Späte Brutzeit und Wegzug 2013 in Süd-Niedersachsen: Notizen aus der Provinz

Kleiner Haubentaucher - M.Siebner
Abb. 1: Junger Göttinger Haubentaucher, 28. November 2013. Foto: M. Siebner

Nach „Märzwinter“ und „Novembermai“ herrschten endlich wieder passable Wetterbedingungen. Selbst das Orkantief „Christian“ tobte sich am 28. Oktober in der Region mit Böen bis Stärke 9 vergleichsweise manierlich aus. Das Schöne an der Vogelkunde ist jedoch, dass man auch vor scheinbar eintöniger Kulisse nicht vor der einen oder anderen Überraschung sicher ist…

Den Reigen der Wasservögel eröffnen zwei Singschwäne vom 8. November im Leinepolder Salzderhelden, die später anscheinend nicht mehr gesehen wurden.
Mitte bis Ende Oktober hielt sich eine Weißwangengans in der Leineniederung nördl. Northeim auf. Übersommernde Blässgänse scheinen sich allmählich zur Normalität zu mausern. Im Seeanger waren im Sommer und Frühherbst beständig ein bis zwei Vögel im 2. Kalenderjahr unter Graugänsen präsent. Sie hatten vermutlich den Anschluss verloren, vielleicht nach Beschuss ihrer Familienverbände durch Jünger des edlen Waidwerks.

Neben den im Vorbericht genannten Paaren konnte sich die flexible Nilgans mit späten Bruten im Leinepolder Salzderhelden (5 Junge), im Seeanger bei Seeburg (2 und 4 Junge) und am Wendebachstau bei Reinhausen (8 Junge) erfolgreich reproduzieren. Damit stieg die Zahl der Bruten auf (immerhin) elf. Ende Oktober/Anfang November demonstrierten bis zu ca. 300 Ind. an der Geschiebesperre Hollenstedt ein mittlerweile typisches Wegzug-Maximum, das den regionalen Bestand deutlich übertrifft. Woher diese Vögel mit offensichtlicher Rastplatztradition stammen ist nach wie vor unklar.

Im Juli stand eine Rostgans über Tage an der Geschiebesperre Hollenstedt; ein Ind. Mitte August im Göttinger Levin-Park trug einen blauen Züchterring.

Nur kurz war der Besuch, den drei Mandarinenten (2 M., 1 W.) dem Göttinger Kiessee abstatteten. Lokal bemerkenswert sind mind. 400 Krickenten, die am 9. November am Seeanger gezählt wurden. Starke Regenfälle hatten für weitere Überschwemmungsflächen gesorgt, die den Ansprüchen der Art sehr entgegenkamen.

Hohe Temperaturen und permanenter Zufluss nährstoffreichen Leinewassers sorgten auf dem Kiessee vom Spätsommer an für einen dicken Teppich aus Algen und Wasserpflanzen. Er bedeckte bald sein südliches Drittel und bot Wasservögeln einen idealen Lebensraum. Zudem kamen in dieser natürlichen Schutzzone die Aktivitäten von Wassersportlern und Modellbootfreunden weithin zum Erliegen. Vom 29. Oktober bis 20. November konnte sich ein bemerkenswerter Trupp von anfangs vier Moorenten für die grüne Soße begeistern. Er setzte sich aus einem alten, nach zwei Tagen wieder verschwundenen Männchen, zwei Männchen im 1. Kalenderjahr und einem Weibchen unklaren Alters zusammen.

Moorenten - W.Kühn
Abb. 2: Die Irisfarbe bringt es an den Tag: Zwei männliche (K 1) und eine weibliche Moorente auf dem Kiessee. Foto: W. Kühn

Die Vögel verhielten sich zunächst recht scheu und mieden die Ufernähe. Weil sie oft auf einer kleinen „Insel“ aus Ästen und Wasserpflanzen standen, konnten die zahlreichen Beobachter nachschauen, ob sie beringt waren. Mit nur ca. zehn Paaren sind Moorenten in Deutschland als Brutvögel äußerst selten. Auch auf dem Zug erscheinen sie nur ausnahmsweise, zumeist als Einzelvögel unter anderen Tauchenten. Sie werden aber häufig in Gefangenschaft gehalten und müssen neuerdings am ca. 130 km entfernten Steinhuder Meer für ein „Wiederansiedlungsprojekt“ herhalten. Deshalb ist ein Blick aufs Bein unabdingbar, um Aussagen zu ihrer Herkunft zu treffen. Die Vögel trugen weder Züchterringe noch die auffällig gelben Farbringe der am Steinhuder Meer ausgesetzten Volierenenten aus dem Vogelpark Walsrode. Die Annahme, dass es sich um Wildvögel gehandelt haben könnte, ist daher keinesfalls abwegig. Ob sie nun aus dem Osten kamen oder, als leicht bizarre Hypothese, durch „Christian“ vom traditionellen Mauserplatz am Mindelsee in Baden-Württemberg nach Norden verweht wurden, muss offen bleiben. Für das Göttinger Stadtgebiet existierten zuvor eine erst kürzlich übermittelte Beobachtung vom 2. März 1974 sowie ein futterzahmer Vogel mit Züchterring vom 18. Oktober 1986 bis zum 7. Januar 1987, beide ebenfalls vom Kiessee. Eine Meldung bei der Avifaunistischen Kommission Niedersachsen und Bremen (AKNB) ist in Arbeit.

Brutnachweise der Reiherente liegen nicht vor. Damit scheint sich der regional ausgeprägt negative Trend für diese Art fortzusetzen.

Am 7. Juli schwammen auf dem Seeburger See zwei weibchenfarbene Schellenten. Weil es aus den letzten Jahren vergleichbare Beobachtungen gibt, die zugphänologisch aus dem Rahmen fallen, deutet einiges darauf hin, dass sich eine Tradition herauszubilden beginnt. Über die Herkunft der Vögel, die möglicherweise Bruten in Niedersachsen oder in einem der angrenzenden Bundesländer entstammen, ist im Wegzugbericht 2012 schon einiges gesagt worden.

