Der Habicht – Vogel des Jahres 2015 – in Süd-Niedersachsen: alles andere als ein Kuscheltier

Mit dem Habicht (Accipiter gentilis) hat der NABU eine gute Wahl getroffen. Nach dem Kormoran, Vogel des Jahres 2010, steht erneut eine Vogelart im Blickfeld der Öffentlichkeit, der Naturnutzer immer noch mit blankem Hass begegnen. Im Unterschied zu Kormoran, Rabenkrähe und Elster, für die vom Gesetzgeber unter enormem Lobbydruck großzügige Abschussregelungen festgeschrieben wurden, findet das Töten von Habichten und anderen Greifvogelarten zumeist im Verborgenen statt und wird von den Protagonisten nicht an die große Glocke gehängt. Gleichwohl geraten, nicht zuletzt durch die Aufklärungsarbeit von Organisationen wie dem „Komitee gegen den Vogelmord“ erschreckend viele Fälle illegaler Nachstellungen ans Licht. Man kann nur hoffen, dass – mit dem Habicht als Der Habicht – Vogel des Jahres 2015 – in Süd-Niedersachsen: alles andere als ein Kuscheltier weiterlesen

März bis Juni 2014 in Süd-Niedersachsen: Vogelfestival mit kleinen Schönheitsfehlern

Ein stärkerer Kontrast ist wohl kaum denkbar: Während vor einem Jahr im „Märzwinter“ Schnee und Frost für einen beispiellosen Stau heimziehender Vögel sorgten und sich der „November-Mai“ mit ungewöhnlich heftigen Niederschlägen und tagelangen Höchsttemperaturen im einstelligen Celsiusbereich als einziges Desaster erwies, waren März und April im Folgejahr bemerkenswert warm und trocken. Der Mai hingegen fiel wieder eher feucht aus, war aber deutlich wärmer als sein Vorgänger. Der Juni gestaltete sich wechselhaft, aber insgesamt durchaus passabel. Die Brutaktivitäten der Vögel wurden nur von einem Schlechtwettereinbruch mit Dauerregen um den 29. Mai (Himmelfahrt) und, besonders in Göttingen, am 10. und 11. Juni von heftigen Gewitterstürmen mit Orkanböen und Starkregen (32 März bis Juni 2014 in Süd-Niedersachsen: Vogelfestival mit kleinen Schönheitsfehlern weiterlesen

Das Birdrace 2014 in Süd-Niedersachsen

Am 3. Mai gingen unter passablen Wetterbedingungen – maximal 12°C, Sonne und Wolken im Wechsel sowie ein manchmal auffrischender Wind der Stärken 2 bis 3 – zwei Teams an den Start: die „Göttinger Sozialbrachvögel“ (Mathias Siebner, Hans H. Dörrie, Christoph Grüneberg, Karl Jünemann und Moritz Otten) und die „Göttinger Siebenschläfer“ (Béla Bartsch, Maarten Mooij und Verena Rösch). Beide Formationen waren mit Auto und Fahrrad unterwegs. Die aus den Vorjahren bekannten „Leinehänflinge“ änderten ihren Namen in „Schwarze Elsterhänflinge“ und zogen in den sächsischen Landkreis Bautzen um. Die Gesamtergebnisse können auf der Website des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) unter dda-web.de studiert werden. Das neue Team der „Siebenschläfer“ hatte sich 100 Das Birdrace 2014 in Süd-Niedersachsen weiterlesen

Birdrace 2014: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt“

Bisher war das Birdrace (Näheres unter www.dda-web.de) eine feine Sache. Man mühte sich am ersten Samstag im Mai in seinem Landkreis redlich ab, so viele Vogelarten wie möglich auf die Liste zu bekommen. Durch das Einwerben von Sponsoren konnten fachbezogene Projekte wie die Datenbank www.ornitho.de oder der Atlas deutscher Brutvogelarten finanziell unterstützt werden. Je nach Gusto, körperlicher Fitness oder geologischer Beschaffenheit der Region bewegten sich die Teams mit dem Fahrrad oder Auto bzw. mit einer Kombination beider Verkehrsmittel durch die Landschaft. Verbindliche Vorgaben hinsichtlich der Fortbewegungsart gab es nicht. Reine Fahrradteams wurden lobend hervorgehoben, ihre Ergebnisse aber nicht mit Bonuspunkten bedacht. Dies war dem locker-sportiven und weithin sinnfreien Birdrace 2014: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt“ weiterlesen

Naturschützer fordern: Auwald statt Steppe!

