Das Birdrace 2010 im Göttinger Land

Weil der Internationale Kampftag der Arbeiterklasse dieses Jahr auf den ersten Samstag des Wonnemonats fiel, fand das Birdrace eine Woche später am 8. Mai statt – dem Jahrestag der Befreiung vom Faschismus 1945, der jedoch von den allermeisten VogelbeobachterInnen nur noch als interessantes Datum für gefiederte Seltenheiten wahrgenommen wird.Bei passablen Witterungsbedingungen (windstill, weitgehend trocken und bis zu 15°C warm) traten in der Region gleich vier Teams gegen- und miteinander an. Wer mag, kann ihre nach Arten und Uhrzeit der Entdeckung gegliederte Gesamtausbeute auf der Homepage des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) umfassend in Augenschein nehmen. Das in zahlreichen Niederlagen gestählte Traditionsteam der „Göttinger Sozialbrachvögel“ (seit 2005 dabei) hatte sich Das Birdrace 2010 im Göttinger Land weiterlesen

Endlich: Sensationelle Fotos freigegeben!

2007 wurde der englische Spielfilm „Irina Palm“ (Regie: Sam Gabarski) auf der Berlinale uraufgeführt und erhielt 27 Minuten lange, stehende Ovationen. In der Titelrolle verkörpert die grandiose Marianne Faithfull, deren Leben von Abstürzen und Auferstehungen geprägt ist wie kaum ein zweites, anrührend und komisch zugleich eine mittellose Hausfrau, die ihrem todkranken Enkel eine kostspielige Behandlung in Australien finanziert. Sie tut dies, indem sie – unter dem Künstlerinnennamen „Irina Palm“ – sexuell überfrachteten Londoner Männern durch ein Loch in der Wand eines Sexclubs („Glory Hole“) im Handumdrehen Erleichterung verschafft. Nach kurzer Zeit wird sie, ihrer speziellen Begabung wegen, zur vielgefragten Hauptattraktion des Etablissements. Sie entwickelt eine Wertschätzung der eigenen Endlich: Sensationelle Fotos freigegeben! weiterlesen

Der Winter 2009/2010 oder: Wenn Niedersachsens südlicher Zipfel zum Eiszapfen gefriert

Der Januar 2010 war der wärmste oder zweitwärmste seit Beginn meteorologischer Aufzeichnungen (WetterOnline-Forum vom 5.2.). Wie bitte? Durchgeknallt, oder was? Von wegen: Global betrachtet trifft diese für unsere Breiten grotesk anmutende Aussage durchaus zu. Das pazifische Wetterphänomen “El Niño” drückte sich in einer starken Erwärmung des Meerwassers aus, während sich gleichzeitig als Antipode ein zähes Kältetief über dem Nordatlantik festsetzte. Auf der südlichen Halbkugel war es mithin viel zu warm, auf der nördlichen dagegen saukalt. Wenn man die extremen Temperaturunterschiede zum Jahresbeginn 2010 wie in einem Cocktailschwenker schüttelt (oder verrührt, das ist in diesem Fall egal!), kommt als Ergebnis ein Global-Durchschnittswert heraus, der über dem langjährigen Mittel liegt. Der Winter 2009/2010 oder: Wenn Niedersachsens südlicher Zipfel zum Eiszapfen gefriert weiterlesen

„Göttingens gefiederte Mitbürger. Streifzüge durch die Vogelwelt einer kleinen Großstadt“

Unter diesem sympathisch verschnarchten Titel ist, nach einer elefantösen Tragzeit von 22 Monaten, ein kleines Buch ans Licht der Öffentlichkeit gelangt. Sein Inhalt ist jedoch nur bedingt für die Kaffeetafel geeignet. Vielmehr wird hier der Versuch unternommen, dem interessierten Normalbürger Einblicke in ökologische Prozesse und in die Auswirkungen menschlicher Umgestaltungen zu verschaffen, deren Bedeutung für Vogelpopulationen gar nicht hoch genug angesetzt werden kann. Möglicherweise könnte sogar der eine oder andere Vogelkundler von der Lektüre profitieren… Das mit über 150 Fotos, Tabellen und Karten reich bebilderte Werk konzentriert sich in seinem Hauptteil auf die Brutvögel des 116 km² großen Göttinger Stadtgebiets und deren arttypische Lebensräume. Auf der Basis von „Göttingens gefiederte Mitbürger. Streifzüge durch die Vogelwelt einer kleinen Großstadt“ weiterlesen

Eisvogel fängt Spitzmaus?

