtente in Erscheinung, gleich sechs Vertreter dieser Art fanden sich am 29. November am Seeburger See ein.
Sommerbeobachtungen der Schellente blieben in diesem Jahr aus und erste Beobachtungen erfolgten erst ausgesprochen spät ab dem 17. November. Neben vier Vögeln an der GSH rasteten bis zu sieben am Seeburger See.

Mitte November zeigten sich erste Zwergsäger, nennenswerte Anzahlen gab es nur am Seeburger See, wo am 29. November acht Vögel präsent waren.
Das überraschenderweise nach sechs Jahren der Absenz wieder aufgetauchte, invalide Gänsesägerweibchen “Wilma” war noch mindestens bis zum 22. August an der GSH anwesend. Ebendort hielten sich im Juli darüber hinaus noch bis zu drei, Anfang September sogar bis zu 18 Artgenossen auf. Bei diesen Vögeln handelte es sich vermutlich vornehmlich um Jungvögel unbekannter Herkunft. Im Herbst folgten dann zunächst einstellige Zahlen, die erst mit den kälteren Temperaturen gegen Ende des Berichtszeitraums auf bis zu 39 Ind. (Seeburger See) anstiegen.

Nachweise der Wachtel erfolgten ab dem 18. April in Form von 51 akustischen Wahrnehmungen singender Vögel, hiervon befanden sich 16 Tiere auf dem nächtlichen Durchzug und in zwei Fällen waren auch seltene Sichtbeobachtungen möglich. Der letzte vernommene Gesang datiert recht spät auf den 23. August. Revierbesetzungen gab es offenbar nur in der Feldmark Geismar-Süd sowie bei Deppoldshausen und Adelebsen.
Der Jagdfasan, als in der Region weitaus seltenerer Vertreter der Hühnervögel, wurde ausschließlich in der Rhumeaue bei Bilshausen sowie bei Duderstadt beobachtet.

Brutnachweise des Zwergtauchers konnten viermal an Kleingewässern des Sollings (5, 3, 2, 1 Junge), zweimal an den Klusteichen bei Scheden (insgesamt 8 Junge) und jeweils einmal in der Ballertasche (1 Junges) und im Leinepolder Salzderhelden (1 brütender Altvogel) erbracht werden. Größere Rastbestände fanden sich gewohnheitsgemäß nur an der GSH mit bis zu 24 Ind. ein.
Beim Haubentaucher sah es wie folgt aus: Am Wendebachstausee war lange ein balzendes Paar anwesend, ein Nest oder Junge wurden jedoch nicht beobachtet. An der Kiesgrube Reinshof versuchte es erneut ein Pärchen, von drei Kleinen überlebte nur ein Jungvogel. Die Northeimer Seenplatte (inkl. “Wunderteiche”) brachte es auf sechs Brutpaare, mindestens drei mit Schlupferfolg (4, 4 und 1 Junge). Weitere Paare schritten an der Kiesgrube Angerstein und am Göttinger Kiessee zur Tat, im letztgenannten Gebiet überlebte von vier Jungen nur eines. Zuletzt konnten sich am Seeburger See mindestens 20 Brutpaare auf Seerosennestern reproduzieren (10×1, 7×2, 2×3, 1×4 Junge), was ein passables Ergebnis darstellt. (Vor-)Winterliche Ansammlungen liegen mit 39 Ind. vom Großen Freizeitsee (28. November) vor.

Mit acht Nachweisen wurden in der Region rekordverdächtig viele Rothalstaucher beobachtet. Nach einem kurzen Zwischenstopp dreier Vögel (davon zwei diesjährig) am Seeburger See (22. September) folgten zweimal Einzelvögel an der Northeimer Seenplatte (17. bis 19. Oktober; 13. bis 15. November), dem ein Duo ebendort folgte (ab 28. November). Ein weiterer (Jung-)Vogel ließ sich ab dem 27. November auf der Werra unter der Autobahnbrücke nahe Laubach ausmachen.

Abb. 3: Rothalstaucher unter der Brücke der Autobahn A7. Foto: W. Vogeley

Singulär blieb die Beobachtung eines Ohrentauchers vom 23. November auf dem Großen Freizeitsee.

Abb. 4: Nur kurzer Gast am Northeimer Freizeitsee: ein Ohrentaucher. Foto: B. Riedel

Sommerliche Schwarzhalstaucher wurden nur am Seeburger See mit maximal vier Ind. dokumentiert, die jedoch Mitte August das Feld räumten. Erst ab dem 24. November waren wieder zwei Vögel anwesend, diesmal am Großen Freizeitsee. Ein Einzelgänger legte in der Kiesgrube Reinshof am 26. November eine kurze Rast ein.

Ein diesjähriger Prachttaucher,am 14. November am Großen Freizeitsee entdeckt, war für eine Woche anwesend.

Nennenswerte Ansammlungen von Kormoranen liegen vom Seeburger See mit bis zu 180 Ind. und vom Großen Freizeitsee mit bis zu 110 Ind. vor. Unter den Seeburger Vögeln hält sich seit dem 6. September ein beringter Vogel (Blau-2R8; beringt am 15.06.2017 auf der Insel Heuwiese, Vorpommern-Rügen) auf, der schon in den Vorjahren präsent war.