Auwälder sind in Europa und anderswo Lebensräume mit der höchsten biologischen Diversität. Ihr Wert als Speicher von klimaschädlichen Kohlenwasserstoff-verbindungen ist unschätzbar. Durch Eindeichungen und Flussbegradigungen, Staustufen und ihre Umwandlung in Agrarland und Gewerbegebiete sind sie leider dramatisch geschrumpft.Im Leinetal zwischen Göttingen und Einbeck prägten Auwälder über Jahrtausende das Landschaftsbild. Dann kam der Mensch und hackte sie ab. Nur an wenigen unzugänglichen Stellen konnte sich die ursprüngliche Vegetation behaupten. Eine davon ist die Geschiebesperre Hollenstedt bei Northeim. Doch wenn man diesen Geheimtipp heute aufsucht, macht sich Entsetzen breit: Statt der einstmals üppig wuchernden Wildnis ist nur noch eine spärlich bewachsene Offenfläche zu sehen, auf der ein paar Gänse grasen! Naturschützer fordern: Auwald statt Steppe! weiterlesen

Der Vogelwinter 2013/14 in Süd-Niedersachsen: Endlich mal einer der milden Sorte

Von Dezember bis Februar dominierten atlantische Tiefausläufer mit stürmischen Komponenten das Wettergeschehen. Am 5. Dezember 2013 tobte Orkan „Xaver“ über Deutschland, machte sich aber, wie sein Vorläufer „Christian“ im Oktober, in der Region nur abgeschwächt bemerkbar. Ende Januar setzte für knapp zwei Wochen eine winterliche Phase mit Frosttagen und Schneefall ein. In dieser Zeit froren einige Stillgewässer, darunter der Seeburger See, zu. Danach hielt vorfrühlingsartiges Wetter Einzug. Aktuell deutet nichts auf einen späten Wintereinbruch. Für normale Menschen und ihre gefiederten Freunde ist dies sicher eine Wohltat, weniger jedoch für besonders ambitionierte Vogelbeobachter, denn milde Winter verlaufen zumeist ereignisarm… In der Leineniederung zwischen Northeim und Einbeck überwinterten um die Der Vogelwinter 2013/14 in Süd-Niedersachsen: Endlich mal einer der milden Sorte weiterlesen

Späte Brutzeit und Wegzug 2013 in Süd-Niedersachsen: Notizen aus der Provinz

Nach „Märzwinter“ und „Novembermai“ herrschten endlich wieder passable Wetterbedingungen. Selbst das Orkantief „Christian“ tobte sich am 28. Oktober in der Region mit Böen bis Stärke 9 vergleichsweise manierlich aus. Das Schöne an der Vogelkunde ist jedoch, dass man auch vor scheinbar eintöniger Kulisse nicht vor der einen oder anderen Überraschung sicher ist… Den Reigen der Wasservögel eröffnen zwei Singschwäne vom 8. November im Leinepolder Salzderhelden, die später anscheinend nicht mehr gesehen wurden.Mitte bis Ende Oktober hielt sich eine Weißwangengans in der Leineniederung nördl. Northeim auf. Übersommernde Blässgänse scheinen sich allmählich zur Normalität zu mausern. Im Seeanger waren im Sommer und Frühherbst beständig ein bis zwei Vögel im 2. Späte Brutzeit und Wegzug 2013 in Süd-Niedersachsen: Notizen aus der Provinz weiterlesen

Der Grünspecht – Vogel des Jahres 2014: Lachsack im Aufwind

Die Wahl des Grünspechts (Picus viridis) zum Vogel des Jahres 2014 durch den NABU bietet die willkommene Gelegenheit zu einem kleinen Regionalporträt unserer zweitgrößten Spechtart. Vorgestellt wird ein faszinierender Vogel, der eine Menge Fragen aufwirft. Verbreitung und Bestandsentwicklung Im süd-niedersächsischen Bergland ist der Grünspecht ein spärlicher Brutvogel, dessen Vorkommen bereits bei Merrem (1789) dokumentiert ist. Sein bevorzugter Lebensraum ist ein Mosaik aus Grünland und anderen Offenflächen, strukturreichen Waldrändern, Obstwiesen, lichten Gehölzen und Gärten. Hier besetzt er Reviere, die bis zu 250 Hektar umfassen können (Blume 1981). Das Innere dichter (Laub-) Wälder meidet er, ebenso die von Koniferen geprägten Hochlagen der großen Waldgebiete im Westen unserer Region (Bramwald, Kaufunger Der Grünspecht – Vogel des Jahres 2014: Lachsack im Aufwind weiterlesen