Vom 8. bis 10. November rastete auf dem Northeimer Freizeitsee ein kleiner Verband von anfangs fünf, später vier Trauerenten im 1. Kalenderjahr. Ihnen folgten an gleicher Stelle drei weibchenfarbene Samtenten vom 23. bis 27. November.

Ab dem 22. August wurden an der Geschiebesperre Hollenstedt ein bis zwei weibchenfarbene Gänsesäger gesehen. Auch dieses für den Wegzug recht frühe Auftreten einer Vogelart, die bei uns normalerweise erst ab Oktober eintrifft, scheint sich zur Tradition zu verfestigen. Woher die Vögel stammen ist weiterhin unklar.

Am 9. November beehrte ein Mittelsäger im 1. Kalenderjahr das letztgenannte Gebiet nur kurz.

Für die Wachtel war 2013 ein ausgesprochen mäßiges Jahr. Aus dem Berichtszeitraum liegen für den Landkreis Göttingen nur zwölf Beobachtungen vor. Diese betreffen unter anderem den dritten oder vierten regionalen Brutnachweis (2 ad. Ind., 3 flügge Jungvögel) vom 19. August in der Feldmark zwischen Dransfeld und Imbsen, eine Revierbesetzung bei Bodensee und bis zu vier rufende Männchen in der Feldmark Sattenhausen.

An den Husumer Teichen bei Hammenstedt hat ein Zwergtaucher-Paar erfolgreich gebrütet. Am 19. August wurden dort drei Jungvögel mit ihren Eltern gesehen, die wie in den letzten Jahren das einzige Brutvorkommen weit und breit anzeigten.

Auch die Göttinger Haubentaucher machten sich den Pflanzenteppich auf dem Kiessee für ein exponiertes Schwimmnest zunutze. Aus einem Dreiergelege schlüpften am 19. September (!) zwei Junge.

Haubentaucher - M.Siebner
Abb. 3: Haubentaucher-Schwimmnest auf dem Kiessee. Foto: M. Siebner

Junge Haubentaucher benötigen ca. 11 Wochen bis zur völligen Selbständigkeit. Ob die späte Geburt der beiden Kleinen eine Gnade war, konnte deshalb bezweifelt werden. Bis jetzt haben sie aber nicht nur Sturm, Regen und Kälte, sondern sogar – in einem nur 15 m² großen Eisloch – das nahezu komplette Zufrieren des Gewässers am 27. November gut überstanden. An diesem kritischen Tag verschwanden zudem ihre Eltern. Nach schnell einsetzendem Tauwetter entspannte sich die Lage wieder. Noch können die beiden besser tauchen als fliegen. Wenn weiterhin alles rund läuft, wäre der Göttinger Ausfliegeerfolg von sieben Jungvögeln aus drei Bruten erneut ganz passabel.
Die Befürchtung, dass es am Seeburger See wie im Vorjahr einen Totalausfall geben könnte, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Ab Juli schritten mind. 14 Paare zur Brut, interessanterweise alle auf den Blättern von See- und Teichrosen, die erst ab dem Frühsommer eine für Schwimmnester ausreichende Tragfestigkeit aufweisen. Die Nistplatzwahl deutet auf gezielte Prädationsvermeidung. Waschbär und Marderhund sind als Plünderer von Wasservogelgelegen im und am Schilfgürtel wohlbekannt. Obwohl sie gute Schwimmer sind, dürften sie im Regelfall davor zurückschrecken, sich auf den Blättern balancierend ihrer Beute zu nähern. Wie man sieht, können pfiffige Vögel ihren Verfolgern durchaus ein Schnippchen schlagen. Fast alle Bruten verliefen erfolgreich. Das Ergebnis fiel jedoch mit zumeist ein bis zwei flügge gewordenen Jungvögeln eher mäßig aus. Gleichwohl waren diesmal die penetranten Bettelrufe der Kleinen, die normalerweise unter das Verdikt „Wenn Vögel nur noch nerven“ fallen, Musik in den Ohren zumindest eines Beobachters.

Am 25. November weilte ein Rothalstaucher auf dem Northeimer Freizeitsee. Am 13. November rastete ein Prachttaucher im Schlichtkleid am gleichen Ort. Ihm folgte am 30. November am Seeburger See ein Kollege, ebenfalls schlicht gefärbt.

Am 26. Oktober hielt sich am Seeburger See ein Wellenläufer auf. Von diesem kleinen Hochseevogel existierten zuvor zwei regionale Nachweise, vom 13. September 1937 (ermatteter Vogel auf einer Straße in Hann. Münden) und vom 23. September 1987 (Kiesgrube im Leinepolder Salzderhelden). Das Belegfoto zeigt eher einen schwarzen Fussel als einen Vogel. Gleichwohl schließt es eine fehlbestimmte Mehlschwalbe wohl aus…

Wellenläufer - M.Siebner
Abb. 4: Wellenläufer auf dem Seeburger See. Foto: M. Siebner

Ein Zusammenhang mit dem Orkantief „Christian“ kann vermutet werden. Der Sturm schlug zwar erst am 28. Oktober in Niedersachsen auf, hatte jedoch schon vorher tagelang über dem Atlantik gewütet. Laut dem Blog der Ökologischen Station Steinhuder Meer (ÖSSM) soll dort am 25. Oktober ebenfalls ein Wellenläufer gerastet haben. Wenn es derselbe Vogel war, ist er mit Sicherheit in die falsche Richtung abgeflogen. Trotz aller Faszination vermittelt der Anblick solcher Todeskandidaten immer einen zwiespältigen Eindruck. Eine Dokumentation bei der AKNB ist erfolgt.