„Fischer sind vielfach langweilige, mürrische, einsiedlerische Gesellen, bei den Tieren sowohl wie bei den Menschen, und das gilt auch für den Eisvogel.“ So sah das zumindest Flöricke im Jahre 1907 [1]. Eisvögel ernähren sich tatsächlich vorwiegend von kleinen Fischen, im Sommerhalbjahr teilweise auch von Insekten [2]. Im Winter jedoch, wenn viele Gewässer zugefroren sind, kommen die Vögel nur schwer an ihre Beute. In harten Wintern wie diesem haben sie es besonders schwer und es kommt zu radikalen Bestandseinbußen, von denen sich lokale Populationen zum Teil erst nach Jahren wieder erholen [3]. Auf ihrer verzweifelten Suche nach eisfreien Gewässern kann man Eisvögel in der Nähe menschlicher Behausungen und sogar Eisvogel fängt Spitzmaus? weiterlesen

Wenig Neues unter der Sonne: Späte Brutzeit und Wegzug, August bis Dezember 2009

Am 8.11. und vom 16. bis 29.11. gerieten am Seeburger See diesjährige Sterntaucher ins Visier. An den Northeimer Kiesteichen und an der Kiesgrube Reinshof hielt sich vom 15. bis 22.11. bzw. vom 19. bis 25.11. je ein Prachttaucher auf. An der Leine am südlichen Göttinger Stadtrand betrug der traditionelle Rastbestand des Zwergtauchers nicht mehr als sechs Ind. und lag damit um 50 Prozent unter den langjährig ermittelten Zahlen. Dies könnte mit dem gebietsweise strengen Winter 2008/2009 zusammenhängen, der für erhebliche Verluste bei dieser empfindlichen Art gesorgt hat. Am Göttinger Kiessee fiel der Ausfliegerfolg von vier Haubentaucher-Paaren wiederum sehr mäßig aus: Nur zwei Jungvögel aus einer von drei Bruten Wenig Neues unter der Sonne: Späte Brutzeit und Wegzug, August bis Dezember 2009 weiterlesen

Der Kormoran – Vogel des Jahres 2010 – in Süd-Niedersachsen

Alle Achtung! Der kollektive Wutausbruch der Sportangler-Lobby im Internet und anderswo belegt, dass der NABU mit seiner Wahl richtig gelegen hat. Endlich mal kein konsensfähiger Sympathieträger, an dem sich umtriebige Vogelschützer mit Biotopverbesserungen, Nisthilfen u.ä. abarbeiten können, sondern ein umstrittener „Problemvogel“ im bleihaltigen Spannungsfeld von Naturschutz- und Naturnutzerinteressen. Die Göttinger Vogelkundler haben sich schon immer für den knorrigen Ruderfüßler stark gemacht, zuletzt in der Glosse „Neues von unerwünschten Fischfressern und pelzigen Neubürgern“ vom 27.11.2007 auf dieser Homepage. Der Wahl können sie wärmstens und zudem mit einer gewissen Genugtuung applaudieren. Einst und jetzt Die Naturgeschichte des Kormorans (Phalacrocorax carbo) in unserer Region ist schnell erzählt. Bis zum Beginn der Der Kormoran – Vogel des Jahres 2010 – in Süd-Niedersachsen weiterlesen

Heimzug und Brutzeit 2009: „Die größte Offenbarung ist die Stille“

Auf den harten Winter folgte ein warmer und trockener April, der Mai war von keinerlei Extremen gekennzeichnet, während der Juni immerhin eine ausgeprägte Schafskälte bereithielt. Ähnlich unspektakulär gestaltete sich das Auftreten der Brut- und Gastvögel. Für Vogelbeobachter, die unter Bluthochdruck oder jäh einsetzenden Erregungszuständen leiden, waren Frühling und Frühsommer 2009 ein wahrer Jungbrunnen. Für alle anderen haben wir zum Trost ein tiefgründiges Lao-Tse-Zitat von zeitloser Gültigkeit in die Überschrift aufgenommen… Ein Seidenreiher beehrte am 14.5. den Seeanger nur kurz. Süd-Niedersachsens erste Kaisergans am 17.5. ebenda war mit Sicherheit kein Klimaflüchtling aus arktischen Gefilden, sondern bereicherte lediglich die regionale Liste von Gefangenschaftsflüchtlingen. In den Vortagen hatte sie sich im Heimzug und Brutzeit 2009: „Die größte Offenbarung ist die Stille“ weiterlesen

10 Jahre Arbeitskreis Göttinger Ornithologen (AGO): Begrüßung der Festgemeinde am 5. Juni 2009 im Göttinger Umwelt- und Naturschutzzentrum