Heimzug und Brutzeit – März bis Juni 2013 – in Süd-Niedersachsen: Kalamitäten am laufenden Band

Der außergewöhnlich kalte „Märzwinter“, der in der Region einen spektakulären Zugstau verursacht hatte, ist auf dieser Seite bereits gesondert dargestellt worden. Ihm folgte ein kühler und weithin trockener April. Der Mai fiel, besonders in seiner zweiten Hälfte, äußerst unangenehm aus dem Rahmen. Mit 149 l/m² war er der zweitnasseste seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen 1927, mit nur 111 Sonnenstunden recht dunkel und mit einer mittleren Temperatur von 11,6°C kühler als normal. Nach dem „Märzwinter“ also ein „Novembermai“. Für die Vogelwelt besonders gravierend waren zwei Schlechtwetterperioden – mit Dauerregen und Tageshöchsttemperaturen zeitweise im einstelligen Bereich – in der Monatsmitte und, für eine quälend lange Woche, in der letzten Dekade. Heimzug und Brutzeit – März bis Juni 2013 – in Süd-Niedersachsen: Kalamitäten am laufenden Band weiterlesen

Das Birdrace 2013 in Süd-Niedersachsen: ein Rekord wird geschreddert

May 6th, 2013 Beim Birdrace 2006 erzielte das Team der „Feuchtkehlchen“ (Fabian Bindrich, Jan Goedelt und Volker Hesse) mit 125 an einem Maitag im Landkreis Göttingen beobachteten Vogelarten einen Rekord, der sich im Lauf der Jahre als ausgesprochen zählebig erwies. Ein Vergleich mit den Höchstleistungen gewisser DDR-Athletinnen, die im vereinten Deutschland immer noch gültig sind, drängt sich auf, ist aber selbstverständlich vollkommen abwegig. Egal: Nach der Devise „Immer daran denken, nie davon sprechen“ wurde die Zahl 125 zur Messlatte für alle Folgeteams. Wind und Wetter, mangelnde Kooperation der Vögel, kontraproduktive Vorgehensweisen und dergleichen mehr standen der Egalisierung entgegen. 2013 sollte es (endlich) anders kommen… Das Wetter am 4. Das Birdrace 2013 in Süd-Niedersachsen: ein Rekord wird geschreddert weiterlesen

Vögel im Stau – nur auf Kaffeepause in der südniedersächsischen Schneewehe?

In Massen trompetende Kraniche, handzahme Feldlerchen, Limikolenschwärme wie im Wattenmeer – manch einem Naturfreund erschienen die südniedersächsischen Feuchtgebiete im März 2013 wie Paradiese, die man sonst nur aus Filmen kennt. Doch die extremen Wetterbedingungen stellten für die meisten Vögel eine Notsituation dar, die sie bei Strafe des Untergangs zu meistern hatten. Auch für empfindsamere Naturen unter den heimischen Avifaunisten, die den kälte- und schneegestressten Mitgeschöpfen nur noch die Daumen drücken konnten, war die wochenlange Kälteperiode alles andere als erquicklich. Kurz nach dem meteorologischen Frühlingsanfang ließen milde Temperaturen über 10 Grad den Winter schon in Vergessenheit geraten. Doch was dann aus nordöstlicher Richtung an kalter Polarluft bis weit ins Vögel im Stau – nur auf Kaffeepause in der südniedersächsischen Schneewehe? weiterlesen

Grau in grau – der Vogelwinter 2012/2013 in Süd-Niedersachsen

„Gott! Welch Dunkel hier“ singt der edle Florestan in Beethovens Oper „Fidelio“. Und seit jeher witzeln respektlose Spötter, dass ihm diese Widrigkeit in zwei Jahren unterirdischer Kerkerhaft auch schon früher hätte auffallen können. Die triste Realität des vergangenen Winters hingegen entzieht sich jeder abgeschmackten Sottise: Mit gerade mal 80 Sonnenstunden von Dezember bis Februar war er der dunkelste seit 86 Jahren.Einem frühen Kälteeinbruch mit Schneefall Anfang Dezember folgte, ein frühlingshaftes Intermezzo zum Ende des Monats inbegriffen, bis in den Ausklang des Februars mäßig kaltes Winterwetter, das einige Stillgewässer zumindest phasenweise zufrieren ließ. Verglichen mit den letzten Jahren gestalteten sich die Überlebenschancen für Eisvogel und Co. aber deutlich besser. Grau in grau – der Vogelwinter 2012/2013 in Süd-Niedersachsen weiterlesen