Zwischenbericht zum Wegzug 2006

Die diesjährige Wegzugsaison lief etwas schleppend an. Das lag nicht zuletzt an den Beobachtern, die in der Sahara-Hitze des Juli 2006 an schattigen Plätzen ihr WM-Fieber zu kurieren versuchten. Wer sich doch einmal aufraffte, konnte am azzurro-blauen Himmel nicht viel entdecken. Erst der wechselhafte und um einiges kühlere August brachte den Zug langsam in Gang. Ab Ende Juli konnte starker Mauersegler– und Schwalbenzug registriert werden, wie 5000 ziehende Segler in einer Woche am Göttinger Kiessee und mindestens 3000 Rauchschwalben am Schlafplatz am Seeburger See recht eindrucksvoll belegen. Der Limikolenzug machte sich im Seeanger bislang ohne nennenswerte Besonderheiten bemerkbar. Bis Anfang September wurden nur einzelne adulte Alpen– und Sichelstrandläufer Zwischenbericht zum Wegzug 2006 weiterlesen

Der Mittelspecht – Ein “Wappenvogel” des AGO

Von den sechs einheimischen Spechtarten (Picinae) hat der Mittelspecht das weltweit kleinste Brutareal, welches bis auf ein Vorkommen im Iran ausschließlich westpaläarktisch ist (CRAMP 1985). Der europäische Bestand (150.000 – 315.000 Paare) wird auf ca. 95 % der Weltpopulation geschätzt. In Mitteleuropa brüten ca. 42.000 – 71.000 Paare, davon ca. 35 % in Deutschland (BAUER et al. 2005). Diese Zahlen belegen, dass die europäischen Staaten – besonders aber Deutschland – spezielle Verantwortung für den Erhalt dieser Art tragen.Auch aus diesem Grund ist der Mittelspecht eine derjenigen Arten, die beim AGO in den letzten Jahren im Mittelpunkt avifaunistischen Interesses steht. Über die Verbreitung der Art in Süd-Niedersachsen war bis Der Mittelspecht – Ein “Wappenvogel” des AGO weiterlesen

Hilfe, mein See hat Fieber!

Kommentar. Seit der grausamen Niederwerfung aufständischer Bauern vor fast 500 Jahren lastet auf dem Eichsfeld ein dumpfes Brüten. Sicher: Veränderungen gibt es selbst hier. Die Omnipotenz des Mainzer Erzbischofs hat dem alles beherrschenden Einfluss eines global operierenden Unternehmers im Prothesengewerbe Platz gemacht. Die Menschen dürfen zur Wahl gehen, wissen aber in der Regel schon von Geburt an, welcher Partei sie ihre Stimme zu geben haben. Ab und an wird die Stille des abgeschiedenen Landstrichs durchbrochen – beispielsweise durch den spektakulären Fund eines Kiwiblatts in Duderstadt, das den Umriss einer betenden Mutter Gottes erahnen lässt oder während einer mediokren Opernaufführung an den Gestaden des Seeburger Sees, nicht zu vergessen Hilfe, mein See hat Fieber! weiterlesen

Göttinger Ornithologen beenden Stadtvogelkartierung

Langfristige Vergleiche von Bestandsaufnahmen der Brutvogelwelt sind für die Dokumentation von Veränderungen besonders aussagekräftig. Göttingen ist in der glücklichen Lage, dass bereits in den Jahren 1947 und 1965 das 3,6 km² große Kerngebiet der Stadt auf Brutvögel untersucht wurde. Nach Abschluss der Kartierung 2005/2006 liegen jetzt Daten vor, die einen Vergleich über sechs Jahrzehnte ermöglichen. Die Ergebnisse zeigen einen allgemeinen Rückgang – bis zum Verschwinden einiger Spezies – von ursprünglichen Lichtwald- und Offenlandarten, der von der Zunahme robuster Standvögel und Kurzstreckenzieher begleitet wird. Zwischen 1947 und 2006 sind die lokalen Vorkommen von zehn Arten erloschen, während acht Arten eingewandert sind. Die fünf häufigsten Arten im Kerngebiet sind, absteigend Göttinger Ornithologen beenden Stadtvogelkartierung weiterlesen

Die Heimzugsaison im Frühjahr 2006

Der vergangene Winter ließ sich nicht lumpen: Zugefrorene Stillgewässer bis in den April und verhältnismäßig niedrige Temperaturen bis weit in den Mai sorgten dafür, dass Frühlingsgefühle der ornithologischen Art lange Zeit nicht so recht aufkommen wollten. Dafür gestaltete sich die Heimzugsaison recht turbulent. Der Frühling 2006 (April bis Mai) verlief nicht nur meteorologisch betrachtet äußerst abwechslungsreich. Erstmals seit Jahren konnte im Leinepolder wieder ein Seidenreiher nachgewiesen werden. Die Art ist – obwohl in anderen Regionen Deutschlands vermehrt festgestellt – in Südniedersachsen eine echte Seltenheit. Alljährlich werden bei uns hingegen Nachtreiher beobachtet, und zwar zumeist am Seeburger See. Auch in diesem Frühjahr besuchten zwei Individuen dieser südeuropäischen Art das Die Heimzugsaison im Frühjahr 2006 weiterlesen

