Späte Brutzeit und Wegzug 2012: Von Juli bis November ging es eher beschaulich zu

Bis auf einen, mit Nachtfrösten bis zu -5,3°C, ungewöhnlichen Kälteeinbruch zum Ende eines ansonsten ungewöhnlich goldenen Oktobers, hatte das Wetter im Berichtszeitraum wenig zu bieten: Keine Stürme, keine Überschwemmungen, keine Hitzerekorde, nichts dergleichen. Deshalb können wir uns ohne weiteres Vorgeplänkel den Vögeln zuwenden. In einer Gruppe von zunächst drei, später vier adulten Singschwänen, die Ende Oktober an der Geschiebesperre Hollenstedt eintrafen, befand sich ein 2011 in Lettland mit einer blauen Halsmanschette (2E 94) markierter Vogel. Bereits im Herbst 2010 konnten dort zwei Ind. aus dem lettischen Projekt ausgemacht werden. Wenn überhaupt, lassen sich Vertreter der seltenen Waldsaatgans in unserer Region nur in ausgeprägten Kältewintern mit hoher Schneelage blicken. Späte Brutzeit und Wegzug 2012: Von Juli bis November ging es eher beschaulich zu weiterlesen

Die Bekassine – Vogel des Jahres 2013 – in Süd-Niedersachsen: ein Nachruf?

Mit der Bekassine (Gallinago gallinago) hat der NABU eine Vogelart gewählt, deren Anblick beim Betrachter immer wieder Erstaunen hervorruft, nicht selten mit einem Schmunzeln gepaart. Das Erscheinungsbild des gut drosselgroßen Vogels ist in der Tat einzigartig. Die Proportionen scheinen nicht zusammenzupassen: Der tarnfarbene Körper mutet plump und bauchbetont an, der Schnabel ist grotesk lang, die Beine irgendwie zu kurz. Wenn der kleine Watvogel mit nähmaschinenartiger Stochertechnik eine Schlammfläche nach Verwertbarem punktiert und, hoch aufgerichtet, im schnellen Trippelschritt Konkurrenten verjagt, drängt sich der Eindruck auf, dass die Evolution manchmal zu Scherzen aufgelegt ist. Das eigentümliche Design signalisiert jedoch nichts anderes als die perfekte Anpassung an einen feuchten Lebensraum. Mit Die Bekassine – Vogel des Jahres 2013 – in Süd-Niedersachsen: ein Nachruf? weiterlesen

Kleine Reiher im Göttinger Süden

In diesem Frühsommer ließen sich innerhalb der drei Wochen nach Pfingsten am Stadtrand und im Umfeld der Stadt drei Reiherarten beobachten, die in unserer Region nur seltene Gäste sind. Erster in der Runde war ein Rallenreiher (Ardeola ralloides) am Göttinger Kiessee. Endeckt wurde der Vogel früh morgens am Samstag, dem 26.06.2012. Schnell wurden weitere heimische Ornithologen alarmiert, da zu befürchten war, dass der bevorstehende Besucheransturm in diesem stadtnahen Erholungsgebiet, den Reiher schnell wieder vertreiben würde. Aber der Vogel trotzte über 10 Tage regem Bootsverkehr im Wasser und ausschweifenden Grillparties am Seeufer. In den ersten Tagen erkundete er dabei den ca. 800 m messenden See und ließ sich an Kleine Reiher im Göttinger Süden weiterlesen

Warum der Göttinger Gartenrotschwanz ein Laubenpieper ist

Unter diesem feinsinnigen Titel hat Silvio Paul die Ergebnisse einer Kartierung des Gartenrotschwanzes – Vogel des Jahres 2011 – im Göttinger Stadtgebiet aus dem Vorjahr zusammengefasst. Neun Mitarbeiter/innen des Arbeitskreises Göttinger Ornithologen haben sich diesem schmucken Vogel für eine Brutsaison mit viel Freude und Engagement gewidmet. Die Ergebnisse sind auch von überregionalem Interesse und lassen Rückschlüsse auf die Ansprüche und Lebensumstände nicht nur des Gartenrotschwanzes, sondern auch anderer Lichtwald- und Agrarlandarten zu. Die interessante Lektüre kann als pdf hier heruntergeladen werden. H.H. Dörrie

Warum in die Ferne schweifen? Wir fliegen doch so nah! Heimzug und Brutzeit 2012 in Süd-Niedersachsen

