Total normal – der Vogelwinter 2014/15 in Süd-Niedersachsen

Dezember und Januar gestalteten sich weithin mild und schneearm. Kurz nach dem Jahreswechsel kam es im Leinepolder Salzderhelden zu einem Anstau, der zahllosen Kleinsäugern den Garaus machte und das Nahrungsangebot für einige Großvogelarten paradiesisch anschwellen ließ. Anfang und Ende Februar stellte sich für kurze Zeit Winterstimmung ein. Einige Stillgewässer, darunter der Seeburger See und der Göttinger Kiessee, waren zeitweise vereist, aber niemals komplett. Für ausharrende Wasservögel war dies von großem Vorteil, weil es ihnen die durchgehende Überwinterung ermöglichte.Im Tunnelblick von Vogelbeobachtern gelten normale bis milde Winter gemeinhin als langweilig, weil an den meisten Tagen immer dieselben Vögel zu beobachten sind. Gleichwohl gibt es einiges zu vermelden, darunter auch weiterlesen Total normal – der Vogelwinter 2014/15 in Süd-Niedersachsen

Göttinger Kiessee: Vogelschutz und Wassersport im Clinch

Am 17. Oktober 2014 meldete das „Göttinger Tageblatt“: „Zwei Drachenboote für den Göttinger Kiessee“. Von der lokalen Sparkasse finanziert und mit jeweils 20 Paddlern, einem Trommler und einem Steuermann bestückt, sollen sie 2015 an den Start gehen. Ein Vogelkundler sah darin einen Verstoß gegen die Kiesseeverordnung von 1974 und drohte mit Klage. Die Kiesseeordnung kennen heute zwar nur wenige, gleichwohl ist sie – obwohl in der Vergangenheit permanent gegen sie verstoßen wurde – immer noch in Kraft. Jetzt wurden Stadtverwaltung und Wassersportvereine munter und in der Lokalpresse gab es Leserbriefe hin und her. Am 11. Februar 2015 fand im Neuen Rathaus eine Diskussionsrunde zur Neufassung der Kiesseeordnung statt, weiterlesen Göttinger Kiessee: Vogelschutz und Wassersport im Clinch

Die Nilgans: Neubürger mit sprödem Charme

„Tröröööh, trött, trött, trött!“. Wer oder was bringt um Himmelswillen solche Töne hervor? Benjamin Blümchen auf Speed? Eine Zweitakterkolonne, die im November 1989 die Göttinger Innenstadt mit Abgasen vernebelt? Weit gefehlt, so klingen Nilgänse bei ihrer ganz normalen Kommunikation. Bei der Balz geht es dagegen fast menschlich zu: Während das Weibchen lustvoll „Äääh“ stöhnt, schnarcht der Gatte. Den weitreichenden Kontaktruf „Onk, Onk“ äußern beide Geschlechter. Ob sich die südafrikanischen Fußballfans bei der Kreation ihrer legendär berüchtigten Vuvuzelas von den Fanfarenstößen ihrer geflügelten Landsleute haben inspirieren lassen, darf stark vermutet werden.Nicht nur das stimmliche Inventar dieser so genannten Halbgans ist absonderlich, sondern auch ihr Aussehen. Auf langen roten Beinen weiterlesen Die Nilgans: Neubürger mit sprödem Charme

Späte Brutzeit und Wegzug 2014 in Süd-Niedersachsen: gemächlich dem Winter entgegen

Das Wetter im Berichtszeitraum gestaltete sich, wie sollte es anders sein, wechselhaft. Der Juli war warm und mit elf Gewittertagen noch feuchter als üblich, der August ungewöhnlich kühl, der September sonnig und trocken, der Oktober anfangs golden, später nass, aber immer noch der drittwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1927. Der November verlief mild, windstill und, nun ja, nicht gerade kurzweilig. Gleichwohl gibt es wieder eine Menge zu vermelden, und komplett salzlos war die vogelkundliche Tagessuppe auch diesmal nicht… Am 30. Oktober flogen fünf Zwergschwäne (4 ad., 1 K1-Ind.) über den Seeanger. Aus regionaler Sicht ist das Datum bemerkenswert früh. Am 22. November trafen zwei Singschwäne an der Geschiebesperre weiterlesen Späte Brutzeit und Wegzug 2014 in Süd-Niedersachsen: gemächlich dem Winter entgegen

Der Habicht – Vogel des Jahres 2015 – in Süd-Niedersachsen: alles andere als ein Kuscheltier