Von dem, in dieser Zahl beispiellosen, bundesweiten Einflug von Sichlern wurde auch unsere Region erfasst, und zwar nicht zu knapp. Am 27. September rastete ein außergewöhnlich kopfstarker Trupp von 14 Ind. im Seeanger. Am 30. September wurden am Seeburger See und im Seeanger je zwei (vermutlich identische) Ind. notiert. Am 2., 3. und 13. Oktober traten im Seeanger jeweils drei Ind. in Erscheinung. Möglicherweise dasselbe Trio hielt sich am 9. Oktober an der Geschiebesperre Hollenstedt auf. Den Schlusspunkt setzten Einzelvögel am 13. Oktober an der Geschiebesperre Hollenstedt und am 15. Oktober am Seeburger See. Ob diese Vögel alle dem ursprünglichen 14er-Trupp entstammten oder zumindest teilweise Neuankömmlinge waren muss offen bleiben. Beringt war keiner. Dies könnte eine östliche Herkunft indizieren, da in Südosteuropa erheblich weniger Sichler beringt werden als in Südfrankreich oder Spanien. Eine Meldung bei der AKNB ist erfolgt.
Der regionale Erstnachweis dieser Ibisart ist zwei Jahre her: Vom 10. bis 11. April 2011 rastete im Seeanger ein Vogel mit spanischem Farbring.

Sichler - M.Siebner
Abb. 5: Sichler im Seeanger. Foto: M. Siebner

Am Vormittag des 3. Juli flog eine männliche Zwergdommel zweimal über den Göttinger Kiessee, um schnell wieder im Schilf zu verschwinden. Damit liegt der erste Nachweis für das Göttinger Stadtgebiet seit 1988 (Tongruben Ascherberg) und der erste Lokalnachweis seit über 50 Jahren vor. Am 24. Juli ließ sich an der Bernshäuser Seite des Seeburger Sees ein rufendes Männchen vernehmen. Trotz des nunmehr alljährlichen Auftretens lässt eine Brut immer noch auf sich warten. Beide Beobachtungen sind bei der AKNB gemeldet.

Am 27. Oktober gerieten am Seeburger See zwei Rohrdommeln ins Blickfeld.
Im Göttinger Levin-Park erhöhte sich die Zahl erfolgreicher Bruten des Graureihers auf 18.

Von drei Schwarzstörchen, die sich Mitte Juli im Seeanger aufhielten, waren zwei beringt. Der eine trug einen (vermutlich belgischen) Metallring, der andere (mit gelbem Ring) wurde im Vorjahr nur 20 km entfernt als Jungvogel in Thüringen markiert. Im Einzugsgebiet der Leine zwischen Göttingen und Einbeck wurden in diesem Jahr zwölf Jungvögel aus fünf Bruten beringt.

42 Wespenbussarde, die am 5. September über das Kerstlingeröder Feld bei Göttingen zogen, sind aus regionaler Sicht durchaus bemerkenswert.

Süd-Niedersachsens erster Schlangenadler (H. Dörrie, M. Otten, M. Siebner) zog am 10. August gemächlich über den Seeanger nach Westen. Er war adult oder im 3. Kalenderjahr. Die – lang ersehnte wie überfällige – Beobachtung wurde bei der Deutschen Avifaunistischen Kommission (DAK) eingereicht.

Schlangenadler - M.Siebner
Abb. 6: Schlangenadler über dem Seeanger. Foto: M. Siebner

Nach Anerkennung durch die DAK, bei der die Beobachtung gemeldet wurde, wäre ein Gänsegeier, der am 2. Juli über die Leineniederung zwischen Northeim und Einbeck flog, der dritte Nachweis für das AGO-Bearbeitungsgebiet.

Die erste Kornweihe auf dem Wegzug konnte bereits am 24. August im Seeanger notiert werden. Eine Zusammenfassung des Auftretens im Herbst und Winter erfolgt im nächsten Bericht.

Am 22. August flog eine männliche Wiesenweihe vor mäßig urbaner Kulisse über den Diemardener Berg

Wiesenweihe - V.Lipka
Abb. 7: Männliche Wiesenweihe am Diemardener Berg. Foto: V. Lipka

71 Sperber, die am 19. Oktober zwischen 8:00 Uhr und 15:30 Uhr über das Kerstlingeröder Feld zogen, sind aus regionaler Sicht eine rekordverdächtige Tagessumme.
Für Planbeobachtungen ziehender Vögel ist das Kerstlingeröder Feld (363 m ü.NN) zweifellos besser geeignet als der Diemardener Berg (227 m ü.NN). Weil das nichtmotorisierte Ansteuern des Hochplateaus im Göttinger Wald mit einigem Kraftaufwand verbunden ist, verdienen die zahlreichen Beobachtungen aus diesem Herbst eine umso höhere Wertschätzung.

Im EU-Vogelschutzgebiet V 19, „Unteres Eichsfeld“ (130 km²) waren in diesem Jahr 16 Revierpaare des Rotmilans präsent. 13 schritten zur Brut. Mit 12 flügge gewordenen Jungvögeln aus sechs Bruten fiel der Gesamterfolg mäßig aus. Wie in den letzen Jahren konzentrierten sich die erfolgreichen Bruten auf das weitere Umfeld des Seeburger Sees – was einiges über die Habitatqualität im großen Rest dieses papiernen Schutzgebiets aussagt…
Herbstliche Sammelplätze wurden im Landkreis Göttingen bei Sennickerode (18 Ind.), bei Bodensee (26 Ind.), bei Varlosen (20 Ind.), bei Meensen (9 Ind.) und bei Landolfshausen (5 Ind.) ermittelt. Im Landkreis Northeim bestand ein Sammelplatz bei Ellierode (18 Ind.). Die meisten Vögel (mind. 50 Ind.) hatten sich knapp jenseits der Göttinger Landkreisgrenze bei Pöhlde eingefunden. Damit betrug der regionale Rastbestand mind. 146 Ind. Bei der Ausweisung von Windkraft-Vorrangflächen bzw. der Genehmigung von Anlagen haben diese z.T. seit Jahren bekannten und über Wochen bezogenen Plätze keine Rolle gespielt. Einige (z.B. bei Sennickerode oder Bodensee) befinden sich heute im Umfeld von Windrädern…