Abb. 5: Rügener Kormoran im Winterquartier am Seeburger See. Foto: M. Siebner

Sommerbeobachtungen des Silberreihers sind in Deutschland bereits Normalität. Im Spätsommer konnten bereits bis zu 46 Ind. im Leinepolder Salzderhelden festgestellt werden, im Herbst hielten sich die meisten Tiere dann im Bereich des Klosterbergs nördlich von Northeim auf. Von der A7 aus konnten durchreisende Vogelkundige dort regelmäßig Ansammlungen von bis zu 120 Ind. beobachten. Das Maximum am Seeburger See erfolgte mit 52 Tieren zum Monatswechsel Oktober-November.
Bemerkenswerte 48 Graureiher suchten am 25. August den Seeanger auf. Gemeinsam mit 17 Silberreihern kamen die Reiher vom Lutteranger eingeflogen, wo möglicherweise eine Störung zum Abflug der Vögel geführt hat.

Nach zwei sehr erfolgreichen Reproduktionsjahren, als Folge der Trockenheit und damit verbundener leichter Verfügbarkeit von Fischen und Amphibien, folgte 2020 ein für den Schwarzstorch deutlich schlechteres. Im Harz führten zahlreiche Bäche dieses Jahr zur Kernbrutzeit bereits kein Wasser mehr, mit gravierenden Folgen für die Fischpopulation – die anfänglichen Vorteile der “Dürresommer” könnten sich nun auf längere Sicht in existenzielle Probleme umkehren. Aus den sieben Brutpaaren östlich der A7, von denen sich mehrere im Altkreis Osterode befinden, resultierten nur elf Jungvögel. Das traditionelle Brutpaar im Reinhäuser Wald brachte drei Junge zum Ausfliegen. Hierbei handelt es sich übrigens mit nun 23 Jahren um den am längsten besetzten Horst Niedersachsens! Bei einem weiteren, langjährig besetzten Horst mit vier Jungvögeln verstarben zwei der Kleinen, ihre stark geschwächten Geschwister wurden erfolgreich von Sachkundigen geborgen, aufgepäppelt und wieder ausgewildert. Die Brut wurde vermutlich aufgrund von Nahrungsmangel aufgegeben. Westlich der A7 schritt erneut nur ein einziges Pärchen im Bramwald zur Brut und zog drei Junge auf. In den großen Wäldern der Umgebung (z.B. im Kaufunger Wald) wäre eigentlich noch reichlich Platz… Nach der Brutzeit fanden sich bis zu elf Schwarzstörche im Leinepolder Salzderhelden zur Nahrungssuche ein. Der letzte Vogel des Berichtszeitraumes verließ am 11. September die Region.

Weitaus erfolgreicher Verlief die Brutsaison beim Weißstorch. Aus 16 Brutpaaren (auch hier sind Paare aus dem Altkreis Osterode inbegriffen) sind in diesem Jahr 41 Jungstörche flügge geworden – 2019 waren es noch vier Paare weniger. Die trockenen Sommer stellen für diesen Nahrungsopportunisten kein Problem dar und begünstigen ihn möglicherweise sogar, da beispielsweise Heuschrecken- und Nagetierpopulationen auch bei ausbleibenden Niederschlägen in der offenen Landschaft prächtig gedeihen können.
Im Juli gingen bis zu 53 Ind. im Leinepolder Salzderhelden der Nahrungssuche nach, darunter offenbar zahlreiche Nichtbrüter. Das Abzugsmaximum stellt ein Trupp von geschätzt 100 Störchen dar, der am 6. August am Seeburger See kreiste und schließlich abzog. Ob es wieder zu Überwinterungen einzelner Vögel kommt? Beobachtungen an mehreren Stellen bis zum Ende des Berichtszeitraumes lassen darauf schließen.

Insgesamt 63 Fischadler gerieten in den Blick der regionalen Beobachterszene, der letzte zog am 22. November und damit reichlich spät über Geismar.

Ein selten erbrachter Brutnachweis des Wespenbussards entstammt dem Reinhäuser Wald. Der Wegzug dieser Art verhielt sich in diesem Jahr sehr unauffällig, es wurden fast nur Einzelvögel auf ornitho.de gemeldet und das Zuggeschehen schien am 20. September bereits abgeschlossen zu sein. Ein später Nachzügler vom 18. Oktober (Göttinger Kiessee) stellt die Ausnahme dar.

Recht oft gerieten Kornweihen vor das Fernglas: es fielen 17 Beobachtungen von 19 Vögel an. Den Aufschlag machte ein adultes Männchen, das am 4. Oktober bei Seeburg gegen starken SW-Wind ankämpfte.
Drei Wiesenweihen (1 diesjährig, 2 adulte Männchen) zogen klassischerweise in der letzten Augustdekade durch.
Beachtliche 131 Beobachtungen der Rohrweihe (inkl. Doppelmeldungen) sind eine Erwähnung wert, ebenso wie ein sehr später Nachweis eines durchziehenden Weibchens vom 22. November (Großer Freizeitsee). Die letzten Schwarzmilane verließen uns bereits zwei Monate früher am 12. September in Richtung Winterquartier.