Mit dem Habicht (Accipiter gentilis) hat der NABU eine gute Wahl getroffen. Nach dem Kormoran, Vogel des Jahres 2010, steht erneut eine Vogelart im Blickfeld der Öffentlichkeit, der Naturnutzer immer noch mit blankem Hass begegnen. Im Unterschied zu Kormoran, Rabenkrähe und Elster, für die vom Gesetzgeber unter enormem Lobbydruck großzügige Abschussregelungen festgeschrieben wurden, findet das Töten von Habichten und anderen Greifvogelarten zumeist im Verborgenen statt und wird von den Protagonisten nicht an die große Glocke gehängt. Gleichwohl geraten, nicht zuletzt durch die Aufklärungsarbeit von Organisationen wie dem „Komitee gegen den Vogelmord“ erschreckend viele Fälle illegaler Nachstellungen ans Licht. Man kann nur hoffen, dass – mit dem Habicht als weiterlesen Der Habicht – Vogel des Jahres 2015 – in Süd-Niedersachsen: alles andere als ein Kuscheltier

März bis Juni 2014 in Süd-Niedersachsen: Vogelfestival mit kleinen Schönheitsfehlern

Ein stärkerer Kontrast ist wohl kaum denkbar: Während vor einem Jahr im „Märzwinter“ Schnee und Frost für einen beispiellosen Stau heimziehender Vögel sorgten und sich der „November-Mai“ mit ungewöhnlich heftigen Niederschlägen und tagelangen Höchsttemperaturen im einstelligen Celsiusbereich als einziges Desaster erwies, waren März und April im Folgejahr bemerkenswert warm und trocken. Der Mai hingegen fiel wieder eher feucht aus, war aber deutlich wärmer als sein Vorgänger. Der Juni gestaltete sich wechselhaft, aber insgesamt durchaus passabel. Die Brutaktivitäten der Vögel wurden nur von einem Schlechtwettereinbruch mit Dauerregen um den 29. Mai (Himmelfahrt) und, besonders in Göttingen, am 10. und 11. Juni von heftigen Gewitterstürmen mit Orkanböen und Starkregen (32 weiterlesen März bis Juni 2014 in Süd-Niedersachsen: Vogelfestival mit kleinen Schönheitsfehlern

Das Birdrace 2014 in Süd-Niedersachsen

Am 3. Mai gingen unter passablen Wetterbedingungen – maximal 12°C, Sonne und Wolken im Wechsel sowie ein manchmal auffrischender Wind der Stärken 2 bis 3 – zwei Teams an den Start: die „Göttinger Sozialbrachvögel“ (Mathias Siebner, Hans H. Dörrie, Christoph Grüneberg, Karl Jünemann und Moritz Otten) und die „Göttinger Siebenschläfer“ (Béla Bartsch, Maarten Mooij und Verena Rösch). Beide Formationen waren mit Auto und Fahrrad unterwegs. Die aus den Vorjahren bekannten „Leinehänflinge“ änderten ihren Namen in „Schwarze Elsterhänflinge“ und zogen in den sächsischen Landkreis Bautzen um. Die Gesamtergebnisse können auf der Website des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) unter dda-web.de studiert werden. Das neue Team der „Siebenschläfer“ hatte sich 100 weiterlesen Das Birdrace 2014 in Süd-Niedersachsen

Birdrace 2014: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt“

Bisher war das Birdrace (Näheres unter www.dda-web.de) eine feine Sache. Man mühte sich am ersten Samstag im Mai in seinem Landkreis redlich ab, so viele Vogelarten wie möglich auf die Liste zu bekommen. Durch das Einwerben von Sponsoren konnten fachbezogene Projekte wie die Datenbank www.ornitho.de oder der Atlas deutscher Brutvogelarten finanziell unterstützt werden. Je nach Gusto, körperlicher Fitness oder geologischer Beschaffenheit der Region bewegten sich die Teams mit dem Fahrrad oder Auto bzw. mit einer Kombination beider Verkehrsmittel durch die Landschaft. Verbindliche Vorgaben hinsichtlich der Fortbewegungsart gab es nicht. Reine Fahrradteams wurden lobend hervorgehoben, ihre Ergebnisse aber nicht mit Bonuspunkten bedacht. Dies war dem locker-sportiven und weithin sinnfreien weiterlesen Birdrace 2014: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt“

Naturschützer fordern: Auwald statt Steppe!