Im EU-Vogelschutzgebiet V 19, „Unteres Eichsfeld“ ließen sich Bruten des Mäusebussards an einer Hand abzählen. Dies betrifft auch die Zahl ausgeflogener Jungvögel. Im Umfeld des Seeburger Sees konnte sich nur ein Paar im Seeanger fortpflanzen. Die bereits im Vorbericht aufgeführte Brut nahe der Hundesportanlage an der B 27 blieb die einzige im Göttinger Süden. 2013 war für den Mäusebussard, dessen Bestand bereits in den Vorjahren von harten Wintern und Mäusemangel gebeutelt wurde, ein veritables Katastrophenjahr.
Am 27. September zogen, als Tagesmaximum, 59 Ind. über das Göttinger Ostviertel, denen am 19. Oktober 51 Ind. über dem Kerstlingeröder Feld folgten. Diesen Migranten ist es in ihren nordosteuropäischen Brutgebieten vielleicht besser ergangen.

Bis dato gerieten, immerhin, acht Merline auf dem Wegzug ins Blickfeld, unter anderem Einzelvögel im Leinepolder Salzderhelden, am Seeburger See, über dem Kerstlingeröder Feld und am Diemardener Berg.
Junge Rotfußfalken wurden am 15. September am Diemardener Berg und am 23. September über dem zukünftigen Güterverkehrszentrum III im Göttinger Westen gesehen und bei der AKNB gemeldet.
Ab Anfang Juli bis in die letzte Monatsdekade kam es am südlichen Göttinger Stadtrand zu einer Massenvermehrung des Gerippten Brachkäfers („Junikäfer“). Das überreiche Nahrungsangebot machten sich rasch bis zu acht Baumfalken zunutze. Die jagenden Luftakrobaten trafen über 15 Tage pünktlich zum Eintreten der Dämmerung ein und vermittelten ihren Bewunderern ein beeindruckendes Spektakel. Woher sie auf einmal kamen, ist eine gute Frage. Ob sich unter ihnen das erste Göttinger Brutpaar seit 1998, das ca. 2,5 km entfernt seine Jungen aufzog, befunden hat, ist unklar. Für einen Chitinsnack als Jungvogelnahrung jeweils fünf km zurückzulegen, dürfte selbst für schnelle und ausdauernde Flieger auf die Dauer ziemlich unökonomisch sein.
Neben den Baumfalken waren auch die Myriaden Käfer, die den Beobachtern im blinden Paarungstaumel um die Köpfe brummten und einmal sogar den Mützenknopf eines Beobachters begatteten, eine Attraktion für sich.

Baumfalke - M.Siebner
Abb. 8: Baumfalke über der Göttinger Drachenwiese. Foto: M. Siebner

Das Wassergewinnungsgelände samt viel besuchter Drachenwiese ist der größte Grünlandkomplex im engeren Göttinger Stadtgebiet. Gradationen von Junikäfern finden hier alle paar Jahre statt. Nichts wäre verfehlter als diese Fläche weiter zu erschließen, sei es durch Bebauung, das Anpflanzen einer „ökologisch wertvollen Streuobstwiese“ oder die Umwandlung in Ackerland für das „urban gardening“…

Während in Thüringen und Hessen Rekordsummen überhin ziehender Kraniche gemeldet wurden, hielten sich die Zahlen in unserer Region in Grenzen. Die Tagessummen lagen zumeist im dreistelligen, ab und an im niedrigen vierstelligen Bereich. Gleichwohl gab es ein paar Besonderheiten. Am 30. August, und damit aus regionaler Sicht sehr früh, standen vier Ind. im Leinepolder Salzderhelden. Anfang bis Mitte November fanden sich ebendort an mehreren Tagen bis zu 1400 Rastvögel ein. In der Umgebung des Seeangers gingen immer wieder kleine Trupps nieder. Traditionelle Kranich-Rastplätze, die jedes Jahr auf dem Heim- und Wegzug angeflogen werden, gibt es in unserer Region nicht. Die Vögel unterbrechen ihren Zug nur bei ungünstigen Witterungsbedingungen (Nebel, Starkregen, stürmischer Gegenwind etc.). In der Wegzugperiode 2013 herrschte jedoch durchweg gutes Flugwetter. Dass die Kraniche dennoch zu Boden gingen, könnte mit ihren Erfahrungen aus dem vergangenen „Märzwinter“ zusammenhängen, als ca. 15.000 von ihnen über Wochen in der Region festsaßen. Weil Kraniche über ein sehr gutes Gedächtnis und Orientierungsvermögen verfügen und zudem ihrem Nachwuchs die Zugrouten erst beibringen müssen, könnte ihr Rastverhalten eine Reminiszenz an die außergewöhnliche Zugstausituation gewesen sein, die sie noch einmal „nacharbeiteten“. In diesem Zusammenhang besonders eindrucksvoll sind 68 Ind., die am 20. Oktober exakt denselben Acker zwischen Krebeck und Ebergötzen aufsuchten, auf dem sie im März gefüttert worden waren. Im Bericht über den „Märzwinter“ auf dieser Seite sind solche Stippvisiten bereits prognostiziert worden.

