Vom Leben und Sterben in Eis und Schnee – der Winter 2009 in Süd-Niedersachsen

Der Winter 2009 war einer der härtesten der jüngeren Regionalgeschichte und machte den südlichen Landeszipfel zum Kältepol Niedersachsens. Zwar fiel er nicht besonders schneereich aus, doch sorgte eine ab dem 31.12.2008 über 15 Tage anhaltende Periode strengen Dauerfrosts mit Nachttemperaturen von bis zu – 24°C dafür, dass sogar die Leine stellenweise zugefroren war. Die Geschiebesperre Hollenstedt war bis auf das schmale Flussbett mit einem dicken Eispanzer bedeckt, ebenso alle Stillgewässer. Am Göttinger Kiessee blieben wegen des Leine-Zulaufs selbst auf dem Höhepunkt der Kältewelle noch ca. 250 m² eisfrei und ermöglichten damit einigen Wasservögeln das Überleben.Mit Sicherheit war dieser Kältewinter, trotz langsam steigender Jahresdurchschnittstemperaturen, aber nicht der letzte und Vom Leben und Sterben in Eis und Schnee – der Winter 2009 in Süd-Niedersachsen weiterlesen

Rotmilan: Flaggschiff mit Schlagseite

Ein Interview Der Rotmilan ist eine Charaktervogelart der offenen Kulturlandschaft und eine Art mit ganz besonderer Bedeutung für den Natur- und Artenschutz. Der AGO-Mitarbeiter Gerd Brunken hat in den zurückliegenden Jahren die Brutbestände dieses eleganten Greifvogels im südlichen Niedersachsen, einem Verbreitungsschwerpunkt der Art, unter die Lupe genommen. Wir sprachen mit ihm über die Ergebnisse seiner Untersuchung. AGO: Herr Brunken, Sie haben sich in den letzten Jahren genauer mit dem Rotmilan in Süd-Niedersachsen beschäftigt. Warum gerade mit dieser Art? G. Brunken: Der Rotmilan ist eine Brutvogelart mit einem kleinen Verbreitungsareal. In Deutschland brütet über die Hälfte der Weltpopulation von insgesamt nur 20.000 bis 25.000 Brutpaaren. Unsere Region gehört zu Rotmilan: Flaggschiff mit Schlagseite weiterlesen

Ab durch die Mitte der Republik: Wegzug Juli – November 2008

Eine Zwergdommel, die sich am 7.8. im Schilfgürtel des Seeburger Sees nur für wenige Sekunden zeigte, trug zur leichten Zunahme der regionalen Nachweise bei. 2007 und 2005 ließ sich diese in ganz Deutschland hochgradig gefährdete kleine Reiherart ebenfalls dort blicken. Die Beobachtungen fielen jedoch allesamt in den Hochsommer oder das Ende der Brutzeit und betrafen unverpaarte Einzelvögel. Die grotesk anmutende „Zutraulichkeit“ einiger junger Schwarzstörche ist in unserer Region mehrfach dokumentiert worden. Besonders krass führte sich ein Jungstorch auf, der sich 2004 bei Volpriehausen mit Schnecken fütterten ließ und sogar bis zur Rezeption im Inneren einer Hotelanlage vordrang. Damit verglichen zeigte der Vogel, der am 6.9. in Lödingsen auf Ab durch die Mitte der Republik: Wegzug Juli – November 2008 weiterlesen

Der Eisvogel in Süd-Niedersachsen – ein Torpedo auf Erfolgskurs

Soll man darüber räsonieren, dass es sich der NABU mit dem Vogel des Jahres 2009 wieder einmal recht einfach gemacht hat? Wären, nur als Beispiel, Habicht und Kolkrabe nicht bessere Kandidaten gewesen? Beide geraten zunehmend ins Visier hasserfüllter Interessengruppen und sind massiven illegalen Verfolgungen ausgesetzt. Dem anachronistischen, aber äußerst vitalen Gedankengut, das Vogelarten in nützlich und schädlich selektiert, kommt man nicht bei, wenn Jahr für Jahr konsensfähige Sympathieträger präsentiert werden. Wie auch immer: Die Wahl des Eisvogels (Alcedo atthis) zum gefiederten Jahresemblem – er durfte sich bereits 1973 dieser Ehrung erfreuen – kann zum Anlass genommen werden, seine Naturgeschichte in unserer Region nachzuzeichnen. Historische Bestandsentwicklung Das waldreiche niedersächsische Der Eisvogel in Süd-Niedersachsen – ein Torpedo auf Erfolgskurs weiterlesen

Die Wachtel in Süd-Niedersachsen und anderswo – Erfolgsgeschichte oder Scheinblüte?