Das Wetter in den Monaten März bis Juni wies keine erwähnenswerten Besonderheiten auf. Mal war es zu kühl, mal zu warm, mal zu trocken, oft zu nass, das Übliche halt. Deshalb können wir ohne Umschweife ins volle Vogelleben der Landkreise Göttingen und Northeim greifen und hoffen, dass die geneigte Leserschaft daraus einen wie immer gearteten Nutzen zieht. Es gibt eine Menge zu berichten! In Göttingen schritten drei Paare des Höckerschwans zur Brut: Im Levin-Park (sechs Junge), im Rückhaltebecken Grone (neun Junge, darunter fünf weiße Ind. der immutabilis-Variation) und am Kiessee (vier Junge). Drei von sechs Jungen eines Brutpaares am Seeanger waren ebenfalls reinweiß. Die Zahl der Jungen des Warum in die Ferne schweifen? Wir fliegen doch so nah! Heimzug und Brutzeit 2012 in Süd-Niedersachsen weiterlesen

Das Birdrace 2012 in Süd-Niedersachsen

Am ersten Samstag im Mai gingen in diesem Jahr drei süd-niedersächsische Formationen an den Start. Im Landkreis Göttingen wetteiferten das seit 2005 bestehende Traditionsteam der „Göttinger Sozialbrachvögel“ (Hans H. Dörrie, Christoph Grüneberg, Karl Jünemann und Mathias Siebner) und die jung-dynamischen „Gaensewiesel“ (Laura Demant, Sven Stadtmann, Felix Steinmeyer, Kim Stey sowie das volatile Birdrace-Urgestein Volker Hesse als Joker) miteinander. Die seit 2010 bestehenden „Leinehänflinge“ (Steffen Böhner, Mischa Drüner, Lisa Hülsmann, Silvio Paul und Martin Schuck) waren in den benachbarten Landkreis Northeim ausgewichen, dessen artenreiche, keineswegs auf die Leineniederung zwischen Northeim und Einbeck beschränkte Vogelwelt es ebenfalls verdient hat, im Rahmen eines Rennens gewürdigt und dokumentiert zu werden.Die Ergebnisse können Das Birdrace 2012 in Süd-Niedersachsen weiterlesen

Der Vogelwinter Dezember 2011 bis Februar 2012 in Süd-Niedersachsen – ein Kontrastprogramm in zwei Akten

Das Jahr 2011 ging mit einem ungewöhnlich milden Dezember zu Ende. Diesem folgte ein weithin ebenso milder Januar 2012. Zum Ende des Monats setzte jedoch eine ca. dreiwöchige Periode klirrenden Dauerfrosts ein, die in Windeseile alle Stillgewässer zum Zufrieren brachte, die großen und tiefen Kiesgruben eingeschlossen. Die Februartemperaturen lagen 3 bis 5°C unter dem langjährigen Mittel. Damit war dieser Monat der kälteste seiner Art seit 26 Jahren. Von der Vereisung waren auch große Wasserflächen im Leinepolder Salzderhelden betroffen, die nach einem Anstau Anfang Januar entstanden waren und auch wegen ihres reichen Angebots an ertrunkenen Kleinsäugern eine Attraktion für viele Vögel darstellten. Nennenswerter Zuzug überwinternder Höckerschwäne erfolgte erst nach Der Vogelwinter Dezember 2011 bis Februar 2012 in Süd-Niedersachsen – ein Kontrastprogramm in zwei Akten weiterlesen

Neue Vogelarten für Süd-Niedersachsen

Mit dem Ende der Deutschen Seltenheitenkommission (DSK) und der Übergabe ihrer Arbeit an die Deutsche Avifaunistische Kommission (DAK) unter dem Schirm des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) ist eine Ära zu Ende gegangen. Im letzten Jahr erschien nun der letzte Seltenheitenbericht der DSK (DSK 2010), der die anerkannten Nachweise seltener Vogelarten des Jahres 2009 und Nachträge der Jahre 2001 bis 2008 enthält. Dies soll zum Anlass genommen werden, eine Ergänzung der regionalen Artenliste vorzunehmen, die auch anerkannte Nachweise der Jahre 2001 bis 2005 (DSK 2008) und 2006 bis 2008 (DSK 2009) enthält. Nachzutragen sind: Gänsegeier (Gyps fulvus): 30.06.2006 1 Ind., 12.07.2006 2 Ind., über Hollenstedt kreisend (Frau Rannenberg, Dieter Neue Vogelarten für Süd-Niedersachsen weiterlesen

