Die Feldlerche – Vogel des Jahres 2019 – in Süd-Niedersachsen: Vom Himmel in den Abgrund der Roten Liste

Auf einem Lesesteinhaufen steht ein kleiner, erdbraun gefärbter Vogel. Er putzt sich, mustert aufmerksam die Umgebung, sträubt ein Häubchen, und dann geschieht etwas Unglaubliches: In Spiralen steigt er, mit schnellen Flügelschlägen und unablässig tirilierend empor, immer höher, bis er nur noch als winziger Punkt am Himmel zu sehen ist. Dort oben bleibt er, immer noch singend, scheinbar unbeweglich stehen, bis es nach einigen Minuten (im Extremfall erst nach einer Stunde!) wieder abwärts geht. Die letzten Meter bis zum Boden legt er als rasantes Geschoss zurück. Nach der Landung ist er wegen seines Tarnkleids nur mit Mühe auszumachen. Weil man dieses Spektakel bereits im Februar beobachten kann, ist die weiterlesen Die Feldlerche – Vogel des Jahres 2019 – in Süd-Niedersachsen: Vom Himmel in den Abgrund der Roten Liste

Grünlaubsänger: Ein kleiner Vogel belebt Göttingen-Weende

Am 4. Juni 2018 gegen 6:55 Uhr, kurz vor Aufbruch zu einer Mitfahrgelegenheit am anderen Ende von Göttingen, wurde Alexander Sührig in seiner Wohnung durch die auf Kipp stehende Balkontür auf einen sich nicht sofort erschließenden Gesang aufmerksam, der nach längerem Anhören und Sichtung des Vogels – der Beobachter befand sich jetzt auf dem Balkon – als Gesang eines Grünlaubsängers (Phylloscopus trochiloides) identifiziert werden konnte. Der Vogel hielt sich in Koniferen im unmittelbaren Nahbereich des Hauses Uferweg 4 auf und entzog sich zunächst weiteren Wahrnehmungen. Weil AS unter Termindruck stand, wurde die Beobachtung gegen 7:02 Uhr abgebrochen, nachdem der zuletzt exponiert in einer Fichte singende Vogel (singenderweise) von weiterlesen Grünlaubsänger: Ein kleiner Vogel belebt Göttingen-Weende

Der Star – Vogel des Jahres 2018 – in Süd-Niedersachsen: ein Allerweltsvogel auf der Roten Liste

Mit dem Star (Sturnus vulgaris) hat der NABU eine gute Wahl getroffen. Der Jahresvogel ist vielen Menschen bekannt, auch aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Im Siedlungsbereich brütet er an Gebäuden und in Nistkästen. Schon im Vorfrühling liefert er vor dem Brutplatz eine beeindruckende Vorstellung. Der strukturreich perlende Gesang enthält viele Imitationen. Wachtel oder Pirol bereits Ende Februar? Nicht der Klimawandel, der Star macht’s möglich. Dabei schlägt der Vogel voller Hingabe rhythmisch mit den Flügeln. Das aus der Ferne einfarbig dunkel wirkende Gefieder irisiert in allen Farben. Lebensfreude pur! Verbreitung und Bestand Leider gestaltet sich das Dasein unseres Porträtvogels seit einiger Zeit alles andere als gedeihlich. Und das ist eher weiterlesen Der Star – Vogel des Jahres 2018 – in Süd-Niedersachsen: ein Allerweltsvogel auf der Roten Liste

Der Waldkauz – Vogel des Jahres 2017 – in Süd-Niedersachsen

Die Wahl unserer häufigsten Eule durch den NABU soll die Familie der gefiederten Nachtgeister und den bevorzugten Lebensraum ihres Protagonisten Waldkauz (Strix aluco), altholzreiche Laub- und Laubmischwälder, in den Blick der Öffentlichkeit rücken. Über den Erfolg der Aktion wird man Ende kommenden Jahres vielleicht mehr erfahren. So viel lässt sich aber jetzt schon sagen: Zur weltweit gerühmten Lebensqualität unserer Geistesmetropole („extra Gottingam non est vita – si est vita, non est ita“) zählt sicher auch, dass Waldkäuze in der Peripherie ohne größeren Aufwand angetroffen werden können – in Revieren, die seit Jahrzehnten besetzt sind. Dazu später mehr. Verbreitung und Bestand Im aktuellen niedersächsischen Brutvogelatlas (Krüger et al. 2014) weiterlesen Der Waldkauz – Vogel des Jahres 2017 – in Süd-Niedersachsen