Kommen enigmatische Vogelarten, deren Lebensweise geheimnisumwittert ist, nur in tropischen Regenwäldern oder unzugänglichen Hochtälern der Anden und des Himalaja vor? Keineswegs! Auch unsere extrem erschlossene Nutzlandschaft beherbergt einen gefiederten Leisetreter, der zwar bekannt ist, aber zumeist unsichtbar und kaum erforscht seinen Geschäften nachgeht: die Wachtel (Coturnix coturnix). Ansiedlungs- und Fortpflanzungsstrategie sowie das komplexe Migrationsverhalten dieses faszinierenden Feldbrüters werfen eine Vielzahl von Fragen auf. Verbreitung und langfristige Bestandsentwicklung Im europäischen Maßstab ist die Wachtel mit 2,8 bis 4,7 Millionen „Paaren” (BirdLife International 2004) ein häufiger Brutvogel. Das Gros der kontinentalen Population brütet jedoch in Ost- und Südeuropa. Der niedersächsische Bestand wird für das Jahr 2005 mit 800 rufenden Männchen Die Wachtel in Süd-Niedersachsen und anderswo – Erfolgsgeschichte oder Scheinblüte? weiterlesen

Vom Kühlschrank ins Solarium: Heimzug und Brutzeit in Süd-Niedersachsen, März bis Juni 2008

Das Frühjahr begann mit einem kalten März und Schneefällen bis in die letzte Dekade ausgesprochen ungemütlich. Erst ab Mitte April setzte wärmeres Frühlingswetter ein. Der Mai fiel dagegen überdurchschnittlich warm und außergewöhnlich trocken aus. Im Juni sorgten kurze Regenperioden und vereinzelte Wärmegewitter endlich für die lang ersehnten Niederschläge. Ein Prachttaucher im 2. Kalenderjahr hielt sich am 12.5. auf dem Seeburger See auf. Auf dem Göttinger Kiessee rastete am 25.4. ein Ohrentaucher im Prachtkleid – der erste dort seit 1981. In den Schwanengesang der hinteren Tongrube am Siekgraben bei Rosdorf, die seit dem vergangenen Jahr verfüllt wird, mischte sich ab Mitte April das Balztrillern von Zwergtauchern. Ihnen gelang bis Vom Kühlschrank ins Solarium: Heimzug und Brutzeit in Süd-Niedersachsen, März bis Juni 2008 weiterlesen

Das Birdrace 2008 in Göttingen – ein launiger Rückblick

Einmal im Jahr ergreifen vier sympathische Erfolgstypen (Hans H. Dörrie, Christoph Grüneberg, Mathias Siebner und Nikola Vagt) die Initiative und bieten sich in Gestalt der „Göttinger Sozialbrachvögel“ ehrgeizigen Jungtalenten selbstlos als Projektionsfläche an. Der fernöstlichen Glückskeks-Weisheit „Versuche niemals zu gewinnen, wenn du den Gegner damit kränkst“ verpflichtet, traf sich das alteingesessene Traditionsteam am 3.5. gut ausgeschlafen und ebenso gelaunt um 6.30 Uhr, um danach im dichten Nebel der Leineaue mehr herumzustochern als effizient die Arten abzuhaken. Da waren die ambitionierten, von Silvio Paul, der an diesem Tag umziehen musste, per Handy unterstützten Mitbewerber von „Ave Göttingen!“ (Mischa Drüner, Lisa Hülsmann und Martin Schuck) schon lange auf den Beinen Das Birdrace 2008 in Göttingen – ein launiger Rückblick weiterlesen

Trockene Daten aus der Nasszelle – der Vogelwinter in Süd-Niedersachsen, November 2007 bis Februar 2008

Während der November normal ausfiel und der Dezember sich eher kalt zeigte, waren Januar und Februar, wieder einmal, überdurchschnittlich warm. Niederschläge fielen, zumeist als Regen, in allen vier Monaten in teils enormen Mengen vom Himmel. Im Leinepolder Salzderhelden konnte man deshalb fast schon von einem Daueranstau sprechen. Ein diesjähriger Prachttaucher war vom 8. bis 16.12. Starvogel des Göttinger Kiessees (Foto: Mathias Siebner). Am 17.2. flog aus einem Entwässerungsgraben am Seeanger eine Rohrdommel vor einem Kartierer auf, der eigentlich auf der Suche nach Rebhühnern war. Ende Januar stieg die Zahl überwinternder Silberreiher auf über 60 Individuen. Ein Vogel verbrachte die Wintermonate am Göttinger Kiessee und entwickelte recht schnell, nach Trockene Daten aus der Nasszelle – der Vogelwinter in Süd-Niedersachsen, November 2007 bis Februar 2008 weiterlesen

