Der Kuckuck in Süd-Niedersachsen – ein Schlawiner mit Problemen

Mit dem Kuckuck als „Vogel des Jahres 2008“ hat der NABU eine gute Wahl getroffen. Der Frühlingsbote ist nicht nur populär, sondern unter den einheimischen Vögeln in vielerlei Hinsicht ein Unikum. Die meisten Menschen kennen diesen faszinierenden Brutparasiten vor allem wegen des weittragenden Rufs der Männchen, dem er seinen in vielen Sprachen gleichlautenden oder ähnlichen Namen verdankt. Die heimlichen, aber für die Populationsgröße ausschlaggebenden Weibchen geraten viel seltener ins Blickfeld. Kuckucksbruten werden von Normalbürgern und Feldornithologen meist nur durch Zufall entdeckt. Der Anblick eines bräsigen Fressacks, der das Nest seiner Adoptiveltern bis an den höchsten Bord ausfüllt, ist unvergesslich, ebenso die Fütterung, bei der die kleinen Wirtsvögel bis weiterlesen Der Kuckuck in Süd-Niedersachsen – ein Schlawiner mit Problemen

Einflug des Wachtelkönigs im Gebiet der Stadt Göttingen im Frühsommer 2007

Ab Mitte Juni 2007 kam es im Göttinger Stadtgebiet zu einem bemerkenswerten Einflug von Wachtelkönigen (Crex crex). Rufende Männchen erschienen in mindestens sechs verschiedenen Gebieten und konnten hier teilweise bis in die zweite Julidekade gehört werden. Die Rufplätze befanden sich in der Regel in hochwüchsigem Mähgrünland oder in Brachen.Über die Ursachen des Einflugs, der sich auch in anderen Regionen (z.B. Westfalen) manifestierte, sind letztlich nur Spekulationen möglich. Die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Göttingen hat sich erfolgreich um den Schutz der Vögel bemüht und eine Verschiebung der Mähtermine soweit wie möglich nach hinten erreicht.Der Wachtelkönig ist ein Brutvogel offener, hochgrasiger und möglichst extensiv bewirtschafteter Grünlandflächen. Als Optimalhabitate gelten in weiterlesen Einflug des Wachtelkönigs im Gebiet der Stadt Göttingen im Frühsommer 2007

Im Aufwind – Seeadler in Süd-Niedersachsen

Der Morgen des 20. Februar 2007 war trüb, prominenter Gastbeobachterbesuch aus der Bundeshauptstadt versprach jedoch Licht am Ende der Göttinger Wintersackgasse. Ein Seeadler, der am Rand des wiedervernässten Seeangers auf einem Weidezaunpfahl saß, erhellte dann auch sogleich die Gemüter. Der Vogel ließ sich anhand der Gefiedermerkmale als vorjährig bestimmen und war nicht beringt (s. Foto). Er fraß mehrfach am Boden und flog kurze Strecken umher, um dann in einem abgestorbenen Baum zu rasten. Dörrie (2000) stuft den Seeadler in Süd-Niedersachsen noch als seltenen Wintergast ein und nennt von 1984 bis Anfang der 90er Jahre lediglich fünf bis sechs Nachweise (verweist allerdings auf die Unvollständigkeit der Aufstellung). Aus der weiterlesen Im Aufwind – Seeadler in Süd-Niedersachsen

Turmfalken in Göttingen

Die Wahl des Turmfalken zum „Vogel des Jahres 2007“ bietet einen willkommenen Anlass, die Naturgeschichte dieses Greifvogels in unserer Stadt zu skizzieren. Einst… Auf der Sympathieskala der gefiederten Beutegreifer nahm Falco tinnunculus immer schon eine gewisse Sonderstellung ein. Vom verbreiteten Hass auf Greifvögel war er weniger betroffen als seine Verwandten. Die ornithologischen Altmeister des 19. Jahrhunderts verteidigten diesen „liebenswürdigsten Falken“ (A.E. Brehm) als „nützlichen“ Mäusejäger, den es uneingeschränkt zu schützen gelte. Gleichwohl wurde er bis ins zweite Drittel des 20. Jahrhunderts vom Menschen verfolgt. Dabei kam den letalen Verwechslungen mit dem „schädlichen“ Sperber eine besondere Bedeutung zu. Auch das beliebte Ausschießen von Krähennestern hat so mancher Falkenbrut den weiterlesen Turmfalken in Göttingen