Der Stieglitz – Vogel des Jahres 2016 – in Süd-Niedersachsen

Wegen seines bunten Federkleids und der Angewohnheit, in Schwärmen aufzutreten, zählt der quirlige Stieglitz (Carduelis carduelis) zu den bekanntesten heimischen Vögeln. Im aktuellen niedersächsischen Brutvogelatlas (Krüger et al. 2014) wird der landesweite Brutbestand für den Zeitraum 2005-2008 mit einem Mittelwert von ca. 14.000 Paaren angegeben. Für ein 47.000 km² großes Flächenland ist das nicht gerade viel. Der Stieglitz kommt zwar überall vor, die Siedlungsdichte ist jedoch in der Regel gering. In Ballungsgebieten und im ländlichen Siedlungsraum tritt er häufiger auf als in waldreichen Regionen. Auf Bundesebene zeichnet sich nach den Angaben im deutschen Brutvogelatlas (Gedeon et al. 2014) ein dauerhaft negativer Trend ab. Trifft dies auch auf unsere weiterlesen Der Stieglitz – Vogel des Jahres 2016 – in Süd-Niedersachsen

Die Nilgans: Neubürger mit sprödem Charme

„Tröröööh, trött, trött, trött!“. Wer oder was bringt um Himmelswillen solche Töne hervor? Benjamin Blümchen auf Speed? Eine Zweitakterkolonne, die im November 1989 die Göttinger Innenstadt mit Abgasen vernebelt? Weit gefehlt, so klingen Nilgänse bei ihrer ganz normalen Kommunikation. Bei der Balz geht es dagegen fast menschlich zu: Während das Weibchen lustvoll „Äääh“ stöhnt, schnarcht der Gatte. Den weitreichenden Kontaktruf „Onk, Onk“ äußern beide Geschlechter. Ob sich die südafrikanischen Fußballfans bei der Kreation ihrer legendär berüchtigten Vuvuzelas von den Fanfarenstößen ihrer geflügelten Landsleute haben inspirieren lassen, darf stark vermutet werden.Nicht nur das stimmliche Inventar dieser so genannten Halbgans ist absonderlich, sondern auch ihr Aussehen. Auf langen roten Beinen weiterlesen Die Nilgans: Neubürger mit sprödem Charme

Der Habicht – Vogel des Jahres 2015 – in Süd-Niedersachsen: alles andere als ein Kuscheltier

Mit dem Habicht (Accipiter gentilis) hat der NABU eine gute Wahl getroffen. Nach dem Kormoran, Vogel des Jahres 2010, steht erneut eine Vogelart im Blickfeld der Öffentlichkeit, der Naturnutzer immer noch mit blankem Hass begegnen. Im Unterschied zu Kormoran, Rabenkrähe und Elster, für die vom Gesetzgeber unter enormem Lobbydruck großzügige Abschussregelungen festgeschrieben wurden, findet das Töten von Habichten und anderen Greifvogelarten zumeist im Verborgenen statt und wird von den Protagonisten nicht an die große Glocke gehängt. Gleichwohl geraten, nicht zuletzt durch die Aufklärungsarbeit von Organisationen wie dem „Komitee gegen den Vogelmord“ erschreckend viele Fälle illegaler Nachstellungen ans Licht. Man kann nur hoffen, dass – mit dem Habicht als weiterlesen Der Habicht – Vogel des Jahres 2015 – in Süd-Niedersachsen: alles andere als ein Kuscheltier

Der Grünspecht – Vogel des Jahres 2014: Lachsack im Aufwind

Die Wahl des Grünspechts (Picus viridis) zum Vogel des Jahres 2014 durch den NABU bietet die willkommene Gelegenheit zu einem kleinen Regionalporträt unserer zweitgrößten Spechtart. Vorgestellt wird ein faszinierender Vogel, der eine Menge Fragen aufwirft. Verbreitung und Bestandsentwicklung Im süd-niedersächsischen Bergland ist der Grünspecht ein spärlicher Brutvogel, dessen Vorkommen bereits bei Merrem (1789) dokumentiert ist. Sein bevorzugter Lebensraum ist ein Mosaik aus Grünland und anderen Offenflächen, strukturreichen Waldrändern, Obstwiesen, lichten Gehölzen und Gärten. Hier besetzt er Reviere, die bis zu 250 Hektar umfassen können (Blume 1981). Das Innere dichter (Laub-) Wälder meidet er, ebenso die von Koniferen geprägten Hochlagen der großen Waldgebiete im Westen unserer Region (Bramwald, Kaufunger weiterlesen Der Grünspecht – Vogel des Jahres 2014: Lachsack im Aufwind

Die Bekassine – Vogel des Jahres 2013 – in Süd-Niedersachsen: ein Nachruf?