Weil das Wasser im Leinepolder Salzderhelden nach dem Vollstau Ende Mai schnell wieder ablief und zuvor aus Naturschutzgründen einige Gräben verschlossen worden waren, herrschten dort paradiesische Verhältnisse, weniger für den Wachtelkönig mit seiner Abneigung gegen nasse Füße, sondern vielmehr für das Tüpfelsumpfhuhn. Ende August konnte man mit einem Spektiveinblick bis zu zehn Vögel bestaunen, die ganz offen auf den Schlammflächen umherwuselten. Ihre Gesamtzahl in dem neu entstandenen Sumpf ließ sich nur erahnen. Sie könnte durchaus im mittleren zweistelligen Bereich gelegen haben. Wie viele der (zumeist diesjährigen) Vögel dort erbrütet wurden, muss ebenfalls offen bleiben.
Die guten Zahlen drückten sich auch mit Einzelvögeln im Seeanger aus. Für das Göttinger Stadtgebiet singulär ist ein gut dokumentiertes Tüpfelsumpfhuhn vom 11. September an der Leine nördlich des Flüthewehrs. Zur Reparatur eines Hydraulikschadens hatte man den Wasserstand der Leine drastisch abgesenkt. Daraufhin entstanden Schlammflächen, auf denen sich die Ralle exzellent beobachten ließ.

Tüpfelsumpfhuhn - M.Siebner
Abb. 9: Tüpfelsumpfhuhn nahe dem Göttinger Flüthewehr. Foto: M. Siebner

Für Göttingen immer noch ungewöhnlich ist eine Wasserralle, die sich am 10. November am „renaturierten“ Leineabschnitt gegenüber der Lokhalle aufhielt.

Am 28. September besuchten drei Kiebitzregenpfeifer die Schlammflächen im Leinepolder Salzderhelden.

Am 10. Juli rastete in der feuchten Tundra des Leinepolders ein zeitlich aus dem regionalen Rahmen fallender Goldregenpfeifer, noch weitgehend im Brutkleid. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit derselbe Vogel wurde tags darauf im Seeanger gesehen und fotografiert. Zwei Tage später war er verschwunden.

Erbärmlich fielen (wiederum) die Rastzahlen von Kiebitzen aus. Im Leinepolder Salzderhelden wurde am 1. September mit 400 Ind. das Maximum erreicht. Im Seeanger bestand von September bis Anfang November ein Schlafplatz von bis zu 220 Vögeln. In der ehedem gutbesuchten Feldmark Wollbrandshausen – Gieboldehausen hielten sich zur Hauptzugzeit einmal drei und einmal sechs Vögel auf. Herbstliche Rastansammlungen von mehreren Tausend Kiebitzen, die noch vor wenigen Jahren keine Seltenheit waren, scheinen endgültig der Vergangenheit anzugehören. Für dieses Desaster, das auch viele andere Agrarvogelarten einschließt, zeichnet an erster Stelle die so genannte „Bioenergie“ verantwortlich, die von interessierter Seite immer noch als „umweltfreundlich“ verkauft wird.
Am 23. Juli hielt sich im Leinepolder ein Regenbrachvogel auf.

Bis Ende November wurden sechs Waldschnepfen gemeldet, darunter ein Ind. am 8. November aus dem Göttinger Innenstadtbereich nahe dem Cheltenham-Park.

Am 8. November gerieten im Leinepolder bemerkenswerte 20 Zwergschnepfen in den Blick.

Mit bis zu (mind.) 240 Vertretern zelebrierte der „Vogel des Jahres 2013“, die Bekassine, in der zweiten Augustdekade im Leinepolder eine Galavorstellung. Anders als in den meisten Jahren herrschten dort im Herbst für diese Art sehr gute Rastbedingungen. Im Seeanger zeigten am 4. August mind. 40 Ind. die maximale Tagessumme an.

Spät dran war ein Flussuferläufer, der am 29. November auf dem Steg des Seeburger Sees, am Sandstrand und im Laub auf den Rasenflächen an der Badeanstalt nach Nahrung suchte.

Flussuferäufer - M.Siebner
Abb. 10: Später Flussuferläufer am Seeburger See. Foto: M. Siebner

Trotz zeitweise optimaler Rasthabitate hielt sich der Wegzug von häufigen Limikolenarten der Gattung Tringa in Grenzen. So erreichten beispielsweise Bruchwasserläufer im Leinepolder am 9. August mit 45 Ind. ihr Maximum, maximal 35 Vögel waren am 13. August im Seeanger präsent.

Am 21. September wurde im Leinepolder Salzderhelden ein adulter Sanderling registriert. Ansonsten sind Sichelstrandläufer erwähnenswert, darunter im Seeanger vom 19. Juli bis 4. August bis zu zwei adulte Vögel, denen am 31. des Monats ein Ind. im 1. Kalenderjahr folgte. Am 20. Juli rastete ein adulter Vogel und am 29. September ein Ind. im 1. Kalenderjahr an der Geschiebesperre Hollenstedt.

Von Ende August bis in die erste Oktoberdekade hielten sich im letztgenannten Gebiet und im Leinepolder bis zu drei Zwergstrandläufer auf. Im Seeanger wurde vom 10. bis 12. August ein adulter Einzelvogel notiert.

Während des Wegzugs konnten am Seeburger See die Ringe mehrerer Lachmöwen abgelesen werden. Die Herkunft der Vögel aus Dänemark, Ostdeutschland, Polen, Ungarn und der Slowakei belegt, dass der Seeburger See auf ihrem Weg in die Winterquartiere ein kleines Drehkreuz darstellt.

Schwarzkopfmöwen machten sich rar. Am 6. Juli rastete ein Altvogel im Leinepolder Salzderhelden. Diesjährige Ind. gaben am 18. und 26. August dem Seeburger See bzw. dem Seeanger die Ehre.