Neues von unerwünschten Fischfressern und pelzigen Neubürgern

Was im milden Winter 2006 begonnen hatte, setzte sich im Folgejahr 2007 fort: Kormorane richten sich außerhalb der Brutzeit vermehrt am Göttinger Kiessee ein und weißeln mit ihrem Kot die Bäume auf der kleinen Insel. In den Vorjahren traten sie in Göttingen zumeist erst nach dem Zufrieren der Stillgewässer und eher spärlich in Erscheinung, vor allem an der Leine zwischen Sandweg und Rosdorfer Weg sowie nahe der Stegemühle.Im November 2007 stiegen die Zahlen wiederum auf bis zu 55 Individuen. Die Herausbildung einer Rast- und Überwinterungstradition an der Peripherie des städtischen Siedlungsbereichs könnte mit den steigenden Abschüssen an Werra und Rhume zusammenhängen, die allein im Jahr 2005 57 Kormoranen Neues von unerwünschten Fischfressern und pelzigen Neubürgern weiterlesen

Der Kuckuck in Süd-Niedersachsen – ein Schlawiner mit Problemen

Mit dem Kuckuck als „Vogel des Jahres 2008“ hat der NABU eine gute Wahl getroffen. Der Frühlingsbote ist nicht nur populär, sondern unter den einheimischen Vögeln in vielerlei Hinsicht ein Unikum. Die meisten Menschen kennen diesen faszinierenden Brutparasiten vor allem wegen des weittragenden Rufs der Männchen, dem er seinen in vielen Sprachen gleichlautenden oder ähnlichen Namen verdankt. Die heimlichen, aber für die Populationsgröße ausschlaggebenden Weibchen geraten viel seltener ins Blickfeld. Kuckucksbruten werden von Normalbürgern und Feldornithologen meist nur durch Zufall entdeckt. Der Anblick eines bräsigen Fressacks, der das Nest seiner Adoptiveltern bis an den höchsten Bord ausfüllt, ist unvergesslich, ebenso die Fütterung, bei der die kleinen Wirtsvögel bis Der Kuckuck in Süd-Niedersachsen – ein Schlawiner mit Problemen weiterlesen

Bonjour tristesse – die Wegzugsaison 2007

Spätsommer und Herbst 2007 haben allen, die an ein natürliches Gleichgewicht partout nicht glauben wollen, eine Lehre erteilt: Im Vergleich zum Heimzug mit seinen zahlreichen Aufregern kam der Wegzug fast schon mit einer Tarnkappe daher und rückte alles wieder ins rechte Lot. Eine Zwergdommel hielt sich am 6. und 7.8. am Seeburger See auf. Silberreiher erreichten mit bis zu 41 Ind. im Leinepolder Salzderhelden bereits Anfang Oktober eine recht hohe Anzahl. Am 22.8. rasteten 31 Weißstörche im Seeanger, darunter etliche mit Brandenburger Ringen – waren das nun Ostzieher auf Umwegen oder nicht? Am 23.8. wurden über dem nach schweren Regenfällen aufgestauten Leinepolder 10 Säbelschnäbler gesehen, die einen Regionalrekord Bonjour tristesse – die Wegzugsaison 2007 weiterlesen

Einflug des Wachtelkönigs im Gebiet der Stadt Göttingen im Frühsommer 2007

Ab Mitte Juni 2007 kam es im Göttinger Stadtgebiet zu einem bemerkenswerten Einflug von Wachtelkönigen (Crex crex). Rufende Männchen erschienen in mindestens sechs verschiedenen Gebieten und konnten hier teilweise bis in die zweite Julidekade gehört werden. Die Rufplätze befanden sich in der Regel in hochwüchsigem Mähgrünland oder in Brachen.Über die Ursachen des Einflugs, der sich auch in anderen Regionen (z.B. Westfalen) manifestierte, sind letztlich nur Spekulationen möglich. Die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Göttingen hat sich erfolgreich um den Schutz der Vögel bemüht und eine Verschiebung der Mähtermine soweit wie möglich nach hinten erreicht.Der Wachtelkönig ist ein Brutvogel offener, hochgrasiger und möglichst extensiv bewirtschafteter Grünlandflächen. Als Optimalhabitate gelten in Einflug des Wachtelkönigs im Gebiet der Stadt Göttingen im Frühsommer 2007 weiterlesen