Mit der Bekassine (Gallinago gallinago) hat der NABU eine Vogelart gewählt, deren Anblick beim Betrachter immer wieder Erstaunen hervorruft, nicht selten mit einem Schmunzeln gepaart. Das Erscheinungsbild des gut drosselgroßen Vogels ist in der Tat einzigartig. Die Proportionen scheinen nicht zusammenzupassen: Der tarnfarbene Körper mutet plump und bauchbetont an, der Schnabel ist grotesk lang, die Beine irgendwie zu kurz. Wenn der kleine Watvogel mit nähmaschinenartiger Stochertechnik eine Schlammfläche nach Verwertbarem punktiert und, hoch aufgerichtet, im schnellen Trippelschritt Konkurrenten verjagt, drängt sich der Eindruck auf, dass die Evolution manchmal zu Scherzen aufgelegt ist. Das eigentümliche Design signalisiert jedoch nichts anderes als die perfekte Anpassung an einen feuchten Lebensraum. Mit weiterlesen Die Bekassine – Vogel des Jahres 2013 – in Süd-Niedersachsen: ein Nachruf?

Kleine Reiher im Göttinger Süden

In diesem Frühsommer ließen sich innerhalb der drei Wochen nach Pfingsten am Stadtrand und im Umfeld der Stadt drei Reiherarten beobachten, die in unserer Region nur seltene Gäste sind. Erster in der Runde war ein Rallenreiher (Ardeola ralloides) am Göttinger Kiessee. Endeckt wurde der Vogel früh morgens am Samstag, dem 26.06.2012. Schnell wurden weitere heimische Ornithologen alarmiert, da zu befürchten war, dass der bevorstehende Besucheransturm in diesem stadtnahen Erholungsgebiet, den Reiher schnell wieder vertreiben würde. Aber der Vogel trotzte über 10 Tage regem Bootsverkehr im Wasser und ausschweifenden Grillparties am Seeufer. In den ersten Tagen erkundete er dabei den ca. 800 m messenden See und ließ sich an weiterlesen Kleine Reiher im Göttinger Süden

Warum der Göttinger Gartenrotschwanz ein Laubenpieper ist

Unter diesem feinsinnigen Titel hat Silvio Paul die Ergebnisse einer Kartierung des Gartenrotschwanzes – Vogel des Jahres 2011 – im Göttinger Stadtgebiet aus dem Vorjahr zusammengefasst. Neun Mitarbeiter/innen des Arbeitskreises Göttinger Ornithologen haben sich diesem schmucken Vogel für eine Brutsaison mit viel Freude und Engagement gewidmet. Die Ergebnisse sind auch von überregionalem Interesse und lassen Rückschlüsse auf die Ansprüche und Lebensumstände nicht nur des Gartenrotschwanzes, sondern auch anderer Lichtwald- und Agrarlandarten zu. Die interessante Lektüre kann als pdf hier heruntergeladen werden. H.H. Dörrie

Die Dohle – Vogel des Jahres 2012 – in Süd-Niedersachsen: Fakten und Fragen zu einem sympathischen Heimlichtuer und Krakeeler

Mit unserem kleinsten Rabenvogel hat der NABU erneut eine gute Wahl getroffen, die auch aus regionaler Sicht zu begrüßen ist. Zum einen repräsentiert die Dohle eine Vogelfamilie, die bei der Normalbevölkerung wegen ihrer vermeintlichen „Schädlichkeit“ einen schlechten Ruf genießt. Von den Massakern, die unter ihren Verwandten Rabenkrähe und Elster von schießwütigen Troglodyten alljährlich ganz legal verübt werden, ist sie bislang gesetzlich ausgenommen. Damit das so bleibt, sollte die Wahl zum Anlass genommen werden, die Sympathiewerbung für diesen hochintelligenten Vogel mit einem komplexen und faszinierenden Sozialverhalten zu verstärken. Zum anderen wirft die Entwicklung des regionalen Brutbestands Fragen auf, die bislang nur im Ansatz beantwortet werden können. Dohlen treten in weiterlesen Die Dohle – Vogel des Jahres 2012 – in Süd-Niedersachsen: Fakten und Fragen zu einem sympathischen Heimlichtuer und Krakeeler