Am 27. November schwamm eine Silbermöwe auf dem Northeimer Freizeitsee.
Die nunmehr fünfjährige Mittelmeermöwe „Michaela“, die Ende Juni als treuer Sommergast am Seeburger See eintraf, hatte das Gebiet offenbar schon nach dem 26. Juli wieder verlassen. Bis zu fünf Artgenossen im 1. Kalenderjahr vagabundierten dort zwischen dem 21. Juli und dem 13. August umher, manchmal auch im Seeanger.

Am 29. und 30. November weilte eine Steppenmöwe im 1. Kalenderjahr am Seeburger See. Artrein war dieser Vogel nicht, denn er zeigte keine auffällig weißen Achseln und ein eher stark ausgeprägtes Gonyseck. Andere Merkmale hingegen sprachen für eine Steppenmöwe. Vermutlich war es ein Vogel mit Hybrideinfluss, darunter auch der Silbermöwe, wie sie für einige gemischte Kolonien in Polen und Ostdeutschland typisch sind (”Larus polonicus”).

Steppenmöwe - M.Siebner
Abb. 11: Nicht ganz kussecht: Steppenmöwe am Seeburger See. Foto: M. Siebner

Am 26. August zog eine adulte Heringsmöwe über die Suhleaue bei Seulingen, eine halbe Stunde später konnte am Seeburger See ein K1-Vogel beobachtet werden.

Am 1. August flog eine adulte Zwergseeschwalbe über dem Seeburger See umher.
Drei Weißbart-Seeschwalben zeigten am 5. Juli am Kiessee einen Erstnachweis für das Göttinger Stadtgebiet an, einen Tag später war noch ein Ind. präsent.

Weißbartseeschwalbe - M.Siebner
Abb. 12: Weißbart-Seeschwalbe am Göttinger Kiessee. Foto: M. Siebner

Angesichts der Vielzahl bemerkenswerter Beobachtungen aus den letzten Jahren könnten auswärtige Leser oder ortsunkundige Mitbürger mutmaßen, dass der Kiessee ein abgeschiedenes und ungestörtes Naturschutzgebiet sei. Er ist aber nur ein mit ca. 14 ha Fläche eher kleines Parkgewässer am Stadtrand, das nahezu ganzjährig einem hohem Druck durch Freizeitaktivitäten aller Art ausgesetzt ist, neuerdings auch durch einen Stehpaddler im trashigen Outfit, dessen befremdlicher Anblick selbst langjährig abgehärtete Brutvögel in Schrecken versetzt. Von dem Spektrum aus Brut- und Rastvögeln, das sich ohne diese Beeinträchtigungen dort einfinden und länger verweilen könnte, lässt sich an trüben Wintertagen gut träumen.

Am 7. Juli rastete eine Weißflügel-Seeschwalbe im Prachtkleid am Seeanger offenbar nur kurz. Der Aufenthalt eines Ind. im 1. Kalenderjahr fiel im Leinepolder Salzderhelden vom 7. bis 9. August etwas länger aus. Für einen Jungvogel weit abseits der Brutgebiete ist das Datum ausgesprochen früh.

Am 5. Juli besuchte eine Flussseeschwalbe den Seeburger See. Ihr folgten am 21. September gleich drei Ind. im 1. Kalenderjahr.

Flussseeschwalben - M.Siebner
Abb. 13: Junge Flussseeschwalben am Seeburger See. Foto: M. Siebner

Jung war auch die Flussseeschwalbe, die am 24. September über dem Kiessee Nahrung suchte und nach Norden abflog. Möglicherweise dieser Vogel machte vom 25. bis 28. September am Northeimer Freizeitsee Station.

Zum Ende der Brutsaison hatte es, zumindest in Göttingen, den Anschein, dass die Lokalpopulation des Mauerseglers trotz der katastrophalen Bedingungen im „Novembermai“ recht gut über die Runden gekommen ist. Wegen des hohen Anteils von Nichtbrütern, die bevorzugt zum Ende der Brutzeit in lärmenden Trupps um die Häuser karriolen, ist diese Aussage aber nur provisorisch.

Knapp außerhalb des Göttinger Stadtgebiets konnten sich, endlich mal wieder, Eisvögel fortpflanzen. Mind. zwei Jungvögel erlangten die Selbständigkeit. Die vergangenen Kältewinter hatten ihren Bestand erheblich dezimiert. Am Göttinger Kiessee und am Seeburger See sind beständig ein bis zwei Ind. anwesend. Jetzt zwei milde Winter in Folge, und es könnte mit dem Bestand wieder richtig aufwärts gehen.

Eisvogel - W.Kühn
Abb. 14: Eisvogel-Brutpaar mit Futter. Foto: W. Kühn

Am 9. Juli sang im Pappelwäldchen im Seeanger ein Pirol. Naturgemäß stumm war ein Artgenosse vom 15. August an der Leine in Göttingen nahe dem Flüthewehr.

Auf dem Kerstlingeröder Feld traf der traditionelle Raubwürger am 8. Oktober ein. Die Beobachtung eines am 30. Oktober hoch über das Gebiet ziehenden Vogels ist bemerkenswert. Ein weiterer geriet am 24. November bei Bördel ins Visier.

Abseits ihrer Brutgebiete in den hochgelegenen Waldgebieten im Westen der Region traten Tannenhäher im Berichtszeitraum leicht vermehrt in Erscheinung, und zwar zu zweit am 21. August auf dem Kerstlingeröder Feld sowie einzeln am 15. September in der Kleingartenanlage „Stegemühle“ in der Göttinger Südstadt, am 28. September nahe der Alten Rosdorfer Tongrube (nur gehört) und einen Tag später bei Adelebsen.

Am 3. November zeigten 109 über die Feldmark Thüdinghausen ziehende Saatkrähen aus regionaler Sicht fast schon einen Massenzugtag an. Ein kleiner Trupp von ca. drei Ind. hält sich seit Wochen im Bereich Flüthewehr bis Rosdorfer Feldmark auf.