Es herrscht Ruhe im Land – Wegzug und späte Bruten 2011 in Süd-Niedersachsen

Nach einem vergleichsweise kühlen und regenreichen Sommer zeigte sich der Herbst, insbesondere der November, von einer außergewöhnlich trockenen (und an vielen Tagen nebligen) Seite. Die Wegzugaktivitäten der meisten Vögel verliefen von Juli bis November ziemlich ereignisarm bzw. wurden von vielen Beobachter/innen so wahrgenommen. Schmale Kost kann jedoch sehr gesund sein, vor allem für Übersättigte mit Entschlackungsbedarf. Wer die folgende Auflistung hinter sich gebracht hat, wird vielleicht, allen Mäkeleien zum Trotz, zu dem Schluss gelangen, dass auch dieser seltsame Herbst etliche Besonderheiten bereitgehalten hat, die einer Mitteilung wert sind. Ab dem Spätherbst traten an der Geschiebesperre Hollenstedt und im Göttinger Süden einzelne Weißwangengänse mit langer Verweildauer in Erscheinung, im Es herrscht Ruhe im Land – Wegzug und späte Bruten 2011 in Süd-Niedersachsen weiterlesen

Die Dohle – Vogel des Jahres 2012 – in Süd-Niedersachsen: Fakten und Fragen zu einem sympathischen Heimlichtuer und Krakeeler

Mit unserem kleinsten Rabenvogel hat der NABU erneut eine gute Wahl getroffen, die auch aus regionaler Sicht zu begrüßen ist. Zum einen repräsentiert die Dohle eine Vogelfamilie, die bei der Normalbevölkerung wegen ihrer vermeintlichen „Schädlichkeit“ einen schlechten Ruf genießt. Von den Massakern, die unter ihren Verwandten Rabenkrähe und Elster von schießwütigen Troglodyten alljährlich ganz legal verübt werden, ist sie bislang gesetzlich ausgenommen. Damit das so bleibt, sollte die Wahl zum Anlass genommen werden, die Sympathiewerbung für diesen hochintelligenten Vogel mit einem komplexen und faszinierenden Sozialverhalten zu verstärken. Zum anderen wirft die Entwicklung des regionalen Brutbestands Fragen auf, die bislang nur im Ansatz beantwortet werden können. Dohlen treten in Die Dohle – Vogel des Jahres 2012 – in Süd-Niedersachsen: Fakten und Fragen zu einem sympathischen Heimlichtuer und Krakeeler weiterlesen

Endlich am Start: ornitho.de!

Am 30. Oktober 2011 ist der Dachverband deutscher Avifaunisten (DDA) nach zweijähriger Entwicklungszeit mit einem ehrgeizigen Projekt online gegangen – mit der Internetplattform ornitho.de. Dahinter verbirgt sich eine Online-Datenbank zur Eingabe und Recherche vogelkundlicher Daten. Wir sprachen über dieses Projekt mit dem Koordinator beim DDA, Johannes Wahl. AGO: Ursprünglich war der ornitho-Start ja für das Frühjahr angekündigt. Warum klappt es mit dem Start erst jetzt? JW: Als wir im Frühjahr 2010 die Entscheidung bekanntgaben, waren wir sehr optimistisch, dass wir 2011 würden starten können, ornitho.ch lief ja bereits hervorragend. Doch peu à peu wurde uns klar, wie komplex und durchdacht dieses System ist und dass es beileibe nicht Endlich am Start: ornitho.de! weiterlesen

Dieser Specht macht’s keinem recht!

Der Vogel, von dem im Folgenden die Rede ist, fällt in zweifacher Hinsicht aus dem Rahmen dieser Homepage. Zum einen wurde er im Kreis Lüchow-Dannenberg gesehen, also nicht in Südniedersachsen. Zum anderen wirft er Fragen auf, die von überregionalem Interesse sein könnten. Weil der Mittelspecht (Dendrocopos medius), um den es hier auch geht, der Wappenvogel des Arbeitskreises Göttinger Ornithologen ist und die Entdeckerin in Einbeck wohnt, wird die Beobachtung auf unserer Homepage vorgestellt und diskutiert. Am 6.8.2011 konnte T. Matthies gegen 12.00 Uhr am Rand des Elbholzes südöstl. Elbholz, Gemeinde Gartow (Kreis Lüchow-Dannenberg, 53°03’19“ N, 11°28’40“ O) für zwei Minuten einen Specht beobachten, der sich – mehr stochernd Dieser Specht macht’s keinem recht! weiterlesen