Liebe Anwesende! In nur 10 Jahren, also einer naturgeschichtlichen Millisekunde, können sich im Leben von Vogelpopulationen rasante Veränderungen – zum Guten wie zum Schlechten – vollziehen. Darüber wird G. Brunken später referieren. Sein Beitrag soll in erweiterter Form im nächsten Heft der „Naturkundlichen Berichte…” erscheinen. Zuvor bitte ich um Aufmerksamkeit für einige Anmerkungen zur Bestandsdynamik, ökologischen Nischenbesetzung und reproduktiven Fitness unseres Arbeitskreises im ersten Jahrzehnt seines Bestehens. Vorgeschichte Mit Beginn des Jahres 1990 schlief die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Süd-Niedersachsen (OAG) sanft und unwiderruflich ein. Nur auf der Homepage des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) und im Adressenverzeichnis des „Falke”-Taschenkalenders fristet sie – als Zombie im Karteikartenformat – noch eine schemenhafte 10 Jahre Arbeitskreis Göttinger Ornithologen (AGO): Begrüßung der Festgemeinde am 5. Juni 2009 im Göttinger Umwelt- und Naturschutzzentrum weiterlesen

Das Birdrace 2009 im Göttinger Land

Ist man auf ewig dazu verdammt, in einer trostlosen Wiederholung von Kalamitäten zu vegetieren – gebeutelt von kapitalistischen Krisen, hinters Licht geführt von den Herrschenden, angeekelt vom klebrigen Auswurf der Unterhaltungsindustrie? Und sind es im Grunde nicht immer die gleichen Vogelarten, die als sogenannte Seltenheiten unsere Region beehren? Gibt es wirklich nichts Neues unter der Sonne? Auf diese existentielle Frage hat das in drei Niederlagen gestählte Quartett der “Göttinger Sozialbrachvögel” (Hans H. Dörrie, Christoph Grüneberg, Mathias Siebner und Frontfrau Nikola Vagt) jetzt eine Antwort erhalten. Sie lautet: Nein! Zum ersten Mal wurden wir nämlich nicht gedemütigt! 113 Vogelarten in ca. 18 Stunden sind für einen kleinen Ausschnitt des Das Birdrace 2009 im Göttinger Land weiterlesen

Vom Leben und Sterben in Eis und Schnee – der Winter 2009 in Süd-Niedersachsen

Der Winter 2009 war einer der härtesten der jüngeren Regionalgeschichte und machte den südlichen Landeszipfel zum Kältepol Niedersachsens. Zwar fiel er nicht besonders schneereich aus, doch sorgte eine ab dem 31.12.2008 über 15 Tage anhaltende Periode strengen Dauerfrosts mit Nachttemperaturen von bis zu – 24°C dafür, dass sogar die Leine stellenweise zugefroren war. Die Geschiebesperre Hollenstedt war bis auf das schmale Flussbett mit einem dicken Eispanzer bedeckt, ebenso alle Stillgewässer. Am Göttinger Kiessee blieben wegen des Leine-Zulaufs selbst auf dem Höhepunkt der Kältewelle noch ca. 250 m² eisfrei und ermöglichten damit einigen Wasservögeln das Überleben.Mit Sicherheit war dieser Kältewinter, trotz langsam steigender Jahresdurchschnittstemperaturen, aber nicht der letzte und Vom Leben und Sterben in Eis und Schnee – der Winter 2009 in Süd-Niedersachsen weiterlesen

Rotmilan: Flaggschiff mit Schlagseite

Ein Interview Der Rotmilan ist eine Charaktervogelart der offenen Kulturlandschaft und eine Art mit ganz besonderer Bedeutung für den Natur- und Artenschutz. Der AGO-Mitarbeiter Gerd Brunken hat in den zurückliegenden Jahren die Brutbestände dieses eleganten Greifvogels im südlichen Niedersachsen, einem Verbreitungsschwerpunkt der Art, unter die Lupe genommen. Wir sprachen mit ihm über die Ergebnisse seiner Untersuchung. AGO: Herr Brunken, Sie haben sich in den letzten Jahren genauer mit dem Rotmilan in Süd-Niedersachsen beschäftigt. Warum gerade mit dieser Art? G. Brunken: Der Rotmilan ist eine Brutvogelart mit einem kleinen Verbreitungsareal. In Deutschland brütet über die Hälfte der Weltpopulation von insgesamt nur 20.000 bis 25.000 Brutpaaren. Unsere Region gehört zu Rotmilan: Flaggschiff mit Schlagseite weiterlesen