Für viel Panik sorgte ein immaturer Seeadler, der in der Zeit zwischen dem 17. und 24. November im Umfeld des Seeburger Sees und Seeangers wiederholt sein Unwesen trieb. Am 20. November flog ein Jungvogel (derselbe?) hoch über den Kiessee nach Süden.

Abb. 6: Machte die Gänse am Seeburger See nervös: ein junger Seeadler. Foto: M. Göpfert

Nur einen Bruchteil so groß, aber (zumindest bei Kleinvögeln) dieselbe Panik verursachend, sind Merline, die zwischen dem 20. September und dem 25. Oktober fünfmal durchziehend beobachtet wurden.
Die erste Septemberwoche rastete ein diesjähriger Rotfußfalke in der Feldmark bei Gieboldehausen, vom ähnlich gefärbten Baumfalken machten sich die letzten Anfang Oktober vom Acker.

Abb. 7: Rastender Rotfußfalke bei Gieboldehausen bei der Gefiederpflege. Foto: M. Göpfert

Insgesamt zogen mindestens 8.557 Kraniche durch die Region. Ein erster Schwung (2.204 Ind.) überflog zwischen dem 13. und 16. Oktober, die Masse folgte dann zwischen dem 3. und 8. November (4.626 Ind.). Am 28. und 29. November kennzeichneten 1.483 Ind. (vorerst) den Abschluss des Wegzugs.
Das einzige Tüpfelsumpfhuhn des Berichts, ein Jungvogel, zeigte sich am 14. August im Seeanger.

Nennenswerter Zuzug von Blässhühnern erfolgte erst im November, wo sich an der Northeimer Seenplatte bis zu 319 Vögel einfanden. Auf anderen Gewässern verblieben die Zahlen im mittleren zweistelligen Bereich. Ebenso wie der Stockente wird auch dieser Art leider wenig Aufmerksamkeit zuteil.

Der einzige Austernfischer des Berichtszeitraumsnutzte am 10. Juli die Ruhe des gesperrten Badestegs am Seeburger See zur Rast.

Abb. 8: Der Austernfischer vom Seeburger See. Foto: M. Göpfert

Ein einzelner Goldregenpfeifer fand sich am 20. September an der GSH ein und blieb eine Woche.  Am 30. September überflog ein Artgenosse den Diemardener Berg, offenbar auf der Suche nach einem geeigneten Rastplatz.
Nicht gerade ermutigend sind die Zahlen beobachteter Kiebitze: 70 Ind. an der GSH, 100 Ind. in der Feldmark Thüdinghausen (30. September) und 80 Ind. in der Feldmark Gladebeck (18. Oktober) sind die traurigen Höchstzahlen aus dem Landkreis Northeim. Im Seeanger rasteten immerhin mehrfach bis zu 120 Vögel, darüber hinaus wurden jedoch nur zweimal größere Trupps (80 Ind. bei Jühnde am 18. Oktober; 127 Ind. in der Feldmark Reinshof am 26. Oktober) beobachtet.

Die letzte Feststellung eines Flussregenpfeifers liegt vom 25. August vor. Es kam zu keinen weiteren Brutnachweisen, die nicht schon im vorangegangenen Bericht Erwähnung gefunden hätten.
Vom 10. bis 16. September nutzten erst drei, dann nur noch zwei diesjährige Sandregenpfeifer die GSH als Rastplatz. Zwei Tage später tauchten zwei Vertreter derselben Art an der Kiesgrube Reinshof auf, zumindest einer der diesjährigen Vögel blieb für fünf Tage.

Abb. 9: Sandregenpfeifers Morgengymnastik an der Kiesgrube Reinshof. Foto: M. Siebner

In Deutschland fand 2020 mit in der Summe 3.598 Vögeln das stärkste jemals festgestellt Rastgeschehen des Mornellregenpfeifers statt. In der Region schien davon allerdings nicht viel angekommen zu sein: neben einem durchziehenden Vierergespann am Diemardener Berg (29. August) gab es nur eine weitere Beobachtung eines rastenden Jungvogels in der Feldmark Wollbrandshausen-Gieboldehausen am 6. September.

Abb. 10: Junger Mornell in der Feldmark Wollbrandshausen-Gieboldehausen. Foto: M. Siebner

Regenbrachvögel wurden im Leinepolder Salzderhelden einmal in Form eines rastenden Vogels (8. bis 12. Juli) nachgewiesen; mindestens fünf im Juli durchziehende Ind. dokumentierte ein des nachts in Nikolausberg installiertes Tonaufnahmegerät.
Bis Anfang September erfolgten elf Meldungen von 13 Großen Brachvögeln. Ein weiterer konnte am 15. November im Seeanger akustisch festgestellt werden.
Als einziger Vertreter ihrer Art verbleibt eine am 31. August an der GSH rastende, adulte Uferschnepfe.

Drei Beobachtungen der Zwergschnepfe erfolgten im Oktober am Großen Freizeitsee sowie im Seeanger. Zwei weitere Vögel fanden sich im November am Göttinger Stadtrand ein. Die größten Ansammlungen rastender Bekassinen gab es typischerweise in der ersten Septemberdekade mit bis zu 28 Ind. im Seeanger.