Auwälder sind in Europa und anderswo Lebensräume mit der höchsten biologischen Diversität. Ihr Wert als Speicher von klimaschädlichen Kohlenwasserstoff-verbindungen ist unschätzbar. Durch Eindeichungen und Flussbegradigungen, Staustufen und ihre Umwandlung in Agrarland und Gewerbegebiete sind sie leider dramatisch geschrumpft.Im Leinetal zwischen Göttingen und Einbeck prägten Auwälder über Jahrtausende das Landschaftsbild. Dann kam der Mensch und hackte sie ab. Nur an wenigen unzugänglichen Stellen konnte sich die ursprüngliche Vegetation behaupten. Eine davon ist die Geschiebesperre Hollenstedt bei Northeim. Doch wenn man diesen Geheimtipp heute aufsucht, macht sich Entsetzen breit: Statt der einstmals üppig wuchernden Wildnis ist nur noch eine spärlich bewachsene Offenfläche zu sehen, auf der ein paar Gänse grasen! weiterlesen Naturschützer fordern: Auwald statt Steppe!

Der Vogelwinter 2013/14 in Süd-Niedersachsen: Endlich mal einer der milden Sorte

Von Dezember bis Februar dominierten atlantische Tiefausläufer mit stürmischen Komponenten das Wettergeschehen. Am 5. Dezember 2013 tobte Orkan „Xaver“ über Deutschland, machte sich aber, wie sein Vorläufer „Christian“ im Oktober, in der Region nur abgeschwächt bemerkbar. Ende Januar setzte für knapp zwei Wochen eine winterliche Phase mit Frosttagen und Schneefall ein. In dieser Zeit froren einige Stillgewässer, darunter der Seeburger See, zu. Danach hielt vorfrühlingsartiges Wetter Einzug. Aktuell deutet nichts auf einen späten Wintereinbruch. Für normale Menschen und ihre gefiederten Freunde ist dies sicher eine Wohltat, weniger jedoch für besonders ambitionierte Vogelbeobachter, denn milde Winter verlaufen zumeist ereignisarm… In der Leineniederung zwischen Northeim und Einbeck überwinterten um die weiterlesen Der Vogelwinter 2013/14 in Süd-Niedersachsen: Endlich mal einer der milden Sorte

Späte Brutzeit und Wegzug 2013 in Süd-Niedersachsen: Notizen aus der Provinz

Nach „Märzwinter“ und „Novembermai“ herrschten endlich wieder passable Wetterbedingungen. Selbst das Orkantief „Christian“ tobte sich am 28. Oktober in der Region mit Böen bis Stärke 9 vergleichsweise manierlich aus. Das Schöne an der Vogelkunde ist jedoch, dass man auch vor scheinbar eintöniger Kulisse nicht vor der einen oder anderen Überraschung sicher ist… Den Reigen der Wasservögel eröffnen zwei Singschwäne vom 8. November im Leinepolder Salzderhelden, die später anscheinend nicht mehr gesehen wurden.Mitte bis Ende Oktober hielt sich eine Weißwangengans in der Leineniederung nördl. Northeim auf. Übersommernde Blässgänse scheinen sich allmählich zur Normalität zu mausern. Im Seeanger waren im Sommer und Frühherbst beständig ein bis zwei Vögel im 2. weiterlesen Späte Brutzeit und Wegzug 2013 in Süd-Niedersachsen: Notizen aus der Provinz

Der Grünspecht – Vogel des Jahres 2014: Lachsack im Aufwind

Die Wahl des Grünspechts (Picus viridis) zum Vogel des Jahres 2014 durch den NABU bietet die willkommene Gelegenheit zu einem kleinen Regionalporträt unserer zweitgrößten Spechtart. Vorgestellt wird ein faszinierender Vogel, der eine Menge Fragen aufwirft. Verbreitung und Bestandsentwicklung Im süd-niedersächsischen Bergland ist der Grünspecht ein spärlicher Brutvogel, dessen Vorkommen bereits bei Merrem (1789) dokumentiert ist. Sein bevorzugter Lebensraum ist ein Mosaik aus Grünland und anderen Offenflächen, strukturreichen Waldrändern, Obstwiesen, lichten Gehölzen und Gärten. Hier besetzt er Reviere, die bis zu 250 Hektar umfassen können (Blume 1981). Das Innere dichter (Laub-) Wälder meidet er, ebenso die von Koniferen geprägten Hochlagen der großen Waldgebiete im Westen unserer Region (Bramwald, Kaufunger weiterlesen Der Grünspecht – Vogel des Jahres 2014: Lachsack im Aufwind