Saatkrähe - M.Siebner
Abb. 15: Saatkrähe am südlichen Göttinger Stadtrand. Foto: M. Siebner

Von der Beutelmeise liegen keine Wegzugbeobachtungen vor. Der negative Trend scheint ungebrochen.

(Östliche) Kohlmeisen mit feinem zwei- bis dreisilbigen „Invasionsruf“ ließen sich bis dato nur viermal mit insgesamt wohl weniger als zehn Ind. vernehmen. In zwei Fällen handelte es sich zudem um Vögel, die auch normale Rufe äußerten. Möglicherweise hatten sie den „Invasionsruf“ nur übernommen, entstammten also Populationen, die hier ganz regulär durchziehen.

Interessant ist die Brutzeitbeobachtung einer Heidelerche am 2. Juli auf der niedersächsisch-thüringischen Landesgrenze südöstlich von Reiffenhausen. Am 19. Oktober zogen, als Maximum, 27 Ind. über das Kerstlingeröder Feld. Mit nur 88 Ind. an 11 Beobachtungstagen zwischen dem 27. September und 31. Oktober fiel der Wegzug in der Region schwach aus.

Die maximale Tagessumme ziehender Feldlerchen wurde am 13. Oktober notiert, als ein langes Band von mind. 700 Vögeln über Ebergötzen zog.

Am 7. Oktober machten sich im Leinepolder Salzderhelden mind. drei Bartmeisen bemerkbar. Wie groß ein eher verhalten lärmender Trupp am 19. Oktober im Seeanger war, muss offen bleiben.

Ob die Wahrnehmung eines Gelbbrauen-Laubsängers am 30. September am Seeburger See nur akustisch erfolgte, geht zumindest aus der Meldung in ornitho.de nicht hervor.

Am 13. Juli ließ ein Drosselrohrsänger an der Kiesgrube Reinshof seinen Gesang ertönen.

Herbstkontrollen von Nistkästen ergaben, dass 2013 für die Wasseramsel doch kein ausgesprochen schlechtes Jahr gewesen sein könnte. Neben den im Vorbericht enthaltenen Bruten unter der Rosdorfer Eisenbahnbrücke und an der Grone am Hagenweg gab es, mit fertigen Nestern sowie in Form von Federn und Eierschalenresten, in Göttingen weitere Bruthinweise von der Grone am Zollstock und von der Lutter nahe der Knochenmühle, im Landkreis von der Dramme bei Dramfeld (2), von der Leine bei Obernjesa und Niedernjesa, von der Garte an der Steinsmühle und von der Aue bei Ebergötzen. Wie viele dieser Bruten im abnormen Frühjahr von Erfolg gekrönt waren, muss offen bleiben. An Schwülme und Auschnippe in der Gemeinde Adelebsen haben sich die Vögel offenbar nicht reproduzieren können.

Wasseramsel - M.Siebner
Abb. 16: Wasseramselbrut unter der Rosdorfer Eisenbahnbrücke. Foto: M. Siebner

Am 3. und 4. Oktober hielt sich an der Göttinger Stegemühle wiederum eine Wasseramsel mit schwarzem Bauch auf. Über die mögliche Herkunft solcher Vögel ist im Wegzugbericht 2012 einiges gesagt worden.

Einzelne Ringdrosseln traten im Oktober am 4. an der Entsorgungsanlage Dransfeld, am 7. an den ehemaligen Tongruben Siekgraben sowie am 11. und 19. auf dem Kerstlingeröder Feld in Erscheinung.

Am 24. August geriet am Seeanger eine Schwarzkehlchen-Familie mit zwei flüggen Jungvögeln ins Blickfeld. Die Erstbrut war vermutlich dem Anstau Ende Mai zum Opfer gefallen.

Ebenfalls wohl mit einer Ersatzbrut war an der Geschiebesperre Hollenstedt ein Blaukehlchen-Paar erfolgreich.

Am 25. August hielten sich am Diemardener Berg zwei Brachpieper auf. Drei Tage später rastete ein Ind. in der Feldmark bei Rosdorf.

Am 21. August kulminierte der Zug des Baumpiepers über dem Kerstlingeröder Feld in einer Tagessumme von mind. 406 Ind. Insgesamt wurden in diesem Gebiet vom 29. Juli bis 14. September an 14 Terminen knapp 800 Ind. gezählt. Vor ca. 25 Jahren konnte V. Dierschke oberhalb von Göttingen-Weende ähnliche Zahlen ermitteln. Der regionale Brutbestand des Baumpiepers ist, wie anderswo in der deutschen Normallandschaft auch, in den vergangenen Jahren dramatisch eingebrochen, wohl um mehr als 80 Prozent. Die aktuellen Herbstdaten liefern deshalb einen Hinweis darauf, dass sich nordöstliche Populationen, denen die Durchzügler in der Regel entstammen, in einem erheblich besseren Zustand befinden dürften. Dazu hat sicherlich auch die Kahlschlagwirtschaft in den Wäldern Fennoskandiens und Nordwestrusslands ihren Beitrag geleistet.

Baumpieper - M.Siebner
Abb. 17: Singender Baumpieper auf dem Kerstlingeröder Feld. Foto: M. Siebner

Dagegen fielen die Zahlen des Wiesenpiepers am Kerstlingeröder Feld an sechs Tagen zwischen dem 26. August und dem 19. Oktober mit mind. 505 Ind. zwar geringer aus, sind aber aus regionaler Sicht immer noch beachtlich. Konzentrationen rastender Vögel, die mehr als 25 Ind. umfassten, wurden nicht bekannt.

Immerhin vier Rotkehlpieper wurden im September gemeldet, und zwar am 7. über Ebergötzen ziehend, am 13. über den Göttinger Kiessee ziehend und wenig später in der Feldmark Rosdorf rastend (vielleicht derselbe Vogel) sowie am 21. im Leinepolder Salzderhelden.