Der fünfte Lokalnachweis des Thorshühnchens erfolgte am 31. Oktober am Seeburger See durch V. Hesse. Der diesjährige Vogel blieb noch bis zum 4. November vor Ort, stets in der Nähe des gesperrten Badestegs.

Abb. 11: Überhaupt nicht scheues Thorhühnchen, fotografiert vom Boot aus. Foto: V. Hesse

Die letzte Flussuferläufermeldung fand pünktlich am 31. Oktober Eingang in ornitho.de.

Zwei vom 08. bis 12. Juli im Leinepolder rastenden Dunklen Wasserläufern gesellte sich kurzzeitig ein dritter Vogel hinzu, während am 18. Juli im Seeanger nur ein Einzelvogel eine Tagesrast einlegte. Zwei Wochen später folgte ein Duo ebenda. Am 12. September geriet wiederum ein Vogel an der GSH ins Blickfeld. Den Abschluss machte am 15. September ein Artgenosse in der Kiesgrube Reinshof.

Nach einem bemerkenswerten Frühjahrszug des Rotschenkels fallen nur zwei Beobachtungen einzelner Vögel (13. Juli im Leinepolder Salzderhelden; 26. August bis 5. September im Seeanger) mager aus – für den Wegzug aber nicht ungewöhnlich.

Grünschenkel waren dagegen fast im ganzen Berichtszeitraum anwesend, mit maximal sechs Ind. an der GSH (7. September). Die letzte Beobachtung erfolgte am 8. November ebenda.
Die Höchstzahl rastender Bruchwasserläufer wurde erstaunlicherweise im Stockhäuser Bruch, einem eher untypischen Rastgebiet für Limikolen, mit acht diesjährigen Vögeln (16. August) notiert. Jeweils sieben Ind. stellen die Maxima vom Leinepolder Salzderhelden und vom Seeanger dar, eine vergleichsweise sehr schlechte Ausbeute. Der letzte Vogel saß am 31. August in der Kiesgrube Reinshof.

Das Regionalmaximum des Kampfläufers lag in diesem Jahr bei sechs Ind. im Leinepolder  Salzderhelden (8. Juli), ansonsten erfolgten nur wenige weitere Beobachtungen von ein bis drei Vögeln. Ein später Vogel ließ sich am 22. Oktober am Seeanger zwischen Kiebitzen ausmachen.

Sanderlinge kennt man von Küstenregionen, wo sie am Strand zwischen auf- und ablaufenden Wellen hin- und her flitzen. Im Binnenland treten sie nur selten auf. Sehr skurril muss es anmuten, einen solchen Küstenvogel in der Agrarlandschaft, auf einem Feldweg in einer Pfütze badend, anzutreffen. Genau das ereignete sich am 6. September bei Landolfshausen nördlich der Schweckhäuser Wiesen. Der diesjährige Vogel konnte am Folgetag nicht wiedergefunden werden. Über die Frage, warum genau dieser Ort zur Rast gewählt wurde und nicht der nahegelegene Seeanger, kann nur spekuliert werden. Die Feuchtgebiete um Seeburg sind von am Himmel ziehenden Vögeln normalerweise bereits aus großer Entfernung sichtbar.
Ebendort rasteten am 18. Juli auch die einzigen zwei (adulten) Temminckstrandläufer des Berichtszeitraums.
Zwergstrandläufer fand man dagegen nur an der GSH, wo vom 13. bis 20. September ein diesjähriger Vogel verweilte. Am 14. des Monats leistete ihm kurzzeitig ein zweiter (Jung-)Vogel Gesellschaft.
Ein einziger adulter Sichelstrandläufer wurde am 13. Juli an der GSH entdeckt, drei Tage später flogen mind. vier Artgenossen am Seeanger überhin. Der einzige Jungvogel des Wegzugs stocherte am 6. September ebenda im Schlick.

Zwischen dem 5. September und dem 13. Oktober notierten Vogelkundige bis zu 15 Alpenstrandläufer an der GSH, ansonsten war diese Art dort und in anderen Gebieten (Seeanger, Kiesgrube Reinshof) vornehmlich in Truppgrößen im niedrigen einstelligen Bereich anzutreffen.

Abb. 12: Junger Alpenstrandläufer an der Kiesgrube Reinshof. Foto: L. Söffker

Eine diesjährige Zwergmöwe konnte am 13. August auf dem Göttinger Kiessee beobachtet werden. Bis zu maximal drei Ind. waren zwischen dem 17. und 25. August auf dem Seeburger See anwesend. Ihnen folgten Beobachtungen ebenfalls diesjähriger Vögel am 18., 19. (zwei Ind.) und 22. September ebenda. Eine beringte juvenile Lachmöwe aus Polen konnte zwischen dem 12. Juli und 14. August mehrfach am Seeburger See abgelesen werden. Die osteuropäische Herkunft ist geradezu klassisch und wurde schon durch mehrere Ringablesungen in der Region bestätigt.
Schwarzkopfmöwen traten auf dem Wegzug häufig in Erscheinung. Den Auftakt machte ein vorjähriger Vogel am 10. Juli im Seeanger. Ihm folgten ein bzw. zwei diesjährige Vögel am 12. und 13. Juli im Leinepolder Salzderhelden. Anschließend konzentrierte sich die Nachweise auf den Seeburger See, wo zwischen dem 16. August und 6. September bis zu vier junge Schwarzkopfmöwen präsent waren. Zwischen dem 18. Oktober und 2. November hielten sich hier nochmals maximal zwei Jungvögel auf.