Artenliste der im Göttinger und Northeimer Raum nachgewiesenen Vogelarten

Die Liste enthält 330 Vogelarten/Taxa, deren Auftreten in der Region seit 1800 dokumentiert ist. Um die Tabelle nicht zu überfrachten, wurde im Allgemeinen auf quantitative Angaben verzichtet. Dies gilt auch für Ortsbezeichnungen. Bei tiefer gehendem Interesse an der regionalen Avifauna wird, neben den avifaunistischen Jahresberichten 2000-2010 und den Sammelberichten auf dieser Homepage, die Lektüre der Kommentierten Artenliste (DÖRRIE 2000) empfohlen. Im Unterschied zur letztgenannten Veröffentlichung bezieht die Tabelle auch den Südkreis des Landkreises Göttingen (Altkreis Hann. Münden) ein. Statusangaben Brutvogelarten: B = Brutvogel. Als Bruthinweis wird auch die Besetzung eines Gesangsreviers über einen längeren Zeitraum gewertet (vor allem bei Sperlingsvögeln). uB = unregelmäßiger Brutvogel in größeren Zeitabständen (bei Artenliste der im Göttinger und Northeimer Raum nachgewiesenen Vogelarten weiterlesen

Seeburger See, Seeanger und Lutteranger

Etwa 20 Kilometer östlich von Göttingen befindet sich eines der vogelartenreichsten Gebiete Süd-Niedersachsens. Im gewässerarmen und stark bewirtschafteten Eichsfeld geht von den drei Feuchtgebieten Seeburger See, Lutteranger und Seeanger eine geradezu magnetische Anziehungskraft auf Vögel aus, die entweder den Harz als Barriere in nordöstlicher Richtung noch vor sich oder ihn gerade überquert haben. Mindestens 255 verschiedene Arten haben das Gebiet schon als Brut- oder Rastplatz aufgesucht. Eistaucher, Rallenreiher, Terekwasserläufer und Rötelschwalbe sind nur eine Auswahl der Highlights, die den Puls einiger Ornithologen in den letzten Jahren in die Höhe trieben. Seeburger See Aalherpes, Muschelsterben und Algenblüte – diese Schlagworte kursierten in letzter Zeit über den Seeburger See in Seeburger See, Seeanger und Lutteranger weiterlesen

Veröffentlicht unter Archiv

Leinepolder Salzderhelden, Geschiebesperre Hollenstedt und Northeimer Kiesteiche

Zwischen Einbeck und Northeim entlang der Leine reihen sich drei Beobachtungsgebiete aneinander, die ihre günstigen Habitatstrukturen mehr oder minder heftiger menschlicher Einwirkung und Betreuung verdanken. Überregional bekannt sind sie nicht nur wegen ihrer artenreichen Brutvogelwelt, sondern auch, weil immer wieder Seltenheiten beobachtet wurden, die Vogelbeobachter aus ganz Norddeutschland ins südliche Niedersachsen lockten. Alle drei hier besprochenen Gebiete sind zu allen Jahreszeiten interessant. Leinepolder Salzderhelden Als Teil der Hochwasserschutzmaßnahmen nach den verheerenden Hochwassern der Leine bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts erfolgte ab dem Jahr 1972 die großflächige Eindeichung von insgesamt fünf Poldern zwischen Einbeck und Northeim, von denen vor allem die beiden nördlichsten (Polder I und II) vogelkundlich interessant Leinepolder Salzderhelden, Geschiebesperre Hollenstedt und Northeimer Kiesteiche weiterlesen

Kiessee Göttingen, Kiesgrube Reinshof und Feldmark Göttingen Geismar

Göttingen wird im Norden und Westen von Schnellstraßen in Kombination mit intensiv bewirtschafteten Agrarflächen eingeschnürt. Im Osten grenzt die Stadt an den Göttinger Wald. Im Süden geht der Siedlungsbereich noch vergleichsweise harmonisch in die offene Landschaft über. Obwohl “Normallandschaft pur” weist der Göttinger Süden eine Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume auf. Knapp 240 Vogelarten wurden bislang im Süden Göttingens nachgewiesen. Diese für einen winzigen Ausschnitt des niedersächsischen Berglands bemerkenswert hohe Zahl zeigt keineswegs eine besondere Attraktivität für Vögel aller Art an, sondern beruht in hohem Maße auf dem engagierten Einsatz lokaler Beobachter. Diese können sich als Bewohner einer Universitätsstadt in einer naturkundlichen Tradition bewegen, die bis zum Ende des 18. Kiessee Göttingen, Kiesgrube Reinshof und Feldmark Göttingen Geismar weiterlesen

Vögel beobachten in Wald, Parks und Friedhöfen

Parkanlagen stellen im Siedlungsbereich einen wichtigen und artenreichen Lebensraum für Vögel dar. Dies gilt in besonderem Maße für den 1881 eingeweihten Göttinger Stadtfriedhof an der Kasseler Landstraße, der in seiner jetzigen Form zu den schönsten Friedhöfen Deutschlands gehört. Das äußere Erscheinungsbild des Friedhofs hat sich dabei gravierend verändert. Bis vor wenigen Jahrzehnten zeichnete sich das Gebiet durch offene und halboffene Strukturen aus, heute vermittelt es aber bereits auf den ersten Blick einen mischwaldähnlichen Eindruck: Koniferen und alte Laubbäume bestimmen neben den friedhofstypischen Grab- und Rasenflächen das Bild. Damit eignet sich der Stadtfriedhof hervorragend zum Studium der typischen Waldvogelarten, die die nur 36 ha große, vom Siedlungsbereich umschlossene Waldenklave Vögel beobachten in Wald, Parks und Friedhöfen weiterlesen

Veröffentlicht unter Archiv | Verschlagwortet mit