Derzeit deutet einiges darauf hin, dass die Zahlen überwinternder Bergpieper wieder sehr gering ausfallen könnten. Mehr dazu im nächsten Bericht.

Am 8. September zogen innerhalb einer Stunde 73 Schafstelzen über die ehemalige Deponie Rinderstall im Kaufunger Wald.

Tage mit gutem Buchfinkenzug, zumeist über dem Kerstlingeröder Feld, waren der 29. September (mind. 3017 Ind.), der 4. Oktober (mind. 1555 Ind.), der 13. Oktober (mind. 5429 Ind. über dem Kerstlingeröder Feld und dem Göttinger Kiessee, vielleicht teilweise identisch) und der 19. Oktober mit mind. 1978 Ind.

Über dem Göttinger Wald wurden an 17 Tagen zwischen dem 9. September und dem 1. November insgesamt mind. 1017 ziehende Kernbeißer notiert. Allein am 20. Oktober zogen 273 Ind. über das Kerstlingeröder Feld und, vielleicht teilweise identisch, 145 Ind. über den Waldrand bei Herberhausen. Im tiefer gelegenen Leinetal verlief der Zug dagegen eher unauffällig. Was 200 m Höhenunterschied alles ausmachen können…

Abweichend rufende „Trompetergimpel” wurden am 31. Oktober und 9. November am Kerstlingeröder Feld, am 15. November bei Ebergötzen, einen Tag später und am 30. November am Göttinger Kiessee sowie am 27. November bei Bodensee wahrgenommen.

Dass bei den Zugplanbeobachtungen am Kerstlingeröder Feld zwischen dem 14. und 30. Oktober nur ganze acht Girlitze notiert werden konnten, wirft ein Schlaglicht auf den starken Bestandsrückgang dieses wärmeliebenden Finkenvogels. Im Bereich der ehem. Tongruben Siekgraben, die ein gutes Nahrungsangebot für Samenfresser aller Art bereithalten, zeigten maximal drei Ind. einen denkbar geringen Wegzugbestand an.

Von einem bemerkenswerten Einflug von Fichtenkreuzschnäbeln ist bis dato in der Region wenig zu spüren. Mit maximal 141 Ind. am 24. Oktober über dem Kerstlingeröder Feld und mind. 110 Ind. an der Langen Bahn im Bramwald liegen zwar ganz ordentliche maximale Tagessummen vor; regelmäßige Wallfahrten etlicher Beobachter zum Göttinger Stadtfriedhof, wo die Vögel in Einflugjahren besonders gut zu beobachten sind, verliefen aber ohne Ergebnis. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass die Hemlocktannen dort, deren kleine Zapfen echte Leckerbissen sind, in diesem Jahr kaum gefruchtet gehaben.

Fichtenkreuzschnabel - M.Siebner
Abb. 18: Fichtenkreuzschnäbel auf dem Göttinger Stadtfriedhof . Foto: M. Siebner

Ein Schwarm Grünfinken am 27. November westlich der A 7 nahe Höckelheim umfasste mind. 242 Vögel. Um solche Rastansammlungen konnten Stieglitz und Bluthänfling ihren robusten Vetter in diesem Herbst nur beneiden. Immerhin: Zwischen dem 15. September und dem 20. Oktober zogen 769 Bluthänflinge über den Waldrand bei Herberhausen und das Kerstlingeröder Feld; die höchste Tagessumme wurde am 7. Oktober mit mind. 260 Vögeln erreicht.

Sehr bemerkenswert sind zwei Berghänflinge am 9. November in der Feldmark Behrensen.

In der letzten Novemberdekade deutete sich ein kleiner Einflug von Birkenzeisigen an, welcher Unterart die Vögel (mehrheitlich) angehören ist noch offen.

Vom Ortolan liegen keine Beobachtungen vor. Den fulminanten Schlusspunkt dieses Berichts setzen 320 Rohrammern, die am 7. Oktober an der Geschiebesperre Hollenstedt einen Schlafplatz bezogen.

Hans-Heinrich Dörrie

Der Dank des Verf. geht an die Beobachter/innen: P.H. Barthel, B. Bartsch, K. Beelte, B. Bierwisch, S. Böhner, G. Brunken, J. Bryant, G. Busche, Y. Clough, L. Demant, E. Dense, H. Dörrie, K. Dornieden, M. Drüner, H. Edelhoff, S. Em, M. Fichtler, J. Fleischfresser, T. Frischgesell, E. Garve, K. Gimpel, M. Göpfert, E. Gottschalk, C. Grüneberg, W. Haase, T. Hammer, D. Herbst, V. Hesse, C. Hill, S. Hillmer, U. Hinz, C. Höfs, S. Hohnwald, S. Holler, R. Hruska, C. Jenewein-Stille, K. Jünemann, U. Jürgens, R. Käthner, C. Kaltofen, H.-A. Kerl, P. Kessler, J. Kirchner, H. Kobialka, U. Kormann, L. Korossy, T. Langer, I. Lilienthal, V. Lipka, G. Markgraf, T. Meineke, K. Menge, M. Mooij, M. Niggemann, P. & C. Noel, M. Otten, S. Paul, R. Pötzinger, B. Preuschhof, S. Racky, D. Radde, U. Rees, M. Reimann, P. Reus, B. Riedel, V. Rösch, C. Rohde, C. Roos, C. Rosbach, G. Sacher, C. Scherber, M. Schleuning, H. Schmidt, M. Schmidt, P. Schmidt, D. Schomberg, M. Schuck, M. Siebner, D. Singer, F. Steinmeyer, K. Stey, A. Stumpner, A. Sührig, H.-J. Thorns, A. Torkler, W. Vogeley, C. Weinrich, H. Weitemeier & D. Wucherpfennig.