Die regional eher seltene Silbermöwe konnte gleich viermal beobachtet werden. Altvögel gab es  jeweils mit einem Exemplar am 22. Oktober und 8. November am Seeburger See, sowie am 15. November am Großen Freizeitsee. Eine diesjährige Silbermöwe wurde am 4. November am Seeburger See fotografisch dokumentiert. Fünf diesjährige Mittelmeermöwen bereicherten den Leinepolder Salzderhelden am 12. Juli. Ein weiterer Jungvogel folgte am 24. November am Großen Freizeitsee. Die Steppenmöwe trat mit 29 Beobachtungen im gewohnten Maße deutlich häufiger in Erscheinung als die vorigen Larus-Arten. Maximal waren es 16 Ind. am 22. November am Seeburger See.

Abb. 13: Junge Silbermöwe fliegt über den Seeburger See. Foto: V. Hesse

Die Riege der Seeschwalben war im Spätsommer ungemein divers. Darunter zwei adulte Brandseeschwalben am 15. Juli und eine Raubseeschwalbe am 18. Juli vom Seeburger See. Wenig später folgte ihnen eine adulte Küstenseeschwalbe am 23. Juli. Eine junge Weißflügel-Seeschwalbe teilte sich das Gewässer am 1. September mit 32 Trauerseeschwalben während eines Wolkenbruchs. Flussseeschwalben wurden am 11. Juli am Großen Freizeitsee, am 14. Juli am Göttinger Kiessee (zwei Ind.), am 18. Juli an der Kiesgrube Reinshof und vom 21. bis 23. Juli am Seeburger See beobachtet. Zusammen mit den Weißbart- und Zwergseeschwalben der ersten Jahreshälfte gelangen somit im Jahr 2020 Nachweise von acht Seeschwalbenarten im Referenzgebiet!

Abb. 14: Brandseeschwalben, hier am Seeburger See, finden recht selten den Weg in die Region. Foto: V. Hesse

Eine spätherbstliche Ansammlung von 29 Türkentauben am 28. November bei Seeburg soll an dieser Stelle besondere Erwähnung finden. Der Wegzug der Turteltaube verlief dagegen weitgehend unauffällig. Ein diesjähriger Vogel an der Geschiebesperre am 6. August wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in der näheren Umgebung erbrütet. Ein nachbrutzeitlicher Vogel am 28. August bei Parensen erscheint vor dem Hintergrund einer weiteren Beobachtung dort (19. Juni) umso interessanter.

Am 28. Juli gelang in der Göttinger Kleingartenkolonie „Leinetal“ die Beobachtung eines (vermutlich entflogenen) Alexandersittichs. Die ursprünglich aus Asien stammende Papageienart  brütet seit einigen Jahren in zwei voneinander getrennten Arealen in Deutschland im Bereich Wiesbaden und Mainz sowie Köln, Bonn und Düsseldorf. Die auf Gefangenschaft zurückgehenden Vögel nutzen vor allem Grünspecht- und Naturhöhlen in Ahornblättrigen Platanen der Städte, während Bruten in naturnahen Lebensräumen hierzulande die Ausnahme bilden.

Einblicke in das Brutgeschehen der Schleiereule wurden dankenswerterweise durch Susanne und Ernst Kniprath in Rahmen von Beringungsaktionen in der Gemeinde Moringen gewährt. Die Anzahl von nicht-flüggen Jungvögeln deutet mit zweimal sechs und einmal acht Jungeulen auf einen guten Bruterfolg, vermutlich als Folge eines guten Mäusejahres, hin. Eine Vielzahl an Veröffentlichungen zu den hiesigen Schleiereulen, einer von der herkömmlichen Avifaunistik sträflich vernachlässigten Vogelart, ist unter kniprath-schleiereule.de zu finden. Für das Beringungsprojekt wird im Übrigen eine Nachfolge gesucht.
Seit Juli konnte dreimal eine Schleiereule bei Gö.-Nikolausberg verhört werden. Ein weiterer Vogel wurde am 28. November südlich des Flüthewehrs von einer Fotofalle dokumentiert.

Vom Sperlingskauz gibt es wenig Neues zu berichten. Herbstbalz wurde an zwei Stellen im Solling registriert, sowie mit min. zwei Revieren im Reinhäuser Wald. Das letztjährig entdeckte Vorkommen im Nörtener Wald konnte leider nicht bestätigt werden. Ergänzend zum Vorbericht müssen folgende erfolgreiche Bruten der Waldohreule nachgetragen werden. Fiepende Jungvögel gab es in Diemarden (min. zwei Junge), Landolfshausen, auf dem Kerstlingeröder Feld (min. zwei Junge), am Leinepolder Salzderhelden II, am Diemardener Berg (zwei Junge) und am Lohberg bei Bovenden (zwei Junge). Somit konnten insgesamt an zwölf verschiedenen Orten bettelnde Jungvögel festgestellt werden. Bei Mollenfelde gab es nach Eiablage in einem letztjährigen Brutrevier eine Brutaufgabe.

