Während der November normal ausfiel und der Dezember sich eher kalt zeigte, waren Januar und Februar, wieder einmal, überdurchschnittlich warm. Niederschläge fielen, zumeist als Regen, in allen vier Monaten in teils enormen Mengen vom Himmel. Im Leinepolder Salzderhelden konnte man deshalb fast schon von einem Daueranstau sprechen.
Ein diesjähriger Prachttaucher war vom 8. bis 16.12. Starvogel des Göttinger Kiessees (Foto: Mathias Siebner).
Am 17.2. flog aus einem Entwässerungsgraben am Seeanger eine Rohrdommel vor einem Kartierer auf, der eigentlich auf der Suche nach Rebhühnern war.
Ende Januar stieg die Zahl überwinternder Silberreiher auf über 60 Individuen. Ein Vogel verbrachte die Wintermonate am Göttinger Kiessee und entwickelte recht schnell, nach dem Vorbild der verstädterten Göttinger Graureiher, eine bemerkenswerte Dickfelligkeit gegenüber Spaziergängern und Joggern, die sich bis zu 15 Meter nähern durften. An Radfahrern störte er sich bald überhaupt nicht mehr und ließ sie kaltblütig passieren. Drei bis vier Weißstörche überwinterten im Leinepolder Salzderhelden. Ob sie ausschließlich Wiederansiedlungsexperimenten entstammten und sogenannte „Projektstörche“ waren, muss offen bleiben.
Zu den sieben im Leinepolder überwinternden Singschwänen gesellten sich vom 1.1. bis zum 8.1. zwei Zwergschwäne. Vom 12.12. bis zum 8.1. versteckte sich an der Geschiebesperre und in der Feldmark Hollenstedt unter den maximal 1500 Graugänsen, 350 Blässgänsen und ebenso vielen Saatgänsen eine Ringelgans recht erfolgreich. Regional bemerkenswerte Winterzahlen erreichten im Leinepolder im Dezember Schnatterenten mit bis zu 52 und Pfeifenten mit bis zu 180 Individuen. Im Dezember hielten sich an den Northeimer Kiesteichen und der Geschiebesperre Hollenstedt bis zu drei Bergenten auf, zwei waren es am Göttinger Kiessee am 8.1. Vom 2. bis 5.12. rasteten zwei Trauerenten an den Northeimer Kiesteichen. Am Göttinger Kiessee sorgten bis zu 50 Gänsesäger wiederum für lokale Rekordzahlen.
Ein junger Seeadler ließ sich am 20.11. nur kurz an der Geschiebesperre blicken.
Kraniche zogen eigentlich immer umher. Ungefähr 300 Individuen, die Anfang Januar während einer Kälteperiode über Göttingen und dem Leinetal gesehen wurden, waren vermutlich Winterflüchter aus dem Osten. Spektakulär, aber leider nur akustisch wahrnehmbar fiel der Heimzug aus: In der Nacht vom 24. auf den 25.2. zogen wohl Zehntausende über Göttingen.
An der Geschiebesperre Hollenstedt überwinterte im dritten Jahr in Folge ein Flussuferläufer. Es wäre nicht weiter verwunderlich, wenn es sich dabei um ein und denselben Vogel handelte.
Eine junge Küstenseeschwalbe war am 8.11. am Seeburger See spät dran.
Am 8.1. saß in Lödingsen ein Uhu auf einem Hausdach. Am anderen Ende der Größenskala rangiert unter den Eulen der Sperlingskauz, von dem, wie im vergangenen Frühjahr, ein akustischer Nachweis an der Langen Bahn im Bramwald vom 23.2. vorliegt.
15 Bachstelzen signalisierten am 8.1. an der Geschiebesperre Hollenstedt eine regional bemerkenswerte Winter-Ansammlung. Seidenschwänze traten nur in geringen Zahlen auf. Ab dem 12.12. (1 Ind. am Bahnhof Salzderhelden) erschienen Trupps mit einer maximalen Größe von 60 Vögeln, wie üblich vor allem in Göttingen.
Anfang Januar fand sich an einer Futterstelle an den Göttinger Zietenterrassen eine Mönchsgrasmücke ein. Von dort gibt es auch eine Überwinterung der besonderen Art zu melden: In einem Supermarkt halten sich seit Oktober zwei Haussperlinge auf. Schlaraffenland lässt grüßen! Am Göttinger Stadtwall gerieten ab dem 12.12. zwei überwinternde Sommergoldhähnchen ins Blickfeld bzw. in den Gehörgang. Am 12.12. wurden über dem Golfplatz Immensen am Leinepolder sechs Bartmeisen gesehen, am 19.2. ein Einzelvogel am Denkershäuser Teich.
H.H. Dörrie und S. Paul
Nach Daten von H. Dörrie, M. Drüner, M. Fichtler, C. Grüneberg, F. Normann, S. Paul, D. Radde, M. Schuck, M. Siebner und A. Stumpner