Ist das Rebhuhn noch zu retten, Herr Gottschalk?

Ein Interview Seit nunmehr zwei Jahren ist der Landkreis Göttingen Schauplatz eines der ehrgeizigsten Artenschutzprojekte in Deutschland. Seitdem betreibt die Biologische Schutzgemeinschaft (BSG) gemeinsam mit dem Zentrum für Naturschutz an der Uni Göttingen das sogenannte „Rebhuhnschutzprojekt“. In Kooperation mit Landwirten und Jägern soll dabei den regionalen Beständen des charismatischen Hühnervogels auf die Sprünge geholfen werden. Wir haben mit Dr. Eckhard Gottschalk vom Zentrum für Naturschutz, einem der Projektkoordinatoren, gesprochen und ihn zum Rebhuhnschutzprojekt befragt. AGO: Das Rebhuhn war bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein ein weit verbreiteter und häufiger Bewohner der offenen Kulturlandschaft. Warum braucht es heute Schutz? E. Gottschalk: Die Bestände des Rebhuhns sind in den letzten Jahrzehnten weiterlesen Ist das Rebhuhn noch zu retten, Herr Gottschalk?

Von der Seltenheit zur Normalität – Silberreiher in Süd-Niedersachsen

Weiße Vögel haben seit jeher die menschliche Phantasie beflügelt. Für die einen symbolisieren sie jungfräuliche Reinheit, anderen sind sie wegen ihrer unwirklich anmutenden Erscheinung irgendwie suspekt. Den Höckerschwänen in städtischen Parkanlagen werden traditionell die unterschiedlichsten Gefühlsregungen entgegengebracht, und wenn diese Vögel nicht weitgehend stumm wären, könnten sie davon ein vielstimmiges Lied singen. Heutzutage ist nicht jede weiße Erhebung in der Landschaft zwangsläufig ein Schwan (oder eine Plastiktüte). Während der letzten 15 Jahre haben sich Silberreiher zu einem regelmäßigen Anblick gemausert. Gerät einer von ihnen ins Visier des interessierten Normalbürgers, ist dieser in der Regel konsterniert und fragt nicht selten telefonisch beim Experten nach („So einen merkwürdigen Vogel habe weiterlesen Von der Seltenheit zur Normalität – Silberreiher in Süd-Niedersachsen

Der Mittelspecht – Ein “Wappenvogel” des AGO

Von den sechs einheimischen Spechtarten (Picinae) hat der Mittelspecht das weltweit kleinste Brutareal, welches bis auf ein Vorkommen im Iran ausschließlich westpaläarktisch ist (CRAMP 1985). Der europäische Bestand (150.000 – 315.000 Paare) wird auf ca. 95 % der Weltpopulation geschätzt. In Mitteleuropa brüten ca. 42.000 – 71.000 Paare, davon ca. 35 % in Deutschland (BAUER et al. 2005). Diese Zahlen belegen, dass die europäischen Staaten – besonders aber Deutschland – spezielle Verantwortung für den Erhalt dieser Art tragen.Auch aus diesem Grund ist der Mittelspecht eine derjenigen Arten, die beim AGO in den letzten Jahren im Mittelpunkt avifaunistischen Interesses steht. Über die Verbreitung der Art in Süd-Niedersachsen war bis weiterlesen Der Mittelspecht – Ein “Wappenvogel” des AGO