Ein Trupp aus etwa zehn (weg-)ziehenden Bienenfressern konnte am 30. August in der Feldmark Gö.-Geismar in großer Höhe beobachtet werden.

Der Wiedehopf tritt in der Region auf dem Wegzug deutlich seltener auf als auf dem Heimzug. Umso erfreulicher war ein gleich vier Tage anwesender Vogel auf dem Kerstlingeröder Feld Mitte August. Der prächtige Vogel fügte sich gut in die extensiv genutzte Kulturlandschaft ein.

Abb. 15: Wiedehopf: Zwischenstopp auf dem Kerstlingeröder Feld. Foto: S. Paul

Ebenfalls auf dem Kerstlingeröder Feld konnte der zweite Brutnachweis des Wendehalses für diese Lokalität in diesem Jahr festgestellt werden. Vermutlich handelte es sich um eine Zweitbrut des Paares an der Obstbaumallee. Die zwei Jungvögel dürften Anfang bis Mitte August ausgeflogen sein. Somit gab es in beiden Revieren auf dem Kerstlingeröder Feld Bruterfolg. Vom Wegzug gelang lediglich ein Nachweis (19. August) bei Adelebsen. Augustnachweise auf dem Kerstlingeröder Feld konnten nicht mehr vom lokalen Brutvorkommen unterschieden werden.

Im Spätherbst wurden elf verschiedene Raubwürger gemeldet. Die Nachweise verteilten sich weitgehend auf traditionelle und ehemalige Winterreviere. Neben dem seit 2018 bestehenden Winterrevier auf einer Windwurffläche im Kaufunger Wald konnte ein weiterer Vogel auf einer Windwurffläche im Bramwald festgestellt werden. Die lang ersehnte Wiederbesiedlung der Region als Brutvogel ist am ehesten in solchen Habitaten zu erwarten.

Abseits der klassischen Brutgebiete gelang die Beobachtung eines Tannenhähers im forstbotanischen Garten in Gö.-Weende am 6. Oktober. Beobachtungen umherstreifender Vögel abseits der Brutplätze gab es auch in der Vergangenheit immer wieder mal, so beispielsweise auch schon in der Göttinger Innenstadt.

27 Beobachtungen der Saatkrähe mit zusammen 170 Vögeln sind zwar kein Vergleich zu früheren Jahren, befinden sich aber auf dem Niveau der letzten Jahre. Maximal waren es 59 durchziehende Vögel in mehreren Trupps am 4. November über dem Neuen Botanischen Garten. Ein beeindruckender Schlafplatzeinflug des Kolkraben am Abend des 18. August an der Weper südöstlich von Fredelsloh stellt mit 341 Ind. einen neuen Regionalrekord dar. Ein Großteil der Vögel dürfte von der Mülldeponie Blankenhagen stammen, die übrigen aus dem Sollingvorland.

Beutelmeisen waren auf dem Herbstzug verhältnismäßig selten. Im September und Oktober gelangen am Seeanger fünf Beobachtungen mit maximal vier Ind. am 26. Oktober. Ansonsten erfolgte lediglich noch eine Beobachtung am 5. November am Seeburger See.

Zwischen Ende September und Oktober konnten an 13 Tagen Heidelerchen mit insgesamt 131 Ind. festgestellt werden. Als wirklich guter Zugtag kann lediglich der 1. Oktober gewertet werden. Es wurden auf dem Kerstlingeröder Feld zwar „nur“ 35 durchziehende Heidelerchen erfasst, allerdings konnten von 16 Feststellungen nur in sechs Fällen die Verursacher der charakteristischen Flugrufe entdeckt und gezählt werden. Am 19. Oktober rastete ein Trupp mit 40 Ind. kurzzeitig auf einer als Gründüngung bestellten Ackerfläche in der Feldmark bei Gö.-Geismar.

In der für Süd-Niedersachsen größten Mehlschwalben-Kolonie an einer Scheune bei Bursfelde konnten am 3. Juli insgesamt 116 intakte Nester gezählt werden, bis zum 21. August stieg die Anzahl auf 125 Nester und liegt damit deutlich unter den Zahlen der letzten Jahre (2011: 180; 2017: 252; 2019: 144).

Ab dem 25. Oktober bis zum Ende des Berichtszeitraums erklang das charakteristische „psching“ von Bartmeisen im Seeanger. Maximal gelangten hier sechs Ind. zu Gesicht. Am Seeburger See wurden am 5. November lediglich Rufe vernommen. Komplementiert wird das Auftreten durch jeweils zwei Vögel am 15. und 22. November an der GSH.

Wie viele der regionalen, teils historischen Nachweise des Taigazilpzalps, einer sibirischen Unterart des Zilpzalps, nach modernen Standards einer Überprüfung standhalten würden ist fraglich. Umso erfreulicher ist ein aktueller Nachweis vom Seeanger (25. bis 28. Oktober) durch M. Göpfert. Es gelangen aussagekräftige Fotos des Vogels und der charakteristische Ruf konnte aufgenommen werden.

Schon das fünfte Jahr in Folge konnten Gelbbrauen-Laubsänger im Referenzgebiet nachgewiesen werden. Ein Individuum vom 5. bis 7. Oktober entzückte nicht nur mit einer Verweildauer von immerhin drei Tagen, sondern ließ auch einige glückliche Beobachter in den Genuss seines Gesanges kommen. Ein weiterer quirliger Artgenosse brachte am 11. Oktober Leben auf den Friedhof Junkerberg. Bemerkenswerterweise ist dies schon der zweite Nachweis für diese Lokalität. Für den Neuen Botanischen Garten ist es sogar schon der dritte Lokalnachweis. Somit ergibt sich für Süd-Niedersachsen eine Gesamtsumme von elf Nachweisen von zwölf Vögeln.

Abb. 16: Gelbbrauen-Laubsänger Friedhof Junkerberg. Foto: Denise Kemler

Rohrschwirle besetzen jährlich Reviere am Seeburger See und im Leinepolder Salzderhelden. Am 15. Juli gelang mit einem warnenden und Futter tragenden Paar am Seeburger See nun erstmals ein sicherer Brutnachweis. Ein Männchen im Seeanger blieb ebenfalls nicht unverpaart.

Ein Seggenrohrsänger konnte am 24. Juli im direkten Vergleich zusammen mit einem Schilfrohrsänger von M. Göpfert am Seeburger See beobachtet werden. Nach Anerkennung der Avifaunistischen Kommission Niedersachsen und Bremen (AKNB) wäre dies der dritte Nachweis im Landkreis Göttingen in neuerer Zeit. Heute fast unvorstellbar ist, dass der Seggenrohrsänger in den 1960er Jahren noch ein nahezu alljährlicher Gast im Untersuchungsgebiet war. Dies änderte sich erst nach starken Bestandseinbrüchen in den osteuropäischen Brutgebieten aufgrund großflächiger Entwässerungen in den 1970er Jahren. Von dem unwiederbringlichen Habitatverlust konnte sich die Art seither nicht mehr erholen.

Der im Vorbericht bereits erwähnte Buschrohrsänger, der Ende Juni in der Suhleaue ein Gesangsrevier besetzte, war noch bis zum 4. Juli anwesend. Dann hat er vermutlich, einsam und entmutigt, die Region wieder verlassen…
Nach Revierbesetzungen von vier Drosselrohrsängern an den „Wunderteichen“ nördlich von Höckelheim wurden die Angelteiche im Juli leider nur ein einziges Mal von Beobachtern aufgesucht. Bedauerlicherweise verflog das Interesse der meisten Beobachter an dem Gebiet wieder so schnell wie es gekommen war, nachdem dort keine regionalen Seltenheiten mehr gemeldet wurden.

Abb. 17: Buschrohrsänger in der Suleaue zwischen Seulingen und Landolfshausen. Foto: W. Vogeley

Der ebenfalls aus dem Vorbericht bereits bekannte Rosenstar konnte noch bis zum Morgen des 7. Juli an dem üblichen Schlafplatz am Göttinger Kiessee beobachtet werden. Ein Bericht über die skurrilen Entdeckungsumstände und den weiteren Aufenthalt des Vogels ist auf der Homepage nachzulesen.

Eine ausgesprochen frühe und zugleich einzige Wegzugbeobachtung der Ringdrossel gelang am 1. September an den „Wunderteichen“ nördlich von Höckelheim.
Beim Schwarzkehlchen ist lediglich eine erfolgreiche Brut dem letzten Bericht nachzutragen. Wie schon die letzten Jahre konnte sich im Jägerparadies am Diemardener Berg ein Paar reproduzieren.
Meldungen des Steinschmätzers liegen 29 vor, diese betreffen 47 Vögel. Die Maximalzahl wurde mit acht Vögel am 29. August auf dem Plateau des Reinhäuser Bergs erreicht.

Zwischen dem 5. August und 6. September wurden an vier Tagen insgesamt acht Brachpieper entdeckt. Davon entfallen fünf Ind. auf Zugplanbeobachtungen am 20. August auf dem Reinhäuser Berg. Mangels solcher Zugplanbeobachtungen zur Hauptdurchzugszeit gibt es vom Auftreten des Baumpiepers in diesem Herbst nichts Erwähnenswertes zu berichten. Vom Rotkehlpieper gelangten zwei Herbstnachweise. Ein rastender Vogel am 4. Oktober im Seeanger offenbarte seine Präsenz vermutlich nur durch einen, den Weidezaun kontrollierenden, Landwirt. Nachdem der Pieper ein paar Runden schimpfend über dem Gebiet geflogen war wurde er wieder unsichtbar. Der zweite Rotkehlpieper geriet am 23. Oktober über dem Flüthewehr südlich von Göttingen zu Gehör.

Bergpieper wurden regelmäßig nur von der Geschiebesperre und dem Seeanger gemeldet. Insgesamt liegen bis jetzt 21 Beobachtungen von 17 Ind. vor. Die Tagessumme in beiden Gebieten überschritt jedoch nie zwei Ind.

 „Trompetergimpel“ machten sich in diesem Herbst ausgesprochen rar. Nur fünf Einzelvögel konnten gehört werden, wobei der Erstnachweis relativ spät erst am 6. November gelang. Es bleibt abzuwarten, ob das charakteristische Tröten der aus dem Osten stammenden Wintergäste im Winter noch etwas öfter zu hören sein wird.
Größere Ansammlungen des Girlitz’ auf dem Wegzug bilden mittlerweile die Ausnahme. 16 Ind. am 19. September im Bereich der Nordmensa sind somit schon eine Erwähnung wert.
Ein starkes Auftreten von Körnerfressern verschiedener Arten konnten erneut in der Feldmark Geismar südlich des Göttinger Stadtrands festgestellt werden. Zwischenzeitlich waren es bis zu 900 Stieglitze und 400 Bluthänflinge, die sich auf zwei Hanffelder und die Brachflächen des Rebhuhnschutzprojekts der Uni Göttingen verteilen. Wie gut das vermehrte Futterangebot von den Vögeln genutzt wird, war schon im vergangenen Winter zu bestaunen. Solche dreistelligen Ansammlungen dieser Finkenvögel, wie am 26. November bei Strodthagen im Landkreis Northeim (200 Ind.), sind andernorts bereits eine Seltenheit.

Im Rahmen der Erweiterung der Abbaufläche am Großen Freizeitsee entstanden größere Bereiche mit brachliegenden Stoppeläckern. Diese Habitate wurde am 14. November von einer Schneeammer zur Rast genutzt.

Grauammern werden erfreulicherweise die letzten Jahre wieder regelmäßig als Gastvögel in der Region nachgewiesen.  Nachweise verteilen sich nahezu über das gesamte Jahr. Am 8. November konnte ein Individuum nördlich von Rosdorf entdeckt werden. Der Vogel verweilte allerdings nur kurz, ehe er nach Osten abflog.
Nur zwei Wegzug-Nachweise des Ortolans erfolgten in diesem Jahr. Die Rufe eines nächtlichen Migranten über Gö.-Nikolausberg konnten am 31. August auf einer Festplatte gespeichert werden – die Aufnahmen ließen eine sichere Bestimmung zu. Ein zweiter Vogel konnte klassischerweise bei Zugplanbeobachtungen erfasst werden, als er sich am 30. September über den Diemardener Berg in Richtung Afrika davonmachte.

Damit schließt der Bericht, welcher auf 25.471 Meldungen der Datenbank ornitho.de basiert.

Béla Bartsch und Malte Georg

Der Dank gilt den zahlreichen BeobachterInnen: F. Arndt, R. Asch, P.H. Barthel, B. Bartsch, U. Beeck, J. Behling (Landesforsten), L. Bergschmidt, C. Berroth, A. Bischoff, M. Bock, P. Böhl, S. Bologna, J. Bondick, R. Bonnier, M. Borchardt, D. Bordin, H. Brockmeyer, G. Brunken, J. Bryant, J. Burmeister, M. Corsmann, J. Demmer, C. Dienemann, K. Dornieden, H. Dörrie, M. Drüner, C. Engelhardt, M. Fichtler, C. Gall, T. Garczorz, T. Gawlig, M. Geb, M. Georg, M. Göpfert, S. Groos, T. Großheim, P. Gründer, C. Grüneberg, E. Gottschalk, T. Gottstein, M. Harrer, A. Hartmann, F. Heim, O. Henning, D. Herbst, V. Hesse, S. Hillmer, U. Hinz, F. Hirschauer, M. Hoffmann, S. Hohnwald, M. Jenssen, K. Jünemann, J. Kamp, J. Kallmayer, H. Karthäuser, D. Kemler, H.-A. Kerl, P. Keuschen, G. Klages, C. Kunze, A. Landau, V. Lipka, G. Mackay, U. Maier, D. Mederer, T. Meineke, H. Meyer, M. Mooij, P. Motzkau, L. Müller, J. Myles, F. Nieporte, D. Nolte, D. Ochterbeck, J. Opitz, N. Ordax, S. Paul, G. Pfützenreuter, B. Preuschhof, J. Priesnitz, A. Quell, D. Radde, J. Rauh, J.J. Reichelt, T. Reininghaus, O. Reuer, B. Riedel, T. Rohde, M. Rößner, H. Rumpeltin, T. Runge, L. Rüskaup, L. Sackers, L. Scheller, H. Schmidt, B. Schneidereit, R. Schnelle, J. Schumann, J. Schwickardi, M. Siebner, D. Singer, L. Söffker, N. Stanik, A. Stumpner, A. Sührig, J. Thiery (Landesforsten), F. Vogeley, W. Vogeley, M. Wagener, H. Weingart, J. Weiß, C. Wenda, M. Wimbauer, D. Wucherpfennig u.v.a.

Abb. 18: Mal schauen was 2021 so alles bringt. – Wintergoldhänchen am Kiessee. Foto: M. Siebner